Hans "Bumbes" Schmidt
Hans "Bumbes" Schmidt (geb. 23. Dezember 1893 in Fürth; gest. 31. Januar 1971 in Fürth), war ein Fürther Fußballspieler und -trainer. Er spielte als Außenläufer für die SpVgg Fürth, den TV Fürth 1860 und den 1. FC Nürnberg und gewann insgesamt acht deutsche Meistertitel, vier als Spieler und vier als Trainer.
Namenszusatz
Seinen Spitznamen erhielt er als er noch in der Schülermannschaft der SpVgg spielte. Dort rempelte ein kräftiger Gegner den damals noch recht kleinen Hans derart, dass er in weitem Bogen davonkullerte. Da rief einer der Zuschauer: “Schauts ner den klann Bumbes oh!”[1] Bumbes bedeutet Furz oder fränkisch: Schieß.
Spielerkarriere
Im Juli 1906 kam der 12-jährige Hans Schmidt erstmals mit dem Fußball in Berührung. Sein erster Verein war der TV Fürth 1860. Er schloss sich dann mit 14 Jahren der SpVgg Fürth an, als diese sich vom TV 1860 löste. 1910/11 rückte er mit 17 Jahren in die erste Mannschaft auf und gehörte als Außenläufer in den nächsten Jahren deren Stammbesetzung an. 1913 bestritt er, noch 19-jährig, sein erstes Länderspiel gegen die Schweiz. Legendär war sein Siegeswille, mit dem er schon in jungen Jahren seine Teamkameraden anspornte und sich bei Rückständen weigerte, klein beizugeben. Die Zeit als Außenläufer unter Trainer William Townley, dessen gepflegte Spielweise, das schottische Flachpassspiel, prägte Schmidt nachhaltig. 1914 errang er mit den Kleeblättlern die deutsche Meisterschaft. Das Endspiel gegen den VfB Leipzig ging zweimal in die Verlängerung. Das Spielende erlebte Schmidt allerdings auf der Tribüne bzw. am Spielfeldrand. In der 138. Minute war er vom Platz gestellt worden.
Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Unteroffizier an der Westfront diente, wechselte der kaufmännische Angestellte 1919 zum TV Fürth 1860. Für die Dambacher bestritt er sein zweites Länderspiel, wiederum gegen die Schweiz. Er spielte drei Jahre für den TV, bevor er 1922 zum 1. FC Nürnberg wechselte. Für den Club spielte er bis 1944 297 Mal in der 1. Mannschaft. 1924, 1925 und 1927 gehörte er zu den Meistermannschaften des 1. FC Nürnberg.
16 Mal wurde er von 1913 bis 1926 in die Nationalmannschaft berufen. Nach den Länderspielen 1913 und 1919 gegen die Schweiz war dies
- am 2. Juli 1922 gegen Ungarn 0:0
- am 1. Januar 1923 in Italien verloren mit 1:3
- am 3. Juni 1923 gegen die Schweiz gewonnen mit 2:1
- am 4. November 1923 gegen Norwegen gewonnen mit 1:0
- am 13. Januar 1924 gegen Österreich gewonnen mit 4:3
- am 21. April 1924 gehörte er in seinem achten Länderspiel zur Nürnberg-Fürther Nationalmannschaft, die - bestehend aus fünf Cluberern und sechs Kleeblättlern - wegen einiger vorangegangener Skandal-Derbys zu einem Länderspiel nach Holland nur in getrennten Waggons ein und desselben Zuges anzureisen bereit war. Das entscheidende Tor zum 1:0 erzielte der Fürther Auer. Während die Fürther jubelten, drehten die Nürnberger dem Torschützen den Rücken zu. Nach dem Spiel fuhr man in getrennten Waggons wieder nach Hause.
- am 15. Juni 1924 in Norwegen gewonnen mit 2:0
- am 21. September 1924 in Ungarn verloren mit 1:4
- am 23. November 1924 gegen Italien verloren mit 0:1
- am 14. Dezember 1924 gegen die Schweiz 1:1
- am 25. Oktober 1925 in der Schweiz gewonnen mit 4:0
- am 20. Juni 1926 gegen Schweden 3:3
- am 31. Oktober in den Niederlanden gewonnen mit 3:2
- am 12. Dezember 1926 gegen die Schweiz verloren mit 2:3
Trainerkarriere
Nach seiner aktiven Karriere schlug er die Trainerlaufbahn ein. Von 1931 bis 1933 trainierte er Schwarz-Weiß Essen, von 1933 bis 1938 den FC Schalke 04, den er ab 1934 zu drei Meisterschaften und einem Pokalsieg führte. Es war 1934 die erste Deutsche Meisterschaft der legendären Schalker Mannschaft um Fritz Szepan und Ernst Kuzorra. Auf Schalke zeigte er sich bereits als strenger Übungsleiter. Keiner wagte gegen ihn aufzumucken. Er machte nicht nur jede Übung vor, sondern auch jeden Unsinn mit. Immer war er bestrebt, seinen Horizont zu erweitern. So fuhr er ins Bergwerk mit ein und lernte den harten Alltag der Kumpels kennen. Er besichtigte Hochöfen und Stahlwerke, machte Führungen durch Destillierwerke mit.[2] Max Morlock meinte später, dass er wirklich rauh, aber herzlich war. Er konnte die Mannschaft begeistern, aber er war auch streng. Alkohol wollte er die Spieler in keiner Form trinken sehen.
