Hermann Göring

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Hermann Wilhelm Göring (geb. 12. Januar 1893 in Rosenheim; gest. 15. Oktober 1946 in Nürnberg) war der Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg und einer der führenden Politiker in der Zeit des Nationalsozialismus. Göring war maßgeblich an der Ausschaltung und Verfolgung der Opposition beteiligt. Er zeichnete verantwortlich für die Gründung der Gestapo sowie die Einrichtung der ersten Konzentrationslager. Ab Oktober 1936 betrieb er als Beauftragter für den Vierjahresplan die Aufrüstung Deutschlands und bereitete so den Krieg vor. Am 31. Juli 1941 beauftragte er Heydrich mit der Organisation der sogenannten Endlösung der Judenfrage.

Göring gehörte zu den 24 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagten Personen und wurde am 1. Oktober 1946 in allen vier Anklagepunkten schuldig gesprochen und zum Tod durch den Strang verurteilt. Der Vollstreckung des Urteils entzog er sich durch Suizid.[1] Zu Fürth hatte Göring zu Lebzeiten kein gutes Verhältnis. So soll er auf Nachfrage Fürth als "Musterbeispiel einer verjudeten Stadt gesprochen" haben.[2]

Göring und Fürth

Göring verbrachte ab 1893 etliche Jahre seiner Kindheit und Jugend bei Pflegeeltern in Fürth.[3] Bereits im Alter von drei Monaten gab ihn seine Mutter in die Obhut einer Fürther Freundin, der Frau des königlichen Steuerkontrolleurs Andreas Graf. In der Karolinenstraße 15, dem einzigen Haus an der Bahnlinie mit einem Vorgarten, wuchs der Säugling heran. Er war bei der Familie Graf nach Unterlagen des Stadtarchivs bis zum 10. Juli 1894 gemeldet.

Zur Einschulung im September 1900 wird Göring - nach Meldeunterlagen am 17. des Monats - erneut nach Fürth geschickt. Er kommt nun in die Obhut der Familie des Lehrers Johann Frank, der in der Hirschenstraße 18 im dritten Stock lebt, und besucht die neue "Littmann-Steinsche" Privatschule in der Blumenstraße 19. Die kostenpflichtige Schule hatte den Anspruch, ihre Schüler besser für die Gymnasien vorzubereiten als die kostenlosen Regelschulen. Im Schülerverzeichnis der Littmann-Steinsche-Privatschule finden sich auch die Namen der Fürther Familien wie Fronmüller, Heymann, Gundelfinger, Wolfsgruber, Berlin, Gran und Bendit. Am 18. Juni 1903 endet die Zeit bei den Frank'schen Pflegeeltern.

Am 15. November 1903 taucht Hermann Göring wieder in den Einwohner-Meldeunterlagen auf, diesmal als Pflegekind der Familie des Lehrers und Agenten Theodor Ruttmann, die im dritten Stock der Ottostraße 21 eine Kleinwohnung bewohnte. Görings Fürther Zeit endet offiziell mit seiner Abmeldung am 1. Oktober 1905, der Vater hatte ihn auf der Karlsruher Kadettenschule angemeldet.[4]

Nach anderen Quellen differieren die Zeitangaben - vermutlich infolge von Übertragungsfehlern - geringfügig, so soll er in der Hirschenstraße 18 in der Zeit vom 15. September 1900 bis 18. Juli 1903 sowie in der Ottostraße 21 ab dem 5. November 1903 gewohnt haben.[5]

