Fritz Hornschuch: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Geheimrat]] Dr.-Ing. h.c. '''Friedrich "Fritz" Hornschuch ''' (geb. [[10. September]] [[1874]] in der [[Maxstraße]] 36 in Fürth; gest. [[16. April]] [[1955]] in Kulmbach) war ein [[Ingenieur|Textilingenieur]], [[Industrieller]] und [[Stifter]]. Noch im Kaiserreich wurde Hornschuch mit dem Titel eines Kommerzienrats geehrt.  
[[Geheimrat]] Dr.-Ing. h. c. '''Friedrich "Fritz" Hornschuch ''' (geb. [[10. September]] [[1874]] in der [[Maxstraße]] 36 in Fürth; gest. [[16. April]] [[1955]] in Kulmbach) war ein [[Ingenieur|Textilingenieur]], [[Industrieller]] und [[Stifter]]. Noch im Kaiserreich wurde Hornschuch mit dem Titel eines Kommerzienrats geehrt.  


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Fritz Hornschuch war ein Sohn des Industriellen [[Christian Heinrich Hornschuch]] ([[1838]]–[[1912]]) aus dessen zweiter Ehe mit Maria Johanna Ott. Nach dem Studium an dem staatlichen Technikum für Textilindustrie in Reutlingen kam er im Jahr [[1900]] in die väterliche Spinnerei in Kulmbach, die er bereits ein Jahr zuvor [[1899]] erworben hatte. Dort übernahm er die Geschäftsleitung und baute die eher noch kleine Bauwollfabrik in ein großes und führendes Textilunternehmen aus, mit bis zu 3.700 Beschäftigten. Damit war die Spinnerei bis kurz vor Kriegsbeginn [[1937]] einer der größten Arbeitgeber in der Region. Die Spinnerei wurde zuvor [[1863]] durch die Bürger des Ortes gegründet. Bereits [[1870]] wurde das Unternehmen umgewandelt in eine Aktengesellschaft, dessen Mehrheit [[Christian Heinrich Hornschuch]] [[1899]] kaufte, und somit in den Besitz kam. Nach einem Brand im Hauptgebäude in Kulmbach nutzte Fritz Hornschuch diese Chance und errichtete nach damaligen Verhältnissen eine der modernsten Spinnereien in Deutschland, mit englischen Maschinen in modernen Sälen zur Herstellung von Garnen und Fäden, sowie verschiedenen Stoffen. Zusätzlich eröffnete Zweigniederlassungen in Mainleus und baute diese bis in den Anfängen des 20. Jahrhunderts aus. Die Wurzeln nach Fürth schienen hier noch zu bestehen, denn sowohl der Neubau in Kulmbach nach dem Brand, also auch die Zweigniederlassung in Mainleus wurde von dem bekannten Fürther Architekten [[Adam Egerer]] entworfen und ausgeführt.