Der Orden der Bayerischen Tapferkeitsmedaille war ein Orden für Besitzer der Bayerischen Tapferkeitsmedaille. Er wurde unter der amtlichen Bezeichnung Militär-Verdienstmedaille am 30. Oktober 1794 von Kurfürst Carl Theodor von Bayern gestiftet zur Belohnung von herausragenden, tapferen Kampfeshandlung der bayerischen Unteroffiziere und Mannschaften. Die Tapferkeitsmedaille war die höchste Tapferkeitsauszeichnung Bayerns für Nicht-Offiziere. Von Anfang an lautete ihr landläufiger Name „Bayerische Tapferkeitsmedaille“, den sie ab 2. März 1918 auch offiziell erhielt. Nach dem Ende der Monarchie und dem Abschluss der Verleihungen bestand die Ordensgemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen Rechts fort[1]. Die letzte Bayer. Tapferkeitsmedaille wurde im März 1920 verliehen.

Ortsgruppe in Fürth

Auch in Fürth existierte ein Orden der Bayer. Tapferkeitsmedaille. Zum Stand 6. Januar 1934 waren im Fürther Ableger des Ordens 29 Mitglieder registriert[2]. Das Gründungsdatum des Ordensdatum ist aktuell ebenso wenig bekannt, wie das Ende des Ordens. Es ist anzunehmen, dass der Orden im Rahmen der Gleichschaltung durch den Nationalsozialismus in bestehende NS-Organisationen aufging, wie die meisten anderen Institutionen, Vereine oder Organisationen. Alternativ ist das Ende des Ordens in Fürth mit dem Tod des letzten Mitglieds erfolgt, zumal die letzte Bay. Tapferkeitsmedaille vom Freistaat Bayern im März 1920 verliehen wurde, so dass keine neuen Mitglieder mehr dazu kommen konnten, das älteste Mitglied war 1934 55 Jahre alt (geb. 1879), das Jüngste 36 Jahre alt (geb. 1898).

Aktivitäten

Im Wesentlichen beschränkte sich die Aktivität des Ordens auf gemeinsame Kameradschaftsabende, die immer am 1. Samstag des Monats in Fürther Gaststätten abgehalten wurden. Die Kameradschaftsabende waren Pflichttermine, bei der ein unentschuldigtes Fehlen nicht toleriert wurde. Aus den noch erhaltenen Protokollen aus der Zeit zwischen 1933 und 1934 ist ersichtlich, das die Abwesenheit einzelner Mitglieder stets Anlass zur Diskussion war. So schreibt der Führer der Ortsgruppe Fürth Josef Vasold im Januar 1934:

Bei unserem letzten Pflichtkameradschaftsabend am 6. Januar 1934 waren nur 18 Kameraden anwesend. Von den Nichtanwesenden waren 2 Kameraden entschuldigt und 9 Kameraden fehlten unentschuldigt. Ich frage, soll dies Kameradschaft sein? Mein Versprechen, dem Orden und den Ordenskameraden meine ganze Kraft zu widmen, kann ich nur dann halten, wenn ich von meinen Kameraden auch unterstützt werde. Ich brauche wohl heute nicht mehr zu versprechen, dass ich gewillt bin zu arbeiten, zu sorgen für Kameraden, denn wer Augen hat zu sehen, der wird aus der Vergangenheit der letzten 3 Monate seine Schlüsse zu ziehen wissen. Ich glaube nicht, dass nur ein einziger Kamerad der Tätigkeit seiner Führer nicht zufrieden sein kann, wenn ich hier erwähne, dass in der Stadt Fürth heute kein einziger arbeitsloser Kamerad ist, so spricht das für sich selbst. Sie ersehen aber auch daraus zugleich, was das Wort "Kamerd" bedeutet... Die Arbeit kann aber nur dann und bestimmt nur dann geleistet werden, wenn sich jeder Kamerad seiner Pflicht gegenüber der Führung, seiner Kameradschaft gegenüber seinen Kameraden voll und ganz bewußt ist. Dazu gehört in erster Linie der Besuch der Pflichtabende... Es gibt in Zukunft keinen anderen Entschuldigungsgrund als krank oder dienstliche Verhinderung. Aber Entschuldigung in jedem Falle. Ein "Vergessen" gibt es nicht.[3]

Neben den Pflichtkameradschaftsabenden wurde einmal im Jahr ein sog. Ordenstag durchgeführt, sowie eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Entgegen vieler anderer Vereine und Organisationen in dieser Zeit war es im Fürther Orden ausdrücklich erwünscht, dass die Mitglieder ihre Ehefrauen mit zum Kameradschaftsabend mitbrachten.

Politische Nähe

Aus dem noch vorliegendem Schriftverkehr ist die politische Nähe zum Nationalsozialismus bzw. zur örtlichen Kreisgruppe der NSDAP klar ersichtlich. Viele Mitglieder des Ordens waren offensichtlich auch Mitglied der NSDAP und umgekehrt. So vermerkt der Ortsgruppenführer Vasold in den Niederschrift der Kameradschaftsabende des Ordens

