Wilhelm Evora: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

K (Textersetzung - „im Internet]“ durch „online]“)
 
(48 dazwischenliegende Versionen von 9 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Wilhelm Evora''' (* [[8. April]] [[1846]] in Marienburg; [[2. Juni]] [[1893]] in Fürth) war ein Zimmermeister, Brauereibesitzer und Politiker.
{{Person
|Vorname=Wilhelm
|Nachname=Evora
|Geschlecht=männlich
|Geburtsdatum=1846/04/27
|Geburtsort=Marienburg
|Todesdatum=1893/06/02
|Todesort=Bad Reichenhall
|Beruf=Zimmermeister; Baumeister; Brauereibesitzer; Politiker
}}
{{Familie
|Person=Philipp Evora
|Verwandtschaftsgrad=Vater
}}
{{Familie
|Person=Eugenie Evora, geb. Schlichting
|Verwandtschaftsgrad=1. Ehefrau
}}
{{Familie
|Person=Emil Evora
|Verwandtschaftsgrad=Sohn
}}
{{Familie
|Person=Hilmar Evora
|Verwandtschaftsgrad=Sohn
}}
'''Wilhelm Evora''' (geb. [[27. April]] [[1846]] in Marienburg/Preußen; gest. [[2. Juni]] [[1893]] in Bad Reichenhall) war ein [[Zimmermeister]], [[Brauereibesitzer]], [[Politiker]], [[Architekt]] und [[Bauunternehmer]].<ref>Haus der Bay. Geschichte, 31. Landtag: 1887-1892 (16. Wahlperiode 1887-1893), Abgerufen 29. Janaur 2014 [http://www.hdbg.de/parlament/content/persDetail.php?id=469 online]</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Wilhelm Evora wurde als Sohn des Wachsfigurenkabinetts-Besitzer Philipp Evora in Marienburg / Ostpreußen geboren und besuchte von [[1858]] bis [[1860]] zwei Kurse der Fürther [[Gewerbeschule]], anschließend trat er eine Zimmermannslehre im Unternehmen des Großvaters [[Jakob Rietheimer]] an. Nach bestandener Meisterprüfung ließ er sich [[1868]] als Zimmermeister in Fürth nieder.  
Wilhelm Evora wurde als Sohn des Wachsfigurenkabinett-Besitzers Philipp Evora in Marienburg im ehem. Westpreußen (heute [[wikipedia:Malbork|Malbork]]) geboren. [[1858]] kam er mit seinen Eltern nach Fürth, wo der Großvater [[Jakob Rietheimer]] lebte. Er besuchte von [[1858]] bis [[1860]] zwei Kurse der Fürther [[Handels- und Gewerbeschule|Gewerbeschule]], anschließend trat er eine Zimmermannslehre im Unternehmen des Großvaters an. Nach bestandener Meisterprüfung ließ er sich [[1868]] als Zimmermeister in Fürth nieder, indem er nach der vom Magistrat erhaltenen Konzession das Geschäft des Großvaters übernahm.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 18a/E 161</ref>


[[1869]] baute er sich ein Wohnhaus an der [[Königswarterstraße]], [[1892]] beauftragt er den damals berühmten Architekten [[Fritz Walter]] mit einem prunkvollen Neubau an der Königswarterstraße 52 ([[Haus Evora]]).
[[1869]] baute er sich ein Wohnhaus an der ehemaligen Bahnhofstraße, die 1875 in [[Königswarterstraße]] umbenannt wurde. Das Anwesen hatte die Adresse Bahnhofstraße 4<ref>Adressbuch von 1872</ref>, dann Königswarterstraße 4, die im Jahr 1890 schließlich zur Königswarterstraße 54 wurde.


Gemeinsam mit [[Johann Jakob Meyer]], in dessen Baugeschäft er Mitte der 1870er Jahre als Teilhaber eingetreten war, erwarb er [[1878]] eine Brauerei, die in den folgenden Jahren unter dem Namen [[Brauerei Evora&Meyer]] Aufschwung fand.
Gemeinsam mit [[Johann Jakob Meyer]], in dessen Baugeschäft er Mitte der 1870er Jahre als Teilhaber eingetreten war, erwarb er [[1878]] die kleine Brauerei ''Enser'' in der [[Erlanger Straße]], die in den folgenden Jahren unter dem Namen [[Brauerei Evora&Meyer|Evora & Meyer]] Aufschwung fand.
 
