Johann Christian Reich d. Ä.: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Johann Christian Reich d. Ä.''' (geb. [[2. April]] [[1730]] in [[Eisenberg/Thüringen]]; gest. [[21. März ]] [[1814]] in [[Fürth]]) wurde als zweiter Sohn eines Dragoner-Fähnrichs in Diensten des Prinzen Johann August von Sachsen-Gotha-Altenburg geboren. Nachdem er die Heimat verlassen hatte, wurde er in Fürth als Gürtlermeister ansässig und auch erwähnt als [[Medailleur|Hofmedailleur]], brandenburg-ansbachischer privilegierter Dantesfabrikant (Dantes = Rechen-, Spielpfennige) und Gerichtsschöffe.  
'''Johann Christian Reich d. Ä.''' (geb. [[2. April]] [[1730]] in [[wikipedia:Eisenberg (Thüringen)|Eisenberg/Thüringen]]; gest. [[21. März ]] [[1814]] in [[Fürth]]) wurde als zweiter Sohn eines Dragoner-Fähnrichs in Diensten des Prinzen Johann August von Sachsen-Gotha-Altenburg geboren. Nachdem er die Heimat verlassen hatte, wurde er in Fürth als Gürtlermeister ansässig und auch erwähnt als [[Medailleur|Hofmedailleur]], brandenburg-ansbachischer privilegierter Dantesfabrikant (Dantes = Rechen-, Spielpfennige) und Gerichtsschöffe.  


[[1790]] wurde er königlich preußischer Hofmedailleur und [[1806]] königlich bayerischer Hofmedailleur.
[[1790]] wurde er königlich preußischer Hofmedailleur und [[1806]] königlich bayerischer Hofmedailleur.


[[1764]] begann er in der Alexandergasse 514 (heute [[Alexanderstraße 22]]), großes Wohnhaus zu erbauen. Die Anregung zur Benennung der Straße stammte ebenfalls von ihm. Es wurden von ihm noch zwei weitere Häuser in der Alexandergasse erbaut (wahrscheinlich Alexanderstraße 12 und 13).
[[1764]] begann er in der Alexandergasse 514 (heute [[Alexanderstraße 22]]) ein großes Wohnhaus zu erbauen. Die Anregung zur Benennung der Straße stammte ebenfalls von ihm. Es wurden von ihm noch zwei weitere Häuser in der Alexandergasse erbaut (wahrscheinlich Alexanderstraße 12 und 13).
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Die Kindheit verbrachte Reich in Eisenberg und Warschau. Während seiner unsteten Jugend begann er in Eisenberg Ausbildungen als Perückenmacher und Tischler sowie in Gera als Weber und Goldschmied, brach allerdings sämtliche Ausbildungen ab. Nach seiner Rückkehr nach Eisenberg begann er eine Lehre als Gürtler und hielt die fünfjährige Lehrzeit durch. Er beschäftigte sich nebenher aber gleichzeitig mit der Musik und brachte sich selbst in seiner Freizeit das Orgelbauen bei. Als Gürtler und Orgelbauer begann er dann mit einer Wanderschaft durch Deutschland. In Jena z. B. lernte er bei "Professor Herrn Succov" Physik und Mathematik; eine Zeit lang hielt er sich in Triesdorf bei Ansbach auf.  
Die Kindheit verbrachte Reich in Eisenberg und Warschau. Während seiner unsteten Jugend begann er in Eisenberg Ausbildungen als Perückenmacher und Tischler sowie in Gera als Weber und Goldschmied, brach allerdings sämtliche Ausbildungen ab. Nach seiner Rückkehr nach Eisenberg begann er eine Lehre als Gürtler und hielt die fünfjährige Lehrzeit durch. Er beschäftigte sich nebenher aber gleichzeitig mit der Musik und brachte sich selbst in seiner Freizeit das Orgelbauen bei. Als Gürtler und Orgelbauer begann er dann mit einer Wanderschaft durch Deutschland. In Jena z. B. lernte er bei "Professor Herrn Succov" Physik und Mathematik; eine Zeit lang hielt er sich in Triesdorf bei Ansbach auf.  


