Die Störche sind eine Vogelfamilie aus der Ordnung der Schreitvögel[1] und sind mit sechs Gattungen und 20 Arten in allen Kontinenten außer Antarktika verbreitet. Charakteristisch für diese Vögel sind der lange Hals, die langen Beine und der große, oft langgestreckte Schnabel. Alle Störche sind Fleischfresser, die Ernährung variiert aber je nach Art.[2] Der in Europa bekannteste Storch ist der Weißstorch - auch Klapperstorch genannt, weil er sich durch Klappern mit dem Schnabel verständigt, da seine Stimme nur schwach ausgeprägt ist. Geklappert wird zur Begrüßung des Partners am Nest und zur Verteidigung gegen Nestkonkurrenten. Auch das Balzritual geht mit ausgiebigem gemeinsamem Schnabelklappern einher. Er war 1984 und 1994 in Deutschland Vogel des Jahres.[3] Heute ist Fürth neben Erlangen die einzige Großstadt in Bayern, in der der Weißstorch brütet.[4]

Störche über der Gustavstraße 16

Im Fürther Stadtgebiet werden Störche erstmalig in der Käppner’schen Chronik am 8. März 1888 vermerkt. Als Adresse wird das Haus Nr. 36 in der Königstraße erwähnt (das entspricht der heutigen Königstraße 72, da sich die Hausnummern 1890 änderten).[5]

Bestand in Bayern

 
Storch auf dem Marktplatz

Nach einem Tiefpunkt in den 1980er Jahren wurde in den Medien bereits vom Aussterben der Störche gesprochen. Bis Ende der 1990er Jahre hatte sich die Zahl der Storchenpaare nicht nur stabilisiert, sondern es gab wieder einen Zuwachs. Eine Zählung des Landesbundes für Vogelschutz im Jahr 2014 erfasste in Bayern 340 Paare, wobei der größte Zuwachs im Regierungsbezirk Mittelfranken beobachtet werden konnte. Hintergrund der Steigerung ist die Verbesserung der Lebens- und Nahrungsräume und ehrenamtliche «Horstbetreuer», die deren Nester überwachen. Ein weiterer Grund der Vermehrung ist das veränderte Zugverhalten der Vögel. Der Landesbund für Vogelschutz berichtete in einer Pressemeldung im Jahr 2014: Immer mehr Störche kommen nach Bayern, da viele nicht mehr in Afrika, sondern nur noch in Spanien überwintern und sie somit auf den kürzeren Zugwegen weniger Gefahren ausgesetzt sind. Da weniger Vögel sterben, kehren auch mehr aus dem Winterquartieren zurück. Viele der neuen bayerischen Störche sind zwei oder drei Jahre alt, da die Vögel erst in diesem Alter die Geschlechtsreife erreichen. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1900 wurden noch nie mehr Storchenpaare in Bayern gezählt. Damals waren es 250 Paare. Dank der guten Zusammenarbeit mit über 300 ehrenamtlichen Storchenbetreuern konnte der Bestandsanstieg in Bayern schnell erfasst werden.[6]

Die Fürther Störche sind auf den Wiesengrund angewiesen um für sich und ihre Jungen ausreichend Nahrung – Frösche, Regenwürmer, Insekten und Mäuse – finden zu können.[7] Deshalb sind bestimmte Bereiche des Wiesengrundes in der Zeit vom 1. März bis zum 31. August jeden Jahres als Schutzgebiete ausgewiesen, die nicht betreten werden dürfen.[7]

Der Bestand ist allerdings weiterhin durch verschiedene Faktoren bedroht, z. B. durch die Reduzierung von Feuchtgebieten - bedingt durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung -, Hochspannungsleitungen, dem Klimawandel, aber auch durch freilaufende Hunde im Lebensraum der Störche.

