Gesangverein Stadeln

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Deckblatt der Jubiläumsschrift von 2001

Der Gesangverein Stadeln führt seine Entstehung auf das Jahr 1901 zurück. Der Chor gibt zwei Konzerte jährlich und nimmt zudem an etlichen anderen Veranstaltungen teil, z. B. an Gedenkfeiern zum Volkstrauertag oder am jährlichen Adventsmarkt in Stadeln.


Geschichte

Die Gründungsmitglieder des Bürgerlichen Gesangvereins 1901
Gründungsprotokoll des Arbeitergesangvereins Lohengrin 1905

Der Gesangverein Stadeln wurde am 7. Januar 1901 von einigen singbegeisterten Männern als Bürgerlicher Gesangverein Stadeln gegründet. Die Fahnenweihe lässt sich auf das Jahr 1913 datieren. Weitere historische Dokumente finden sich allerdings kaum. Parallel dazu entstand am 29. Januar 1905 der Arbeitergesangverein Lohengrin, von dem heute noch das Protokollbuch erhalten ist. Dort ist zu lesen, dass die Gründung in der Mümmlerschen Wirtschaft, Stadelner Hauptstraße 101, stattfand. Bis in die späten 1940er Jahre waren beide reine Männerchöre. Frauen nahmen aber an den beliebten Theateraufführungen teil, erstmals am 5. November 1911. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges kam das Vereinsleben allerdings mehr und mehr zum Erliegen. Ab 1916 kassierte man keine Beiträge mehr, da die meisten Mitglieder einberufen waren. Dementsprechend waren nach Kriegsende große Verluste zu beklagen. Viele Sänger waren im Krieg gefallen. Trotzdem wurde bereits am 16. Februar 1919 wieder die erste Generalversammlung abgehalten. Es wurde ein Versuch der Verschmelzung der beiden Chöre gemacht, der aber an den Bürgerlichen scheiterte. Ein erstes Sängerfest fand am 1. Juni 1924 auf dem Waldfestplatz des Bauern Grau statt, heute Stadelner Hauptstraße 45. Es war ein gesellschaftlich bedeutendes Ereignis, sogar die international bekannte Kapelle Lotter, Spitzname Pariser Lotter, spielte zum Tanz auf. Beim 25-jährigen Gründungsfest stand der Chor 1930 in voller Blüte. Deshalb wurde auch ein großes Vereinsbild mit Brustbildern (so der Wortlaut in der Chronik) angeschafft. Bereits wenig später wurde von den Nationalsozialisten jeglicher Zusammenschluss von Arbeitern als Brutstätte von Kommunismus und Sozialdemokratie bekämpft. Am 13. April 1932 wurden die Singstunden wegen "großer wirtschaftlicher Not" eingestellt. Ein Jahr später wurde das Vereinsvermögen von Seiten der Gendarmerie Vach und der Stadelner SA beschlagnahmt, dem Vorstand wurde jede Vereinstätigkeit untersagt. Das Vereinsbild wurde aus der Vereins-Gaststätte entfernt, wobei Rahmen und Glas für das neue Bild der Freiwilligen Feuerwehr Stadeln verwendet wurden. Schließlich erfolgte in der dritten Juniwoche 1934 auch noch die Beschlagnahmung sämtlicher Lieder- und Notenbücher, der Vereinsschränke, des Klaviers und der Vereinsfahne. Letztere blieb bis heute verschwunden. Lediglich das Protokollbuch wurde über die Zeit der NS-Diktatur gerettet.

Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, am 17. Februar 1946, wurde der Verein Lohengrin von 28 ehemaligen Mitgliedern wieder ins Leben gerufen. Innerhalb eines Jahres schlossen sich weitere 70 Mitglieder dem Verein an, man war froh über jede Ablenkung im Nachkriegselend. Wieder gab es einen Versuch, sich mit dem Bürgerlichen Gesangverein zusammenzuschließen. Diesmal kamen Bedenken von den Arbeitern, schließlich hatten die Bürgerlichen während der Nazizeit singen dürfen. Trotzdem vereinigten sich beide Vereine am 2. Februar 1947 zum Gesangverein Stadeln mit einer stattlichen Anzahl von 122 Männern.

Im Dezember 1949 hatte sich auch ein reiner Frauenchor etabliert, der 1950 in den Männerchor integriert wurde. Bereits am 27. Januar 1952 wurden erstmals auch drei Frauen in die Verwaltung gewählt. Und 1953 erhielt der Gesangverein zudem im Wiedergutmachungsprozess das beschlagnahmte Vereinsvermögen des Arbeitergesangvereins sowie Entschädigungen für Klavier und Restvermögen zugesprochen.