  • am 4. November 1933: "In seinen Schlussausführungen weißt Führer Kugler besonders noch auf die Wahl am 12. November 1933 hin. Es ist Pflicht, dass jeder seine Stimme unserem Führer und Volkskanzler Adolf Hitler gibt, denn in diesem Entscheidungskampf geht es um den Frieden, Ehre und Gleichberechtigung unseres geliebten deutschen Vaterlands. Und so wollen auch wir mithelfen und werben, dass der Führer am 13. November 33 der Welt verkünden kann, dass das gesamte deutsche Volk hinter ihm steht."[4]
  • am 18. Juli 1934: "Die Ortsgruppe Fürth wirkt weiterhin im Sinne unseres Ordenspräsidenten und im Sinne unseres großen Führers Adolf Hitler."[5]
  • am 6. Oktober 1934: "Kamerad Vasold dankt dem Kameraden Eck für seine Ausführungen ... Nun wünscht er, dass diese Feier im Sinne unseres Führers Adolf Hitler´s durchgeführt wird, um die Verbundenheit mit der neuen Wehrmacht, die Kameradschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl wieder aufleben zu lassen." - (gemeint war eine Weihnachtsfeier im Dezember 1934 mit einer Bescherung für Kinder). [6]

Die Sitzung des Kameradschaftsabends am 6. Oktober 1934 beschloss Vasold den Abend mit den Worten: " ... und schließt um 10 Uhr den Pflichtkameradschaftsabend, damit sich die Kameraden auch anläßlich der Kirchweih gemütlich unterhalten können, wobei Kamerad Eck wieder recht gute Witze zum Besten gab."[7]

Einen "korporativer Eintritt" des Fürther Ordensablegers in den Kyffhäuserbund wurde den Kreis- und Ortsgruppenführern untersagt, allerdings durften die Mitglieder dem Kyffhäuserbund einzeln eintreten[8]. Der Kyffhäuserbund war ebenfalls ein Soldatenbund, der seinen Urspung im Jahr 1786 hatte. Mit Ende des 1. Weltkrieges, der gleichzeitigen Auflösung der Monarchie und dem Chaos der Nachkriegszeit lebten innerhalb des Bundes ideologischen Differenzen verstärkt auf, ausgehend von erstarkenden Sozialdemokratie. Mit der Verordnung vom 4. März 1938 wurden alle noch nicht eingeliederten Soldatenbünde in den NS-Reichskriegerbund integriert, so auch der Kyffhäuserbund, der zunächst noch seinen Namen behalten konnte. Mit der verlorenen Schlacht um Stalingrad wurde der Kyffhäuserbund am 3. März 1943 durch Adolf Hitler entgülitg aufgelöst.[9]

Fürther Mitglieder - Stand Januar 1934

Nr Familienname Vorname Geburtsdatum Vermerk
1 Buchta Richard 6. Juli 1889 durchgestrichen
2 Diehl Adam 21. Dezember 1879
3 Donhauser Hans 21. Oktober 1890
4 Dorner Heinrich 25. Novermber 1891
5 Eck Lorenz 9. August 1890
6 Engelbrecht Nikolaus 5. Januar 1894
7 Ettinger Lorenz 23. August 1894
8 Gebsattel Stefan 3. Dezember 1889
9 Greul Konrad 18. April 1890
10 Herbst Nikolaus 15. August 1895
11 Horn Georg 13. April 1882
12 Karl Leonhard 29. Februar 1892
13 Koch Georg 20. August 1894
14 Krauss Michael 2. Februar 1894 Zirndorf
15 Lassner Georg 10. März 1890
16 Lutz Martin 18. Dezember 1888 durchgestrichen
17 Mandel Friedrich 15. Februar 1893
18 Oeder Johann 5. April 1892
19 Reiss Michael 17. März 1893 verstoben / Burgfarrnbach
20 Rössler Georg 6. Oktober 1894 verstorben
21 Roth Christian 5. Januar 1889 Mannhof
22 Rotter Leonhard 24. Dezember 1894
23 Rupprecht Karl 5. September 1897
24 Vasold Josef 5. August 1891
25 Weber Emil 15. August 1892 durchgestrichen
26 Ritzinger Sebastion 2. Januar 1889
27 Wiesner Konrad 26. Januar 1887 Burgfarrnbach
28 Willert Quirin 8. Juli 1896
29 Zeilinger Georg 10. November 1880 Oberfürberg

Siehe auch

Literatur

  • Stadtarchiv Fürth, Nachlass Hans Donhauser, Signatur: NL - 35

Weblinks

  • Wikipedia: Bayerische Tapferkeitsmedaille - Homepage

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Bayerische Tapferkeitsmedaille, online abgerufen am 10. Juni 2017 | 13:58 Uhr - online abrufbar
  2. Stadtarchiv Fürth, NL 35 Hans Donhauser, Versammlungsprotokoll des Ordens vom 6. Januar 1934
  3. Stadtarchiv Fürth, NL 35 Hans Donhauser, Versammlungsprotokoll des Ordens vom 6. Januar 1934
  4. Stadtarchiv Fürth, NL 35 Hans Donhauser, Versammlungsprotokoll des Ordens vom 4. November 1933
  5. Stadtarchiv Fürth, NL 35 Hans Donhauser, Versammlungsprotokoll des Ordens vom 18. Juli 1934
  6. Stadtarchiv Fürth, NL 35 Hans Donhauser, Versammlungsprotokoll des Ordens vom 6. Oktober 1934
  7. Stadtarchiv Fürth, NL 35 Hans Donhauser, Versammlungsprotokoll des Ordens vom 6. Oktober 1934
  8. Stadtarchiv Fürth, NL 35 Hans Donhauser, Versammlungsprotokoll des Ordens vom 6. Oktober 1934
  9. Wikipedia: Kyffhäuserbund - online abgerufen am 10. Juni 2017 | 15:28 Uhr - online abrufbar