Johann Christian Reich d. Ä.

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Johann Christian Reich d. Ä. (geb. 2. April 1730 in Eisenberg/Thüringen; gest. 21. März 1814 in Fürth) wurde als zweiter Sohn eines Dragoner-Fähnrichs in Diensten des Prinzen Johann August von Sachsen-Gotha-Altenburg geboren. Nachdem er die Heimat verlassen hatte, wurde er in Fürth als Gürtlermeister ansässig und auch erwähnt als Hofmedailleur, brandenburg-ansbachischer privilegierter Dantesfabrikant (Dantes = Rechen-, Spielpfennige) und Gerichtsschöffe.

1790 wurde er königlich preußischer Hofmedailleur und 1806 königlich bayerischer Hofmedailleur.

1764 begann er in der Alexandergasse 514 (heute Alexanderstraße 22), großes Wohnhaus zu erbauen. Die Anregung zur Benennung der Straße stammte ebenfalls von ihm. Es wurden von ihm noch zwei weitere Häuser in der Alexandergasse erbaut (wahrscheinlich Alexanderstraße 12 und 13).


Leben

Johann Michael Füssel beschreibt in seinem Reisetagebuch[1] von 1791 das Leben von Johann Christian Reich recht ausführlich.

Die Kindheit verbrachte Reich in Eisenberg und Warschau. Während seiner unsteten Jugend begann er in Eisenberg Ausbildungen als Perückenmacher und Tischler sowie in Gera als Weber und Goldschmied, brach allerdings sämtliche Ausbildungen ab. Nach seiner Rückkehr nach Eisenberg begann er eine Lehre als Gürtler und hielt die fünfjährige Lehrzeit durch. Er beschäftigte sich nebenher aber gleichzeitig mit der Musik und brachte sich selbst in seiner Freizeit das Orgelbauen bei. Als Gürtler und Orgelbauer begann er dann mit einer Wanderschaft durch Deutschland. In Jena z. B. lernte er bei "Professor Herrn Succov" Physik und Mathematik; eine Zeit lang hielt er sich in Triesdorf bei Ansbach auf.

1758 schließlich ließ er sich in Fürth nieder, "weil er keinen Ort gefunden hatte, an dem er seine erworbene Geschicklichkeiten mit grösserem Vortheil hätte anwenden können."

Am 4. September 1761 gründete er mit 13 Gürtlern und 4 Zinngießern in Fürth eine ansbachisch-markgräfliche Gürtlerzunft und wurde als erster Zunftmeister gewählt. [2]

Im gleichen Jahr errichtete er bereits den Bau von drei Häusern in der Alexanderstraße [3]. Bald war er "einer der angesehensten und reichsten Fürther ...". Auch in seiner Zeit als Fabrikant baute er selbst noch Orgeln, Wanduhren, Glockenspiele, physikalische und mathematische Instrumente und erfand und prägte Gedenkmünzen. Außerdem beschäftigte er sich mind. 15 Jahre lang mit Astronomie. Sein Reichtum gründete sich aber im Wesentlichen auf seine Arbeiten als Medailleur.

Das Reich'sche Haus um 1910

Sein Wohnhaus wurde als "das schönste und weitläufigste Gebäude" in der Alexanderstraße, mit "angenehme[r] Aussicht nach Nürnberg" und auf "ein chinesisches Lusthaus", gerühmt. "Hundert Menschen" sollen in diesem Haus gewohnt und gearbeitet haben. Unter der Mansarde hatte er sich eine Experimentierkammer eingerichtet, in der er z. B. eine ausführlich beschriebene "Donnermaschine" erfand und in der er stolz "drey mit goldenen Rahmen eingefaßten Antworten vom Kaiser Joseph II., König Friedrich II., und dem General Elliot" an der Wand hängen hatte.[4]

1775 erhielt J.C. Reich vom Markgrafen Alexander in Ansbach den Titel "Hofmedailleur", 1790 wird er Königlich preußischer Hofmedailleur und 1806 gar noch Königlich Bayerischer Hofmedailleur.
König Friedrich der Große dankt Johann Christian Reich in einem Schreiben vom 26. September 1783 für die Übersendung der Denkmünze auf General Elliot und ließ ihm einliegend noch eine Erkenntlichkeit zukommen.

Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck, die Vertreter der Jenaer Romantik, statteten dem Hofmedailleur Reich 1793 in Fürth einen Besuch ab.[5] Den Besuch beschrieb Wackenroder in einem Brief an seine Eltern.

