Alfred Louis Nathan: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. November 2017, 22:43 Uhr

Geheimrat Alfred Louis Nathan (geb. 8. Dezember 1870 in Fürth, gest. 9. Oktober 1922 in Bad Reichenhall) war Rechtsanwalt, Teilhaber des Bankhauses Nathan & Co in Fürth und ein großer Stifter für Fürth und Bad Reichenhall.

Leben

Alfred Nathans Geburtshaus in der Friedrichstraße 10

Alfred Nathan wurde am 8. Dezember 1870 als einziger Sohn des Bankiers Sigmund Nathan und dessen Frau Amalie Nathan in der Friedrichstraße 10 in Fürth geboren. Er besuchte die Vor- und Lateinschule in der Israelitischen Schule in der Mathildenstraße 7[1] und anschließend das humanistische Gymnasium in Erlangen. Von 1888 bis 1893 studierte er in München Rechtswissenschaft. Nach dem Referendariat in Fürth, Bad Reichenhall und München ließ er sich 1897 in München als Rechtsanwalt nieder. Aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustands zog er 1902 nach Bad Reichenhall; aus gleichen Gründen erfolgte die baldige Aufgabe der dortigen Kanzlei. Den Rest seines Lebens lebte er in Bad Reichenhall und Meran, wo er als Schriftsteller tätig war (z. B. siehe unten). Alfred Nathan blieb bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1922 in Bad Reichenhall ledig. Am 26. Oktober 1922 schreibt die Zeitschrift Der Israelit über seinen Tod:

"Am 9. Oktober ist in Bad Reichenhall der bekannte Philanthrop und Wohltäter, Geheimer Hofrat Alfred Nathan, gestorben. Selbst von einfachster, schlichtester Lebensweise, streute er mit vollen Händen Wohltaten aus, verschönerte das Stadtbild seines Wohnsitzes Reichenhall und seiner Geburtsstätte Fürth und gründete daselbst hervorragende Wohlfahrtseinrichtungen. Er war Ehrenbürger beider Städte, besaß hervorragende Auszeichnungen von Fürsten und gekrönten Häuptern; Prinzregent Luitpold von Bayern überreichte ihm das große Bronzerelief von Hildebrand - eine Auszeichnung, die nur den nächsten persönlichen Freunden des Regenten zuteil wurde. Die Tagesblätter widmen dem Heimgegangenen und seinem menschenfreundlichen Wirken lange Nachrufe; der 'Reichenhaller Grenzbote' schließt den seinigen mit den Worten: 'Nun wissen die Leser, warum die Stadt an seiner Bahre trauert. Heute früh haben wir seine Leiche zum Bahnhof verbracht. Die Beerdigung wird in Fürth stattfinden. Der Stadtrat mit beiden Bürgermeistern, Bezirksamtmann Bason Hornau und viele Beamte, Bürger, und, was besonders ansprach, viele Arme gingen trauernd im Zuge. Auch die Schuljugend fehlte nicht. Veteranen, Krieger- und sonstige Vereine erwiesen ihrem Ehrenmitglied die letzten Ehren mit Fahnen. Leichter Regen fiel. Die Berge, die er so sehr geliebt, trauerten. Die Stadtkapelle spielte Trauermärsche; die dumpfen Klänge der Trommeln begleiteten den Zug. Der Heimgegangene hatte sich alle äußeren Ehren verbeten und wollte still, wie er gelebt, begraben sein."[2]

Sein Grab befindet sich auf dem Alten Jüdischen Friedhof, allerdings wurde es geschändet, so dass nur noch der Grabstein zu sehen ist.

In einem Nachruf ehrte ihn Oberbürgermeister Dr. Robert Wild "als einen der größten Wohltäter und Menschenfreunde, die Fürth jemals hervorgebracht hat".

Stiftungen

Das Nathanstift in der Tannenstraße, ca. 1950

Seine berühmteste Stiftung in Fürth ist auch heute noch das "Nathanstift", in dem jeder geboren wird, der im Klinikum Fürth das Licht der Welt erblickt. Die Stiftung selbst erfolgte im Jahr 1906 (zum Gedenken an seine Eltern „Sigmund und Amalie Nathan Stiftung“ genannt) und wurde mit einem Grundstock von 300.000 M und weiteren jährlich 5000 Mark für den Betrieb ausgestattet. Die Einweihung des Gebäudes fand im Jahr 1909 statt.

Nathan stiftete Fürth über 2 Millionen Goldmark, umgerechtet heute um die 7 Millionen Euro, und bekam für seine Verdienste die Ehrenbürgerwürde von Fürth. Alfred Nathan ist nicht nur Ehrenbürger von Fürth, sondern auch von Bad Reichenhall. Der volle Umfang seiner Freigebigkeit ist nicht lückenlos bekannt, da er des Öfteren anonym zu spenden pflegte. Oft wurde erst nach seinem Tode bekannt, dass dieses oder jenes von ihm stammte. Alfred Nathan stiftete aus dem Geiste jüdisch sozialer Verantwortung und großer allgemeiner Menschenliebe.

Er dichtete zu seinen Stiftungen einmal:

"Dem blinden Zufall danke ich die Gaben,
Die tausend andren hat das Glück verwehrt,
Ist es so rühmlich, etwas menschlich schenken,
Vom Überfluß, den das Geschick beschert."

Persönlichkeit

Alfred Louis Nathan war ein sehr großzügiger Mensch, für sich selbst jedoch gab er wenig Geld aus. So trug er seine Anzüge teils so lange, bis sie völlig abgenutzt waren.

Nathan und sein Fürth

Gedichtband Nathans von 1917

Alfred Nathan liebte seine Heimatstadt, er konnte aber aus gesundheitlichen Gründen die meiste Zeit nicht in ihr leben. Nathan bedichtete sein Fürth:

"Nach Dir und Deinen teuren Stätten
Mein heißes Sehnen zieht und schwirrt,
Dich lieb' ich bis zum letzten Hauche,
Du teure Heimat, liebes Fürth."


Dies ist die letzte Strophe des Gedichts "Heimkehr nach Fürth" aus dem Gedichtband "Heimatbilder. Gedichte eines treuen Fürthers. Meiner geliebten teuren Vaterstadt Fürth gewidmet, zum besten der Kriegsfürsorge.", erschienen 1917. Soweit die "Liebeserklärung" Nathans an seine Heimatstadt Fürth. In diesem Zusammenhang ist die Dichtung zu Fürth seines Zeitgenossen Jakob Wassermann sehr interessant.

Sonstiges

Am 19. März 1917 wurde Nathan in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen.[3]

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. In: Alfred Nathan auf Wikipedia: "[...]Er besuchte die Vorschule und die Lateinschule in der Mathildenstraße in Fürth [...]"
  2. Aus: Der Israelit vom 26. Oktober 1922; In: Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde auf www.alemannia-judaica.de
  3. Mitgliederliste des Blumenordens

Bilder