Unter dem Arbeitstitel "Neue Mitte" wurde im Juli 2008 der Plan des portugiesischen Investor "Sonae Sierra" bekannt, mitten in der Fürther Innenstadt quer zu Lasten des Baubestandes zwischen Rudolf-Breitscheid-Straße und Hallstraße ein großes Einkaufszentrum zu errichten.

Erstreckung

Die Pläne umfassen die Überdachung eines Teils der Rudolf-Breitscheid-Straße und der Hallstraße. Zum Abriss stehen gemäß den bekannten Plänen zum einen das traditionsreiche Parkhotel, das Fiedler-Gelände, die Commerzbank, das Kino an der Rudolf-Breitscheid-Straße sowie mehrere denkmalgeschützte Gebäude an dieser Straße. Weitere Gebäude werden entkernt.

Bisheriger Ablauf

Der Bekanntgabe im Juli 2008 gingen bereits mehr als einjährige Verhandlungen zwischen Stadt und Investor voraus.

Nach Grundsatzbeschluss des Fürther Stadtrats vom 30. Juli 2008[1] erarbeitet derzeit eine vom Investor geladene Auswahl an Architekten in einem "Gutachterverfahren" Konzepte für das Projekt. Ob dieses Verfahren als "Architektenwettbewerb" zu bezeichnen sei, darüber herrscht zwischen Stadt und den Kritikern Uneinigkeit. Nach Dafürhalten der Stadt handle es sich um ein sog. "kooperatives Verfahren", dass sich aktuell beim Nürnberger Augustinerhof bewähre. Stadtheimatpfleger Dr. Mayer hält dem entgegen, dass das Verfahren zu stark vom Investor bestimmt wird, z.B. durch dessen Auswahl der Architekten[2]. Am 12. Dezember 2008 wurde bekannt, dass der bekannte Dresdner Architekt Günter Behnisch den Vorsitz des Preisgerichts übernehmen wird[3]. Behnisch wurde durch den Bau des Münchner Olympiageländes berühmt[4].

Insgesamt ist die "Neue Mitte" finanziell in einer Größenordnung von 150 Millionen Euro vorveranschlagt. Der Baubeginn wird vom Investor bereits für Ende 2009 anvisiert, die Eröffnung 2011.

Kritik

Während zunächst wenig kritischer Widerhall publik wurde, entwickelte sich inzwischen teils fundamentale Opposition. Besonders wegen der angestrebten Abrisse mehrerer Baudenkmäler, des schwerwiegenden Eingriffes in das komplette Denkmalensemble und nicht zuletzt durch den Entzug eines Teils der Rudolf-Breitscheid-Straße aus dem Öffentlichen Raum wird von vielen Seiten eine tiefe Veränderung des gesamten Stadtbilds der Innenstadt befürchet.

Laut den Kritikern lassen sich sowohl in der Planung als auch der unkritischen Auseinandersetzung große Parallelen zu früheren rigorosen Baumaßnahmen wie der Gänsberg-Sanierung oder dem Bau des City-Centers erkennen, für das damals ein ganzer Block höchst-stadtteilprägender Baudenkmäler (siehe auch Geismann-Bräustübl), unwiederbringlich zerstört wurde.

Auch in Fachkreisen findet das Projekt europaweit kritische Aufmerksamkeit: Nach Angaben des Stadtheimatpflegers wurde bislang eine Abordnung des Landesverbandes für Heimatpflege durch Fürth geführt und sogar die UNO-Denkmalschutzorganisation ICOMOS habe sich bei ihm gemeldet. Es wird befürchtet, das geplante Einkaufszentrum gefährde die Bemühungen um eine Eintragung der Innenstadt in das Unesco-Weltkulturerbe.

Nachdem Überlegungen bekannt wurden, die Fassade des Parkhotels zu integrieren, äußerte sich auch der renommierte Fürther Architekt und Vorsitzende des Baukunstbeirates Peter Dürschinger in den Fürther Nachrichten dahingehend, die alte Substanz lieber zu bewahren statt eine Fassadenrekonstruktion als Kompromiss einzugehen: «Wir sollten uns bemühen, die Glut am Leben zu halten und nicht die Asche zu bewahren.» [5]. Unterstützung erfuhr er unter anderem vom Architekten Volker Heid und dem Fürther Künstler Ernst-Ludwig Vogel.

Im Stadtrat wurden kritische Stimmen zuweilen scharf attackiert, nach Angaben des Oberbürgermeister stehen derzeit aber gut 90 % der Stadträte quer durch alle Parteien hinter den Plänen.

Unklar ist, wie die verkehrliche Erschließung des Zentrums angelegt werden soll, eine Lieferzufahrt über die Moststraße würde de facto eine weitere Parallelstraße der Öffentlichkeit entziehen.

Bürgerinitiative

Der Stadtheimatpfleger Alexander Mayer erwägte zunächst öffentlich die Gründung einer Bürgerinitiative. Obwohl Mayer anschließend verkündete, nicht für deren Führung zur Verfügung zu stehen, wird sich am 15. Dezember 2008 eine Bürgerinitiative „Die beste Mitte für alle“ gründen, die Dr. Mayer ausdrücklich unterstützt[6]. In dieser gemeinsamen Gruppierung sollen die beiden bisherigen Gesprächskreisrunden, der "Penelope-Kreis" auf Einladung von Werner Schmidt (benannt nach dem Tagungsort, der Gaststätte Penelope in der Moststraße) einerseits und die des Fürther Sozialforums mit ALF unter Versammlungsleitung Stephan Stadlbauer's andererseits, aufgehen.

Einzelnachweis

Siehe auch

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Weblinks

Positions-Rundbriefe des Stadtheimatpflegers