Zeitgenossen berichten, der junge Göring sei ein problematisches Kind gewesen; in seiner Freizeit versuchte er einen Hund auf jüdische Mitschüler abzurichten. Er war Schüler am Heinrich-Schliemann-Gymnasium im Schuljahr 1902/03 in der Klasse 5b, das Jahr darauf wechselte er in die 6a - vermutlich weil Göring in der Klasse Ärger mit Mitschülern gab.[6] Als Musterschüler machte sich Göring in Fürth keinen Namen. So berichtete die Fränkische Tagespost am 29. Oktober 1932 über Görings Schulzeit in Fürth: Seine Mitschüler hätten ihm den Spitznamen „Aeolus“ [der Windmacher] gegeben, weil er schon damals den Mund so gewaltig aufgerissen habe.[7] Weiterhin soll Göring von seinen Mitschülern dafür gehänselt worden sein, dass sein jüdischer Patenonkel Hermann von Epenstein mit seiner Mutter ein Verhältnis gehabt haben soll, weshalb er sich immer wieder mit anderen Schülern prügelte. Dennoch schickte er später (ca. 1935) "seinem alten Gymnasium Fürth" ein Bild mit der eigenhändigen Widmung "Hermann Göring, General der Flieger"; es erhielt einen Ehrenplatz neben dem Eingang zum Direktoratszimmer, "... allen Schülern täglich ein Ansporn zu großen Taten für Deutschland."[8] Während seiner Fürther Zeit war Göring kurzzeitig am Ansbacher Carolinum - allerdings endete der Aufenthalt jäh durch seinen Abbruch an der Schule und der Wiederkehr nach Fürth.

Bekannt ist, dass Göring als prominenter Redner am 12. Mai 1929 in Fürth zur Unterstützung der NSDAP-Ortsgruppe auftrat und 500 Zuhörer mobilisiert haben soll.[9] Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die damalige Flughafenstraße im Juni 1933 in Göringstraße umbenannt. Die Stadt seiner Kindheit besuchte er während des Zweiten Weltkriegs mehrfach. Allerdings galt sein Interesse dabei in erster Linie den Flugzeugwerken Bachmann, von Blumenthal & Co. (im Volksmund: Waggon) auf der heutigen Hardhöhe.[4] Weiterhin ist bekannt, dass Göring u.a. einige ehemalige Mitschüler auf die seine vom Patenonkel geerbte Burg Veldenstein in Neuhaus/Pegnitz einlud. Darunter befindet sich u.a. der Schwager Ludwig Erhards - Friedrich Gluth, ein späterer Nervenarzt in der Friedrichstraße in Fürth.

Zum letzten Mal hat Göring am Nachmittag des 12. August 1945 Fürther Boden betreten. Damals landete die militärische Version einer DC 3 auf der von den Amerikanern reparierten "Waggon"-Piste. Sie brachte Göring und sechs weitere Nazi-Größen nach viermonatigem Verhör aus Mondorf an der luxemburgischen Grenze zum Prozess vor dem Militärgericht in Nürnberg.[4]

Lokalberichterstattung

  • Volker Dittmar: Hitlers Handlanger wuchs in Fürth heran. In: Fürther Nachrichten vom 22. April 2005, S. 1 (Druckausgabe)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Artikel Hermann Göring aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  2. Volker Dittmar: Schule abgebrochen. In: Fürther Nachrichten vom 22. April 2005
  3. Werner Mohr: "CHRONIK Nürnberg - Neumarkt - Regensburg - Amberg - Ansbach" online
  4. 4,0 4,1 4,2 Volker Dittmar: Hitlers Handlanger wuchs in Fürth heran - Hermann Göring verbrachte die frühen Jahre seiner Kindheit bei hiesigen Pflegefamilien. In: Fürther Nachrichten vom 22. April 2005 (Druckausgabe)
  5. Kindheit eines Reichsmarschalls. In: PastFinder Nürnberg, S. 97
  6. Volker Dittmar: Hitlers Handlanger wuchs in Fürth heran. In: Fürther Nachrichten vom 22. April 2005, S. 1 (Druckausgabe)
  7. Heinrich Strauß: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung, Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 29, 1980, S. 387, Anm. 423
  8. Manfred Mümmler: Fürth, 1933 - 1945, Verlag Maria Mümmler, Emskirchen 1995, S. 124
  9. Manfred Mümmler: Fürth, 1933 - 1945, Verlag Maria Mümmler, Emskirchen 1995, S. 16

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