Im Herbst 1941 kehrte Bumbes als Trainer zum Club zurück. Außer Schalke und dem Club trainierte er danach unter anderem den VfR Mannheim, den er 1949 zum Meister machte, die SpVgg Fürth, Borussia Dortmund sowie kurze Zeit den TV Pfronten/Allgäu. Nach dem zweijährigen Engagement von 1955 bis 1957 bei seinem Heimatverein SpVgg Fürth und dem erneuten Wirken 1958/59 beim VfR Mannheim, beendete Hans "Bumbes" Schmidt seine langjährige und erfolgreiche Trainertätigkeit im deutschen Spitzenfußball. Danach ließ er seine Trainerkarriere allmählich im Amateurbereich ausklingen.
Leben während und nach der Karriere
Während seiner Spieleraktivität bei der SpVgg Fürth war Hans Schmidt kaufmännischer Angestellter in der Spielwarenbranche.[3] In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Hans Schmidt 1937 Mitglied der NSDAP. Er wohnte in Nürnberg der Jagdstraße 16 und verdiente in der Zeit beim 1. FC Nürnberg sein Geld als Wirt des nach ihm benannten Lokals “Zum Bumbas”.</ref>Bausenwein/Kaiser/Siegler: Legenden. Die besten Club-Spieler aller Zeiten. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89533-722-2, S. 118</ref> Seinen Ruhestand verbrachte er als versierter Kartenspieler mit seinen Spezis von früher hauptsächlich in seinem Stammcafé Vaterland bei dem württembergischen Kartenspiel Binokel. Am 31. Januar 1971 starb Hans Schmidt auf tragische Weise. Zusammen mit seiner 82-jährigen Schwester wurde der 77-Jährige tot in seiner Wohnung aufgefunden – offensichtlich war bei der Bedienung des Gasherdes aus Versehen der Hahn der Bratröhre geöffnet worden.[4]
2006 wurde Block 40 auf der Haupttribüne des Nürnberger Stadions zu seinen Ehren nach ihm benannt. Hans „Bumbes" Schmidt hat das seltene Kunststück geschafft, sowohl mit der Spielvereinigung Fürth als auch mit dem 1. FC Nürnberg die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen.
Aus seiner Trainerzeit bei Fürth stammt ein bekanntes Zitat, denn da er noch immer Nürnbergfan war, kommentierte er eine 2:7-Heimniederlage des 1. FC Nürnberg gegen seine Fürther mit den Worten: „Die Tränen haben mir in den Augen gestanden, wie die gespielt haben! Und ausgerechnet die Blödel aus Fürth gewinnen das!“[5]
Literatur
- Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler. Das Lexikon. Sportverlag Berlin, 1997, S. 424-426, ISBN 3-328-00749-0
- Christoph Bausenwein, Harald Kaiser, Bernd Siegler: Die Legende vom Club. Die Geschichte des 1. FC Nürnberg. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2006, ISBN 3-89533-536-3, S. 414
- Knieriem/Grüne: Spielerlexikon 1890-1963, Agon-Sportverlag, Kassel 2006, S. 340, ISBN 978-3-89784-148-2
Lokalberichterstattung
- Hans Böller: Die Schönheit des Spiels in Zeiten des Terrors. In: Fürther Nachrichten vom 22. November 2018 (Druckausgabe)
- NN: 2. Februar 1971: Bumbes Schmidt tot aufgefunden. In: nordbayern.de vom 2. Februar 2021 - online abrufbar
- Markus Eigler: Fußballer Hans "Bumbes" Schmidt: Eine Legende beim Kleeblatt und beim Club. In: nordbayern.de vom 9. Februar 2021 - online abrufbar
Siehe auch
Weblinks
- Hans Schmidt - bei Wikipedia
- Kleeblatt-Chronik - im Internet
- Hans Schmidt in Wikiwand
- Hans Schmidt in VereinsWiki
Einzelnachweise
- ↑ Internetlexikon der Clubspieler online abrufbar
- ↑ Internetlexikon der Clubspieler online abrufbar
- ↑ Bausenwein/Kaiser/Siegler: Legenden. Die besten Club-Spieler aller Zeiten. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89533-722-2, S. 117
- ↑ Bausenwein/Kaiser/Siegler: Legenden. Die besten Club-Spieler aller Zeiten. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89533-722-2, S. 121
- ↑ Christoph Bausenwein, Harald Kaiser, Herbert Liedel, Bernd Siegler, Der Club – 100 Jahre Fußball, 1999, Verlag W. Tümmels, Nürnberg, ISBN 3-921590-70-1, S. 83
Bilder
Historische Ansichtskarte Spielvereinigung Fürth, Deutscher Meister 1914, Abgebildete Personen: Jakob, Wunderlich, Polenski, Pachter, Franz, Riebe, Hirsch, Burger, Weicz, Wellhöfer, Seidel, Löblein, Schmidt