[[1758]] schließlich ließ er sich in Fürth nieder, "weil er keinen Ort gefunden hatte, an dem er seine erworbene Geschicklichkeiten mit grösserem Vortheil hätte anwenden können." Nur fünf Jahre später gründete er im Jahr [[1763]] die Gürtlerzunft in Fürth und wiederum ein Jahr später soll er bereits mit dem Bau von drei Häusern in der [[Alexanderstraße]] begonnen haben. Bald war er "einer der angesehensten und reichsten Fürther ...". Auch in seiner Zeit als Fabrikant baute er selbst noch Orgeln, Wanduhren, Glockenspiele, physikalische und mathematische Instrumente und erfand und prägte Gedenkmünzen. Außerdem beschäftigte er sich mind. 15 Jahre lang mit Astronomie. Sein Reichtum gründete sich aber im Wesentlichen auf seine Arbeiten als Medailleur.  
[[1758]] schließlich ließ er sich in Fürth nieder, "weil er keinen Ort gefunden hatte, an dem er seine erworbene Geschicklichkeiten mit grösserem Vortheil hätte anwenden können."  
 
Am [[4. September]] [[1761]] gründete er mit 13 Gürtlern und 4 Zinngießern in Fürth eine ansbachisch-markgräfliche Gürtlerzunft und wurde als erster Zunftmeister gewählt.<ref>Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten", abgerufen am 29. April 2020
- [http://www.zinnfiguren-bleifiguren.com/Firmengeschichten/Reich_Johann-Christian_Fuerth/Reich_Johann_Christian_Fuerth.html#Top online]</ref>


[[Datei:Reich'sches Haus um 1910.jpg|thumb|rechts|Das Reich'sche Haus um 1910]]
Im gleichen Jahr errichtete er bereits den Bau von drei Häusern in der [[Alexanderstraße]].<ref>August Neuhaus: Der hochfürstlich ansbachische Hofmedailleur Johann Christian Reich (1730 - 1814), S. 84</ref> Bald war er "einer der angesehensten und reichsten Fürther ...". Auch in seiner Zeit als Fabrikant baute er selbst noch Orgeln, Wanduhren, Glockenspiele, physikalische und mathematische Instrumente und erfand und prägte Gedenkmünzen. Außerdem beschäftigte er sich mind. 15 Jahre lang mit Astronomie. Sein Reichtum gründete sich aber im Wesentlichen auf seine Arbeiten als Medailleur.
 
[[Datei:Reich'sches Haus um 1910.jpg|mini|rechts|Das Reich'sche Haus um 1910]]
Sein [[Alexanderstraße 22|Wohnhaus]] wurde als "das schönste und weitläufigste Gebäude" in der Alexanderstraße, mit "angenehme[r] Aussicht nach Nürnberg" und auf "ein chinesisches Lusthaus", gerühmt. "Hundert Menschen" sollen in diesem Haus gewohnt und gearbeitet haben. Unter der Mansarde hatte er sich eine Experimentierkammer eingerichtet, in der er z. B. eine ausführlich beschriebene "Donnermaschine" erfand und in der er stolz "drey mit goldenen Rahmen eingefaßten Antworten vom Kaiser Joseph II., König Friedrich II., und dem General Elliot" an der Wand hängen hatte.<ref>Alle Zitate von Johann Michael Füssel in: ''"Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz"'', Band 3 Palm, 1791, S. 48 ff. - [https://books.google.de/books?hl=de&id=JnI2AAAAMAAJ&q=Fürth#v=snippet&q=F%C3%BCrth&f=false online]</ref>
Sein [[Alexanderstraße 22|Wohnhaus]] wurde als "das schönste und weitläufigste Gebäude" in der Alexanderstraße, mit "angenehme[r] Aussicht nach Nürnberg" und auf "ein chinesisches Lusthaus", gerühmt. "Hundert Menschen" sollen in diesem Haus gewohnt und gearbeitet haben. Unter der Mansarde hatte er sich eine Experimentierkammer eingerichtet, in der er z. B. eine ausführlich beschriebene "Donnermaschine" erfand und in der er stolz "drey mit goldenen Rahmen eingefaßten Antworten vom Kaiser Joseph II., König Friedrich II., und dem General Elliot" an der Wand hängen hatte.<ref>Alle Zitate von Johann Michael Füssel in: ''"Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz"'', Band 3 Palm, 1791, S. 48 ff. - [https://books.google.de/books?hl=de&id=JnI2AAAAMAAJ&q=Fürth#v=snippet&q=F%C3%BCrth&f=false online]</ref>
[[1775]] erhielt J. C. Reich vom Markgrafen Alexander in Ansbach den Titel "Hofmedailleur", [[1790]] wurde er königlich preußischer Hofmedailleur und [[1806]] gar noch königlich bayerischer Hofmedailleur. König [[wikipedia:Friedrich II. (Preußen)|Friedrich der Große]] dankte Johann Christian Reich in einem Schreiben vom [[26. September]] [[1783]] für die Übersendung der Denkmünze auf General Elliot, eigentlich [[Wikipedia:George Augustus Eliott, 1. Baron Heathfield|Eliott]], und ließ ihm einliegend noch eine Erkenntlichkeit zukommen.
[[Wikipedia:Wilhelm Heinrich Wackenroder|Wilhelm Heinrich Wackenroder]] und [[Wikipedia:Ludwig Tieck|Ludwig Tieck]], die Vertreter der Jenaer Romantik, statteten dem Hofmedailleur Reich [[1793]] in Fürth einen Besuch ab.<ref>Barbara Ohm: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], 2007, S. 109</ref> Den Besuch beschrieb Wackenroder in einem Brief an seine Eltern.


