Frank A. Harris (geb. (7. Dezember 1922 in Fürth) kam ursprünglich unter den Namen Franz Siegmund Heß in Fürth auf die Welt. Er war der zweite Kind der Familie Jacob und Martha Heß, die ältere Schwester hieß Bella Heß. Durch die Emigration in die USA 1940 änderte Harris seinen Namen von Franz Heß in Frank Harris. Harris ist seit über 30 Jahren zum zweiten Mal verheiratet mit Beri Harris. Frank Harris hat einen Sohn und zwei Enkelkinder. Beri Harris hat eine Tochter, einen Sohn und drei Enkelkinder.

Leben und Ausbildung

Die Freude über eine erneute Schwangerschaft hielt sich bei der Familie Heß in Grenzen. Die Mutter Martha wollte diese Nachricht ursprünglich nicht wahr haben und kommentierte die vermeintliche Schwangerschaft mit folgenden Worten: "So ein Blödsinn! Da denken die Leut´, ich hab´ nichts Besseres zu tun!". Die Mutter Martha kam aus einer wohlhabenden Familie aus Nürnberg, während der Vater Jacob aus einer eher ärmeren Familie stammte. Der Vater Jacob Heß war bereits in frühen Kindheitsjahren gezwungen für den Unterhalt der Familie und Geschwister (eine Schwester und einen jüngeren Bruder) mit auf zukommen, so dass er die Schule nicht abschließen konnte. Am 1. Weltkrieg nahm Jacob Heß als Soldat teil und erhielt für seine Tapferkeit einige Auszeichnungen. Deshalb, wie so viele anderen Juden in Deutschland, nahm Heß die Warnungen über den Nationalsozialismus nicht ernst und blieb in Deutschland, obwohl die Flucht der jüdischen Bevölkerung teilweise schon eingesetzt hatte. Jacob Heß hatte sich vom Lehrling bis zum Teilhaber eines Spielwarengeschäfts hochgearbeitet, so dass er diesen Erfolg nicht ohne weiteres aufgeben wollte und alle Warnungen über das NS-Regime vorerst ignorierte. Franz Heß, später Frank Harris, ging zunächst in Fürth auf die Volksschule und besuchte anschließend bis 1936 die Realschule. Nachdem die Misshandlungen der jüdischen Schüler durch Lehrer und Mitschüler stetig zunahmen und allgemein bildende Schulen jüdische Schüler nicht mehr ausbilden durften, musste Franz Heß die Schule wechseln. Es folgte 1936 der Wechsel zur jüdischen Realschule in der Blumenstraße 31.

Verfolgung während der NS-Zeit

Harris wurde in der Folge Zeuge der Reichskristallnacht. In der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 klopften SA Männer an die Wohnungstür. Dem Vater Jacob Heß waren diese SA Männer bestens bekannt, denn einer von ihnen war sein Waffenbruder aus dem 1. Weltkrieg, während der zweite SA Mann ein Feinkosthändler und Kollege war, dessen Geschäft vor allem durch das jüdische Klientel groß geworden war. Nichts desto trotz wurde die Familie aus Ihrer Wohnung unter Schreien und Brüllen herausgezerrt, erst zum jüdischen Schulhof, dann zum Berolzheimerianum bis sie schließlich in der klirrend kalten Nacht über Stunden auf der Fürther Freiheit still stehen mussten. Die Frauen und Kinder unter 16 Jahren durften eher gehen, während viele Männer die Nacht durchhalten mussten und im Anschluss teilweise inhaftiert wurden, so auch Jacob Heß. Aus dem Justizgebäude in Nürnberg wurde Jacob Heß in das Konzentrationslager Dachau verschleppt und dort Misshandelt. Die Mutter Martha Heß wurde in der Zwischenzeit zur Gestapo vorgeladen. Dabei wurde Sie unmissverständlich vor die Wahl gestellt, das Geschäft und das Auto für eine Gebühr von 20 RM zu überlassen, alternativ würde man ihren Mann in Dachau töten. Martha Heß stimmte unter diesem Druck zu, so dass Jacob Heß am 15. Dezember 1936 - nach einem Monat Haft - als gebrochener Mann aus Dachau wieder heim kam. Nach diesen Erfahrungen stand für die Familie Heß fest, dass sie das Land so schnell als möglich verlassen müssen. Zunächst schickten die Eltern die Kinder per Kindertransport am 9. März 1939 nach Holland. Von dort aus ging es einige Zeit später mit dem Schiff nach Dover/ England. Die Eltern waren inzwischen in London angekommen, so dass die Familie in London wieder vereint war. Jacob Hess hatte in West Bronwich in Stafforshire einen Arbeitskollegen und Freund, bei dem sie zunächst unterkamen und etwas Geld mit Spielwaren verdienen konnten.

