Königswarter-Gedenkstein: Unterschied zwischen den Versionen
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Der '''Königswarter-Gedenkstein''' erinnert an den 1887 verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Fürth Dr. [[Wilhelm Königswarter]], ihm zu Ehren beschloss die Stadt die Errichtung eines Grabmals und eines Denkmals. Das Grabmal wurde 1888 im alten [[Jüdischer Friedhof|Jüdischen Friedhof]] errichtet, zur Ausführung des Denkmalprojekts schritt man erst 1903. Der beauftragte Künstler [[Rudolf Maison]] schuf eine Bronzetafel, die in einen großen Steinblock eingelassen wurde; dieser Gedenkstein wurde 1904 in der [[Englische Anlage|Englischen Anlage]] aufgestellt. 1911 versetzte man ihn in den neuen [[Stadtpark]]. Wegen der Erinnerung an einen Juden wurde der Gedenkstein 1935 entfernt und in die nahe [[Stadtgärtnerei]] geschafft. 1946 kam er zurück an den heutigen Standort am Hauptweg im Stadtpark. | Der '''Königswarter-Gedenkstein''' erinnert an den 1887 verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Fürth Dr. [[Wilhelm Königswarter]], ihm zu Ehren beschloss die Stadt die Errichtung eines Grabmals und eines Denkmals. Das Grabmal wurde 1888 im alten [[Jüdischer Friedhof|Jüdischen Friedhof]] errichtet, zur Ausführung des Denkmalprojekts schritt man erst 1903. Der beauftragte Künstler [[Rudolf Maison]] schuf eine Bronzetafel, die in einen großen Steinblock eingelassen wurde; dieser Gedenkstein wurde 1904 in der [[Englische Anlage|Englischen Anlage]] aufgestellt. 1911 versetzte man ihn in den neuen [[Stadtpark]]. Wegen der Erinnerung an einen Juden wurde der Gedenkstein 1935 entfernt und in die nahe [[Stadtgärtnerei]] geschafft. 1946 kam er zurück an den heutigen Standort am Hauptweg im Stadtpark. | ||
==Die Planung des Denkmals== | ==Die Planung des Denkmals== | ||
Dr. Königswarter war am 15. Mai [[1887]] in Meran verstorben und hatte die Stadt Fürth als Universalerbin eingesetzt. Die Stadt bildete daraufhin eine Kommission, die über die Verwendung der Erbschaftsmasse und über die Errichtung eines Grabmals und eines Denkmals für Dr. Königswarter beraten sollte. Im April [[1888]] lagen der Kommission Zeichnungen und ein Modell für das Grabmal sowie Modelle für eine Büste Königswarters von [[Rudolf Maison]] und [[Johannes Götz]] vor. Bei den Entscheidungen bezüglich des Grabmals kam man schnell voran, so dass schon am 19. Oktober 1888 die Urne mit der Asche Dr. Königswarters in das von der Stadt errichtete Grabmal auf dem [[Jüdischer Friedhof|Jüdischen Friedhof]] überführt werden konnte. | Dr. Königswarter war am 15. Mai [[1887]] in Meran verstorben und hatte die Stadt Fürth als Universalerbin eingesetzt. Die Stadt bildete daraufhin eine Kommission, die über die Verwendung der Erbschaftsmasse und über die Errichtung eines Grabmals und eines Denkmals für Dr. Königswarter beraten sollte. Im April [[1888]] lagen der Kommission Zeichnungen und ein Modell für das Grabmal sowie Modelle für eine Büste Königswarters von [[Rudolf Maison]] und [[Johannes Götz]] vor. Bei den Entscheidungen bezüglich des Grabmals kam man schnell voran, so dass schon am 19. Oktober 1888 die Urne mit der Asche Dr. Königswarters in das von der Stadt errichtete Grabmal auf dem [[Jüdischer Friedhof|Jüdischen Friedhof]] überführt werden konnte. | ||