[[Wikipedia:Wilhelm Heinrich Wackenroder|Wilhelm Heinrich Wackenroder]] und [[Wikipedia:Ludwig Tieck|Ludwig Tieck]], die Vertreter der Jenaer Romantik, statteten dem Hofmedailleur Reich [[1793]] in Fürth einen Besuch ab.<ref>Barbara Ohm: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], 2007, Seite 109</ref> Den Besuch beschrieb Wackenroder in einem Brief an seine Eltern.</br>
Über sein Privatleben liest man bei Bernhard J. Schwarz<ref>Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten", abgerufen am 1. April 2016 - [http://www.zinnfiguren-bleifiguren.com/Firmengeschichten/Reich_Johann-Christian_Fuerth/Reich_Johann_Christian_Fuerth.html#Top online]</ref> folgendes:
Über sein Privatleben liest man bei Bernhard J. Schwarz<ref>Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten", abgerufen am 1. April 2016 - [http://www.zinnfiguren-bleifiguren.com/Firmengeschichten/Reich_Johann-Christian_Fuerth/Reich_Johann_Christian_Fuerth.html#Top online]</ref> folgendes:
Er heiratete im März [[1758]] die Witwe des verstorbenen Gürtlers Christof Rießner. Dem Ehepaar wurden drei Söhne - [[Johann Georg Reich]] (geb. [[1762]]), [[Georg Christian Reich]] (geb. [[1765]]) und [[Johann Matthäus Reich]] - und drei Töchter geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Reich Justine Katharina  Triller, die Witwe des herzoglichen Amtsadvokaten und Notars Triller in Eisenberg. Die Ehe blieb kinderlos.
Er heiratete am Palmsonntag, den [[28. März]] [[1758]], die Witwe des verstorbenen Gürtlers Christof Rießner.<ref>lt. Kirchenbuch St. Michael, Trauungen 1748–1773, S. 234: Maria Magdalena Rißner</ref> Dem Ehepaar wurden fünf Söhne – Heinrich Bernhard Reich (geb. [[1759]]), [[Johann Georg Reich]] (geb. [[1762]]), [[Georg Christian Reich]] (geb. [[1765]]), [[Johann Matthäus Reich]] (geb. [[1767]]) und Ernst Christian Reich (geb. [[1776]]) – und drei Töchter – Anna Maria Reich (geb. [[1761]]), Susanna Barbara Reich (geb. [[1770]]) und  Anna Elisabetha Reich (geb. [[1773]]) – geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Reich Justine Katharina  Triller (auch Susanna Catharina Trillerin), die Witwe des herzoglichen Amtsadvokaten und Notars Triller in Eisenberg. Die Ehe blieb kinderlos.
Ein Sohn (Johann Matthäus) wanderte nach Amerika aus.
Ein Sohn (Johann Matthäus) wanderte nach Amerika aus.


