Löwen-Apotheke

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Löwen-Apotheke mit Erker und seinem Wahrzeichen, dem Löwen-Relief über dem Eingang, ca. 1930
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Objekt
Löwen-Apotheke
Baujahr
1640
Geokoordinate
49° 28' 46.92" N, 10° 59' 7.85" E, 49° 28' 47.03" N, 10° 59' 7.82" E

Die Löwen-Apotheke war die älteste Apotheke in Fürth und befand sich über 250 Jahre lang in der Königstraße 38. Im Rahmen der Gänsbergsanierung wurde das Gebäude bis auf die Fassade zur Königstraße vollständig abgerissen und nur zum Teil wieder aufgebaut.

Geschichte der Löwen-Apotheke

Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen wahrscheinlich bis in Jahr 1640 zurück, als sich der jüdische Arzt Jehuda Löb ben Benjamin in der Hofmark Fürth niederlässt und auf Bambergischem Hoheitsgebiet allmählich eine Apotheke errichtet.[1]

1660 wird erstmals urkundlich die Gründung der Apotheke durch einen Arzt namens Dr. Löb/Löw in der Unteren Königstraße genannt, die einen Löwen im Schild trug. Allerdings ist nicht abschließend geklärt, ob sich die Namensgebung durch den Begründer der Apotheke ergab, oder ob der Name durch das Relief über dem Eingang (Löwe mit Palmwedel) entstand.

1662 erlangt Dr. Löb/Löw, der beim kaiserlichen Leibarzt Dr. Manageta (Mannagetta) sein Examen abgelegt hatte, sogar einen kaiserlichen Freibrief, Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben.[2]

Zwischen 1670 und 1696 geriet die Löwen-Apotheke mehrfach zwischen die Fronten der während der Dreiherrschaft dauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und Ansbacher Herren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg"[3] erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst "am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft."[4] Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit.[5] 1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt."[6] Im Rahmen der später dort stattfindenden Sanierungsarbeiten finden die Architekten im Keller des Gebäudes eine Mikwe, die noch bis zuletzt mit Grundwasser befüllt war.[7]

1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712.

Zwischen 1720 und 1728 erfolgt die Wiederöffnung der Löwen-Apotheke. Die Löwen-Apotheke war somit, abgesehen von der 1714 gegründeten Mohren-Apotheke, eine der ältesten Apotheken der Stadt Fürth, die im Jahre 1814 noch ganze fünf Apotheken in ihren Mauern beherbergte.

1941 übernahm die heutige Inhaberin Else Schauwecker die Löwen-Apotheke von der Familie Fleischhauer, welche die historische Apotheke über fünf Generationen im Besitz hatte. Das endgültige Aus kam am 15. Juli 1974, es folgte ein Leerstand für weitere vier Jahre.[8]

Im Rahmen der Altstadtsanierung und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die Fürther Nachrichten berichten am 13. Juli 1974, dass "mit schwerem Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab."[9]

Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "langsamen Ausblutens der Altstadt", so die Fürther Nachrichten. Aus dem ehemaligen Wohngebiet Gänsberg, für das die Löwen-Apotheke früher "erstes Haus am Platze war", sind durch die Flächensanierung ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxen geschlossen hatten. Obwohl die aktuelle Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fällt das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen bzw. die Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" 1974 verkauft.[10]

Apotheker

  • vor 1670: Jehuda Löb ben Benjamin
  • 1670: Wolff Löw[11]
  • 1699: Moises Löwen[12]
  • 1717: Moyses Löw[13]
  • 1777: Nikolaus Christoph Fleischhauer[14]
  • 1799: Nikolaus Christof Fleischauer[15]
  • 1807: Kühnlein, Christian Georg[16]
  • 1819: Fleischauer, Johann Konrad[17]
  • 1828 bis mind. 1836: Joh. Conrad Fleischauers Witwe[18][19]
  • 1846: Fleischauer, Jac.[20]
  • 1854: Fleischauer, Jakob [21][22]
  • 1870: Fleischauer, Friedrich[23]
  • 1918: Fleischauer, Friedrich

Frühere Adressbezeichnungen

  • 1717: Haus-Nr. 176 ("Moyses Löw Juden Apotheck" bei den "Dombprobtl. Neue Häußer")[24]
  • 1807: "In der untern Frankfurterstrasse" Haus-Nr. 5[25]
  • 1819: "In der untern Frankfurther Straße" Haus-Nr. 5[26]
  • 1846: "Königsstraße" Nr. 19[27]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  2. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  3. "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  4. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  5. "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  6. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  7. Fürther Nachrichten, ca. 1975
  8. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  9. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  10. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  11. in: Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ... , 1785, 3. Band, S. 154. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  12. Seidel, J. B.: "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg ...", 1785, S. 232. online-Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek
  13. Vetter, J. G.: "Grund-Riß des Fleckens Fürth", 1717
  14. Fronmüllerchronik, 1887, S. 176
  15. Einwohnerbuch von 1799
  16. Adressbuch von 1807
  17. Adressbuch von 1819
  18. "Adreßbuch der Kaufleute & Fabrikanten von ganz Deutschland...", 1828, S. 136 online
  19. Adressbuch von 1836
  20. Adressbuch von 1846
  21. Adressbuch von 1854
  22. genannt "der alte Fleischauer", siehe Dr. Emil Stark: "Aus den Lebenserinnerungen des ersten Fürther Stadtarztes Dr. Johann Emil Friedrich Stark", Fürther Heimatblätter 1968, 2/3, S. 25
  23. Nürnberg-Fürther Industrie-Almanach, Nürnberg, 1870, S. 213 - online-Digitalsiat der Bayerischen Staatsbibliothek
  24. Grund-Riß des Fleckens Fürth
  25. Adressbuch von 1807
  26. Adressbuch von 1819
  27. Adressbuch von 1846

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