Nach dem Tod des langjährigen Chorleiters Matthäus Koch leitete ab 1953 Richard Friedrich fast 30 Jahre lang den Chor. Er war Sohn einer alten Fürther Musikerfamilie. Der Chor nahm 1957 an einem großen Musikfest des Deutschen Allgemeinen Sängerbundes mit 4.000 teilnehmenden Sängerinnen und Sängern in Fürth teil. Der Stadelner Chor veranstaltete in diesem Rahmen auf der Freilichtbühne im Fürther Stadtpark sein erstes eigenes abendfüllendes Programm, ein musikalischer Höhepunkt der 1950er Jahre. Nach schwierigen Jahren um 1960 durch schlechten Besuch der Proben, folgten wieder fruchtbarere Jahre mit kleineren Auftritten. Am 21. Mai 1966 konnte dann sogar die Carmina Burana von Carl Orff im Stadttheater Fürth aufgeführt werden. Eine weitere Aufführung folgte am 11. Juni in der Meistersingerhalle in Nürnberg. Auch in den folgenden Jahren gab der Chor viele Konzerte, immer häufiger auch mit verschiedenen Solisten, insbesondere mit Uta Meixner und Walter Schwarz.

Nach dem plötzlichen Tod von Richard Friedrich am 9. April 1983 gelang es, den bekannten Konzertsänger Walter Schwarz für die musikalische Leitung zu verpflichten und das sogar für mehr als 30 Jahre. Schon zwei Monate später, am 17. Juni 1983, beteiligte sich der Chor am Bundessingen in Hamburg. Unter Walter Schwarz wurde ein äußerst vielseitiges Repertoire gepflegt. Vom anspruchsvollen Volkslied über Musical, Operette, Oper, Melodien aus der Pop- und Unterhaltungsmusik bis hin zu geistlichen Werken wurde dem Publikum von den etwa 45 aktiven Mitgliedern anlassbezogen abwechslungsreiche Unterhaltung geboten. Eine große Ehre wurde dem Chor zuteil, als er am 18. Dezember 1984 mit dem bekannten Schweizer Sänger Vico Torriani im Fürther Stadttheater ein Weihnachtskonzert mitgestalten durfte. 1986 wurde die Konzertreihe der Stadelner Weihnacht geboren und alle zwei Jahre abgehalten. Zu dieser Zeit wurde der Probenraum in der Gaststätte Goldener Engel zu eng und man zog in den Chorraum der Grundschule Stadeln um. Der Goldene Engel blieb aber noch einige Jahre das Vereinslokal. Als dort allerdings der Pächter wechselte, erfolgte im Oktober 1988 der Umzug zum Gästehaus Kalb. Am 4. Mai 1996 wurden im Rahmen der Feier des 95. Geburtstags des Vereins die früheren Vorstände Oskar Schieck und Georg Mehl für 50 Jahre aktives Singen und Mina Ossmann für 68 Jahre Treue zum Verein geehrt. Ein weiterer Höhepunkt war die Aufnahme eines Videos mit verschiedenen sakralen und weltlichen Liedern am 9. November 1996 in der Kirche "Heiligste Dreifaltigkeit". Das Video ist noch bei der Vorstandschaft erhältlich. Eine weitere Videoaufnahme folgte kurz vor dem Jubiläumsjahr in der neuen Chorkleidung. Auch CDs wurden aufgenommen.

Im Jahr 2001 erhielt der Verein für sein 100jähriges Bestehen vom bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair in einer Feierstunde in Kahl am Main die Zelter Plakette überreicht. Am 19. April 2015 verabschiedete sich Chorleiter Walter Schwarz mit einem Konzert in der Dreifaltigkeitskirche nach 32 Jahren. Schwarz’ Familie, so die Enkelsöhne Christopher und Oliver Riedmüller und ihre Mutter Dagmar Riedmüller, sind weiterhin im Umfeld des Chores aktiv.

Soziales Engagement

Gemäß der Tradition des Arbeitergesangvereins Lohengrin bemühte man sich immer wieder um Hilfe vor allem für Arbeitslose. Schon 1931 erwähnt das Protokollbuch, dass den erwerblosen Aktiven der Beitrag von den in Arbeit Stehenden übernommen wurde. 1950 wurde dieses Vorgehen wieder aufgegriffen und für die Mitgliedsbeiträge von Minderbemittelten und Arbeitslosen gesammelt. Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder solche Beitragsübernahmen. Mit dem Sozialen Singen erfreute man mehrfach Bewohner von Fürther Wohnheimen, erstmal am 24. November 1962 im Altenheim Würzburger Straße, der damaligen Pfründ. 1992 wurde während der Weihnachtsfeier eine Sammlung zu Gunsten der Elterninitiative krebskranker Kinder e. V. durchgeführt.

Literatur

Lokalberichterstattung

Einzelnachweise


Siehe auch

Weblinks

Bilder