Königstraße 40
Eines der wenigen Häuser, die die Sanierung des Gänsberg "überlebt" haben - Königstraße 40 - im Erdgeschoss ein Tattoo-Laden, der im Jahr 2018 Ziel eines Sprengstoffanschlags war, Nov. 2020 |
- Objekt
- Wohnhaus
- Geokoordinate
- 49° 28' 46.63" N, 10° 59' 8.41" E
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Dreigeschossiger giebelseitiger Mansardgiebelbau mit Sandsteinfassade, Volutengiebel und Gurtgesimsen, zweite Hälfte 18. Jahrhundert, Neurenaissance-Ladeneinbau wohl Ende 19. Jahrhundert; Teil des Ensembles Altstadt.
Beschreibung nach Gebessler
Dreigeschossiger Quaderbau von vier Obergeschoßachsen, Giebelhaus mit Mansarddach; 2. Hälfte 18. Jh. Gequaderte Ecklisenen, breite Gesimse, profilierte Fensterbänke. Giebel-Eckvoluten mit pflanzlichen Reliefs (Haustyp des Knoblauchslandes). Flach gerahmtes Stichbogenportal mit Kämpfern und Schlußstein; schmiedeeisernes Oberlichtgitter mit Initialen HM. Geschäfteinbau.[1]
Geschichte [2]
- 1615 Hanns Bettinger, Deckweber
- ... dessen Erben
- ... Friedrich Prenner
- ... Wolff Prenner
- 1723 dessen Wittib
- 1731 Daniel Brenner
- 1779 Johann Holzmann zu Vach
- 1791 Maria Magdalena Reymann, ererbt
- 1826 Christoph Gottfried Büttner, Wirt
- 1836 Christoph Gottfried Büttner, Wirt zum Goldenen Reichsapfel
- 1850 Christoph Gottfried Büttner, Wirt zum Goldenen Reichsapfel
- 1853 Leonhard Roth, Bäckermeister und Wirt
- 1860 Georg Friedrich Blödel, Melber in Burgfarrnbach,
- 1872 Peter Roßner, Bäckermeister
- 1880 Johann Leipold, Wirt zum goldenen Reichsadler
- 1890 Marie Roßner, Bäckermeisterswitwe
- 1900 Georg Schmidt, Kuttlermeister.
Alte Adressen
- ab 1792 Hausnummer 4
- ab 1827 Hausnummer 20, I
- ab 1860 Königstraße 20
- ab 1890 Königstraße 40
Ehemalige Gaststätte
Im 19. Jahrhundert befand sich in diesem Gebäude die Wirtschaft zum goldnen Reichsadler.[3], in der offensichtlich auch Theateraufführungen stattfanden [4].
Ehemaliges Rückgebäude
Im Mai 1977 wurde das Rückgebäude der Königstraße 40 durch eine Propangasexplosion schwer beschädigt. Das Wohnhaus in der Altstadt musste im Anschluss Stück um Stück abgetragen werden. Die Fürther Nachrichten berichteten, dass aus einer Propangasflasche entweichendes Gas sich aus noch unbekannter Ursache entzündet hatte. Bei der Explosion wurden drei Personen schwer verletzt, die übrigen zwölf Hausbewohner konnten laut Zeitungsbericht unversehrt das Weite suchen. Der Explosionsdruck hatte die Vorderfassade an einer Stelle derart nach außen gedrückt, dass laut der örtlichen Feuerwehr höchste Einsturzgefahr bestand. Deshalb bewachten Polizeibeamte rund um die Uhr das wackelige Gebäude, denn jeder der hier eingedrungen wäre, sei es um sein persönliche Habe zu bergen oder aber heimlich etwas wegzunehmen, hätte sich der allergrößten Gefahr begeben.[5]
Sprengstoffanschlag
Am 25. Juli 2018 kam es erneut zu einer Explosion in dem Gebäude. In dem seit kurzem eröffneten Tattoo-Studio im Erdgeschoß des Gebäudes wurde laut Polizeibericht gegen 0:50 Uhr einen selbstgebauten Sprengköper zur Explosion gebracht. Durch die Druckwelle wurden die Fensterscheiben des Ladens nach Außen gedrückt, so dass die Glassplitter sich über die Straße und den dort geparkten Autos verteilte. Die Polizei wertete den Anschlag als ein Verbrechen, es sei letztendlich reiner Zufall, dass niemand zu Schaden kam. Hintergrund der Tat ist aktuell noch nicht bekannt, die Polizei ermittelte in dem Fall und bat die Bevölkerung um Mithilfe.[6] Die Polizei gab am 3. September 2018 gegenüber der Öffentlichkeit bekannt, dass sie inzwischen drei dringend Tatverdächtige ermitteln und festnehmen konnte. Die drei Tatverdächtigen aus Nürnberg, zwischen 21 und 29 Jahren, standen in Verbindung mit dem Geschädigten, so dass die eigens eingerichtete Ermittlungskommission (EKO) "Tattoo" zum Motiv aus "ermittlungstechnischen Gründen" noch nichts bekannt geben wollte.[7][8] Inzwischen wurde bekannt, dass es sich dabei um eine Beziehungstat handelte.
