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dem der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl am 1. Oktober 1982 zum Bundeskanzler gewählt wurde und in der Regierungserklärung am 13. Oktober 1982 eine „Politik der Erneuerung“ und eine „Atempause in der Sozialpolitik“ ankündigte.805 Zu der am 16. Dezember 1982 mit der Verabschiedung des Haushaltsbegleitgesetzes 1983 eingeleiteten „Politik der Erneuerung“ gehörten bildungspolitisch auch eine im Herbst 1983 in Kraft tretende Beschränkung der Bundesausbildungsförderung für Schüler/innen, die zuvor allen Schüler/innen aus einkommensschwächeren Haushalten ab der 11. Jahrgangsstufe gewährt worden war, auf Schüler/innen, die ausbildungsbedingt nicht bei ihren Eltern wohnen konnten, und eine Umstellung der Bundesausbildungsförderung für Studierende aus einkommensschwächeren Haushalten von Teildarlehen (150 DM im Monat) auf Volldarlehen. Gemessen am damaligen Förderhöchstsatz beliefen sich die individuellen Schulden bei Studierenden nach einer maximal fünfjährigen Förderung mit Volldarlehen auf bis zu 70.000 DM, die sechs Jahre nach Ende der Förderhöchstdauer wie bereits beim Teildarlehen in monatlichen Raten oder als einmalige Pauschale, die um einen Abschlag für die vorzeitige Tilgung reduziert wurde, zurückzuzahlen waren.806 Parallel war in Bayern zu Schuljahresbeginn 1982/83 ein neuer Lehrplan für Grundschulen eingeführt worden, den das Kultusministerium bereits am 16. Juli 1981 veröffentlicht hatte und der auf den pädagogisch-didaktischen Pfeilern einer Orientierung am Kind statt einer vereinfachten Wissenschaftsorientierung, eines Vorrangs grundlegender Allgemeinbildung und Erziehung vor bloßer Wissensvermittlung und einer Stärkung des Erziehungsauftrags der Schule beruhte.807 Der neue Grundschullehrplan löste nun endgültig den Grundschullehrplan aus dem Jahr 1971 mit vereinfachtem wissenschaftsorientierten Unterricht ab, der aufgrund der bei den Kindern zutage getretenen Überforderungen bereits 1974 durch die Umbenennung des Faches Sachkunde in Heimat- und Sachkunde und die Wiederherstellung eines heimatlichen Bezugs zur Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder modifiziert worden war. Die Einführung des neuen Grundschullehrplans zu Schuljahresbeginn 1982/83 fiel in eine Zeit, in der die Anzahl der alljährlich mit Vollendung des sechsten Lebensjahres 805Vgl.: Stenografische Berichte der Verhandlungen des Deutschen Bundestages, Band 122. 9. Wahl-

periode, 123. Sitzung, S.7218. Siehe auch den Artikel Helmut Kohl, in: www.wikipedia.de, hier: Ausdruck vom 20.07.2021. Helmut Kohl (1930-2017) besuchte ab 1936 eine Volksschule und ab 1940 eine 1925 als Oberrealschule gegründete Oberschule für Jungen in Ludwigshafen-Friesenheim. Nach einem durch Kinderlandverschickung, Ausbildung zum Flakhelfer in Berchtesgaden und Kriegsschäden am Schulgebäude in Ludwigshafen-Friesenheim verzögerten Abitur studierte er ab 1950 Rechtswissenschaften, Geschichte und Staatwissenschaften und wurde 1958 zum Dr. phil. promoviert. Bereits als Schüler war Helmut Kohl 1946 Mitglied der CDU und 1947 Mitbegründer der Jungen Union in Ludwigshafen geworden. Nach der Promotion wurde er 1959 Kreisvorsitzender der CDU in Ludwigshafen und zugleich in den Landtag von Rheinland-Pfalz gewählt, wo er neben seiner von 1960 bis 1969 dauernden Tätigkeit als Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion in Ludwigshafen ab 1963 den Vorsitz der CDU-Landtagsfraktion übernahm. 1966 wurde er in Rheinland-Pfalz zum CDU-Landesvorsitzenden und 1969 zum Ministerpräsidenten gewählt. Nach einer vergeblichen Kandidatur 1971 wurde Helmut Kohl 1973 auch Bundesvorsitzender der CDU. Um nach der als Kanzlerkandidat der Union verlorenen Bundestagswahl 1976 den Vorsitz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu übernehmen, verzichtete er 1976 auf das Amt des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und blieb bis zu seiner Wahl zum Bundeskanzler im Oktober 1982 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. 806Vgl.: Berliner Initiative gegen Bafög-Volldarlehensregelung, Das Bafög-Volldarlehen 1983 – 1990 und seine Rückzahlung, 7. aktualisierte Auflage, Oktober 2002. 807Vgl.: Max Liedtke (Hrsg.), Handbuch der Geschichte des Bayerischen Bildungswesens, Band 3: Geschichte der Schulen in Bayern. Von 1918 bis 1990, Bad Heilbrunn/Oberbayern 1997, S.793.

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