Benno Strauß

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Prof. Dr. phil. Benno Baruch Strauß (geb. 30. Januar 1873 in Fürth, gest. 27. September 1944 in Verwohle), war ein jüdischer Metallurg und Physiker. Er erfand 1912 mit der „Versuchsschmelze 2 Austenit“ (Abkürzung: V2A) den nichtrostenden Edelstahl Nirosta durch Zugabe von Chrom und Nickel.

Leben und Wirken

Strauß kommt in einer kindereichen Familie am 30. Januar 1873 in Fürth auf die Welt. Die Eltern - Nathan (gest. 29. August 1899) und Babette Strauß (gest. 20. April 1917) - hatten insgesamt sieben Kinder auf die Welt gebracht. Benno Strauß war der einzige Sohn neben sechs Töchtern in der Familie[1]. Der Vater war aus einer streng orthodoxen Region in Oberlauringen in Unterfranken nach Fürth gekommen, war selbst aber offensichtlich dem jüdischen Glauben gegenüber sehr liberal eingestellt. Die Bürgerrechte der Stadt Fürth erhielt Strauß am 6. November 1856. Nathan Strauß heiratete bereits ein halbes Jahr später, am 12. Mai 1857, Babette Löwenhaar - Benno Strauß Mutter. Die Familie wohnte zunächst in der heutigen Rudolf-Breitscheid-Straße 29 b (damals Weinstraße) bzw. ab dem 1. Mai 1881 in der heutigen Gustav-Schickedanz-Straße 1, der damaligen Peterstraße. Nathan Strauß war Inhaber der Großhandelsfrima "N. Strauß jr. Weiss- und Wollwaren en gros".

Benno Strauß ging ab 1878 in die Volksschule in der Hirschenstraße, anschließend wechselte er in die Lateinschule. Nach dem erfolgreichen Abschluss wechselte Strauß erneut die Schule und besuchte das weiterführende Realgymnasium in Nürnberg, wo er 1891 im Alter von 18 Jahren das Abitur ablegte. Nach dem Abitur entschied sich Strauß für ein Studium an der Technischen Hochschule in München. Nach zwei Jahren wechselte er die Hochschule und ging 1893 nach Zürich an das Eidgenössische Polytechnikum. 1896 beendete Strauß sein Studium in Zürich und ging zur Fa. Krupp in die erst ein Jahr zuvor gegründete Physikalische Abteilung.

Strauß heiratete am 24. Oktober 1907 in Essen-Bredeny Pauline Fridberg, die aus einer hochangesehenen Medizinaldirektoren Familie stammte. Drei Jahre zuvor, am 13. Oktober 1904, hatte Strauß in Essen eine Villa gekauft, in der er nun mit seiner Frau einzog. Die Villa bot viel Platz, die Familie wohnte mit Dienstpersonal großbürgerlich und oft zurückgezogen in dem Wohnviertel. Neben dem Dienstpersonal beschäftigte Strauß auch einen Chauffeur für seinen noblen Maybach und Cabriolet der Automarke Wanderer. Am 20. September 1908 bekam die junge Familie den Sohn Kurt, der nach Abschluss der Schule und dem Abitur 1926 das Studium der Chemie an der Universität Bonn begann. Allerdings konnte Kurt Strauß aus gesundheitlichen Gründen das Studium nicht beenden. Er erkrankte schwer und starb am 18. August 1929 in Davos im Alter von 21 Jahren. Auch die Ehefrau Pauline erkrankte schwer und verstarb bereits fünf Jahre zuvor am 19. Februar 1924 an einer schweren Lungenerkrankung. Trotz des Verlustes seiner ersten Ehefrau heiratete Benno Strauß bereits ein Jahr später Gertrud Finkendey am 15. März 1925. Strauß hatte Finkendey im eigenen Haus kennen gelernt, da diese als Krankenschwester die inzwischen verstorbene erste Ehefrau im Haus mit pflegte. Noch im gleichen Jahr kam am 8. September 1925 die Tochter Ingeborg auf die Welt. Fünf Jahre später kam erneut eine Tochter auf die Welt, Edelgard Strauß (geb. 22. August 1930).

Am 17. Dezember 1917 lies sich Benno Strauß, der aus einer jüdischen Familie kam, in Wiesbaden evangelisch taufen und konvertierte somit die Glaubensgemeinschaft. Einen Grund für diese Konversion ist nicht bekannt. Das Datum der Konversion lässt zumindest darauf deuten, dass er den Religionswechsel erst nach dem Tod seiner Mutter im April 1917 vornahn.