Lokalberichterstattung
- fn: Sprengstoff-Explosion in einem Fürther Tattoo-Studio. In: Fürther Nachrichten vom 25. Juli 2018 - online abrufbar
- hbi: Explosion in Fürther Tattoo-Studio: Polizei nimmt Vorfall ernst. In: Fürther Nachrichten vom 26. Juli 2018 - online abrufbar
- fn: Kripo ermittelt Bombenbauer. In: Fürther Nachrichten vom 4. September 2018 (Druckausgabe) bzw. Verhaftungen nach Explosion in Fürther Tattoo-Studio. In: nordbayern.de vom 4. September 2018 - online abrufbar
- Philipp Demling: Trio wollte Tattoo-Studio in die Luft sprengen. In: Fürther Nachrichten vom 30. März 2019 (Druckausgabe)bzw. Prozessauftakt: Neue Details zu Explosion in Fürther Tattoo-Studio. In: nordbayern.de vom 29. März 2019 - online abrufbar
- Ulrike Löw: Strafen für Anschlag auf Tattoo-Studio. In: Fürther Nachrichten vom 17. April 2019 (Druckausgabe) bzw. lu: Explosion in Fürther Tattoo-Studio: Lange Haftstrafen für Trio. In: nordbayern.de vom 15. April 2019 - online abrufbar
Siehe auch
- Königstraße 36/38 (Doppelhaus)
- Königstraße
- Geleitshaus (ehem. Königstraße 42)
- Flächensanierung
- Markgrafengasse
- Zum Reichsadler
Einzelnachweise
- ↑ Stadt und Landkreis Fürth / Kurzinventar von August Gebessler, 1963, S. 37
- ↑ alle Angaben zu Königstraße 40 nach Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940 und den Fürther Adressbüchern von 1836, 1850, 1860,
- ↑ Adressbuch von 1836 und Adressbuch von 1846
- ↑ eine Aufführung des Lustspiels "Wildfang" von Kotzebue; siehe Fürther Tagblatt vom 16. März 1842
- ↑ fn: Unglückshaus widersteht Abriss. In: Fürther Nachrichten vom Mai 1977
- ↑ hbi: Explosion in Fürther Tattoo-Studio: Polizei nimmt Vorfall ernst. In: Fürther Nachrichten vom 26. Juli 2018 - online abrufbar
- ↑ Pressemitteilung der Polizei Mittelfranken: POL-MFR (1314): Explosion in Tattoo-Studio - drei Tatverdächtige festgenommen, online abgerufen am 4. September 2018 | 16:25 Uhr - online abrufbar
- ↑ fn: Kripo ermittelt Bombenbauer. In: Fürther Nachrichten vom 4. September 2018, S. 25
Bilder
Eines der wenigen Häuser, welches die Sanierung des Gänsberg "überlebt" hat - Königstraße 40, hier mit Blick in die heutige Markgrafengasse. Nov. 2020
Gauklerbrunnen am Marktplatz, im Hintergrund das Gebäude Königstr. 40
Blick vom Paisleyplatz (ehemals) auf die Rückseite der Häuser Königstraße 40 - 38 - 36 - 34 im Dezember 1979. Das Gebäude Königstraße 40 war eines der wenigen Häuser, die den Kahlschlag der Flächensanierung in den 1970igern Jahren überlebt hat.
Blick über den ehemaligen Standort des Geleitshauses in Richtung Grüner Markt und Kirche St. Michael, links angeschnitten Rückgebäude von Königstraße 40, rechts Geleitsgasse 7
Blick vom Grünen Markt auf die Königstraße im Jahr 1974 - rechte Fassade im Bild Königstraße 40 (erhalten)
noch mit Rückgebäude, hinter der Straßenuhr das Abbruchgelände des ehem. Geleitshauses und der GeleitsgasseSteindruck vom "Stadtgericht" (Geleitshaus auf der Höhe Marktplatz, rechts dahinter Königstr. 40)