Die Beratungen bezüglich des Denkmals zogen sich hin. Den Bildhauer [[Johann Christian Hirt|Jean Hirt]], der um nähere Angaben zwecks Berücksichtigung bei der Erstellung eines Entwurfs gebeten hatte, vertröstete Bürgermeister [[Georg Friedrich von Langhans|Langhans]] am 17. April [[1889]] damit ''„… daß von dem Magistrate beschlossen wurde, a) eine Broncebüste des H. Dr. Königswarter auf Steinsockel zu errichten und dieselbe auf einem öffentlichen Platze aufzustellen, b) die Frage, in welcher Weise behufs Verwirklichung des Projekts vorgegangen werden soll, erst nach genehmigender Beschlußfassung des Gemeindekollegiums über Punkt a) in weitere Berathung zu nehmen … Ich werde sohie erst nach etlichen Wochen in der Lage sein, Ihnen weitere Mittheilung zugehen lassen zu können.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/66: Errichtung eines Grabmals für Dr. W. Königswarter auf dem israelitischen Friedhofe dahier und Vorverhandlungen über Verwendung des Erbschaftskapitals</ref> Nach dem Inhalt dieser Akte war man in der folgenden Zeit völlig damit beschäftigt, über die Verwendung des Erbes zu | Die Beratungen bezüglich des Denkmals zogen sich hin. Den Bildhauer [[Johann Christian Hirt|Jean Hirt]], der um nähere Angaben zwecks Berücksichtigung bei der Erstellung eines Entwurfs gebeten hatte, vertröstete Bürgermeister [[Georg Friedrich von Langhans|Langhans]] am 17. April [[1889]] damit ''„… daß von dem Magistrate beschlossen wurde, a) eine Broncebüste des H. Dr. Königswarter auf Steinsockel zu errichten und dieselbe auf einem öffentlichen Platze aufzustellen, b) die Frage, in welcher Weise behufs Verwirklichung des Projekts vorgegangen werden soll, erst nach genehmigender Beschlußfassung des Gemeindekollegiums über Punkt a) in weitere Berathung zu nehmen … Ich werde sohie erst nach etlichen Wochen in der Lage sein, Ihnen weitere Mittheilung zugehen lassen zu können.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/66: Errichtung eines Grabmals für Dr. W. Königswarter auf dem israelitischen Friedhofe dahier und Vorverhandlungen über Verwendung des Erbschaftskapitals</ref> Nach dem Inhalt dieser Akte war man in der folgenden Zeit völlig damit beschäftigt, über die Verwendung des Erbes zu diskutieren, denn aus den „etlichen Wochen“ wurden über 15 Jahre – Jean Hirt war mittlerweile verstorben -, bis wieder das Denkmal ins Gespräch kam. | ||
Denn erst im Juni [[1903]] kam man wieder auf den einstigen Beschluss zurück und der 1. Bürgermeister [[Theodor Kutzer|Kutzer]] ließ den Stadtbaurat [[Otto Holzer|Holzer]] bei [[Rudolf Maison]] wegen der Anfertigung einer Büste Königswarters anfragen. Obwohl dieser ja schon einmal das Modell einer Büste gefertigt hatte, schlug er nun die Form der Gedenktafel vor, wobei Holzer diese Idee weiterspann: ''„Ich denke mir die Bronzetafel in einem großen Steinblock, eventuell aus Granit mit polierter Oberfläche eingelassen; den Steinblock ganz zufällig in eine grüne Wiese gelegt u. dahinter eine malerische Baumgruppe gestellt.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64: Errichtung eines Gedenksteines mit Ehrentafel zur Erinnerung an den + Ehrenbürger Dr. W. Königswarter, Schreiben vom 17.07.1903</ref> Maison sandte der Stadt ein Modell zu, wie ihm die Gedenktafel vorschwebte. | Denn erst im Juni [[1903]] kam man wieder auf den einstigen Beschluss zurück und der 1. Bürgermeister [[Theodor Kutzer|Kutzer]] ließ den Stadtbaurat [[Otto Holzer|Holzer]] bei [[Rudolf Maison]] wegen der Anfertigung einer Büste Königswarters anfragen. Obwohl dieser ja schon einmal das Modell einer Büste gefertigt hatte, schlug er nun die Form der Gedenktafel vor, wobei Holzer diese Idee weiterspann: ''„Ich denke mir die Bronzetafel in einem großen Steinblock, eventuell aus Granit mit polierter Oberfläche eingelassen; den Steinblock ganz zufällig in eine grüne Wiese gelegt u. dahinter eine malerische Baumgruppe gestellt.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64: Errichtung eines Gedenksteines mit Ehrentafel zur Erinnerung an den + Ehrenbürger Dr. W. Königswarter, Schreiben vom 17.07.1903</ref> Maison sandte der Stadt ein Modell zu, wie ihm die Gedenktafel vorschwebte. | ||