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==Werk==
==Werk==
[[Datei:Rechenpfennig.png|thumb|right|Rechenpfennig von Johann Christian Reich d. Ä.]]
[[Datei:Rechenpfennig.png|mini|right|Rechenpfennig von Johann Christian Reich d. Ä.]]
Johann Christian Reich prägte als Medailleur Dantes und Jetons. Dantes wurden z.B. bei Lotterien als Gewinn ausgegeben. Teilweise waren Dantes und Jetons eine Art Spielgeld, fanden aber durchaus in Kleingeld-knappen Zeiten Verwendung als Quasiwährung. Um die Beliebtheit dieser Dantes und Jetons zu steigern, versah Reich diese mit Prägungen zu zeitgeschichtlichen (heute historischen) Ereignissen. Damit erhielten die Jetons Erinnerungscharakter und waren als Souvenirs beliebt. Ebenso stellte Reich etliche [[Wikipedia:Rechenpfennig|Rechenpfennige]] her, die insbesondere beim Rechnen auf Linien Verwendung fanden, da sich nicht jeder einen [[Wikipedia:Abakus (Rechenhilfsmittel)|Abakus]] leisten konnte. Auch zur Umrechnung der verschiedenartigen Währungen im Deutschen Reich wurden Rechenpfennige herangezogen.  
Johann Christian Reich prägte als Medailleur Dantes und Jetons. Dantes wurden z. B. bei Lotterien als Gewinn ausgegeben. Teilweise waren Dantes und Jetons eine Art Spielgeld, fanden aber durchaus in Kleingeld-knappen Zeiten Verwendung als Quasiwährung. Um die Beliebtheit dieser Dantes und Jetons zu steigern, versah Reich diese mit Prägungen zu zeitgeschichtlichen (heute historischen) Ereignissen. Damit erhielten die Jetons Erinnerungscharakter und waren als Souvenirs beliebt. Ebenso stellte Reich etliche [[Wikipedia:Rechenpfennig|Rechenpfennige]] her, die insbesondere beim Rechnen auf Linien Verwendung fanden, da sich nicht jeder einen [[Wikipedia:Abakus (Rechenhilfsmittel)|Abakus]] leisten konnte. Auch zur Umrechnung der verschiedenartigen Währungen im Deutschen Reich wurden Rechenpfennige herangezogen.  


Hochwertiger sind die zahlreiche Gedenkmedaillen zu verschiedenen Ereignissen anzusehen. Sie sind nicht nur größer als die Dantes, sondern durch ihr Material (Zinn, bzw. Silber) auch werthaltiger.
Hochwertiger sind die zahlreichen Gedenkmedaillen zu verschiedenen Ereignissen anzusehen. Sie sind nicht nur größer als die Dantes, sondern durch ihr Material (Zinn, bzw. Silber) auch werthaltiger.
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Datei:J.C. Reich Fürther Armen- und Waisenschule Revers.png|Zinnmedaille von J. C. Reich, Revers
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Datei:J.C. Reich - König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Fürth Avers.JPG|Zinnmedaille von J. C. Reich, Avers
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Datei:J.C. Reich - König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Fürth Revers.jpg|Zinnmedaille von J. C. Reich, Revers
Datei:J.C. Reich - König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Fürth Revers Variante.jpg|Zinnmedaille von J.C. Reich, Revers Variante
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Auch anlässlich der Hungersnot im Jahr [[1771]] / [[1772]], des Todes von Papst Clemens XIV. im Jahr [[1774]], des Hochwassers im Jahr [[1784]], der  im Jahre [[1787]] in Nürnberg oder des Friedensschlusses [[1801]] fertigte er Gedenkmedaillen.
Außerdem:
[[Datei:Münze General Eliott.jpg|right|mini]]
* Eine Münze mit der Büste des Generals Eliott (Vorderseite) und der Belagerung von Gibraltar durch die Spanier (Rückseite) von 1783; zu sehen im British Museum - [https://www.britishmuseum.org/collection/object/C_1906-1103-421 online]
 
 
* Auch anlässlich der Hungersnot im Jahr [[1771]]/[[1772]], des Todes von Papst Clemens XIV. im Jahr [[1774]], des Hochwassers im Jahr [[1784]], der  im Jahre [[1787]] in Nürnberg oder des Friedensschlusses [[1801]] fertigte er Gedenkmedaillen.


