Strandcaphee

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Das ehem. Strandcaphee (Strandcafe) in der Helmstraße 11, ca. 1985
Name
Strandcaphee
Gebäude
Helmstraße 11
Genre
Szenekneipe
Außenplätze vorhanden
nein
Nebenraum vorhanden
nein
Ehemals
Ja
Besonderheit
Szenekneipe, Treffpunkt für Ökobewegung sowie Punks und New Waver
Problem
Funktioniert noch ned!
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Das „Strandcaphee“ wurde vom Verein zur Förderung der natürlichen Lebensweise und der Kommunikationsfähigkeit e. V. betrieben. Vermieter der Räume in der Helmstraße 11 war der Hausbesitzer und Anwohner Walter Scharf. Dokumentiert ist aus der Zeit des Bestehens nur wenig bis gar nichts. Die meisten Informationen stammen von Zeitzeugen, deren Aussagen aber zum Teil widersprüchlich sind. Auch wenn vielen der damaligen Mitstreiter*innen die unorthodoxe Schreibweise des Namens nicht mehr erinnerlich ist, wird diese durch einen überlieferten Flyer und eine Fassadenaufnahme bestätigt.

Ursprung

Ideengeber des damals neu gegründeten Vereins war ein ehemaliger Sprecherrat des Jugendzentrums Lindenhain, der sich für bessere, schönere und zentralere Räume für Jugendliche in Fürth aussprach. Als ein Fotolabor zu Gunsten eines Heizungsraumes aufgegeben werden musste, entstanden erste Protestformen, wie z.B. der gemeinsame Besuch einer Stadtratssitzung zu Protestzwecken. Während dieser Zeit fand auch eine der ersten Hausbesetzungen in Fürth statt, mit dem Ziel der Errichtung eines Kultur- und Jugendzentrums. Das „Objekt der Begierde“ war das Anwesen Königswarterstraße 20 und konnte tatsächlich, wenn auch nur für sehr kurze Zeit, als solches Kulturtreffpunkt genutzt werden.[1]

Vereinsgründung

Einige Aktive aus der Zeit – wie z. B. Judith Weibrecht, Armin Stingl, Herbert Schilling, Uwe Weber, Irmgard Herney, Thomas Schmidt, Detlev Scheckenbach und Uwe Stadler – überlegten, wie es weitergehen könnte und wo man in leerstehenden Räumen „etwas aufzuziehen“ könnte. Der Hausbesitzer Walter Scharf stellte in der Helmstraße 11 die benötigten Räume im Erdgeschoss zur Verfügung. Zuvor war in den Räumen noch ein türkisches Import- und Export-Geschäft etabliert, welches aber bis zum Herbst 1980 die Räume aufgeben musste. Der Verein errichtete eine Kneipe im Innenbereich - im Seitenbereich mit einer Steintheke - die mit Fliesen verkleidet wurde. Vermeintlich extravagantes Gestühl und Kunst an den Wänden sollten den Raum schmücken, über der Eingangstür wurde ein eigens geschmiedeter Ausleger vom dem Kunstschmied Wolfgang Krauß angebracht, der einen Baum darstellt. Der Ausleger befindet sich noch heute (Stand 2023) an der Hausfassade.

Es gründete sich der Verein mit einigen Arbeitsgruppen, darunter auch ein Arbeitskreis zur Initiierung einer großen Lateinamerikawoche. Zusätzlich existierte ein weiterer Arbeitskreis für Kultur- und Musikveranstaltungen. Das Publikum setzte sich aus Personen der sog. „Öko-, Körner- und Müsli-Bewegung“ der 1980er Jahre zusammen. In der Helmstraße 11 traf sich zunächst die ökologisch-alternative Szene in Fürth, später kam auch die Punk- und New-Wave-Szene hinzu, sodass sich der Treffpunkt zum „Strandcaphee“ wandelte.[2]

Im Jahr 1982 (oder 1983) wurde erstmalig ein Straßenfest vor der Tür veranstaltet. Bereits damals bekamen die Betreiber des Ladens aus Lärmschutzgründen die Auflage, das Fest um 20 Uhr zu beenden, was nach eigenen Aussagen zu einigem Unmut führte - auch wenn das Fest ein großer Erfolg war.

Aktivitätsende

Flyer Nr 3 o. 4

Bereits zur Eröffnung der Kneipe gab es schon erste Probleme mit dem Publikum, aber auch in der Organisation und inhaltlichen Ausrichtung des Cafeś. Während einige lediglich einen Ort für den sog. „80er New Wave-Spaß“ suchten und somit völlig „apolitisch und unideologisch“ waren, wollten andere lieber ein politisches Zentrum für Veranstaltungen und Kulturtreffen etablieren. Erschwerend kam hinzu, dass die Kneipe immer wieder von stark alkoholisierten und unter Drogen stehenden Personen besucht wurde, die häufig nicht nur für Ärger sorgten, sondern auch immer wieder für Sachschäden verantwortlich waren. So wurde u. a. auch von einem Besucher der vor Ort existierende Plattenspieler in der Kneipe am Tonarm gepackt und quer durch den Raum geworfen. In der Folge wechselten die Betreiber mehrfach und viele Aktive aus der Gründungsphase zogen sich zurück.[3]

1985 verursachten zwei bis drei angetrunkene Gäste einen größeren Sachschaden. Unter anderem wurde die Glaseingangstür eingetreten. Dies setzte den Schlussstrich unter die Existenz des Strandcaphees. Die Einrichtung wurde zurück gebaut und der vormals als Kneipe genutzte Raum zu einem Wohnraum umgebaut.[4]

Sonstiges

Das Café veröffentlichte drei oder vier Flyer, wovon Stand heute (Januar 2023) noch eine Ausgabe erhalten ist. Diese enthielt folgende, nicht ganz ernst gemeinte Offerte: ...Familie xx ist den Verdrängungsmechanismen der nuklearen Area voll unterlegen. Sie hat die Bombe aus ihrem Leben verbannt. Sie begegnet modernen Vernichtungswaffen immer noch mit kleinbürgerlicher Skepsis und Verklemmtheit. DAS MUß NICHT SEIN!! Das Strandcafé tut den entscheidenden Schritt vorwärts. Nur Fernlenkwaffen bauen reicht eben noch lange nicht. Man muss sie erst mal einfach gern haben. Schauen Sie doch mal bei uns vorbei, dann trifft es Sie nicht unvorbereitet. Bei Südseedrinks und Hawaiitoast führen wir Sie ganz nebenbei und fast kostenlos in die psychosozialen Lebensbedingungen zeitgemäß gestylter Luftschutzräume ein. JA! Auch grelle Notstrombeleuchtung kann gemütlich sein ...[5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Zeitzeugenaussage Judith Weibrecht, Mail vom 23. Januar 2023 | 9:45 Uhr
  2. Zeitzeugenaussage Uwe Stadler, Mail vom 17. Januar 2023 | 12:36 Uhr
  3. Zeitzeugenaussage Armin Stingl, Mail vom 22. Januar 2023 | 17:42 Uhr
  4. Zeitzeugenaussage Walter Scharf, Mail vom 20. Januar 2023 | 12:58 Uhr
  5. Flyer Strandcaphee, ca. 1982/83

Bilder