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Am 31. Oktober 1903 erteilte Stadtbaurat Holzer Rudolf Maison den Auftrag, bis April 1904 für 1000 Mark die Gedenktafel zu liefern. Neben dem Reliefportrait - als Vorlage dienten zwei Fotos einer Marmorbüste Königswarters aus dem Amtszimmer des Bürgermeisters – sollte sie die Inschrift tragen: „Ihrem verdienstvollen Ehrenbürger Dr. W. Königswarter die dankbare Stadt Fürth.“ Um einen Granitfindling aus dem Fichtelgebirge sollte sich Stadtbaurat Holzer kümmern. Als sich Holzer im Januar [[1904]] bei Maison über den Stand der Dinge erkundigte, ließ der Künstler wissen: ''„Das Relief ist schon fast fertig, ich muss es nur einige Tage beiseite stellen, da ich dringend Entwürfe zu machen habe. Ich hoffe, Ende nächster Woche wieder an der Tafel arbeiten zu können. Haben Sie schon den Granitblock? Bin ich ganz fertig, werde ich mir erlauben, Sie zu benachrichtigen.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64, Schreiben vom 22. Januar 1904</ref> Dazu kam es allerdings nicht mehr, denn am 12. Februar 1904 starb [[Rudolf Maison]]. | Am 31. Oktober 1903 erteilte Stadtbaurat Holzer Rudolf Maison den Auftrag, bis April 1904 für 1000 Mark die Gedenktafel zu liefern. Neben dem Reliefportrait - als Vorlage dienten zwei Fotos einer Marmorbüste Königswarters aus dem Amtszimmer des Bürgermeisters – sollte sie die Inschrift tragen: „Ihrem verdienstvollen Ehrenbürger Dr. W. Königswarter die dankbare Stadt Fürth.“ Um einen Granitfindling aus dem Fichtelgebirge sollte sich Stadtbaurat Holzer kümmern. Als sich Holzer im Januar [[1904]] bei Maison über den Stand der Dinge erkundigte, ließ der Künstler wissen: ''„Das Relief ist schon fast fertig, ich muss es nur einige Tage beiseite stellen, da ich dringend Entwürfe zu machen habe. Ich hoffe, Ende nächster Woche wieder an der Tafel arbeiten zu können. Haben Sie schon den Granitblock? Bin ich ganz fertig, werde ich mir erlauben, Sie zu benachrichtigen.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64, Schreiben vom 22. Januar 1904</ref> Dazu kam es allerdings nicht mehr, denn am 12. Februar 1904 starb [[Rudolf Maison]]. | ||
Als Erster meldete sich bei Baurat Holzer danach der Künstler H. Bauer, der die unvollendeten Werke Maisons aufarbeitete; er wollte die Gedenktafel für den Guss fertig machen und regte an, auch Geburts- und Sterbejahr auf der Platte anzugeben, da noch Platz war. Den entsprechenden bejahenden Beschluss der Stadt gab Holzer Herrn Bauer bekannt. Letztlich stehen dann diese Daten doch nicht auf der Tafel, sondern „A. D. 1904“. Womöglich hat dies Stadtbaurat Holzer bei einem Besuch der Witwe Emma Maison am 26. März 1904 so besprochen. Sie hatte sich ebenfalls bei ihm gemeldet, das Modell sei jetzt fertig und er könne es vor dem Guss besichtigen. Am 3. Mai bestätigte er Frau Maison das Eintreffen der Tafel: ''„Erlaube mir die Mitteilung, daß das Relief im besten Zustand hier angekommen ist. Leider kann ich es noch nicht zur Aufstellung bringen, da ich einen geeigneten Granitblock noch nicht ausfindig machen konnte.