[[1892]] beauftragte er den damals berühmten Architekten [[Fritz Walter]] mit einem prunkvollen, viergeschossigen Neubau an der [[Königswarterstraße 52]], das sogenannte ''Evora Haus''. Seine Villa ließ man um 1897 für den Neubau des Nachbargrundstücks in die Nähe der Brauerei an die [[Erlanger Straße 50]] transferieren. Er hatte sich als erfolgreicher Unternehmer wie als Demokrat viel Ansehen und Anerkennung erworben. Dennoch erlebte er in seiner eigenen Brauerei einen dreimonatigen Streik, weil er fünf Brauburschen entlassen hatte.<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung ''Wilhelm Evora'', Fürther Tagblatt vom 6.8.1930</ref> Evora war als Kandidat für den Reichstag aufgestellt worden, aber er verstarb [[1893]] mit nur 47 Jahren. In seinem neuen Haus lebte er nicht mehr.


== Politik ==
== Politik ==
Bereits Ende der 1860er Jahre gehörte Wilhelm Evora dem [[Volksverein]] an, einer der ersten demokratischen Parteien Fürths, [[1890]] wurde er deren Vorsitzender. Schon [[1872]] trat er ins Fürther Gemeindekollegium ein, in dem er bis zu seinem Tod verblieb. Seit [[1882]] war er darüberhinaus Landrat. Evora war [[1882]] einziges demokratisches Mitglied des Bayerischen Landtages. Bei der Reichstagswahl [[1890]] unterlag er in der Stichwahl.
Bereits Ende der 1860er Jahre gehörte Wilhelm Evora dem [[Der Bürgerbund|Bürgerbund]] an, einer der ersten demokratischen Parteien Fürths. Dieser wurde jedoch [[1881]] verboten und Evora wechselte zum [[Fürther Volksverein]]. [[1890]] wurde er deren Vorsitzender. Schon [[1872]] - mit nur 26 Jahren - trat er ins Fürther Gemeindekollegium ein, in dem er bis zu seinem Tod verblieb. Von [[1882]] bis [[1883]] war er darüber hinaus Mitglied des mittelfränkischen Landrats (Provinziallandtag).  
 
Für die Landtagswahl [[1887]] wurde Evora als gemeinsamer Kandidat der [[Fürther Volksverein|Volkspartei]] und der [[SPD]] nominiert. Konkret versprach er, für ''die Einführung eines Normalarbeitstages in den Betrieben des Staates und für die Besserstellung des niederen Beamtenpersonals, hauptsächlich bei den Post– und Bahnbetrieben,'' einzutreten, da ihre Bezahlung ''in keinem Verhältnis steht zu den Leistungen und der gewissenhaften Pflichterfüllung,'' sowie ein Augenmerk auf Bildung zu richten, denn ''die Schule ist das Fundament des menschlichen Lebens.''<ref>Stadtarchiv Fürth, Fürther Bürger-Zeitung (Fränkische Tagespost) vom 17. Juni 1887</ref> Evora war [[1887]] - [[1888]] ein knappes Jahr einziges demokratisches Mitglied des Bayerischen Landtages, bis die Wahl für ungültig erklärt worden war. Er erregte Aufsehen, weil er sich für die Kürzung der Apanage der königlichen Prinzen aussprach und auch die Offenlegung der Geisteskrankheit von König Otto forderte, was ihn sehr unbeliebt machte.<ref>Stadtarchiv Fürth, Familienbogen, Biografische Sammlung ''Wilhelm Evora'', Fürther Tagblatt vom 6.8.1930</ref> Bei der Reichstagswahl [[1890]] unterlag er in der Stichwahl.


== Familie ==
== Familie ==
[[1869]] heiratete Wilhelm Evora die Tochter des Ansbacher Privatiers Wilhem Schlichting, [[Eugenie Schlichting]] - die Enkelin des Fürther Gewerbevereinsvorstandes [[Johann Kaspar Beeg]]. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: [[Emil Evora|Emil]] und [[Hilmar Evora]].
[[1869]] heiratete Wilhelm Evora die Tochter des Ansbacher Privatiers Wilhelm David Schlichting, [[Eugenie Schlichting]] - die Enkelin des Fürther Gewerbevereinsvorstandes [[Johann Kaspar Beeg]]. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: [[Emil Evora|Emil]] und [[Hilmar Evora]].