<ref>Adrian Roßner: Die Kulmbacher Spinnerei - Homepage, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:30 Uhr - [https://www.adrianrossner.com/kulmbacher-spinnerei/ online abrufbar]</ref> Neben den Geschäftshäusern zeichnete sich Hornschuch auch für sein soziales Engagement aus. So errichtete er u.a. ein ca. 3 ha große Wohnkolonie für seine Arbeiter, die bis heute noch "Hornschuchhausen" genannt wird. Weiterhin baute Hornschuch für seine Belegschaft eine Turnhalle, einen Kindergarten, eine Bücherei und mehrere Kantinen, so dass der Betrieb in Mainleus quasi zu einer eigenen Kleinstadt mutierte. Bis [[1939]] bauchte Hornschuch insgesamt 51 Wohnhäuser für etwa 300 Bewohner. Dieses Ensemble existiert heute noch (Stand 2018). Nach dem [[1. Weltkrieg]] gelang Hornschuch durch verschiedene Produktionstechniken der Einstieg in die Herstellung von synthetischen Fasern, womit er ein Pionier in diesem Bereich wurde. Nach Ende des [[2. Weltkrieg]]es wurde Fritz Hornschuch von [[1945]] bis [[1948]] zwangsweise von den US-Militärbehörden von seinen Posten als Geschäftsführer entfernt, was auf eine gewisse Nähe zur [[NSDAP]] oder gar Mitgliedschaft vermuten läßt. Erst [[1948]] gelang ihm die Rückkehr in die Firmenleitung.<ref>Haus der Bayerischen Geschichte: Friedrich Hornschuch - online abgerufen am 9. August 2018 | 22:43 Uhr</ref>
Fritz Hornschuch war ein Sohn des Industriellen [[Christian Heinrich Hornschuch]] ([[1838]]–[[1912]]) aus dessen zweiter Ehe mit Maria Johanna Ott. Nach dem Studium am staatlichen Technikum für Textilindustrie in Reutlingen kam er im Jahr [[1900]] in die väterliche Spinnerei in Kulmbach. Diese Spinnerei war [[1863]] durch die Bürger des Ortes als "Mechanische Baumwollenspinnerei Kulmbach" gegründet und nach einem Konkurs bereits [[1870]] in die Aktiengesellschaft "Kulmbacher Spinnerei" umgewandelt worden, deren Mehrheit Christian Heinrich Hornschuch [[1899]] erwarb. Dort übernahm Fritz Hornschuch die Geschäftsleitung und baute die eher noch kleine Baumwollspinnerei zu einem großen und führenden Textilunternehmen mit rund 3700 Beschäftigten im Jahr 1938 aus. Bis kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Kulmbacher Spinnerei so zu einem der größten Arbeitgeber in der Region.<ref>Martin Pöhner, Dieter Pöhner: Firmenjubiläum 100 Jahre Kulmbacher Spinnerei in Mainleus. Sonderausgabe der Werkszeitung KSP-Report. Hrsg. von der Kulmbacher Spinnerei. Mainleus 2007.</ref>
 