“'' Es lag nicht so sehr am passenden Granitblock als am dafür geforderten Preis von über 1000 Mark, dass Holzer hier nicht vorankam. Größe und Preis passten schließlich bei einem Findling aus dem Steinbruch von Johann Behringer in Hohenstadt, der ihn – allerdings nicht aus Granit - einschließlich Behauung für die Relieftafel für 150 Mark lieferte. Am 4. Juli 1904 verzeichnet Paul Käppner in seiner Chronik: ''„Der Gedenkstein – ein Felsblock ca. 100 Zentner schwer, aus Hohenstadt bei Hersbruck stammend – zu Ehren des Ehrenbürgers von Fürth, Dr. W. Königswarter | Als Erster meldete sich bei Baurat Holzer danach der Künstler H. Bauer, der die unvollendeten Werke Maisons aufarbeitete; er wollte die Gedenktafel für den Guss fertig machen und regte an, auch Geburts- und Sterbejahr auf der Platte anzugeben, da noch Platz war. Den entsprechenden bejahenden Beschluss der Stadt gab Holzer Herrn Bauer bekannt. Letztlich stehen dann diese Daten doch nicht auf der Tafel, sondern „A. D. 1904“. Womöglich hat dies Stadtbaurat Holzer bei einem Besuch der Witwe Emma Maison am 26. März 1904 so besprochen. Sie hatte sich ebenfalls bei ihm gemeldet, das Modell sei jetzt fertig und er könne es vor dem Guss besichtigen. Am 3. Mai bestätigte er Frau Maison das Eintreffen der Tafel: ''„Erlaube mir die Mitteilung, daß das Relief im besten Zustand hier angekommen ist. Leider kann ich es noch nicht zur Aufstellung bringen, da ich einen geeigneten Granitblock noch nicht ausfindig machen konnte.“'' Es lag nicht so sehr am passenden Granitblock als am dafür geforderten Preis von über 1000 Mark, dass Holzer hier nicht vorankam. Größe und Preis passten schließlich bei einem Findling aus dem Steinbruch von Johann Behringer in Hohenstadt, der ihn – allerdings nicht aus Granit - einschließlich Behauung für die Relieftafel für 150 Mark lieferte. Am 4. Juli 1904 verzeichnet Paul Käppner in seiner Chronik: ''„Der Gedenkstein – ein Felsblock ca. 100 Zentner schwer, aus Hohenstadt bei Hersbruck stammend – zu Ehren des Ehrenbürgers von Fürth, Dr. W. Königswarter, mit dessen Reliefportrait ist heute in der [[Englische Anlage|englischen Anlage]] am [[Ludwigsbahnhof]]e aufgestellt worden.“''<ref>Paul Käppner, Chronik der Stadt Fürth, S. 751</ref> | ||
==Die Umsetzung in den neuen [[Stadtpark]]== | ==Die Umsetzung in den neuen [[Stadtpark]]== | ||
Am 6. Januar [[1911]] beschloss der Stadtmagistrat den Gedenkstein in den neuen Stadtpark zu verlegen, ''„… dies im Hinblick darauf, daß aus Mitteln Königswarter der neue Stadtpark geschaffen worden ist, somit das Gedächtnis Königswarters besser in diesem Teil der öffentlichen Anlagen geehrt wird.“'' Die Umsetzung an die Weggabelung zwischen Klostergarten und Wasserfall erfolgte am 15. März 1911. | Am 6. Januar [[1911]] beschloss der Stadtmagistrat den Gedenkstein in den neuen Stadtpark zu verlegen, ''„… dies im Hinblick darauf, daß aus Mitteln Königswarter der neue Stadtpark geschaffen worden ist, somit das Gedächtnis Königswarters besser in diesem Teil der öffentlichen Anlagen geehrt wird.“'' Die Umsetzung an die Weggabelung zwischen Klostergarten und Wasserfall erfolgte am 15. März 1911. | ||
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Aktuelle Version vom 26. Juli 2022, 21:30 Uhr
Der Königswarter-Gedenkstein erinnert an den 1887 verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Fürth Dr. Wilhelm Königswarter, ihm zu Ehren beschloss die Stadt die Errichtung eines Grabmals und eines Denkmals. Das Grabmal wurde 1888 im alten Jüdischen Friedhof errichtet, zur Ausführung des Denkmalprojekts schritt man erst 1903. Der beauftragte Künstler Rudolf Maison schuf eine Bronzetafel, die in einen großen Steinblock eingelassen wurde; dieser Gedenkstein wurde 1904 in der Englischen Anlage aufgestellt. 1911 versetzte man ihn in den neuen Stadtpark. Wegen der Erinnerung an einen Juden wurde der Gedenkstein 1935 entfernt und in die nahe Stadtgärtnerei geschafft. 1946 kam er zurück an den heutigen Standort am Hauptweg im Stadtpark.