==Literatur==
==Literatur==
[[Datei:J.C. Reich Aufsatz August Neuhaus.pdf|thumb|200px|Der Hochfürstlich Ansbachische Hofmedailleur Johann Christian Reich (1730–1814)]]
* August Neuhaus: ''Der hochfürstlich Ansbachische Hofmedailleur Johann Christian Reich (1730-1814)''
* ''Reich, Johann Christian, d. Ä.''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 299
* ''Reich, Johann Christian, d. Ä.''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 299
* Adolf Schwammberger: ''Wilhelm Heinrich Wackenroder berichtet über seinen Besuch in Fürth (1793)''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1972/3, S. 72 - 74
* Adolf Schwammberger: ''Wilhelm Heinrich Wackenroder berichtet über seinen Besuch in Fürth (1793)''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1972/3, S. 72 - 74
* [[Emil Ammon|Emil Ammon]]: ''Ein Fürther Medailleur huldigt 1799 dem König von Preußen. (Zur Jahresgabe 1981 des Geschichtsvereins)''. In: Fürther Heimatblätter, 1981/4, S. 85 - 87
* [[Emil Ammon|Emil Ammon]]: ''Ein Fürther Medailleur huldigt 1799 dem König von Preußen. (Zur Jahresgabe 1981 des Geschichtsvereins)''. In: Fürther Heimatblätter, 1981/4, S. 85 - 87
* Georg Paul Rieß: ''"Interessantes von Joh. Christian Reich, Hofmedailleur in Fürth"'' in: Nordbayerische Zeitung, Nr. 276, 23. November 1929.
* Georg Paul Rieß: ''"Interessantes von Joh. Christian Reich, Hofmedailleur in Fürth"'' in: Nordbayerische Zeitung, Nr. 276, 23. November 1929.
* [[Barbara Ohm]]: ''Johann Christian Reich (1730 - 1814) - Gürtler, Medailleur, Erfinder mechanischer Instrumente in Fürth''. In: Fürther Geschichtsblätter 4/2022, S. 115 - 130
* Matthias Ohm: ''Das Kleeblatt in Silber, Messing und Zinn - Fürth in den Werken der Medailleure Johann Christian  Reich und Johann Matthäus Reich''. In: Fürther Geschichtsblätter 4/2022, S. 131 - 143
== Lokalberichterstattung ==
* Reinhard Kalb: ''Der fast vergessene Tüfteltausendsassa''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 22. Oktober 2022 (Druckausgabe) - [https://www.nn.de/fuerth/further-stadtmuseum-erinnerung-an-einen-fast-vergessenen-tufteltausendsassa-1.12644738?referrer=https%3A%2F%2Fwww.nordbayern.de%2Fregion%2Ffuerth online]
* Armin Leberzammer: ''Ein Medailleur mit zwiespältigem Ruf''. In: Fürther Nachrichten vom 27. Februar 2023 (Druckausgabe)<ref>allerdings muss der Geburtsort "Eisenberg" lauten, denn ''Eisenstadt'' - wie im Artikel fälschlich angegeben - liegt im österreichischen Burgenland.</ref>


==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Johann Christian Reich d. J.]]
* [[Johann Christian Reich d. J.]]
* [[Alexanderstraße 22]]
* [[Alexanderstraße 22]]
 
