Wilhelm Löhe: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Evangelische Kirche gedenkt am ''2. Januar'' | Die Evangelische Kirche gedenkt am ''2. Januar'', dem Todestag, Wilhelm Löhe. | ||
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Version vom 25. April 2009, 18:08 Uhr
Johann Konrad Wilhelm Löhe (* 21. Februar 1808 in Fürth, Untere-Frankfurter-Straße/ Königstraße 27; † 2. Januar 1872 in Neuendettelsau) war ein evangelischer Theologe und wurde wegen der Gründung eines Mutterhauses für Diakonissen als "Fränkischer Diakonissenvater" bekannt.
Wilhelm Löhe ist seit 2007 im "Ehrenweg Fürth" geehrt.
Leben
Wilhem Löhe wurde am Sonntag, den 21. Februar 1808 in der Königstraße 27 (zu Löhe's Zeiten: Haus 50), als Sohn des "Spezerei- und Großsalzhändler" Johann Löhe und seiner Ehefrau Maria Barbara Löhe, geborene Walthelm, geboren. Am 24. Februar 1808, es war ein Mittwoch, wurde Wilhelm Löhe zuhause, in seinem Geburtszimmer getauft. Der Vater starb früh (1816), die Mutter erzog das Kind im Geist des Pietismus. Wilhelm Löhe wuchs, im wahrsten Sinnes des Wortes, zwischen "Kirchhof" und "Schulhof" auf, was ihn für sein Leben prägte (sein Liturgisches Verständnis). Am Sonntag "Exaudie", dem 3. Juni 1821 wurde Wilhelm Löhe in der alten Stadtkirche St. Michael konfirmiert, ein sehr wichtiger Tag in seinem Leben, dessen er sein ganzes Leben gedachte. Mit der Schulzeit in Nürnberg kam der als einsames Kind beschriebene Löhe erstmals in Kontakt mit dem Gedankengut der Aufklärung. 1826 studierte er dann Evangelische Theologie in Erlangen, wo ihn vor allem Christian Krafft beeinflusste und lernte dort auch durch David Hollaz das Luthertum kennen. Die wichtigste Lektüre jener Zeit war für Löhe Thomas von Kempens "Von der Nachfolge Christi". Es ist möglich, dass er sich schon damals vom herrschenden Rationalismus abwandte.
1828 studierte Löhe ein Semester in Berlin und besuchte unter anderem die Vorlesungen von Friedrich Schleiermacher und Georg Hegel. Beide Denker blieben ihm jedoch fremd, wie er später schrieb. 1829 kehrte er aus familiären Gründen zurück nach Erlangen und bestand dort 1830 sein Examen. Bei der Ordination am 25. Juli 1831, in der Kirche St. Gumbertus in Ansbach, empfand er sich bereits als ein bekenntnistreuer Lutheraner.
In den folgenden Jahren wechselte Löhe als Vikar und Pfarrverweser mehrmals die Pfarrstelle. Er beschäftigte sich vor allem mit Fragen des Abendmahls und der Kirchenverfassung und nahm Anteil am Kampf der schlesischen Lutheraner gegen die preußische Union.
Er heiratete am 25. Juli 1837 Helene Andreae (* 27.6.1819; † 24.11.1843) in der St. Katharinenkirche in Frankfurt am Main. Das Ehepar bekam in ihrer sechsjährigen Ehe vier Kinder: Ferdinand (* 19.7.1838, + 12.6.1906), Marianne (* 20.12.1839, + 24.11.1907), Gottfried (* 24.7.1841, + 1916) und Philipp (* 22.1.1843, + 14.9.1844). Nach dem Tod seiner geliebten Frau Helene blieb Löhe allein, er heiratete nicht wieder.
Ab 1. August 1837 bis zu seinem Tod war er Pfarrer von Neuendettelsau (Kirche St. Nikolai). In Neuendettelsau befindet sich auch sein Grab.
In Neuendettelsau war Löhe im Geiste des Neuluthertums tätig.
Theologische Akzente
Die 1845 erschienenen Drei Bücher von der Kirche beleben im entstehenden Neuluthertum die Diskussion um das Wesen von Kirche. Schon 1847 veröffentlichte der Erlanger Franz Delitzsch seine Vier Bücher von der Kirche explizit in Bezug auf das Löhe-Werk. Löhe ging es, wie er Delitzsch schreibt, in seinem Buch darum, »[...] in der Zerrissenheit der Kirche denjenigen Fleck aufzuzeigen, wo die Wahrheit ihr völligstes Zeugnis gibt" Und: "[...] in den Bekenntnissen unserer Väter [haben wir] [...] den historischen Boden wieder gefunden [...], auf welchem wir fortschreiten können«. Die lutherische Kirche aber ist dabei die einigende »Mitte der Konfessionen«.