Berufliches Wirken

Bei der Firma Kupp beschäftigte sich Strauß überwiegend mit der Enwicklung legierter Stahlsorten. Der Firmeninhalber Alfred Krupp schlug Strauß vor, mit dem Legierungszusatz Nickel zu experimentieren bzw. Chrom dem Metall zuzufügen. Zusätzlich beschäftigte sich Strauß mit der Entwicklung von Messgeräten zur Überwachung der Temperaturen in Schmelzöfen. Nach über 20-jähriger Forschung konnte Strauß im Spätsommer 1912 seinem Vorgesetzten berichten, dass "wir ... die Formel zur Entwicklung von nichtrostenden Stählen, die gegen Wasser und Korrosion unempfindlich sind, gefunden..." haben[2]. Mit der Entwicklung des Stahls mit der Bezeichnung NIROSTA (rostfreien Stahls) ermöglichte er der Fa. Krupp den kometenhaften Aufstieg als Rüstungsindustrie - gerade in Hinblick auf die nun kommenden Weltkriege.

Verfolgung in der NS-Zeit

Auf Grund seiner jüdischen Abstammung wurde Benno Strauß am 1. Januar 1935 bei der Firma Krupp gekündigt - trotz seiner hohen Stellung, der Reputation und der Verdienste für die Firma Krupp, ohne dessen Aufstieg durch Strauß Leistungen nicht denkbar gewesen wären. Durch die Nürnberger Rassegesetze im September 1935 verlor er zusätzlich seine Professur und sah sich zunehmend einer Diskreminierung und Entrechtung ausgesetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass ein ehem. Mitarbeiter von Ihm - Eduard Maurer - sich an Strauß rächte und Ihn als Jude denunzierte. Nach dem 9. November 1938 - der sog. Reichspogromnacht - kam Benno Strauß eine Woche in Schutzhaft. Sein Vermögen von 127.000 Reichsmark wurde eingezogen. Strauß konnte sich trotz seiner jüdischen Abstimmung noch bis September 1944 in Essen halten, wurde dann aber am 18. September 1944 zur Zwangsarbeit ins KZ Theresienstadt deportiert. Allerdings überlebte Strauß den Transport in das KZ nicht mehr. Er verstarb bereits während eines Haltes im Arbeitslager Vorwohle bei Holzminden an den Folgen einer Lungenentzündung.

1964 wurden seine sterblichen Überreste auf den Friedhof Bredeney in Essen überführt.

Auszeichnungen

1927 wurde ihm die Bunsen-Denkmünze der Deutschen Bunsen-Gesellschaft verliehen und 1931 würdigte ihn das Franklin-Institut, Philadelphia mit der Howard N. Potts Medal.

Ihm zu Ehren ist die Benno-Strauß-Straße im Gewerbepark Süd in Weikershof benannt. Die Stadt Essen hat ebenfalls eine Straße nach Benno Strauß benannt.

Literatur

  • Fritz Pudor: Benno Strauß, in: Nekrologe aus dem Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet Jahrgang 1939-1951. August Bagel, Düsseldorf 1955, S. 97.
  • Hermann Schröter: Professor Benno Strauss, Abteilungsdirektor der Firma Fried. Krupp und Erfinder des Nirosta-Stahls, in: Hermann Schröter (Hrsg.) : Geschichte und Schicksal der Essener Juden : Gedenkbuch für die jüdischen Mitbürger der Stadt Essen. Essen : Stadt Essen, 1980, S. 280–282
  • Gisela Möllenhoff, Rita Schlautmann-Overmeyer: Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945. Biographisches Lexikon. 1. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster (Westfalen) 1995
  • Ralf Stemmel: Benno Strauß, Skizze eines Forscherlebens, in: 100 Jahre nichtrostender Stahl. Historisches und Aktuelles. Hrsg.: Manfred Rasch. Klartext-Verlag, Essen 2012, S. 37–64.

Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Hrsg.: Stadt Essen–Historischer Verein für Stadt und Stift Essen. Klartext-Verlag, Essen 2015, S. 334 f.

  • Christian Walter Keitel: Zum Gedenken an Benno Strauß, flurgespräche, Universität Münster, 2015
  • Wolfgang Stark: Benno Strauß (1873-1944) - Edelstahlpionier aus Fürth, Teil 1. In: Fürther Geschichtsblätter. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., 67 Jg. Ausgabe 2/2017

Weblinks

Wikipedia [1]

Einzelnachweise

  1. Brüder und Schwestern: Isidor Israel 2. Juni 1858 - 28. Januar 1862; Lina 17. Oktober 1859 - 18. September 1942 in Theresienstadt; Nanny 6. Oktober 1863 - ?; 15. Februar 1867 - ?; Rosa 3.September 1868 - 16. März 1933; Frieda 27. Juli 1870 - ?; Emma 18. Oktober 1871 - 28. Februar 1872; Klara 25. Oktober 1874 - 12. März 1899
  2. Wolfgang Stark: Benno Strauß (1873-1944) - Edelstahlpionier aus Fürth, Teil 1. In: Fürther Geschichtsblätter. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., 67 Jg. Ausgabe 2/2017, S. 47