Nach dem Einfall der deutschen Wehrmacht in Polen am 1. September 1939 geriet die Familie Heß erneut in den Fokus der Verfolgung. Die Britische Regierung inhaftierte alle männlichen deutschen Flüchtlinge, unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit und ihres Aufenthaltstatus. Sie zählten nicht länger als Flüchtlinge, sondern als Deutsche und somit automatisch auch als Nationalsozialisten und ggfls. als Feinde oder Spione der Deutschen Wehrmacht. Martha Heß gelang schließlich die Freilassung Jacobs und Franz, jedoch erst als Sie eine Kostenübernahme der Schiffsüberfahrt nach Amerika durch eine dort lebende Tante vorlegen konnte. Die Fahrt über den Atlantik wurde durch britische Zerstörer eskortiert, da man von deutschen U-Booten Angriffe befürchtete. Am 2. Oktober 1940 erreichte der britische Konvoy New York City. In New York angekommen trafen sie den Sohn des damaligen Nürnberger Rabbiners Dr. Heilbronn, Erik Heilbronn, der sie in der jüdischen Gemeinde einführte und ihn dort mit Wohnung und Geld für das Erste weiterhalf.

Dienst in der US Army

In den folgenden Jahren ging Franz Heß - inzwischen Frank Harris - auf das Gymnasium (High School) und wechselte anschließend in eine Lehre im Bereich Hotel Management. Als der Vater Jacob Heß 1942 verstarb, wurde Frank Harris mit knapp 20 Jahren das Familienoberhaupt. Trotz einer Freistellung vom Wehrdienst schloss sich Harris der US Army an und absolvierte seine Grundausbildung im Fort Bragg, N.C. Nach der Ausbildung kam er mit dem Schiff nach Nordafrika. Hier war er zunächst in Casablanca stationiert. Von dort aus ging es zunächst nach Italien, nach Norden bis Livorno in der Nähe von Pisa und anschließend nach Südfrankreich. Die Truppen erreichten am 24. Dezember 1944 Arles in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Von dort aus kämpften sich die Truppen mit Frank Harris Richtung Süddeutschland vor, bis sie schließlich im April 1945 die Gemeinde Mark Heidenheim - südlich von Gunzenhausen - erreichten. Der Kommandant der Truppe wusste von Harris und seinem Geburtsort, so dass er ihm einen Fahrer und einen Jeep mit folgenden Worten überlies: "I´ll let you go, but don´t do anything you would regret for the rest of your life." (= Ich lasse Dich gehen, aber tue nichts, was Du den Rest deines Lebens bereuen wirst!"). Dort angekommen, wurde Harris von den amerikanischen Truppen vor der Stadt aufgehalten. Auf die Frage, ob die Stadt schon eingenommen sei, antwortete der Wachtposten, dass die Kampfhandlungen noch anhalten. Harris wollte nach eigenen Angaben die persönliche Genugtuung haben als erster Alliierter Soldat in Fürth gewesen zu sein, so dass er ein Stückweit hinter die Kampflinien fuhr. Der Fahrer teilte Harris Begeisterung nicht und drehte schnell wieder ab mit den Worten: Let´s get the hell out of here! You might have a reason you want to geht in there, but I don´t." (Lass uns aus dieser Hölle raus! Du magst einen Grund haben warum Du hier rein willst, ich aber nicht!.)