Nach einem Brand im Hauptgebäude in Kulmbach [[1903]] nutzte Fritz Hornschuch die Chance und errichtete nach damaligen Verhältnissen eine der modernsten Spinnereien in Deutschland, mit englischen Maschinen in modernen Sälen zur Herstellung von Garnen. Zusätzlich gründete er bereits [[1907]] einen Zweigbetrieb in [[wikipedia:Mainleus|Mainleus]] und baute diesen in den folgenden Jahren weiter aus, u.a. durch die Angliederung einer eigenen Weberei zur Herstellung von verschiedenen Stoffen. Die Wurzeln nach Fürth schienen hier noch zu bestehen, denn sowohl der Neubau in Kulmbach nach dem Brand, als auch die Zweigniederlassung in Mainleus wurden von dem bekannten Fürther Architekten [[Adam Egerer]] entworfen und nach seinen Plänen ausgeführt.<ref>Adrian Roßner: Die Kulmbacher Spinnerei - Homepage, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:30 Uhr - [https://www.adrianrossner.com/kulmbacher-spinnerei/ online]</ref>
 
Neben dem wirtschaftlichen Erfolg zeichnete sich Hornschuch auch durch sein soziales Engagement aus. So errichtete er u. a. eine ca. 3 ha große Wohnkolonie für seine Arbeiter, die bis heute noch "[[wikipedia:Liste der Baudenkmäler in Mainleus#Ensemble Arbeitersiedlung Hornschuchshausen|Hornschuchshausen]]" genannt wird. Weiterhin baute Hornschuch für seine Belegschaft eine Turnhalle, einen Kindergarten, eine Bücherei und richtete Kantinen ein, sodass der Betrieb in Mainleus und die anschließende Arbeitersiedlung quasi zu einer eigenen Kleinstadt mutierten. Bis [[1939]] baute Hornschuch insgesamt 51 Wohnhäuser für etwa 300 Bewohner. Dieses Ensemble existiert heute noch (Stand 2018). Nach dem [[1. Weltkrieg]] gelang Hornschuch durch verschiedene Produktionstechniken der Einstieg in die Herstellung von synthetischen Fasern, womit er ein Pionier in diesem Bereich wurde. Nach Ende des [[2. Weltkrieg]]es wurde Fritz Hornschuch von [[1945]] bis [[1948]] zwangsweise von den US-Militärbehörden von seinem Posten als Geschäftsführer entfernt, was auf eine gewisse Nähe zur [[NSDAP]] schließen oder gar Mitgliedschaft vermuten lässt. Erst [[1948]] gelang ihm die Rückkehr in die Firmenleitung.<ref>Haus der Bayerischen Geschichte: Friedrich Hornschuch, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:43 Uhr - [https://www.hdbg.eu/biografien/detail/dr-ing-h-c-friedrich-hornschuch/4861/ online]</ref>


Die Spinnerei wurde nach dem Tod Hornschuchs ([[1955]]) noch weiter geführt. Bis dato war die Kulmbacher Spinnerei (KSP) eine der größten Bund- und Spezialitätenspinnereien in der Bundesrepublik, allerdings begannen bereits Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, bedingt durch das Einsetzen der [https://de.wikipedia.org/wiki/Textilindustrie Textikrise] in Deutschland. [[1972]] wurde die KSP durch die Färberei F.C. Bayerlein in Bayreuth und der Spinnerei Hohf & Zimmermann in Marktschorgast übernommen. Der Hauptbetrieb in Kulmbach wurde am [[30. Juni]] [[1994]] stillgelegt, der restliche Gesamtbetrieb verlagert nach Mainleus. [[2010]] musste auch dieser Betrieb Insolvenz anmelden und die angrenzenden Betriebsstellen in Kulmbach (Spinnerei und Färberei), sowie die Hauptniederlassung in Mainleus im April [2013]] dauerhaft geschlossen, so dass das Traditionsunternehmen nach 150 Jahren endgültig Geschichte ist.<ref>inFranke.de: Kulmbacher Spinnerei endgültig geschlossen. Online abgerufen am 9. August 2018 | 22:03 Uhr - [https://www.infranken.de/regional/kulmbach/Kulmbacher-Spinnerei-endgueltig-geschlossen;art312,409608#no_accepted online abrufabar]</ref>  
Die Spinnerei wurde nach dem Tod Hornschuchs ([[1955]]) noch weiter geführt. Bis dato war die Kulmbacher Spinnerei (KSP) eine der größten Bunt- und Spezialitätenspinnereien in der Bundesrepublik, allerdings begannen bereits Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, bedingt durch das Einsetzen der [[wikipedia:Textilindustrie|Textilkrise]] in Deutschland. [[1972]] übernahm die KSP die Spinnerei und Färberei F. C. Bayerlein in Bayreuth und die Spinnerei Hohf & Zimmermann in Marktschorgast. Beide Betriebsteile waren jedoch unrentabel und wurden bereits nach wenigen Jahren geschlossen. Der Hauptbetrieb in Kulmbach wurde am [[30. Juni]] [[1994]] stillgelegt, der restliche Gesamtbetrieb nach Mainleus verlagert. [[2010]] musste auch dieser Betrieb Insolvenz anmelden und die Spinnerei in Mainleus Ende [[2012]] sowie die Färberei in Mainleus im April [[2013]] dauerhaft schließen, sodass das Traditionsunternehmen nach 150 Jahren endgültig Geschichte ist.<ref>inFranken.de: Kulmbacher Spinnerei endgültig geschlossen, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:03 Uhr - [https://www.infranken.de/regional/kulmbach/Kulmbacher-Spinnerei-endgueltig-geschlossen;art312,409608#no_accepted online]</ref>  