__TOC__
<br clear="all" />
==Weblinks==
==Weblinks==
* Firmen-/Familiengeschichte Reich [http://www.zinnfiguren-bleifiguren.com/Firmengeschichten/Reich_Johann-Christian_Fuerth/Reich_Johann_Christian_Fuerth.html#Top im Internet]
* Firmen-/Familiengeschichte Reich [http://www.zinnfiguren-bleifiguren.com/Firmengeschichten/Reich_Johann-Christian_Fuerth/Reich_Johann_Christian_Fuerth.html#Top online]
* "Johann Christian Reich" bei [http://franken-wiki.de/index.php/Johann_Christian_Reich FrankenWiki]
* Friedrich Carl Gottlob Hirsching: ''"Nachrichten von sehenswürdigen Gemälde- und Kupferstichsammlungen, Münz-, Gemmen-, Kunst- und Naturalienkabineten, Sammlungen von Modellen ... und Gärten in Teutschland, nach alphabetischer Ordnung der Oerter"'', Sechster Band, Erlangen, Palm, 1792, S. 113ff - [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10258316_00005.html online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]
* Friedrich Carl Gottlob Hirsching: ''"Nachrichten von sehenswürdigen Gemälde- und Kupferstichsammlungen, Münz-, Gemmen-, Kunst- und Naturalienkabineten, Sammlungen von Modellen ... und Gärten in Teutschland, nach alphabetischer Ordnung der Oerter"'', Sechster Band, Erlangen, Palm, 1792, S. 113ff - [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10258316_00005.html online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]
* Georg Kaspar Nagler: ''"Neues allgemeines Künstler-Lexicon: oder Nachrichten von dem Leben ..."'', Band 12, 1842, S. 379f [https://books.google.de/books?id=mYbrAAAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=Reich&f=false online-Digitalisat]
* Georg Kaspar Nagler: ''"Neues allgemeines Künstler-Lexicon: oder Nachrichten von dem Leben ..."'', Band 12, 1842, S. 379f [https://books.google.de/books?id=mYbrAAAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=Reich&f=false online-Digitalisat]

Aktuelle Version vom 17. März 2024, 11:53 Uhr

Johann Christian Reich d. Ä. (geb. 2. April 1730 in Eisenberg/Thüringen; gest. 21. März 1814 in Fürth) wurde als zweiter Sohn eines Dragoner-Fähnrichs in Diensten des Prinzen Johann August von Sachsen-Gotha-Altenburg geboren. Nachdem er die Heimat verlassen hatte, wurde er in Fürth als Gürtlermeister ansässig und auch erwähnt als Hofmedailleur, brandenburg-ansbachischer privilegierter Dantesfabrikant (Dantes = Rechen-, Spielpfennige) und Gerichtsschöffe.

1790 wurde er königlich preußischer Hofmedailleur und 1806 königlich bayerischer Hofmedailleur.

1764 begann er in der Alexandergasse 514 (heute Alexanderstraße 22) ein großes Wohnhaus zu erbauen. Die Anregung zur Benennung der Straße stammte ebenfalls von ihm. Es wurden von ihm noch zwei weitere Häuser in der Alexandergasse erbaut (wahrscheinlich Alexanderstraße 12 und 13).


Leben

Johann Michael Füssel beschreibt in seinem Reisetagebuch[1] von 1791 das Leben von Johann Christian Reich recht ausführlich.

Die Kindheit verbrachte Reich in Eisenberg und Warschau. Während seiner unsteten Jugend begann er in Eisenberg Ausbildungen als Perückenmacher und Tischler sowie in Gera als Weber und Goldschmied, brach allerdings sämtliche Ausbildungen ab. Nach seiner Rückkehr nach Eisenberg begann er eine Lehre als Gürtler und hielt die fünfjährige Lehrzeit durch. Er beschäftigte sich nebenher aber gleichzeitig mit der Musik und brachte sich selbst in seiner Freizeit das Orgelbauen bei. Als Gürtler und Orgelbauer begann er dann mit einer Wanderschaft durch Deutschland. In Jena z. B. lernte er bei "Professor Herrn Succov" Physik und Mathematik; eine Zeit lang hielt er sich in Triesdorf bei Ansbach auf.

1758 schließlich ließ er sich in Fürth nieder, "weil er keinen Ort gefunden hatte, an dem er seine erworbene Geschicklichkeiten mit grösserem Vortheil hätte anwenden können."

Am 4. September 1761 gründete er mit 13 Gürtlern und 4 Zinngießern in Fürth eine ansbachisch-markgräfliche Gürtlerzunft und wurde als erster Zunftmeister gewählt.[2]

Im gleichen Jahr errichtete er bereits den Bau von drei Häusern in der Alexanderstraße.[3] Bald war er "einer der angesehensten und reichsten Fürther ...". Auch in seiner Zeit als Fabrikant baute er selbst noch Orgeln, Wanduhren, Glockenspiele, physikalische und mathematische Instrumente und erfand und prägte Gedenkmünzen. Außerdem beschäftigte er sich mind. 15 Jahre lang mit Astronomie. Sein Reichtum gründete sich aber im Wesentlichen auf seine Arbeiten als Medailleur.

