Gestaltungsfibel Poppenreuth (Buch)
- Buchtitel
- Gestaltungsfibel Poppenreuth
- Genre
- Stadtgeschichte, Bücher
- Autor
- Anja Wiegel
- Herausgeber
- Dorfgestaltung Poppenreuth e.V.
- Erscheinungsjahr
- 2023
- Seitenzahl
- 103
Die Gestaltungsfibel Poppenreuth wurde vom Verein Dorfgestaltung Poppenreuth e.V. herausgegeben und von Brigitte Sesselmann und Anja Wiegel erstellt.
Inhalt
1 Die Vorgeschichte (Barbara Ohm)
2 Der Ort
3 Das Gebäude
4 Das Dach
5 Die Fassade
6 Der Freiraum
7 Die Zukunft
Zusammenfassung
Die Gestaltungsfibel richtet sich in erster Linie an Poppenreuther Bürger*innen und soll die historischen Werte des Ortes vermitteln. Nachdem die ersten Kapitel sich mit der Historie und Siedlungsentwicklung beschäftigen, werden in den nachfolgenden Kapiteln wichtige Räume, das Ortsbild und schließlich das Gebäude und dessen Elemente vorgestellt. Für alle Bauteile werden Positiv- und Negativbeispiele gezeigt, um bei geplanten Umbauten eine Anregung für den sensiblen Umgang mit dem Bestand zu geben. Das letzte Kapitel gibt einen Überblick über die Erfolge des Vereins Dorfgestaltung Poppenreuth e.V. und zeigt zudem auf, welche Themen für das Bauen im historischen Bestand zukünftig eine große Rolle spielen werden: Klimaschutz, nachhaltige Energien und generell Sanierungen statt Abriss.
1 Die Vorgeschichte
Dieses Kapitel wurde von Barbara Ohm verfasst und fasst die Vorgeschichte von Poppenreuth zusammen. Die etwa 1000-jährige Geschichte Poppenreuths beginnt mit der Rodung eines Waldgebietes, weswegen auch der Ortsname das altdeutsche Wortteil "reuth" beinhaltet. Die Ersterwähnung im Jahr 1303 belegt von Anfang an eine enge Beziehung zu Fürth. Die Kirche St. Peter und Paul war seit ihrer Errichtung im 9./10. Jahrhundert als Wehrkirche konzipiert und wurde später zur Mutterkirche von St. Sebald in Nürnberg. Anfang des 14. Jahrhunderts gab es in Poppenreuth sieben Höfe, im 16. Jahrhundert 29, im 28. Jahrhundert 32 und Anfang des 19. Jahrhunderts 39. Die Siedlungsgenese wird im folgenden Kapitel näher aufgeschlüsselt.
2 Der Ort
Anfangs bestand Poppenreuth nur aus einer kleinen Gruppierung an Höfen, die auch Weiler genannt wird. Aus dieser unregelmäßigen Siedlungsstruktur wurde später ein T-förmiges Straßendorf, das sich durch eine regelmäßige Organisation auszeichnet. Viele historische Wegeführungen sind heute noch erhalten, darunter die Poppenreuther Straße, die den zentralen Haupterschließungsweg bildet, und die Pfarrgasse, die bei den Strudel- und Binsenäckern beginnt und direkt im Ortskern bei der Kirche mündet. Ein ehemaliger Fußweg in Richtung Höfles ist heute nicht mehr erhalten.
3 Das Gebäude
Gebäude kommen in vielfältigen Formen und Funktionen vor. Neben dem Wohnhaus oder Wohnstallhaus gibt es eine große Vielfalt an verschiedenen Nebengebäuden wie Scheunen, Backöfen, Schuppen oder Holzlegen. Auch Hofbrunnen kommen in Poppenreuth öfter vor. Alle Gebäude haben die Gemeinsamkeit, dass sie auf einem Reckteck basieren. Aus dem rechteckigen Grundriss entsteht unter Beachtung der Höhe die dreidimensionale Kubatur. Diese ist im Knoblauchsland meist eingeschossig mit steilem Satteldach. Anbauten sollten sich im historischen Bestand dem Hauptgebäude unterordnen und die Kubatur nicht durchschneiden. Balkone sollten schlicht gestaltet sein und eine untergeordnete Größe haben.
