Bund Naturschutz

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Der Bund Naturschutz in Bayern e. V., oft nur kurz BN genannt, ist der älteste und größte Umweltschutzverband in Bayern und heute der bayerische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. In Fürth hat der Bund Naturschutz rund 2.200 Mitglieder und Förderer nach eigenen Aussagen (Stand. Sept. 2015).[1]

Vorläufer in Bayern

Die ersten Vereine zur Bewahrung der Schönheit der Natur bzw. zur Pflege der Alpenpflanzen gründen sich um die Jahrhundertwende. Neben dem sog. Bürgertum verankert sich der Naturschutzgedanke auch in der Arbeiterbewegung. Naturschutz ist häufig in Bayern auch stark mit der kommunalen und staatlichen Behörde verbunden. So wird im Jahr 1905 im Bay. Innenministerium der "Landesausschuss für Naturpflege" ins Leben gerufen. Dieser Ausschuss ist ein Zusammenschluss von interessierten Persönlichkeiten aus Natur- und Ingenieurwissenschaftlern, sowie Personen aus der Kunst, Publizistik und Politik. Ziel ist es, seltene Bäume, Vegetationsformen und charakteristische Landschaftsbilder zu erhalten und zu schützen, sowie Gutachten bei Industriebauten, Flussverbauung oder Straßenbau für Behörden zu erstellen. 1906 gründet sich die Vorläuferorganisation des Bund Naturschutzes in Berlin, die sog. "Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege". Auf Initiative des Kgl. Bay. Innenministerium wird drei Jahre später die "Staatlich autorisierte Vogelschutzkommission" für Bayern mit Sitz in Garmisch gegründet. Aus dieser Kommission entstand später der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) - Gründungsjahr ist das Jahr 1938.

Am 26. Juni 1913 treffen sich im Sitzungssaal des bay. Innenministeriums der kgl. Regierungsrat Rudolf Reubold sowie Vertreter des Landesausschusses für Naturpflege, der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, der Bayerischen Ornithologischen Gesellschaft und des Vereins für Naturkunde. Ziel des Treffens ist die Gründung eines Naturschutzvereins, um die Aktivitäten des Landesausschusses auf eine breitere Grundlage zu stellen und vor allem effektiver bzw. wirkungsvoller gegen Industrie, Wirtschaft und Behörden auftreten zu können.

Am 15. Juli 1913 wird die Satzung im Vereinsregister München eingetragen, Schirmherr wird seine kgl. Hoheit "Kronprinz Rupprecht von Bayern". Ziel des Vereins: Schutz der Naturdenkmale in Bayern, Beschaffung von Mitteln zur Verhinderung schädigender Eingriffe in die Natur, Aufklärung über die Bedeutung des Naturschutzes, Aufruf zu Stiftungen für den Naturschutz. Der erste Vorsitzende in Bayern wird 1913 Prof. Karl von Tubeuf, ein Münchner Forstwissenschaftler. Erster aufsehenerregender Erfolg: die Verhinderung der Umgestaltung einer Felswand am Königsee, die als Kriegsmonument ein riesigen assyrischen Löwen eingemeißelt bekommen sollte.

1920 sind inzwischen in nahezu allen bayerischen Teilgebieten Ortsgruppen etabliert. Es folgen verschiedene Initiativen des Vereins, z.B. den Schaffung von Naturschutzgebieten. Ab 1918 erscheint erstmals die Mitgliederzeitschrift "Blätter für Naturschutz und Naturpflege". Mit dem aufkeimenden Nationalsozialismus haben die Mitglieder bzw. der Verein wenige Probleme, im Gegenteil. Heimatpflege und Naturschutz laufen häufig ideologisch einher, so dass die Gleichschaltung 1933 durch die NSDAP primär kein Problem darstellte. Der Verein hatte inzwischen 18.000 Mitglieder, die im Zuge der Gleichschaltung zum nationalsozialistischen Reichsbund für Volkstum und Heimat übertraten. Weiterhin veranstaltete der Bund Naturschutz immer wieder gemeinsam mit NS-Organisationen Aktionen und Veranstaltungen. So führte man mit der NS-Organisation "Kraft durch Freude" oder der Hilterjugend gemeinsame Naturschutzwochen durch, oder führte Altmetallsammlungen durch. Nachdem in der Vergangenheit immer wieder entsprechende Gesetzgebungen zum Schutz der Natur am Einspruch des Bay. Finanzministeriums scheiterten, wurde 1935 das erste Naturschutzgesetz unter der Federführung Hermann Görings verabschiedet. Der Bund Naturschutz begrüßte dieses Gesetz euphorisch, die nun eingesetzten ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten waren demzufolge meist Bund Naturschutz-Mitglieder.

