Obstmarkt
Der Obstmarkt ist ein Platz in der Fürther Altstadt. Er liegt westlich des Rathauses an der Königstraße. Die Benennung erfolgte 1880 nach dem dort stattfindenden Marktbetrieb. Vorher hieß er lange Zeit Holzmarkt und ab 1827 auch Schwanenplatz[1] nach der Wirtschaft "zum weißen Schwan". Heute ist der Obstmarkt kein echter Platz mehr und dient als Buswendeschleife.
Geschichte
Im Juli 1681 beschloss der Rat, dass die Holzbauern hier verkaufen sollten. Das Gelände war damals noch nicht umbaut, sondern lag an der Ortsrandlage. 1683 besichtigten die „Brandenburgischen Creisgesandten“ den Platz und bekundeten die Absicht zur Bebauung, was dann auch geschah. Von 1827 bis 1860 hieß der Platz „Schwanenplatz“, da sich im Vorgängerbau des heutigen Anwesen Obstmarkt 1 eine Wirtschaft Zum weißen Schwan befand. Bis 1870 befand sich auf den Platz ein öffentlicher Brunnen mit einem weißen Schwan als Krönung. Von 1860 bis 1880 lautete die Bezeichnung „Holzmarkt“. Von 1880 bis heute bekam er die Bezeichnung „Obstmarkt“. Obwohl seit 1939 der Markt auf die Fürther Freiheit verlegt wurde und er seit 1939 nur noch Freifläche, später Parkplatz und heute Bus Wendeschleife ist.
In der Zeit von 1831 bis 1836 wurde hier ein artesischer Brunnen gebohrt, aber auf Beschluss des Magistrats vom 11. Januar 1836 aufgegeben, "... da das Resultat, trotzdem, dass die Bohrung bis auf 400 Fuß [117 m] Tiefe getrieben wurde, nur ein höchst unvollkommenes war".[2]
Offiziell wurde der heutige Obstmarkt von den städtischen Kollegien im Februar 1874 für den Markt bestimmt. Da dort Brennholz und Holzkohle verkauft wurde, hieß er zu diesem Zeitpunkt noch Holzmarkt. 1880 wurde er schließlich in Obstmarkt umbenannt. 1902 wurde eine neue Marktordnung erlassen.
Prägende Gebäude, Bauwerke und Baudenkmäler
- Obstmarkt 1, Wohn- und Geschäftshaus von Adam Egerer, erbaut 1901
- Obstmarkt 2, Wohnhaus, Geschäftshaus
Im Gebäude Obstmarkt 3 befand sich die Traditionsgaststätte "Walhalla", die zu einen der ältesten Gaststätten Fürths zählt. Allerdings ist die Gaststätte mehrfach massiv umbebaut worden, so dass das Landesamt für Denkmalschutz dem Gebäude keine Denkmalschutzeigenschaft mehr zusprechen wollte.
Google-Panne 2023
Durch eine Panne bei Google Maps wurde im Laufe der Woche 23. Januar bis 29. Januar 2023 aus der Königstraße fälschlicherweise der Obstmarkt angezeigt. Zeitweise war die Königstraße gänzlich verschwunden.[3] So hatte das Rathaus plötzlich als Anschrift Obstmarkt 88, oder das Jüdische Museum Obstmarkt 89. Der Umstand des Fehlens der Königstraße zog ein breites - auch über die Stadtgrenze hinausreichendes - Medienecho hervor.[4] Die Stadt Fürth reagierte mit einem humorvollen Post auf Twitter, der besagte: Google, wir müssen reden! Ohne Vorwarnung hast Du uns die #Königstraße genommen [...] #FreeTheKönigstrasse![5] Am 1. Februar 2023 wurde im Laufe des Tages die Panne behoben - Fürth hatte wieder ihre Königstraße in Google-Maps zurück.