Das Reich'sche Haus um 1910

Sein Wohnhaus wurde als "das schönste und weitläufigste Gebäude" in der Alexanderstraße, mit "angenehme[r] Aussicht nach Nürnberg" und auf "ein chinesisches Lusthaus", gerühmt. "Hundert Menschen" sollen in diesem Haus gewohnt und gearbeitet haben. Unter der Mansarde hatte er sich eine Experimentierkammer eingerichtet, in der er z. B. eine ausführlich beschriebene "Donnermaschine" erfand und in der er stolz "drey mit goldenen Rahmen eingefaßten Antworten vom Kaiser Joseph II., König Friedrich II., und dem General Elliot" an der Wand hängen hatte.[4]

1775 erhielt J. C. Reich vom Markgrafen Alexander in Ansbach den Titel "Hofmedailleur", 1790 wurde er königlich preußischer Hofmedailleur und 1806 gar noch königlich bayerischer Hofmedailleur. König Friedrich der Große dankte Johann Christian Reich in einem Schreiben vom 26. September 1783 für die Übersendung der Denkmünze auf General Elliot, eigentlich Eliott, und ließ ihm einliegend noch eine Erkenntlichkeit zukommen.

Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck, die Vertreter der Jenaer Romantik, statteten dem Hofmedailleur Reich 1793 in Fürth einen Besuch ab.[5] Den Besuch beschrieb Wackenroder in einem Brief an seine Eltern.

Über sein Privatleben liest man bei Bernhard J. Schwarz[6] folgendes: Er heiratete am Palmsonntag, den 28. März 1758, die Witwe des verstorbenen Gürtlers Christof Rießner.[7] Dem Ehepaar wurden fünf Söhne – Heinrich Bernhard Reich (geb. 1759), Johann Georg Reich (geb. 1762), Georg Christian Reich (geb. 1765), Johann Matthäus Reich (geb. 1767) und Ernst Christian Reich (geb. 1776) – und drei Töchter – Anna Maria Reich (geb. 1761), Susanna Barbara Reich (geb. 1770) und Anna Elisabetha Reich (geb. 1773) – geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Reich Justine Katharina Triller (auch Susanna Catharina Trillerin), die Witwe des herzoglichen Amtsadvokaten und Notars Triller in Eisenberg. Die Ehe blieb kinderlos. Ein Sohn (Johann Matthäus) wanderte nach Amerika aus.

Anscheinend heiratete er noch ein drittes Mal: Denn im September 1799 starb laut Zeitungsmitteilung "Maria Magdalena Reich, 70 Jahre, Ehefrau von Johann Christian Reich, Hofmedailleur und Gerichtsschöpf".[8]

Werk

Rechenpfennig von Johann Christian Reich d. Ä.

Johann Christian Reich prägte als Medailleur Dantes und Jetons. Dantes wurden z. B. bei Lotterien als Gewinn ausgegeben. Teilweise waren Dantes und Jetons eine Art Spielgeld, fanden aber durchaus in Kleingeld-knappen Zeiten Verwendung als Quasiwährung. Um die Beliebtheit dieser Dantes und Jetons zu steigern, versah Reich diese mit Prägungen zu zeitgeschichtlichen (heute historischen) Ereignissen. Damit erhielten die Jetons Erinnerungscharakter und waren als Souvenirs beliebt. Ebenso stellte Reich etliche Rechenpfennige her, die insbesondere beim Rechnen auf Linien Verwendung fanden, da sich nicht jeder einen Abakus leisten konnte. Auch zur Umrechnung der verschiedenartigen Währungen im Deutschen Reich wurden Rechenpfennige herangezogen.

Hochwertiger sind die zahlreichen Gedenkmedaillen zu verschiedenen Ereignissen anzusehen. Sie sind nicht nur größer als die Dantes, sondern durch ihr Material (Zinn, bzw. Silber) auch werthaltiger.