Gründung in Fürth

In Fürth existieren die ersten Unterlagen aus der Gründungszeit aus dem Jahr 1925. Es liegen dem Kreisverband erste Mitgliederlisten vor, aus denen das Bestehen einer organsierten Gruppe abzuleiten ist. Ab 1933 existiert eine Bezirksgruppe in Fürth, dessen Vorsitz kein geringer war als der NS-Oberbürgermeister Franz Jakob. Die Verflechtung der NSDAP mit dem Bund Naturschutz war nicht nur in Bayern gegeben, sondern auch in Fürth. Von der Bezirksgruppe wurde 1933 eine Ortsgruppe abgesondert, die im Januar 1933 49 Mitglieder hatte. Die Aktivitäten waren am Anfang noch überschaubar, man sammelte die Beiträge ein, verteilte die Mitgliederzeitschrift und evtl. war die Gruppe an der Katalogisierung von Naturdenkmälern im Stadtgebiet beteiligt. Letzteres läßt sich nicht mehr zweifelsfrei klären. Auch sonst tritt die Ortsgruppe nicht sonderlich in Erscheinung.

1938 wird erstmalig in Fürth ein 50 Meter breiter Streifen am Ostufer der Regnitz von Fürther Friedhof bis Stadeln unter Naturschutz gestellt. Ob dies auf Initiative der Ortsgruppe geschah, oder einfach auf Amtswegen entstand, und der 1. Vorsitzende dies als Erfolg des Ortsverbandes verkaufte, ist ebenfalls nicht geklärt. In der Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Bestehen des Vereins in Fürth schreibt 1999 Arno Pfeiffenberger über die Rolle des Bund Naturschutzes in Fürth folgendes:

Die Rolle des Bund Naturschutzes im NS-Staat war generell keine rühmliche, und Fürth machte hier keine Ausnahme. Wegen der engen Verflechtung von staatlichen Institutionen und Naturschutz ging die "Gleichschaltung" reibungslos über die Bühne. "Der Bund Naturschutz war keine Oppositionsbewegung, nationalsozialistisches Gedankengut ... lief seinen Zielen nicht zuwider, seine Sprache hatte der BN schnell verinnerlicht." Auch die Fürther Dokumente aus jener Zeit beweisen dies. Man darf aber nicht unterstellen, dass die BN-Mitglieder fanatische Anhänger der nationalsozialistischen Idee waren. Sie erhofften sich vielmehr von der Regierung, die den Begriff "Heimat" so oft gebrauchter, einen besseren Schutz der "Heimatnatur". Das Reichnaturschutzgesetz von 1935 schien ein vielversprechender Anfang zu sein."

Die Ortsgruppe schien bis 1945 nicht sonderlich in Erscheinung zu treten. Der Verein löste sich unbemerkt auf, so dass sogar der Auflösungszeitpunkt des Vereins als solches unbekannt ist. Vielleicht geht die Auflösung der Orts- und Bezirksgruppe einher mit der Auflösung und Verbot aller NS-Vereine und Organisationen im September 1945 durch den Alliierten Kontrollrat.

Nachkriegszeit

Erst 1949 gründete sich der Bund Naturschutz in Fürth wieder. Der Vorstand wurde dieses Mal nach eigenen Aussagen demokratisch gewählt. Trotzdem ist es aber bezeichnend, dass der 1. Vorsitzende erneut eine Amtsperson war. Es war der Stadtgartendirektor Hans Schiller, der sich für entscheidende Verbesserungen für den Natur- und Landschaftsschutz einsetzte. Die Trennung von Amt und Mandat gelang erst mit dem nächsten Vorsitzenden.

Was sich im Kleinen in Fürth abspielte geschah auch in Bayern. Auch hier waren die ersten Vorsitzenden nach 1946 wieder Amtspersonen, so dass durch die enge Verbindung mit dem Staat und der Verwaltung die politische Haltung und dessen Widerstand eher gering ausfielen. Ende der 1950er Jahre setzt innerhalb des bay. Bund Naturschutz deshalb eine umstrittene Diskussion über die strategische Ausrichtung des Vereins ein. Die Wende erfolgt Mitte der 1960er Jahre, als nach sinkenden und stagnierenden Mitgliederzahlen sich der Verein neu ausrichtet. In Fürth setzt dieser Bewusstseinswandel erst in den 1970er Jahren ein. Nach eigenem Ermessen scheint es nicht mehr zu reichen, Vorträge und Wanderungen zu organisieren. Stattdessen scheint es notwendig zu sein, auch öffentlich gegen staatliche und kommunale Insitituionen Stellung zu beziehen - eine noch bis daher eher ungewohnte Rolle des hiesigen Vereins.