== Trivia ==
==Sonstiges==
Wilhelm Evora wurde [[1888]] Schützenkönig der [[Königlich priviligierte Schützengesellschaft Fürth|kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth]].
Wilhelm Evora wurde [[1888]] Schützenkönig der [[Königlich privilegierte Schützengesellschaft Fürth|kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth]].<ref>Dr. Adolf Schwammberger, Aus der Kulturgeschichte der Priv. Schützengesellschaft Fürth. In: Fürther Heimatblätter, Jahrgang 10, Nr. 5, 1960</ref>
Nach ihm wurde [[1889]] der [[Farrnbacher Weg]] in [[Wilhelmstraße]] umbenannt.
Nach ihm wurde [[1889]] der [[Farrnbacher Weg]] in [[Wilhelmstraße]] umbenannt.


{{DEFAULTSORT:Evora, Wilhelm}}
==Werke==
[[Kategorie:Persönlichkeiten]]
{{Werke Architekt}}
[[Kategorie:Geboren 1846]]
==Literatur==
[[Kategorie:Gestorben 1893]]
* [[Barbara Ohm]]: ''Demokratische Bestrebungen im Fürth des 19. Jahrhunderts. Wilhelm Evora''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], Ausgabe 1/2019, S. 25 - 32
== Siehe auch ==
* [[Evora]]
* [[Brauerei Evora & Meyer]]
* [[Eugenie Evora]]
* [[Hilmar Evora]]
* [[Kristallpalast]]
* [[Der Bürgerbund]]
 
==Weblinks==
* Bernd-Uwe Schinzel: ''Das Evora-Haus'', Beitrag vom [[26. Januar]] [[2015]] zur Rubrik "Häuser erzählen Geschichten" in [http://www.stadtheimatpflege-fuerth.de/evora-haus/ Stadtheimatpflege Fürth]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
==Bilder==
{{Bilder dieser Person}}

Aktuelle Version vom 6. Januar 2024, 17:35 Uhr

Wilhelm Evora (geb. 27. April 1846 in Marienburg/Preußen; gest. 2. Juni 1893 in Bad Reichenhall) war ein Zimmermeister, Brauereibesitzer, Politiker, Architekt und Bauunternehmer.[1]

Leben

Wilhelm Evora wurde als Sohn des Wachsfigurenkabinett-Besitzers Philipp Evora in Marienburg im ehem. Westpreußen (heute Malbork) geboren. 1858 kam er mit seinen Eltern nach Fürth, wo der Großvater Jakob Rietheimer lebte. Er besuchte von 1858 bis 1860 zwei Kurse der Fürther Gewerbeschule, anschließend trat er eine Zimmermannslehre im Unternehmen des Großvaters an. Nach bestandener Meisterprüfung ließ er sich 1868 als Zimmermeister in Fürth nieder, indem er nach der vom Magistrat erhaltenen Konzession das Geschäft des Großvaters übernahm.[2]

1869 baute er sich ein Wohnhaus an der ehemaligen Bahnhofstraße, die 1875 in Königswarterstraße umbenannt wurde. Das Anwesen hatte die Adresse Bahnhofstraße 4[3], dann Königswarterstraße 4, die im Jahr 1890 schließlich zur Königswarterstraße 54 wurde.

Gemeinsam mit Johann Jakob Meyer, in dessen Baugeschäft er Mitte der 1870er Jahre als Teilhaber eingetreten war, erwarb er 1878 die kleine Brauerei Enser in der Erlanger Straße, die in den folgenden Jahren unter dem Namen Evora & Meyer Aufschwung fand.

1892 beauftragte er den damals berühmten Architekten Fritz Walter mit einem prunkvollen, viergeschossigen Neubau an der Königswarterstraße 52, das sogenannte Evora Haus. Seine Villa ließ man um 1897 für den Neubau des Nachbargrundstücks in die Nähe der Brauerei an die Erlanger Straße 50 transferieren. Er hatte sich als erfolgreicher Unternehmer wie als Demokrat viel Ansehen und Anerkennung erworben. Dennoch erlebte er in seiner eigenen Brauerei einen dreimonatigen Streik, weil er fünf Brauburschen entlassen hatte.[4] Evora war als Kandidat für den Reichstag aufgestellt worden, aber er verstarb 1893 mit nur 47 Jahren. In seinem neuen Haus lebte er nicht mehr.

