Stadelner Hauptstraße 101

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Nördlicher Ortseingang in Stadeln, 1938, Gemälde von Rudolf Hofmann
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Das Gebäude wurde 1720 von Johann Georg Kästner als Wirtshaus errichtet: Zum guldenen Engel, der Name wurde von Anfang an eingebürgert.[1] Von 1997 bis November 2023 befand sich hier die Pizzeria Caruso. Ab 2024 wurde die Gasthaustradition mit der Pizzeria Storia fortgesetzt.

Geschichte

Die ehemalige Hausnummer 1-3 in Stadeln steht auf einem Flurstück, das in der Ortskarte von Stadeln um das Jahr 1800 auch als Wintergütlein benannt ist. Das Wintergütlein wurde bis ins Jahr 1492 besitzermäßig erfasst; als erster Inhaber taucht Hermann Schultes zu Stadeln im bambergisch-dompropsteilichen Standbuch auf. Später war es im Besitz der Familie Ulrich, die es an Fritz Winterschmied aus Zirndorf vererbte, der es um 1550 besaß. Für den 26. April 1572 wird ein Hansen Winter genannt. Nach ihm hat es auch den Namen Wintergütlein erhalten. Im Jahr 1720 errichtete dann Johann Georg Kästner das heute noch erhaltene Gebäude als Wirtshaus. Dieser hatte vom Bamberger Dompropst Freiher von Guttenberg am 26. Mai 1720 das Schenkrecht erhalten.[2] Wann der Name "Zum guldenen Engel" entstand ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber auch schon 1720.[3] Neben dem Gasthaus hatte Kästner im Haus Nummer 4 auch eine Tabakfabrik eingerichtet. Im Urkataster von 1833 wird sie als die untere Fabrik erwähnt, Besitzerin war demnach Dorothea Vierzigmann, Bierbräuerin in Erlangen. Diese hatte das Anwesen am 16. Juli 1829 für 5.500 fl. aus dem Nachlass von Carl Friedrich Kästner erworben: Gebäude: Haus Nr. 1 - Wohn- und Wirtshaus, Haus Nr. 2 - Wohnhaus mit Nebengebäude, Haus Nr. 3 - Wohnhaus, Nebengebäude, Hofraum und Fabrikhaus.

1838 wurde der Besitz aufgeteilt. Die Häuser Nr. 1 und Nr. 2 wurden an Wolfgang Fuchs für 2.950 fl. verkauft, während die Tabakfabrik Nr. 3 noch im Besitz der Familie Vierzigmann verblieb. Nach dem Tode ihres Mannes 1856 führte die Witwe Gertraud Fuchs die Wirtschaft weiter. Die Tochter war als das schöne Käthchen weit bekannt.[4] 1862 war sie dann im Besitz der Erben Dorothea Hüttner aus Vach und Elisabeth Schuster aus Stadeln, wurde aber im gleichen Jahr für 8.575 fl. weiter verkauft an den Bauern Heinrich Martz aus Steinweiler. Als dieser im Jahr 1868 Konkurs anmeldete, wurde der Besitz für 7.300 fl. an den Fürther Drechsler Andreas Schreiber verkauft. Schon 1872 kaufte der Bauer Peter Popp aus Steinbühl das Anwesen für 8.300 fl.

In der Lohbauerschen Land-Chronik findet sich der folgende Eintrag:

Im Frühjahr 1875 gewann der Wirth Peter Popp, Besitzer des Gasthauses "Zum goldenen Engel", 100 000 Lire und zwar mit einem zehn Francs-Loos. Sein Anwesen verkaufte er an den Fischer Johann Muggenhöfer von hier und zog in eine Vorstadt bei Nürnberg, um daselbst zu privatisieren. Die hiesige Armenkasse ging trotz der Versprechungen des Popp, die er bei der Nachricht von seinem Glück machte, leer aus.[5]

Ab 1875 war der neue Besitzer also der Bauer und Fischer Johann Wolfgang Conrad Muggenhöfer, dem auch das Stadelner Fischwasser gehörte. Er zahlte dem Peter Popp 6.000 fl. Er errichtete 1881 neben dem vorhandenen Wirtshaus noch eine Wirtschaft mit Vorhalle. Nach dem Tod des Ehemannes 1890 führte die Witwe mit den Kindern die Wirtschaft weiter, bis der Sohn Friedrich Muggenhöfer das Erbe von den Geschwistern übernahm. 1894 kaufte Friedrich Grosch das Haus für 23.250 Mark. 1901 war die Witwe Anna Barbara Grosch Alleinbesitzerin. Im Jahr 1906 erhielt ihr zweiter Ehemann das Mitbesitzerrecht. Bereits am 29. Januar 1905 war in dem Gasthaus, damals Mümmlersche Wirtschaft genannt, der Stadelner Arbeitergesangverein Lohengrin gegründet worden.[6] 1912 wurde im Nebengebäude, Haus Nr. 2, eine Metzgerei eingerichtet. Bis 1931 ist Conrad Mümmler der Besitzer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1952, kam es an die Familie Bruckner, deren Sohn Fritz es im Jahr 1957 übernahm. Zu der Zeit wurde der Tanzsaal im Goldenen Engel auch als Klassenzimmer genutzt, weil die Stadelner Volksschule zu klein geworden war. Nach dem Tod von Fritz Bruckner übernahm seine Ehefrau, jetzt verheiratete Mitteregger, den Besitz und verpachtete die Wirtschaft. Die Pächter wechselten in kurzer Folge und das Nebenhaus wurde später durch einen Neubau mit Eigentumswohnungen ersetzt. Dieser wurde von der Familie Mitteregger ebenso wie das Gasthaus an die Brauerei Dorn aus Vach verkauft und befand sich so Ende des 20. Jahrhunderts in deren Besitz.

Literatur

  • Harald Hoffmann und Vereinskartell Stadeln: Festschrift 700 Jahre Stadeln, 1996

Siehe auch

  • Zum Engel, Namensklärung verschiedener Gaststätten mit ähnlichem Namen

Einzelnachweise

  1. Harald Hoffmann und Vereinskartell Stadeln: Festschrift 700 Jahre Stadeln, 1996, S. 53
  2. Nachtrag zum Salbuch von 1723
  3. Werner Sprung: Die Geschichte der Gemeinde Stadeln. In: Fürther Heimatblätter, 1961/1, S. 22
  4. Chronik des Valentin Schlegel
  5. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 358
  6. Protokollbuch des Arbeitergesangvereins Lohengrin

Bilder