Die Planung des Denkmals
Dr. Königswarter war am 15. Mai 1887 in Meran verstorben und hatte die Stadt Fürth als Universalerbin eingesetzt. Die Stadt bildete daraufhin eine Kommission, die über die Verwendung der Erbschaftsmasse und über die Errichtung eines Grabmals und eines Denkmals für Dr. Königswarter beraten sollte. Im April 1888 lagen der Kommission Zeichnungen und ein Modell für das Grabmal sowie Modelle für eine Büste Königswarters von Rudolf Maison und Johannes Götz vor. Bei den Entscheidungen bezüglich des Grabmals kam man schnell voran, so dass schon am 19. Oktober 1888 die Urne mit der Asche Dr. Königswarters in das von der Stadt errichtete Grabmal auf dem Jüdischen Friedhof überführt werden konnte.
Die Beratungen bezüglich des Denkmals zogen sich hin. Den Bildhauer Jean Hirt, der um nähere Angaben zwecks Berücksichtigung bei der Erstellung eines Entwurfs gebeten hatte, vertröstete Bürgermeister Langhans am 17. April 1889 damit „… daß von dem Magistrate beschlossen wurde, a) eine Broncebüste des H. Dr. Königswarter auf Steinsockel zu errichten und dieselbe auf einem öffentlichen Platze aufzustellen, b) die Frage, in welcher Weise behufs Verwirklichung des Projekts vorgegangen werden soll, erst nach genehmigender Beschlußfassung des Gemeindekollegiums über Punkt a) in weitere Berathung zu nehmen … Ich werde sohie erst nach etlichen Wochen in der Lage sein, Ihnen weitere Mittheilung zugehen lassen zu können.“[1] Nach dem Inhalt dieser Akte war man in der folgenden Zeit völlig damit beschäftigt, über die Verwendung des Erbes zu diskutieren, denn aus den „etlichen Wochen“ wurden über 15 Jahre – Jean Hirt war mittlerweile verstorben -, bis wieder das Denkmal ins Gespräch kam.
Denn erst im Juni 1903 kam man wieder auf den einstigen Beschluss zurück und der 1. Bürgermeister Kutzer ließ den Stadtbaurat Holzer bei Rudolf Maison wegen der Anfertigung einer Büste Königswarters anfragen. Obwohl dieser ja schon einmal das Modell einer Büste gefertigt hatte, schlug er nun die Form der Gedenktafel vor, wobei Holzer diese Idee weiterspann: „Ich denke mir die Bronzetafel in einem großen Steinblock, eventuell aus Granit mit polierter Oberfläche eingelassen; den Steinblock ganz zufällig in eine grüne Wiese gelegt u. dahinter eine malerische Baumgruppe gestellt.“[2] Maison sandte der Stadt ein Modell zu, wie ihm die Gedenktafel vorschwebte.
In der Folge kam es nach der Klärung der Einzelheiten und der Finanzierung am 15. Oktober 1903 zum entsprechenden Sitzungsbeschluss: „… Dem einfachen, schlichten Wesen des Verstorbenen entspricht es mehr, dieser Pflicht durch Widmung einer Gedächtnistafel, als durch Errichtung eines monumentalen Denkmals zu genügen. Eine passende Art solcher Ehrung dürfte es sein, wenn einem noch näher zu bestimmenden Punkte der englischen Anlage ein, wie aus dem Grünen herauswachsender Granitblock aufgerichtet wird, in dem eine Broncetafel eingelassen ist, welche ein Reliefportrait Königswarters mit einer geeigneten Inschrift und sonstigen Emblemen trägt.“ Die Tafel sollte 1000 Mark kosten, für den Stein mit Aufstellung waren 600 Mark veranschlagt; 780 Mark, ungefähr die Hälfte, stellte die Bamberger’sche Stiftung zur Verfügung, die andere Hälfte wollte die Stadt Fürth aufbringen.