Außerdem:

Münze General Eliott.jpg
  • Eine Münze mit der Büste des Generals Eliott (Vorderseite) und der Belagerung von Gibraltar durch die Spanier (Rückseite) von 1783; zu sehen im British Museum - online


  • Auch anlässlich der Hungersnot im Jahr 1771/1772, des Todes von Papst Clemens XIV. im Jahr 1774, des Hochwassers im Jahr 1784, der im Jahre 1787 in Nürnberg oder des Friedensschlusses 1801 fertigte er Gedenkmedaillen.

Literatur

Der Hochfürstlich Ansbachische Hofmedailleur Johann Christian Reich (1730–1814)
  • August Neuhaus: Der hochfürstlich Ansbachische Hofmedailleur Johann Christian Reich (1730-1814)
  • Reich, Johann Christian, d. Ä.. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 299
  • Adolf Schwammberger: Wilhelm Heinrich Wackenroder berichtet über seinen Besuch in Fürth (1793). In: Fürther Heimatblätter, 1972/3, S. 72 - 74
  • Emil Ammon: Ein Fürther Medailleur huldigt 1799 dem König von Preußen. (Zur Jahresgabe 1981 des Geschichtsvereins). In: Fürther Heimatblätter, 1981/4, S. 85 - 87
  • Georg Paul Rieß: "Interessantes von Joh. Christian Reich, Hofmedailleur in Fürth" in: Nordbayerische Zeitung, Nr. 276, 23. November 1929.
  • Barbara Ohm: Johann Christian Reich (1730 - 1814) - Gürtler, Medailleur, Erfinder mechanischer Instrumente in Fürth. In: Fürther Geschichtsblätter 4/2022, S. 115 - 130
  • Matthias Ohm: Das Kleeblatt in Silber, Messing und Zinn - Fürth in den Werken der Medailleure Johann Christian Reich und Johann Matthäus Reich. In: Fürther Geschichtsblätter 4/2022, S. 131 - 143

Lokalberichterstattung

  • Reinhard Kalb: Der fast vergessene Tüfteltausendsassa. In: Fürther Nachrichten vom 22. Oktober 2022 (Druckausgabe) - online
  • Armin Leberzammer: Ein Medailleur mit zwiespältigem Ruf. In: Fürther Nachrichten vom 27. Februar 2023 (Druckausgabe)[9]

Siehe auch


Weblinks

  • Firmen-/Familiengeschichte Reich online
  • Friedrich Carl Gottlob Hirsching: "Nachrichten von sehenswürdigen Gemälde- und Kupferstichsammlungen, Münz-, Gemmen-, Kunst- und Naturalienkabineten, Sammlungen von Modellen ... und Gärten in Teutschland, nach alphabetischer Ordnung der Oerter", Sechster Band, Erlangen, Palm, 1792, S. 113ff - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Georg Kaspar Nagler: "Neues allgemeines Künstler-Lexicon: oder Nachrichten von dem Leben ...", Band 12, 1842, S. 379f online-Digitalisat
  • Anonym: "Verzeichniß der vollständigen Sammlung aller, von dem Hochfürstl. Brandenburgischen privilegirten Medaillen- und Dantes Fabrikanten, Johann Christian Reich, in Fürth bey Nürnberg verfertigten Gedächtniß-Münzen, und Medaillen auf die Größten Merkwürdigkeiten von Europa." in: Journal von und für Deutschland, 5.Jg.,7.-12.St., 1788, S. 118f - online-Digitalistat der Universität Bielefeld

Einzelnachweise

  1. Johann Michael Füssel in: "Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz", Band 3 Palm, 1791, S. 48 ff. - online
  2. Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten", abgerufen am 29. April 2020 - online
  3. August Neuhaus: Der hochfürstlich ansbachische Hofmedailleur Johann Christian Reich (1730 - 1814), S. 84
  4. Alle Zitate von Johann Michael Füssel in: "Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz", Band 3 Palm, 1791, S. 48 ff. - online
  5. Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt, 2007, S. 109
  6. Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten", abgerufen am 1. April 2016 - online
  7. lt. Kirchenbuch St. Michael, Trauungen 1748–1773, S. 234: Maria Magdalena Rißner
  8. "Fürther Anzeiger" vom 24. September 1799
  9. allerdings muss der Geburtsort "Eisenberg" lauten, denn Eisenstadt - wie im Artikel fälschlich angegeben - liegt im österreichischen Burgenland.

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