Neuanfang in der USA

Nach dem Krieg arbeitete Harris als Koch im Midtown N.Y.C. Hotel, anschließend bekam er eine Anstellung im Waldorf Astoria. Harris absolvierte in Abendschulden weitere Abschlüsse für den Hotel und Gaststättenbereich, so dass er 1963 zum Geschäftsführer der Cafeteria einer Elektronikfirma in Long Island wurde. 1967 wurde er zum Geschäftsführer der öffentlichen Schulküchen in Bundesstaat Connecticut. Harris konnte 1973 die erste Zentralküche für Schulen im Bundesstaat Connecticut und Nordosten der USA in Betrieb nehmen. Harris gelang es in der Folge immer mehr Beachtung für das Thema der Schulspeisung zu gewinnen. Er legte an verschiedenen öffentlichen Schulen Schulspeisungsprogramme unter dem Aspekt einer kindgerechten Ernährungsphysiologie auf. Auch eine kostenlose Essenausausgabe für bedürftige Kinder war Harris stets ein Anliegen. Mit seinem Engagement verschaffte sich Harris landesweite Anerkennugen und Auszeichnungen im Bereich der Schulernährung. 1990 erhielt Harris den Thomas P. O`Hearn Award, die höchste nationale Auszeichnung im Bereich der Schulspeisung. Weitere Ehrungen folgten. So wurde Harris 1991 zum Ehrenbürger der Stadt Norwalk ernannt, 1998 zum Direktor des Jahres für den Bereich Nordost USA ernannt und am 21. Februar 2002 wurde zu Ehren Harris am U.S. Capitol die die amerikanische Flagge gehisst. Sein größtes Ziel aber blieb und bleibt die kostenlose Essenausgabe an allen Schulen in den Vereinigten Staaten.

Harris Beziehung zu Fürth

Nach der Flucht aus Fürth und Deutschland fasste Harris den festen Vorsatz, nie wieder nach Fürth wiederzukommen. 1977 begann Harris, auf Veranlassung von Lee Daniel-Fichtelberger - einem langjährigem Freund aus Fürth, den Kontakt mit überlebenden des Holocaust aus der Region Fürth/ Nürnberg wieder aufzunehmen. Ihm waren noch zwei weitere jüdische Überlebende aus Fürth bekannt, so dass er damit anfing Namen, Adressen, Freunde und Verwandte zu sammeln. Mit der Zeit wuchs die Liste der Überlebenden, so dass unter dem Namen "Grand Reunion" im Juli 1978 bei der Familie Gossinger in New York das erste Treffen stattfand. Zum ersten Treffen kamen über 200 Personen aus der ganzen Welt. Harris wird später sagen, dass das erste Treffen nach 30-40 Jahren das emotionalste Treffen von allen war. Der Erfolg des ersten Treffens inspirierte Harris zu einem jährlich erscheinenden "Nürnberg-Fürth Newsletter", der inzwischen über 1.200 Menschen über fünf Generationen auf allen fünf Kontienten erreicht. Für sein Engagement wird Harris am 2. November 2005 im Rahmen eines feierlichen Benefiz-Konzerts (Blue Card) am Museum für das Jüdische Erbe in New York City geehrt.

1997 bricht Harris mit seinem Vorsatz, Fürth nie wieder zu besuchen. Anlässlich der Einweihung des Shoah-Denkmals auf dem neuen jüdischen Friedhof besucht Harris erstmalig Fürth nach über 50 Jahren wieder. 16 Jahre später kommt Harris erneut nach Fürth, mit seiner Frau Beri. Der inzwischen 91 jährige Harris erhält von der Stadt Fürth das Goldene Kleeblatt sowie die Ehrenbürgerwürde. Harris kommentierte diesen Besuch gegenüber der Presse mit folgenden Satz: „Dieser Besuch wird mir helfen, ein Kapitel in meinem Leben zu schließen, das ich immer versucht habe zu vergessen“. Gleichzeitig sagte Harris aber auch: "I do not believe that our roots still rest in Germany. Those, who were not killed were driven out - scattered around the globe. Personally I can never return to my birth country with the excuse to let bygone be bygone. Surley young Germans cannot be made responsible for the crimes committed by their parents and grandparents. But as long as I am alive - so are Germans of my gernation responsible for the crimes of the Nazi regime."

Auszeichnungen

  • 2013 Goldenes Kleeblatt
  • 2013 Ehrenbürgerwürde

Lokale Berichterstattung

  • BmPA Stadt Fürth: Goldenes Kleeblatt für Frank A. Harris. Stadt Fürth, 7. August 2013 online abrufbar
  • Hanni Kinadeter: Ein Stück Heimat in der Fremde. In: Fürther Nachrichten vom 19. Juli 2013 online abrufbar
  • Hanni Kinadeter: Die verlorene Heimat. In: Fürther Nachrichten vom 17. Juli 2013 online abrufbar
  • Johannes Alles: Im Dienst der Überlebenden. In: Fürther Nachichten vom 6. Dezember 2012 online abrufbar
  • Hendrik Bebber: Im Spiegel der verlorenen Jahre. In: Fürther Nachrichten vom 2. August 2008 online abrufbar

Weblinks

  • Biographie Frank A. Harris - in englischer Sprache - auf Rijo-Research.de Homepage