In Kulmbach wird ein Teil der ehemaligen Geschäftsgebäude unter dem Namen "Alte Spinnerei" als Kinder- und Jugendzentrum durch die Stadt und dem Landkreis Kulmbach genutzt. Weitere Teile der ehem. Geschäftsräume wurden [[1996]] durch Teilabriss und Erweiterung in ein Einkaufszentrum umgewandelt, dass seit [[1999]] unter dem Namen "Fritz" firmiert.<ref>Homepage: Fritz - Ihr Einkaufszentrum. Online abgerufen am 9. August 2018 | 22:04 Uhr - [https://www.fritz-einkaufszentrum.de/ online abrufbar]</ref>
In Kulmbach wird ein Teil der ehemaligen Spinnereigebäude unter dem Namen "Alte Spinnerei" als Kinder- und Jugendzentrum durch die Stadt und den Landkreis Kulmbach genutzt. Weitere Teile der ehem. Fabrikgebäude wurden ab [[1997]] durch Teilabriss und Erweiterung in ein Einkaufszentrum umgewandelt, das seit der Eröffnung [[1999]] unter dem Namen "Fritz" firmiert.<ref>Homepage: Fritz - Ihr Einkaufszentrum, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:04 Uhr - [https://www.fritz-einkaufszentrum.de/ online]</ref>


== Auszeichnungen und Ehrungen ==
== Auszeichnungen und Ehrungen ==
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* Ehrenbürger von Kulmbach [[1922]]
* Ehrenbürger von Kulmbach [[1922]]
* Ehrensenator der Universität Erlangen [[1926]]
* Ehrensenator der Universität Erlangen [[1926]]
* Ehrenbürger von von Mainleus und Burghaig [[1934]], sowie von Wernstein und Veitlahm [[1938]]
* Ehrenbürger von Mainleus und Burghaig [[1934]] sowie von Wernstein und Veitlahm [[1938]]
* Großes [[Bundesverdienstkreuz]] mit Stern [[1954]]
* Großes [[Bundesverdienstkreuz]] mit Stern [[1954]]
* ''Fritz-Hornschuch-Straße'' in Kulmbach und Burghaig
* ''Fritz-Hornschuch-Straße'' in Kulmbach und Burghaig
* ''Fritz-Hornschuch-Platz'' in Mainleus
* ''Fritz-Hornschuch-Platz'' in Mainleus
* ''Geheimrat-Dr.-Fritz-Hornschuch-Naturpfad'' rund um Kassendorf
* ''Geheimrat-Dr.-Fritz-Hornschuch-Naturpfad'' rund um Kasendorf
* Einkaufszentrum ''fritz'' in Kulmbach
* Einkaufszentrum ''fritz'' in Kulmbach
* Fritz-Hornschuch-Bad in Mainleus
* Fritz-Hornschuch-Bad in Mainleus


==Weblinks==
==Weblinks==
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Hornschuch Fritz Hornschuch] in der Wikipedia
* [[wikipedia:Fritz Hornschuch|Fritz Hornschuch]] (Wikipedia)
* Fritz - Einkaufszentrum - [https://www.fritz-einkaufszentrum.de/ Homepapge]
* Martin Pöhner: ''„Von der Kulmbacher Spinnerei zum Universitätsstandort – ein Stadtviertel im Wandel der Zeit”''. Begleitheft zur Ausstellung der Universität Bayreuth „Innovationen – gestern und heute”, November 2019 - [https://www.f7.uni-bayreuth.de/pool/dokumente/F7_Historische-Entwicklung-Spinnerei_2019.pdf online]
* Adrin Rossner - Die Kulmbacher Spinnerei [https://www.adrianrossner.com/kulmbacher-spinnerei/ Homepage]
* Adrian Rossner: Die Kulmbacher Spinnerei - [https://www.adrianrossner.com/kulmbacher-spinnerei/ Homepage]
* Villa Hornschuchhöhe: Ausflug zu einer Fabrikanten-Villa - [https://jochenbake.de/fabrikantenvilla-lost-place/ online]
* Fritz-Einkaufszentrum - [https://www.fritz-einkaufszentrum.de/ Homepage]