Politik

Bereits Ende der 1860er Jahre gehörte Wilhelm Evora dem Bürgerbund an, einer der ersten demokratischen Parteien Fürths. Dieser wurde jedoch 1881 verboten und Evora wechselte zum Fürther Volksverein. 1890 wurde er deren Vorsitzender. Schon 1872 - mit nur 26 Jahren - trat er ins Fürther Gemeindekollegium ein, in dem er bis zu seinem Tod verblieb. Von 1882 bis 1883 war er darüber hinaus Mitglied des mittelfränkischen Landrats (Provinziallandtag).

Für die Landtagswahl 1887 wurde Evora als gemeinsamer Kandidat der Volkspartei und der SPD nominiert. Konkret versprach er, für die Einführung eines Normalarbeitstages in den Betrieben des Staates und für die Besserstellung des niederen Beamtenpersonals, hauptsächlich bei den Post– und Bahnbetrieben, einzutreten, da ihre Bezahlung in keinem Verhältnis steht zu den Leistungen und der gewissenhaften Pflichterfüllung, sowie ein Augenmerk auf Bildung zu richten, denn die Schule ist das Fundament des menschlichen Lebens.[5] Evora war 1887 - 1888 ein knappes Jahr einziges demokratisches Mitglied des Bayerischen Landtages, bis die Wahl für ungültig erklärt worden war. Er erregte Aufsehen, weil er sich für die Kürzung der Apanage der königlichen Prinzen aussprach und auch die Offenlegung der Geisteskrankheit von König Otto forderte, was ihn sehr unbeliebt machte.[6] Bei der Reichstagswahl 1890 unterlag er in der Stichwahl.

Familie

1869 heiratete Wilhelm Evora die Tochter des Ansbacher Privatiers Wilhelm David Schlichting, Eugenie Schlichting - die Enkelin des Fürther Gewerbevereinsvorstandes Johann Kaspar Beeg. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: Emil und Hilmar Evora.

Sonstiges

Wilhelm Evora wurde 1888 Schützenkönig der kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth.[7] Nach ihm wurde 1889 der Farrnbacher Weg in Wilhelmstraße umbenannt.

Werke

 ObjektArchitektBauherrBaujahrAkten-Nr.Baustil
Bahnhofplatz 7WohnhausJakob Meyer
Wilhelm Evora
Fürther Baugesellschaft1874D-5-63-000-88Klassizismus
Bahnhofplatz 8Wohnhaus in EcklageJakob Meyer
Wilhelm Evora
Lazar Landmann1873D-5-63-000-89Klassizismus
Gustav-Schickedanz-Straße 7WohnhausWilhelm Evora1874D-5-63-000-321Klassizismus
Gustav-Schickedanz-Straße 9WohnhausWilhelm EvoraMax Karl Königsberger1874Klassizismus
Marienstraße 26; Marienstraße 28DoppelwohnhausJakob Meyer
Wilhelm Evora
Jakob Meyer
Wilhelm Evora
1875D-5-63-000-1601Klassizismus
Maxstraße 42WohnhausWilhelm EvoraBernhard UllmannD-5-63-000-906
Schillerstraße 11Mietshaus in EcklageJakob Meyer
Wilhelm Evora
Jakob Meyer
Wilhelm Evora
1875D-5-63-000-1188Klassizismus
Schillerstraße 9MietshausJakob Meyer
Wilhelm Evora
Jakob Meyer
Wilhelm Evora
1875D-5-63-000-1186Klassizismus

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Haus der Bay. Geschichte, 31. Landtag: 1887-1892 (16. Wahlperiode 1887-1893), Abgerufen 29. Janaur 2014 online
  2. Stadtarchiv Fürth, Fach 18a/E 161
  3. Adressbuch von 1872
  4. Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Wilhelm Evora, Fürther Tagblatt vom 6.8.1930
  5. Stadtarchiv Fürth, Fürther Bürger-Zeitung (Fränkische Tagespost) vom 17. Juni 1887
  6. Stadtarchiv Fürth, Familienbogen, Biografische Sammlung Wilhelm Evora, Fürther Tagblatt vom 6.8.1930
  7. Dr. Adolf Schwammberger, Aus der Kulturgeschichte der Priv. Schützengesellschaft Fürth. In: Fürther Heimatblätter, Jahrgang 10, Nr. 5, 1960

Bilder