Löhe wandte sich gegen einen Unionismus in der Evangelischen Kirche; er unterschied stark zwischen reformiert und lutherisch. Sein Biograph Friedrich Wilhelm Kantzenbach hat auf Mißverständlichkeiten hingewiesen. Löhes Ekklesiologie beispielsweise mit einer an Cyprian angelehnten Forderung, dass »jeder, welcher zur unsichtbaren Kirche zu gehören wünscht, auch zur sichtbaren gehören müsse«, blieb nicht unbestritten.
Schließlich geriet Löhe mit seinem Verständnis vom Amt, das er als begründenden Ausgangspunkt der Gemeinde, nicht ihr Resultat, sah, dann noch mit Oberkonsistorialpräsident Adolf Harleß aneinander - wurde von diesem aber rasch wieder in die Kirche eingebunden.
In praktischer Konsequenz versuchte Löhe, die altlutherische Liturgie wiederzubeleben, akzentuierte den Begriff der Kirchenzucht neu und griff selbst (und auch mittels seiner zunehmenden Anhängerschar) oft in das kirchenpolitische Tagesgeschehen ein. So wird auf ihn die ab 1853 bestehende Selbstbezeichnung der evangelischen Kirche Bayerns als »evangelisch-lutherisch« zurückgeführt (Schumann).
Praktische Arbeit und Leistungen
Löhe wurde gleichzeitig mit Theodor Fliedner Begründer einer lutherischen Mission. Seit 1841 wurden Missionare für die Seelsorge der nach Nordamerika Auswandernden ausgebildet. So hat er Einfluss auf die kirchliche Prägung der Neuen Welt genommen.
1853 wurde die Ausbildung von Frauen in der Diakonie eingeführt, um Frauen in sozial schwieriger Lage eine Möglichkeit zu eröffnen. Durch die Diakonissen konnten personell problematische (vor allem dörfliche) Regionen nun besser versorgt werden.
1854 wurde dem ein Lutherischer Verein für weibliche Diakonie zur Seite gestellt, der vor allem Mädchen und Frauen ansprechen sollte, die den radikalen Schritt zur Diakonisse nicht gehen wollten. Das Neuendettelsauer Mutterhaus entwickelte sich schnell auch zur geistigen Heimat der dort Ausgebildeteten. Die Diakonie Neuendettelsau besteht bis heute.
Das Neuendettelsauer MutterhausLöhes Ansätze - Gründung eines Vereins für ein apostolisches Leben oder der Versuch, eine bischöflich-brüderliche Kirche in lutherischem Geist zu begründen -, ließen sich so nicht umsetzen. Ergebnis dieser Bemühungen war aber die 1849 ins Leben gerufene und bis heute bestehende Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der lutherischen Kirche. Die Gründung der „Gesellschaft” erfolgte mit dem Ziel, entschiedene Christen zu sammeln und ihnen zu einem Leben in der Nachfolge Jesu zu verhelfen. Schriftgegründete Christen sollten auf der Grundlage der lutherischen Bekenntnisse „Kern, Licht und Salz” in den Gemeinden sein.
Löhe erwägt zeitweilig das Verlassen der Kirchenorganisation.
Als Löhe 1872 verstarb, hinterließ er ein umfangreiches Werk sowohl als Publizist wie als Gründer von Institutionen.
Löhe's Diakonissen-Spruch
„Was will ich? Dienen will ich. – Wem will ich dienen? – Dem Herrn Jesu in Seinen Elenden und Armen. Und was ist mein Lohn? Ich diene weder um Lohn noch um Dank, sondern aus Dank und Liebe; mein Lohn ist, daß ich darf!“
"Löhe"-Orte in Fürth
- Geburts-, Tauf- und Elternhaus: Haus Königstraße 27 mit Gedenktafel und Gedenkzimmer [- ab Ende 2009!]
- Familienbesitz Löhe (vor 1717 und von 1725 bis 1867): Gasthof Grüner Baum
- Konfirmationskirche: Kirche St. Michael (Löhe-Denkmal auf Kirchplatz)
- Erste Predigt gehalten in: Kirche St.-Peter-und-Paul in Poppenreuth (1828).