==Literatur==
==Literatur==
* Hermann Ströle: ''[[50 Jahre Konrad Hornschuch (Buch)|50 Jahre Konrad Hornschuch]] - Darin leben und weben wir''. Karl Hofmann Verlag Stuttgart, 1956
* ''Hornschuch, Fritz''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, [[1968]], S. 180 f.
* ''Hornschuch, Fritz''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, [[1968]], S. 180 f.
* Georg Schwarz: ''Der „Fritz-Hornschuch-Naturpfad“ bei Kassendorf. Ein Rück- und Ausblick zu seinem 50jährigen Bestehen''. Hrsg.: Regierung von Oberfranken. Bayreuth: Regierung von Oberfranken, [[1986]], 48 S. (Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken; Nr. 127)
* Martin Pöhner: ''Die Villa Hornschuchhöhe des Kulmbacher Spinnereidirektors Fritz Hornschuch.'' In: Colloquium Historicum Wirsbergense (Hrsg.): Geschichte in Franken. Band 2. Lichtenfels 2018, S. 75–120.
* Martin Pöhner: ''Die Arbeitersiedlung Hornschuchhausen in Mainleus. Ein patriarchalischer Beitrag zur Lösung der sozialen Frage im Industriezeitalter.'' In: Colloquium Historicum Wirsbergense (Hrsg.): Geschichte in Franken. Band 1. Lichtenfels 2016, S. 49–94.
* Georg Schwarz: ''Der „Fritz-Hornschuch-Naturpfad“ bei Kasendorf. Ein Rück- und Ausblick zu seinem 50jährigen Bestehen''. Hrsg.: Regierung von Oberfranken. Bayreuth: Regierung von Oberfranken, [[1986]], 48 S. (Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken; Nr. 127)
* Natalie Sattler: ''Fritz Hornschuch - ein Unternehmer in seiner Zeit''. Hrsg.: Regierung von Oberfranken. Bayreuth: Regierung von Oberfranken, [[2004]], 32 S. (Oberfränkischer Schulanzeiger: Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger; Nr. 317)
* Natalie Sattler: ''Fritz Hornschuch - ein Unternehmer in seiner Zeit''. Hrsg.: Regierung von Oberfranken. Bayreuth: Regierung von Oberfranken, [[2004]], 32 S. (Oberfränkischer Schulanzeiger: Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger; Nr. 317)


==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Christian Heinrich Hornschuch]]
* [[Christian Heinrich Hornschuch]]
* [[Friedrich Konrad Hornschuch]]
* [[Hornschuch]] (Namensklärung)
* [[Hornschuch]] (Namensklärung)



Aktuelle Version vom 29. Januar 2024, 00:47 Uhr

Geheimrat Dr.-Ing. h. c. Friedrich "Fritz" Hornschuch (geb. 10. September 1874 in der Maxstraße 36 in Fürth; gest. 16. April 1955 in Kulmbach) war ein Textilingenieur, Industrieller und Stifter. Noch im Kaiserreich wurde Hornschuch mit dem Titel eines Kommerzienrats geehrt.