Über sein Privatleben liest man bei Bernhard J. Schwarz [6] folgendes: Er heiratete am Palmsonntag, den 28. März 1758, die Witwe des verstorbenen Gürtlers Christof Rießner. Dem Ehepaar wurden fünf Söhne - Heinrich Bernhard Reich (geb. 1759), Johann Georg Reich (geb. 1762), Georg Christian Reich (geb. 1765), Johann Matthäus Reich (geb. 1767) und Ernst Christian Reich (geb. 1776) - und drei Töchter - Anna Maria Reich (geb. 1761), Susanna Barbara Reich (geb. 1770) und Anna Elisabetha Reich (geb. 1773) - geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Reich Justine Katharina Triller, die Witwe des herzoglichen Amtsadvokaten und Notars Triller in Eisenberg. Die Ehe blieb kinderlos. Ein Sohn (Johann Matthäus) wanderte nach Amerika aus.

Anscheinend heiratete er noch ein drittes Mal: Denn im September 1799 starb laut Zeitungsmitteilung "Maria Magdalena Reich, 70 Jahre, Ehefrau von Johann Christian Reich, Hofmedailleur und Gerichtsschöpf".[7]

Werk

Rechenpfennig von Johann Christian Reich d. Ä.

Johann Christian Reich prägte als Medailleur Dantes und Jetons. Dantes wurden z.B. bei Lotterien als Gewinn ausgegeben. Teilweise waren Dantes und Jetons eine Art Spielgeld, fanden aber durchaus in Kleingeld-knappen Zeiten Verwendung als Quasiwährung. Um die Beliebtheit dieser Dantes und Jetons zu steigern, versah Reich diese mit Prägungen zu zeitgeschichtlichen (heute historischen) Ereignissen. Damit erhielten die Jetons Erinnerungscharakter und waren als Souvenirs beliebt. Ebenso stellte Reich etliche Rechenpfennige her, die insbesondere beim Rechnen auf Linien Verwendung fanden, da sich nicht jeder einen Abakus leisten konnte. Auch zur Umrechnung der verschiedenartigen Währungen im Deutschen Reich wurden Rechenpfennige herangezogen.

Hochwertiger sind die zahlreichen Gedenkmedaillen zu verschiedenen Ereignissen anzusehen. Sie sind nicht nur größer als die Dantes, sondern durch ihr Material (Zinn, bzw. Silber) auch werthaltiger.

Auch anlässlich der Hungersnot im Jahr 1771 / 1772, des Todes von Papst Clemens XIV. im Jahr 1774, des Hochwassers im Jahr 1784, der im Jahre 1787 in Nürnberg oder des Friedensschlusses 1801 fertigte er Gedenkmedaillen.

Literatur

  • Reich, Johann Christian, d. Ä.. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 299
  • Adolf Schwammberger: Wilhelm Heinrich Wackenroder berichtet über seinen Besuch in Fürth (1793). In: Fürther Heimatblätter, 1972/3, S. 72 - 74
  • Emil Ammon: Ein Fürther Medailleur huldigt 1799 dem König von Preußen. (Zur Jahresgabe 1981 des Geschichtsvereins). In: Fürther Heimatblätter, 1981/4, S. 85 - 87
  • Georg Paul Rieß: "Interessantes von Joh. Christian Reich, Hofmedailleur in Fürth" in: Nordbayerische Zeitung, Nr. 276, 23. November 1929.

Siehe auch

Weblinks

  • Firmen-/Familiengeschichte Reich im Internet
  • "Johann Christian Reich" bei FrankenWiki
  • Friedrich Carl Gottlob Hirsching: "Nachrichten von sehenswürdigen Gemälde- und Kupferstichsammlungen, Münz-, Gemmen-, Kunst- und Naturalienkabineten, Sammlungen von Modellen ... und Gärten in Teutschland, nach alphabetischer Ordnung der Oerter", Sechster Band, Erlangen, Palm, 1792, S. 113ff - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Georg Kaspar Nagler: "Neues allgemeines Künstler-Lexicon: oder Nachrichten von dem Leben ...", Band 12, 1842, S. 379f online-Digitalisat
  • Anonym: "Verzeichniß der vollständigen Sammlung aller, von dem Hochfürstl. Brandenburgischen privilegirten Medaillen- und Dantes Fabrikanten, Johann Christian Reich, in Fürth bey Nürnberg verfertigten Gedächtniß-Münzen, und Medaillen auf die Größten Merkwürdigkeiten von Europa." in: Journal von und für Deutschland, 5.Jg.,7.-12.St., 1788, S. 118f - online-Digitalistat der Universität Bielefeld

Einzelnachweise

  1. Johann Michael Füssel in: "Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz", Band 3 Palm, 1791, S. 48 ff. - online
  2. Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten", abgerufen am 29. April 2020 online
  3. August Neuhaus: Der hochfürstlich ansbachische Hofmedailleur Johann Christian Reich (1730 - 1814), Seite 84
  4. Alle Zitate von Johann Michael Füssel in: "Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz", Band 3 Palm, 1791, S. 48 ff. - online
  5. Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt, 2007, Seite 109
  6. Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten", abgerufen am 1. April 2016 - online
  7. "Fürther Anzeiger" vom 24. September 1799

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