Sonstiges
Eine sog. Trinkhalle, die sich seit 1866 am Obstmarkt befand, wurde im Mai 1923 abgetragen und am Bahnhofplatz als Fahrkartenverkaufsstelle wieder aufgestellt. In dem Häuschen wurde Selterswasser verkauft, die zuvor die Mohren-Apotheke dort bauen ließ. Bis August 1938 blieb der Markt auf dem „Obstmarkt“ und in der mittleren Königstraße. Vor allem am Samstag dehnte er sich aus bis vor das Rathaus.
Ab 1906 bis 1911 befand sich am Obstmarkt zusätzlich noch eine Seefischhalle.
Literatur
- Obstmarkt. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 274
- Obstmarkt. In: Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Lipp, 1994, S. 320 - 321
Siehe auch
- Ludwig-Erhard-Straße
- Mohrenstraße
- Papierhaus Schöll
- Eisen-Walter
- Armen- und Waisenschule
- Walhalla
- U-Bahnhof Rathaus
- Denkmalensemble Altstadt Fürth
- CôCô-Sushi & Grill
- Nieder mit dem Kapitalismus
Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch von 1846
- ↑ Fronmüller-Chronik 1871, S. 216/217, 221/222
- ↑ Wolfgang Händel: Ausradiert auf Google Maps: Die Fürther Königstraße fehlt - und wird zum Obstmarkt. In: Fürther Nachrichten vom 30. Januar 2023 - online
- ↑ Isabel Schaffner: "Google, wir müssen reden": Fränkische Stadt verliert komplette Straße. In: inFranken.de vom 31. Januar 2023 | 11:59 Uhr - online
- ↑ Stadt Fürth: Königstraße verschwunden! In: Twitter vom 30. Januar 2023 | 11:54 Uhr
Videoprojekt Fürther Straßen 2018
Aufnahmedatum 12.08.2018
Bilder
Anwesen Obstmarkt 2 der ehemaligen Firma Eisen-Walter im Dez. 2019
Bildmitte Anwesen Obstmarkt 3 in dem sich über Jahrzehnte die Fischgaststätte Zur Walhalla befand. Aufnahme Dez. 2019
Hauseingang Papierhaus Schöll am Obstmarkt 1 im Dez. 2019
Anwesen Papierhaus Schöll am Obstmarkt 1 im Dez. 2019
Haustür Papierhaus Schöll am Obstmarkt 1
Papierhaus Schöll am Obstmarkt 1, 2012
Werbung vom Papierhaus Schöll im Jan. 2000
Werbung Gaststätte Zur Walhalla 1999 im "Altstadtbläddla" Nr. 34
Werbung Papierhaus Schöll von Dez. 1998 im "Altstadt Bläddla" Nr. 33
Tiefbauarbeiten am Obstmarkt für Bau des U-Bahnhofs Rathaus, August 1996 (Gebäude v. l. n. r.: Ludwig-Erhard-Straße 18, Ludwig-Erhard-Straße 19, Obstmarkt 1 und Obstmarkt 2)
Tiefbauarbeiten am Obstmarkt für Bau des U-Bahnhofs Rathaus, Mai 1996
Tiefbauarbeiten am Obstmarkt für Bau des U-Bahnhofs Rathaus, Mai 1996
nach dem Erntedank Umzug - fränkischer Dreispitz auf dem Obstmarkt mit der (damals) 80-jährigen Attraktion "Toboggan" einer 18 Meter hohen Rutschbahn 52 Meter Länge aus Holz der Familie Fischer im Oktober 1986
Werbung vom Papierhaus Schöll in der Schülerzeitung Die Pennalen Nr. 1 1967
Werbung im Fürther Adressbuch von 1931 der ehem. Firma Forchheimer & Schloss am Obstmarkt 1, in dessen Gebäude jetzt das Papierhaus Schöll etabliert ist.
Fischverkaufshalle am Obstmarkt der Deutschen Dampffischerei-Gesellschaft "Nordsee" mit den sog. Ketznfrauen im Hintergrund, ca. 1906