- Ehrenweg Fürth in der Schwabacher Straße (Fußgängerzone).
Zudem erinnern in Fürth die Wilhelm-Löhe-Gedächtniskirche in Ronhof und die Wilhelm-Löhe-Straße, eine Seitenstraße gleich am Geburtshaus, an Wilhelm Löhe.
Löhe-Gedenktag
Die Evangelische Kirche gedenkt am 2. Januar, dem Todestag, Wilhelm Löhe.
Literatur
Werke Löhes - Primärtexte
- Vom Schmuck der heiligen Orte, für die Wilhelm-Löhe-Kulturstiftung Neuendettelsau kommentiert und bearbeitet von Beate Baberske-Krohs und Klaus Raschzok, EVA Leipzig, 2008, ISBN 978-3-374-02645-6
- Gesammelte Werke, hg. v. Klaus Ganzert, Bd. 3,1-7,2 (10 Bde.), Neuendettelsau 1951-1966.
- Gesammelte Werke, hg. v. Klaus Ganzert, Bd. 1-2 (Briefe), Neuendettelsau 1985-1986.
- Gesammelte Werke. Ergänzungsreihe, hg. v. Martin Wittenberg, Bd. 1: Abendmahlspredigten (1866), Neuendettelsau 1991.
- Studienaugabe, hg. v. Dietrich Blaufuß, Bd. 1: Drei Bücher von der Kirche (1845), Neuendettelsau 2006.
Sekundärliteratur
Biografien
- Erika Geiger: Wilhelm Löhe, Leben - Werk - Wirkung, Neuendettelsau 2003, ISBN 3772602444
- J. Deinzer, Löhes Leben; 3 Bde., 1872/1880/1892
Sonstige Sekundärliteratur
- <<Umfangreichste Sekundärbibliogaphie für 1945 bis 1990:>> Heiner Schmidt, Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte. Bibliography of German Literary History. Bd./vol. 19. Duisburg: Verlag Pädagogische Dokumentation 1999, 243-255 [bearb. von Dietrich Blaufuß (red.), Matthias Freudenberg, Rudolf Keller, Wolfgang Layh, Werner Raupp, Christian Weber] siehe auch Quellenlexikon im Netz.
- <<Sammelband. ->> Wilhelm Loehe and His Legacy. CTM 33/nr. 2, 2006 [Beiträge von E. Geiger, H. Schwarz, D. Blaufuß (vollst., dt. KuD 2007), Th. H. Schattauer, J. T. Pless, C. I. Ness, D. C. Ratke, L. Trachte].
- D. Blaufuß, Wilhelm Löhe und die >Alten Tröster<. Zur Wirkung barocker Erbauungsliteratur im 19. Jahrhundert; in: [ZBKG 59 (1990), 149-162; überarbeitet in:] ders., Korrespondierender Pietismus. Ausgewählte Beiträge. Hrsg. von Wolfgang Sommer und Gerhard Philipp Wolf. Leipzig: Evang. Verlagsanstalt, 2003, 336-357 ISBN 3-374-02079-8.
- ders. in: ZKG 1994, 388-391
- ders., Löhe auf dem Weg in die Separation? Die Korrespndenz Wilhelm Löhe - Alexander von Wartensleben-Schwirsen Dezember 1848 / Januar 1849, in: ZBKG 75 (2006), 87-95 [m.3 neuen Briefen]
- ders., Heiliger und Ketzer. Wilhelm Löhe in der deutschen Historiographie; in: KuD 53 (2007), 252-273
- ders., Löhe-Korrespondenz. Vorläufiges Verzeichnis von Briefpartner, in: ZBKG 76 (2007), 204-214
- ders., Drei Predigten Löhes zu Psalmen, in: HLC 25/92 (2007/2008), 17-24
- D. Bohne, Friedrich Wilhelm Hopf 1910-1982 [...]; 2001, 56-58, 140-143, 234-247 u. 319/320.