Die Errichtung des Denkmals
Am 31. Oktober 1903 erteilte Stadtbaurat Holzer Rudolf Maison den Auftrag, bis April 1904 für 1000 Mark die Gedenktafel zu liefern. Neben dem Reliefportrait - als Vorlage dienten zwei Fotos einer Marmorbüste Königswarters aus dem Amtszimmer des Bürgermeisters – sollte sie die Inschrift tragen: „Ihrem verdienstvollen Ehrenbürger Dr. W. Königswarter die dankbare Stadt Fürth.“ Um einen Granitfindling aus dem Fichtelgebirge sollte sich Stadtbaurat Holzer kümmern. Als sich Holzer im Januar 1904 bei Maison über den Stand der Dinge erkundigte, ließ der Künstler wissen: „Das Relief ist schon fast fertig, ich muss es nur einige Tage beiseite stellen, da ich dringend Entwürfe zu machen habe. Ich hoffe, Ende nächster Woche wieder an der Tafel arbeiten zu können. Haben Sie schon den Granitblock? Bin ich ganz fertig, werde ich mir erlauben, Sie zu benachrichtigen.“[3] Dazu kam es allerdings nicht mehr, denn am 12. Februar 1904 starb Rudolf Maison.
Als Erster meldete sich bei Baurat Holzer danach der Künstler H. Bauer, der die unvollendeten Werke Maisons aufarbeitete; er wollte die Gedenktafel für den Guss fertig machen und regte an, auch Geburts- und Sterbejahr auf der Platte anzugeben, da noch Platz war. Den entsprechenden bejahenden Beschluss der Stadt gab Holzer Herrn Bauer bekannt. Letztlich stehen dann diese Daten doch nicht auf der Tafel, sondern „A. D. 1904“. Womöglich hat dies Stadtbaurat Holzer bei einem Besuch der Witwe Emma Maison am 26. März 1904 so besprochen. Sie hatte sich ebenfalls bei ihm gemeldet, das Modell sei jetzt fertig und er könne es vor dem Guss besichtigen. Am 3. Mai bestätigte er Frau Maison das Eintreffen der Tafel: „Erlaube mir die Mitteilung, daß das Relief im besten Zustand hier angekommen ist. Leider kann ich es noch nicht zur Aufstellung bringen, da ich einen geeigneten Granitblock noch nicht ausfindig machen konnte.“ Es lag nicht so sehr am passenden Granitblock als am dafür geforderten Preis von über 1000 Mark, dass Holzer hier nicht vorankam. Größe und Preis passten schließlich bei einem Findling aus dem Steinbruch von Johann Behringer in Hohenstadt, der ihn – allerdings nicht aus Granit - einschließlich Behauung für die Relieftafel für 150 Mark lieferte. Am 4. Juli 1904 verzeichnet Paul Käppner in seiner Chronik: „Der Gedenkstein – ein Felsblock ca. 100 Zentner schwer, aus Hohenstadt bei Hersbruck stammend – zu Ehren des Ehrenbürgers von Fürth, Dr. W. Königswarter, mit dessen Reliefportrait ist heute in der englischen Anlage am Ludwigsbahnhofe aufgestellt worden.“[4]
Die Umsetzung in den neuen Stadtpark
Am 6. Januar 1911 beschloss der Stadtmagistrat den Gedenkstein in den neuen Stadtpark zu verlegen, „… dies im Hinblick darauf, daß aus Mitteln Königswarter der neue Stadtpark geschaffen worden ist, somit das Gedächtnis Königswarters besser in diesem Teil der öffentlichen Anlagen geehrt wird.“ Die Umsetzung an die Weggabelung zwischen Klostergarten und Wasserfall erfolgte am 15. März 1911.