Leben und Wirken

Fritz Hornschuch war ein Sohn des Industriellen Christian Heinrich Hornschuch (18381912) aus dessen zweiter Ehe mit Maria Johanna Ott. Nach dem Studium am staatlichen Technikum für Textilindustrie in Reutlingen kam er im Jahr 1900 in die väterliche Spinnerei in Kulmbach. Diese Spinnerei war 1863 durch die Bürger des Ortes als "Mechanische Baumwollenspinnerei Kulmbach" gegründet und nach einem Konkurs bereits 1870 in die Aktiengesellschaft "Kulmbacher Spinnerei" umgewandelt worden, deren Mehrheit Christian Heinrich Hornschuch 1899 erwarb. Dort übernahm Fritz Hornschuch die Geschäftsleitung und baute die eher noch kleine Baumwollspinnerei zu einem großen und führenden Textilunternehmen mit rund 3700 Beschäftigten im Jahr 1938 aus. Bis kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Kulmbacher Spinnerei so zu einem der größten Arbeitgeber in der Region.[1]

Nach einem Brand im Hauptgebäude in Kulmbach 1903 nutzte Fritz Hornschuch die Chance und errichtete nach damaligen Verhältnissen eine der modernsten Spinnereien in Deutschland, mit englischen Maschinen in modernen Sälen zur Herstellung von Garnen. Zusätzlich gründete er bereits 1907 einen Zweigbetrieb in Mainleus und baute diesen in den folgenden Jahren weiter aus, u.a. durch die Angliederung einer eigenen Weberei zur Herstellung von verschiedenen Stoffen. Die Wurzeln nach Fürth schienen hier noch zu bestehen, denn sowohl der Neubau in Kulmbach nach dem Brand, als auch die Zweigniederlassung in Mainleus wurden von dem bekannten Fürther Architekten Adam Egerer entworfen und nach seinen Plänen ausgeführt.[2]

Neben dem wirtschaftlichen Erfolg zeichnete sich Hornschuch auch durch sein soziales Engagement aus. So errichtete er u. a. eine ca. 3 ha große Wohnkolonie für seine Arbeiter, die bis heute noch "Hornschuchshausen" genannt wird. Weiterhin baute Hornschuch für seine Belegschaft eine Turnhalle, einen Kindergarten, eine Bücherei und richtete Kantinen ein, sodass der Betrieb in Mainleus und die anschließende Arbeitersiedlung quasi zu einer eigenen Kleinstadt mutierten. Bis 1939 baute Hornschuch insgesamt 51 Wohnhäuser für etwa 300 Bewohner. Dieses Ensemble existiert heute noch (Stand 2018). Nach dem 1. Weltkrieg gelang Hornschuch durch verschiedene Produktionstechniken der Einstieg in die Herstellung von synthetischen Fasern, womit er ein Pionier in diesem Bereich wurde. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde Fritz Hornschuch von 1945 bis 1948 zwangsweise von den US-Militärbehörden von seinem Posten als Geschäftsführer entfernt, was auf eine gewisse Nähe zur NSDAP schließen oder gar Mitgliedschaft vermuten lässt. Erst 1948 gelang ihm die Rückkehr in die Firmenleitung.[3]

Die Spinnerei wurde nach dem Tod Hornschuchs (1955) noch weiter geführt. Bis dato war die Kulmbacher Spinnerei (KSP) eine der größten Bunt- und Spezialitätenspinnereien in der Bundesrepublik, allerdings begannen bereits Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, bedingt durch das Einsetzen der Textilkrise in Deutschland. 1972 übernahm die KSP die Spinnerei und Färberei F. C. Bayerlein in Bayreuth und die Spinnerei Hohf & Zimmermann in Marktschorgast. Beide Betriebsteile waren jedoch unrentabel und wurden bereits nach wenigen Jahren geschlossen. Der Hauptbetrieb in Kulmbach wurde am 30. Juni 1994 stillgelegt, der restliche Gesamtbetrieb nach Mainleus verlagert. 2010 musste auch dieser Betrieb Insolvenz anmelden und die Spinnerei in Mainleus Ende 2012 sowie die Färberei in Mainleus im April 2013 dauerhaft schließen, sodass das Traditionsunternehmen nach 150 Jahren endgültig Geschichte ist.[4]