4 Das Dach
Die Poppenreuther Dachlandschaft zeichnet sich durch ihre naturroten Satteldächer aus, die ein ruhiges Gesamtbild ergeben. Besondere Dachformen wie Mansarddächer oder Walmdächer kommen punktuell bei Sondernutzungen wie Gaststätten vor. Die ehemalige Gaststätte "Weiße Roß" hat beispielsweise ein Walmdach und der ehemalige Gasthof "Schwarzer Adler" ein Mansardwalmdach. Die Gestaltungsfibel gibt hinsichtlich der Dachdeckung und der Ausbildung von Traufe und Ortgang viele Anwendungsbeispiele. Auch für Dachgauben, Dachflächenfenster, Kamine und Photovoltaikanlagen werden Tipps für einen sensiblen Umgang mit dem Bestand gegeben.
5 Die Fassade
Für Poppenreuth typisch ist eine regelmäßige Lochfassade mit hohem Wandanteil und wenigen Öffnungen. Neben den klassischen Putzfassaden kommen Materialien wie Sandstein, Schiefer und Holz vor. Ein ausbalanciertes Material- und Farbkonzept hilft dabei, ein Gebäude im Ortsbild zu integrieren. Viele Fotos von bestehenden Gebäuden aus Poppenreuth veranschaulichen die Vielfalt an Möglichkeiten. Ortstypische Besonderheiten an Poppenreuther Gebäuden sind Kartuschen, die auf Besitzer und dessen Beruf hinweisen. Lambrequins (Schabracken) zieren besonders gründerzeitliche Fenster, beispielsweise beim Anwesen Poppenreuther Straße 153. Auf dem Giebel befinden sich oft sogenannte Vasen aus Sandstein und eckige Voluten an der Traufe, wie es sich beim Objekt Poppenreuther Straße 120 zeigt.
6 Der Freiraum
Abgesehen von den Gebäuden prägen auch die Freiräume den Ort. Der Straßenraum besteht aus Stadtboden, punktueller Begrünung und Stadtmobiliar. Am Ortsbild angepasste Kleinarchitekturen wie das Brunnenhäuschen können die Aufenthaltsqualität begünstigen. Der Kirchhof ist ein zentraler Grünraum im Ort, der sich bis zum Pfarrhof fortsetzt und zum Ortsbild wesentlich beiträgt. Aus den erhaltenen historischen Einfriedungen lässt sich ablesen, dass hier meist Sandsteinpfeiler und Holzlattenzäune zum Einsatz kamen. Für Neubauten werden einige Vorschläge gezeigt, wie man diese Gestaltungsparameter auch in moderner Formensprache wieder aufnehmen kann. Hof und Garten profitieren von Begrünungen und ausgewogenen Pflasterbelägen statt Schottergärten.
7 Die Zukunft
Ein Erhalt der historischen Qualitäten von Poppenreuth ist nicht nur im Sinne der Erinnerungskultur von Wichtigkeit, sondern auch im Hinblick auf den Klimawandel. Jeder Abriss bedeutet den Verlust von Ressourcen, die zudem oft aufwendig entsorgt werden müssen. Die Bauindustrie ist einer der größten CO2-Emittenten, während eine Sanierung und ein Umbau viel energieschonender und umweltfreundlicher ist. Sanierungen können oft gefördert werden - hierzu zeigt die Gestaltungsfibel einige Vorschläge. Die Erfolge des Vereins Dorfgestaltung Poppenreuth e.V. wie die Sanierung der Dorfscheune oder die Gestaltung des Dorfplatzes und des Pfarrhofes haben einen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung des Ortes geleistet und die Gestaltungsfibel soll dabei helfen, diese Werte auch zukünftig zu erhalten und zu schützen.
Siehe auch
Einzelnachweise