Die Entfernung in der Zeit des Nationalsozialismus
Der Akteneintrag des Stadtgartenamts ist kurz, aber für das Schicksal des Gedenksteines, vor allem der Bronzetafel, wohl entscheidend: „Auftragsgemäß wurde am 19. März 1935 der Dr. Königswartergedenkstein vom Stadtpark nach der Stadtgärtnerei verbracht und dort gelagert.“[5] Über diese Einlagerung des Gedenksteines auf Anordnung des Oberbürgermeisters Jakob informierte das Stadtgartenamt auch das Hochbauamt, dort erinnerte man sich 1940 bei der Erstellung des Verzeichnisses der Bronzedenkmäler der Stadt wohl nicht mehr daran. Man kann davon ausgehen, dass die Bronzetafel dadurch vor der Zuführung zur Metallspende bewahrt wurde und erhalten blieb, anders als die weiteren Bronzekunstwerke des Stadtparks und das 1938 vom König-Ludwig-Brunnen entfernte, im Bauhof eingelagerte Bronzerelief.
Die Wiederaufstellung nach dem 2. Weltkrieg
Der Gedenkstein war aber nicht ganz in Vergessenheit geraten. Von Stadtrat Leo Rosenthal, einem der wenigen jüdischen Überlebenden des Holocausts in Fürth, kam die Anregung, den Gedenkstein zur Erinnerung an der alten Stelle wieder aufzustellen.[6] Das Hochbauamt erstellte am 26. Juli 1946 eine entsprechende Vorlage: "Im Zuge der Wiedergutmachung wird empfohlen, den im Jahre 1904 zum Gedächtnis des verstorbenen Ehrenbürgers der Stadt Dr. W. Königswarter geschaffenen, im Jahre 1911 von der "Englischen Anlage" nach dem Stadtpark transferierten, im März 1935 auf Anordnung des damaligen Oberbürgermeisters entfernten und in die Stadtgärtnerei verbrachten Gedenkstein mit der von Prof. Rud. Maison, München geschaffenen Bronzeehrentafel am alten Ort im Stadtpark (Weggabelung zwischen Klostergarten und Wasserfall) wieder aufzustellen. Der Transport und die Wiederaufstellung des ca. 100 Ztr. schweren Steines wird einen Kostenaufwand von schätzungsweise RM 250.- verursachen.“ Im September 1946 fiel die Entscheidung zur Wiederaufstellung durch einstimmigen Beschluss des Verwaltungsrats des Hochbaureferats und des Stadtrats. So schließt diese Akte versöhnlich mit dem Vermerk: „Der Gedenkstein zum Gedächtnis des verstorbenen Ehrenbürgers der Stadt Dr. W. Königswarter wurde am 10. Oktober 1946 an dem früheren Platz im Stadtpark wieder aufgestellt.“[7]
Anmerkungen
- Die Zitate mit Datumsangabe ohne Angabe eines Einzelnachweises sind der Akte "Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64: Errichtung eines Gedenksteines mit Ehrentafel zur Erinnerung an den + Ehrenbürger Dr. W. Königswarter" entnommen.
- Der Eintrag zum Königswartergedenkstein in Schwammberger „Fürth von A bis Z“ S. 91, unter „Denkmäler und Freiplastiken“ ist unvollständig, teilweise falsch und irreführend: Königswarter-Gedenkstein im Stadtpark. Der [1904] dem Ehrenbürger Wilhelm Königswarter errichtete Gedenkstein wurde 1911 von der Anlage an der Fürther Freiheit in den Stadtpark versetzt [es fehlt: 1935 entfernt] und 1951 [es war 1946] einige Meter vom alten Standort [doch nicht von dem in der Anlage an der Fürther Freiheit] entfernt neu aufgestellt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/66: Errichtung eines Grabmals für Dr. W. Königswarter auf dem israelitischen Friedhofe dahier und Vorverhandlungen über Verwendung des Erbschaftskapitals
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64: Errichtung eines Gedenksteines mit Ehrentafel zur Erinnerung an den + Ehrenbürger Dr. W. Königswarter, Schreiben vom 17.07.1903
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64, Schreiben vom 22. Januar 1904
- ↑ Paul Käppner, Chronik der Stadt Fürth, S. 751
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64, Vermerk vom 18. April 1935
- ↑ Nürnberger Nachrichten Nr. 75 vom 18. September 1946
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64, 14. Januar 1947
Bilder
Denkmal für Wilhelm Königswarter im Stadtpark, Sept. 2011