1976 erfolgte die Trennung des Kreisverband Fürth-Land in den Kreisverband Stadt Fürth und Land. Die Initiative ging primär vom Landesverband aus. Hintergrund war unter anderem auch der Umstand, dass die Inhalte sich zunehmend unterschieden. Die Naturschutzthemen einer Stadt bzw. eines Ballungszentrums waren zunehmend anders gelagert, als der ländliche Raum.

Geschäftsstellen

Die erste Geschäftsstelle des Bund Naturschutz wurde durch den Vorsitzenden Dr. Johann Gottfried Langer in der Alexanderstraße 7 angemietet. Die Anmietung erfolgte in seiner Amtszeit zwischen 1978 und 1980. Das Gebäude gehörte der Stadt Fürth, diese überließen die Räume im Erdgeschoss kostenlos dem Verein. Als das Haus wegen dem Bau des City Centers abgerissen wurde, bekam der Bund Naturschutz ein neues Domizil: Theaterstraße 13. Danach erfolgten erneut Umzüge, zunächst an den Marktplatz 4 (Roßteuscherhaus) und dann erneut in die Alexanderstraße 18. Inhaltliche Schwerpunkte des Bund Naturschutzes in dieser Zeit waren vorallem die Verkehrsplanungen in Fürth, die im sog. "Schaechterle-Plan" eine Schnellstraßenplanung in den bestehenden Flusstälern vorsah. Die Verhinderung dieses Projektes ist maßgeblich auch auf die Aktivitäten des damaligen Bund Naturschutzes zurückzuführen. Heute ist die Geschäftsstelle in der Mohrenstraße 2.

Aktivitäten

Folgende maßgebliche Aktivitäten weißt der Bund Naturschutz nach 1945 auf (keine vollständige Wiedergabe, keine chronologische Reihenfolge):

  • Mitwirkung bei der Erstellung einer Landschaftschutzkarte, die immerhin 25 % der Stadtfläche als Tabu-Zonen definiert und unter Naturschutz stellt
  • Initiative zur Ansiedlung der Gartenschau in Fürth und der östlichen Erweiterung des Stadtparks ("Kleine Mainau")
  • Einsetzen eines ersten Naturschutzwächters in der Stadt Fürth (Dr. Martin Wißmüller)
  • Widerstand gegen den Generalverkehrsplan, dem sog. "Schaechterle-Plan"
  • Kampf um das Ronhofer Wäldchen
  • Einsatz gegen das Waldsterben und für den Baumschutz, Einsatz für eine Baumschutzverorndung in der Stadt Fürth (1. Umsetzung 1987)
  • Einsatz gegen den Ausbau des Kraftwerks Franken II bzw. den Neubau von Franken III
  • Erstellung eines Talraumkonzeptes mit Ausweisung von Biotopen und Wasserschutzgebieten
  • Eröffnung des Umweltladens am 2. Dezember 1989
  • Rettung des Wäsig - eingem Gebiet südlich von Stadeln, zwischen der Bahnlinie nach Erlangen und der Fa. Dynamit
  • Gemeinsam mit "Müll und Umwelt e. V.": Alternatives Abfallkonzept anläßlich der Pläne zum Bau der Müll-Schwelbrennanlage
  • Einsatz für den Schutz und Erhalt des Kavierleins
  • Teilnahme am Aktionsbündnis Wasser
  • erstes Erscheinen der Mitgliederzeitschrift "Koublumma" im Dezember 1981
  • Erstellung eines Radwegekonzeptes in Fürth
  • Ausbau und Erhalt der Straßenbahn
  • Umgang mit dem Thema Gewerbepark Knoblauchsland
  • Themenstellung "Quecksilber-Verseuchung"
  • Kommunale Agenda 21
  • Gegen den Flächenfrass - für den Erhalt des Fürhter Stadtgrün (z.B. Konrad-Adenauer-Anlage, Willy-Brand-Anlage etc)
  • Erhalt des Südstadtparks und keine weitere Bebauung auf dem Gelände

Vorstand

  • Reinhard Scheuerlein, 1. Vorsitzender
  • Waltraud Galaske, 2. Vorsitzende
  • Bernd Ksolitz, Schatzmeister
  • Jochen Sand, Schriftführer

Bekannte Mitglieder

Kontakt

Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt ist Reinhard Scheuerlein.

  • Kontaktadresse der Kreisgruppe:
Mohrenstraße 2
90762 Fürth
Telefon: 0911 773940
Telefax: 0911 874525
E-Mail: fuerth@bund-naturschutz.de

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

  1. Homepage Bund Naturschutz, online abgerufen am 18. Januar 2016 | 22:53 Uhr