- G. Bosinski, Wilhelm Löhe; in: K.-H.Neukamm, Wer dienen will, 1985, 193-210
- K. Ganzert, Zucht aus Liebe. Kirchenzucht bei Wilhelm Löhe; 1949
- S. Hebart, Wilhelm Löhes Lehre von der Kirche, ihrem Amt und Regiment; 1939
- E. H. Heintzen, Wilhelm Löhe and the Missouri Synod; 1964
- Friedrich Wilhelm Kantzenbach, Zwischen Erweckung und Retauration; 1964, Kap 4-5
- ders., Gestalten und Typen des Neuluthertums; 1968
- ders. (Hrsg.), Wilhelm Löhe. Anstösse für die Zeit; 1971
- ders., Die 'befreundeten Gegner'. Ekklesiologische Konzepte rund um Wilhelm Löhe; in: ZBKG 44 (1975), 114-141
- ders., Klassiker der Theologie; Bd 2, 1983, 174-189
- ders., Programme der Theologie; 3.Aufl. 1984, 66-71
- Rud. Keller, Reformatorische Wurzeln der Amtslehre von Wilhelm Löhe; in: Festschrift Hopf, 1980, 106-124
- ders., Löhe im Spiegel seiner Briefe; in: ZBKG 56 (1987), 261-283
- ders., Wilhelm Löhe und Carl Eichhorn; in: ZBKG 58 (1989), 199-208
- ders. in: ThLZ 1992, 774ff.
- K. F. Korby, Löhes Seelsorge for his Fellow Lutherans in America; in: CHIQ 45 (1972). 53-67
- ders., The Theology of Pastoral Care in Wilhelm Löhe; Diss. 1976
- H. Kressel, Wilhelm Löhe als Prediger; 1929
- ders., Wilhelm Löhe als Liturg und Liturgiker; 1952
- ders., Wilhelm Löhe als Katechet und Seelsorger; 1955
- E. Merz, Wilhelm Löhe; Artikel in: RGG 4, 3.Aufl., 427f.
- G. Merz, Wilhelm Löhe und die Innere Mission [1958], in: ders., Um Glauben und Leben nach Luthers Lehre, 1961, 226-231
- Georg Kuhr, Briefwechsel des Bürgermeisters Johann Merkel mit Wilhelm Löhe 1835-1837; in: ZBKG 41 (1972), 68-121
- Gerhard Müller, Das neulutherische Amtsverständnis; in: KuD 17 (1971), 46-74
- ders., Zur Erinnerung an Löhe; in: LuthBl 105, 23 (1971/72), 71-118
- ders., Löhes Theologie zwischen Erweckungsbewegung und Konfessionalismus; in: NZSTh 15 (1973), 1-37
- ders., Löhes missionarisch-diakonisches Denken und Wirken; in: FS H.Laag, 1973, 44-52
- ders., Die Erlanger Theologische Fakultät und Wilhelm Löhe im Jahr 1849; in: Festschrift Dietzfelbinger, 1973, 242-254
- ders., Der Student Wilhelm Löhe und das Amt; in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 34/35 (1975), 593-601
- ders., Wilhelm Löhe; in: M. Greschat, Gestalten der Kirchengeschichte, Bd 9/2, 1985, 71-86
- J. L. Schaaf, Wilhelm Löhe's Relation to the American Church; Diss. 1961
- ders., Wilhelm Löhe and the Ohio Synod; in: Lutheran Hist Conf. Essays and Reports 5 (1974), 85-101
- T. Schober, Wilhelm Löhe; in: K. Leipziger, Helfen in Gottes Namen, 1986, 45-69
- G. Schönauer, Kirche lebt vor Ort. Wilhelm Löhes Gemeindeprinzip als Widerspruch gegen kirchliche Grossorganisation; 1990 (dazu R.Keller 1992, D. Blaufuß 1994)
- F. Schumann, Wilhelm Löhe; Artikel in: BBKL 5, 163-167
- * Anne Stempel-de-Fallois: Das diakonische Wirken Wilhelm Löhes, Stuttgart 2001, ISBN 3170162667
- W. Trillhaas, Wilhelm Löhe. Ein unbürgerlicher Christ; in: ZW 25 (1954), 378-384
- ders., Wilhelm Löhe; in: ders., Perspektiven und Gestalten des neuzeitlichen Christentums, 1975, 144-150
- G. F. Vicedom, Die Missionsgedanken Löhes in ihrer Auswirkung auf die Neuguineamission; in: EMZ, NS 6 (1949), Heft 6, 9-19
- Christian Weber, Missionstheologie bei Wilhelm Löhe: Aufbruch zur Kirche der Zukunft. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 1996 ISBN 3-579-00138-8.
- M. Wittenberg, Löhe und die Juden; 1954
- ders., Wilhelm Löhe und die Lutherische Kirche; in: JMLB 19 (1972), 11-35
- ders., Geistliches Leben nach M. Luther und Wilhelm Löhe; in: JMLB 24 (1977), 37-81
- ders., Die Beichte bei Wilhelm Löhe; in: HLC, NF 5/17 (1987/88), 5-43