In Kulmbach wird ein Teil der ehemaligen Spinnereigebäude unter dem Namen "Alte Spinnerei" als Kinder- und Jugendzentrum durch die Stadt und den Landkreis Kulmbach genutzt. Weitere Teile der ehem. Fabrikgebäude wurden ab 1997 durch Teilabriss und Erweiterung in ein Einkaufszentrum umgewandelt, das seit der Eröffnung 1999 unter dem Namen "Fritz" firmiert.[5]

Auszeichnungen und Ehrungen

  • Verleihung des Titels Kommerzienrat
  • Verleihung des Titels Geheimrat
  • Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Stuttgart 1922
  • Ehrenbürger von Kulmbach 1922
  • Ehrensenator der Universität Erlangen 1926
  • Ehrenbürger von Mainleus und Burghaig 1934 sowie von Wernstein und Veitlahm 1938
  • Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern 1954
  • Fritz-Hornschuch-Straße in Kulmbach und Burghaig
  • Fritz-Hornschuch-Platz in Mainleus
  • Geheimrat-Dr.-Fritz-Hornschuch-Naturpfad rund um Kasendorf
  • Einkaufszentrum fritz in Kulmbach
  • Fritz-Hornschuch-Bad in Mainleus

Weblinks

  • Fritz Hornschuch (Wikipedia)
  • Martin Pöhner: „Von der Kulmbacher Spinnerei zum Universitätsstandort – ein Stadtviertel im Wandel der Zeit”. Begleitheft zur Ausstellung der Universität Bayreuth „Innovationen – gestern und heute”, November 2019 - online
  • Adrian Rossner: Die Kulmbacher Spinnerei - Homepage
  • Villa Hornschuchhöhe: Ausflug zu einer Fabrikanten-Villa - online
  • Fritz-Einkaufszentrum - Homepage

Literatur

  • Hermann Ströle: 50 Jahre Konrad Hornschuch - Darin leben und weben wir. Karl Hofmann Verlag Stuttgart, 1956
  • Hornschuch, Fritz. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 180 f.
  • Martin Pöhner: Die Villa Hornschuchhöhe des Kulmbacher Spinnereidirektors Fritz Hornschuch. In: Colloquium Historicum Wirsbergense (Hrsg.): Geschichte in Franken. Band 2. Lichtenfels 2018, S. 75–120.
  • Martin Pöhner: Die Arbeitersiedlung Hornschuchhausen in Mainleus. Ein patriarchalischer Beitrag zur Lösung der sozialen Frage im Industriezeitalter. In: Colloquium Historicum Wirsbergense (Hrsg.): Geschichte in Franken. Band 1. Lichtenfels 2016, S. 49–94.
  • Georg Schwarz: Der „Fritz-Hornschuch-Naturpfad“ bei Kasendorf. Ein Rück- und Ausblick zu seinem 50jährigen Bestehen. Hrsg.: Regierung von Oberfranken. Bayreuth: Regierung von Oberfranken, 1986, 48 S. (Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken; Nr. 127)
  • Natalie Sattler: Fritz Hornschuch - ein Unternehmer in seiner Zeit. Hrsg.: Regierung von Oberfranken. Bayreuth: Regierung von Oberfranken, 2004, 32 S. (Oberfränkischer Schulanzeiger: Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger; Nr. 317)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Martin Pöhner, Dieter Pöhner: Firmenjubiläum 100 Jahre Kulmbacher Spinnerei in Mainleus. Sonderausgabe der Werkszeitung KSP-Report. Hrsg. von der Kulmbacher Spinnerei. Mainleus 2007.
  2. Adrian Roßner: Die Kulmbacher Spinnerei - Homepage, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:30 Uhr - online
  3. Haus der Bayerischen Geschichte: Friedrich Hornschuch, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:43 Uhr - online
  4. inFranken.de: Kulmbacher Spinnerei endgültig geschlossen, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:03 Uhr - online
  5. Homepage: Fritz - Ihr Einkaufszentrum, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:04 Uhr - online

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