Störche in Fürther Chroniken

 
Historische Ansichtskarte von Störchen in Fürth, um 1900
  • Am 6. Januar 1889 geriet das Storchennest auf dem Kamin des Hauses Königstraße 72 vormittags in Brand, wurde jedoch von einigen Feuerwehrleuten baldigst gelöscht, so dass dasselbe anscheinend keine größere Beschädigung erlitt. „Es ist das zurzeit einzige Storchennest in hiesiger Stadt; Königsplatz Nr. 4 befand sich noch ein Nest. Die beiderseitigen Storchfamilien hatten jedoch immer Kämpfe miteinander und ist letzteres seit Jahren ohne Bewohner.“
  • 13. März 1891: Stadt-Storch angekommen.
  • 16. März 1892: Der Storch ist erneut angekommen.
  • 18. März 1893: Störche angekommen.
  • 9. März 1894: Stadtstörche sind eingetroffen.
  • 5. März 1896: Die Störche auf dem Haus Königstraße 72 haben sich neuerdings eingestellt.
  • 8. April 1896: Auf dem Fabrikkamin des Anwesens Gustavstraße 16 / 18 haben sich Störche ein Nest erbaut, so dass sich z. Zt. zwei Storchenfamilien dahier befinden.
  • 26. Februar 1897: Störche auf dem Hause Königstraße 72 bereits eingetroffen.
  • 3. März 1898: Ankunftstag der Störche
  • 2. März 1901: Störche, Königstraße 72 bereits eingetroffen.
  • 9. Mai 1901: Neues Storchennest auf dem Kamin der Scheuer’schen Fabrik in der Mathildenstraße. (Die Familie Storch schien sich nicht eingewöhnen zu können, da sie nicht wiederkehrte.)
  • 3. März 1902: Störche auf dem Kamin Gustavstraße 16 angekommen.
  • 6. März 1902: Störche in der Königstraße angekommen. Storchnest wurde durch Eisenstangen gestützt.
  • 18. März 1903: Heute ist ein Storch auf dem Baur’schen Kamin in der Gustavstraße 16 eingetroffen; desgleichen die Störche in der Königstraße 72.
  • 14. März 1904: Gustavstraße 16 sind die Störche wiederum eingetroffen.
  • 12. April 1904: Sind nun auch die Störche auf dem Haus Königstraße 72 eingetroffen.
  • 12. August 1904: Die schon seit langen Jahren auf dem Kamin des Hauses Nr. 72 der Königstraße residierenden Störche, sowie die im Jahre 1896 neu angekommene Storchenfamilie, welche ihr Absteigquartier auf dem Baur’schen Fabrikkamin, Gustavstraße 16, nahm, sind zwar im heurigen Frühjahr (11. März und 12. April) eingetroffen, jedoch nach kurzem Aufenthalt sämtlich wieder verschwunden, so dass nunmehr die Stadt Fürth kein Mitglied dieser teils beliebten, teils gefürchteten Familien mehr beherbergt. Die Ursachen, welche die Störche zum Abzug veranlassten, waren nicht zu ergründen.
  • 16. März 1905: Die Möwen sind in großen Schwärmen wieder dahier eingetroffen; desgleichen auf dem Fabrikkamin Gustavstraße ein Storch.
  • 17. März 1905: Auch auf dem Haus der Königstraße ist der Storch eingetroffen.
  • 8. März 1906: Störche angekommen.
  • 6. März 1907: Störche (Gustavstraße) angekommen.
  • 6. März 1908: Die Störche auf dem hohen Kamin des Hauses Gustavstraße 8 (?) haben sich vorgestern wieder eingestellt.

Sonstiges

 
Storchennest mit Storch auf Nürnberger Straße 2
 
Storchennest mit Storchenpaar auf Obstmarkt 1

Nach Angaben der Hausbewohner Gustavstraße 16/18 "schmeisst" die auf dem Kamin lebende Storchenfamile mit Stöcken, toten Maulwürfen und toten Fischen.[8]

2008 musste die Berufsfeuerwehr einen Storch retten, der aus dem Nest in der Baldstraße gefallen war. Auf Grund der geringen Größe des Innenhofes (5 x 5 Meter) konnte der Storch nicht mehr eigenständig abheben, so dass die Feuerwehr Starthilfe geben musste.[9]

2018 wurde das Storchennest in der Gustavstraße generalüberholt. Hintergrund dieser Maßnahme war, dass wohl offensichtlich im Jahr 2017 die Jungtiere im Nest ertranken bzw. erfroren. Mit einem Hubsteiger stieg Herbert Schlicht - Fürths Naturschutzwächter - zum Nest hinauf und holte mit zwei Mitarbeitern aus dem Grünflächenamt der Stadt Fürth verrottetes Nistmaterial aus dem Nest. Das entfernte Material füllte drei große Säcke. Gefunden wurden auch kuriose Dinge, z. B. plattgedrückte Blechdosen, Strümpfe sowie ein schwarzer Handschuh mit dem Kleeblatt-Emblem der Spielvereinigung.[10]

Im April 2022 bauten Störche auf den "Schornsteinen" der Häuser Nürnberger Straße 2 und Obstmarkt 1 jeweils ein Nest. Der Schornstein von Nürnberger Straße 2 ist stillgelegt und dient auch als Taubenhaus, der "Schornstein" auf Obstmarkt 1 ist lediglich eine Attrappe, unter der sich ein Mobilfunkmast befindet.

2023 wurde im April ein neues Nest von einem Storchenpaar auf dem Kamin des Hauses Markgrafengasse 13 errichtet. Vier Küken wurden großgezogen und überlebten bis zum Abflug ins Winterquartier.

2024 hat sich die Population der Störche in der Altstadt massiv erhöht, bis Ende April wurden acht neue Nistplätze gezählt. Ob in allen Horsten Gelege ausgebrütet werden, wird von LBV-Mitgliedern regelmäßig gesichtet.

Auf folgenden Gebäuden befinden sich die Neuzugänge (Stand April 2024):

Verordnungen zum Schutz der Störche

  • Verordnung der Stadt Fürth über die Beschränkung des Betretungsrechts von Erholungssuchenden im Regnitzgrund zum Schutz der Vacher Störche vom 22.04.1991 - PDF-Format
  • Verordnung der Stadt Fürth über die Beschränkung des Betretungsrechts von Erholungssuchenden im Rednitz-/Regnitzgrund zum Schutz der Fürther Störche vom 27. März 2002 - PDF-Format
  • Verordnung der Stadt Fürth zur Änderung der Verordnungen zum Schutz der Fürther Störche und zum Schutz der Vacher Störche (Korrektur zum Stadtratsbeschlusses vom 16.12.2020), vom 21. Januar 2021, Fürther Amtsblatt Nr. 2/2021 vom 3. Februar 2021, S. 24/25 - Online, PDF-Format

Literatur

  • Zusammenfassung der Recherche im Stadtarchiv durch Peter Frank, August 2014

Lokalberichterstattung

  • Vogelschützer wittern die Sensation - nach 50 Jahre wieder Störche Nachwuchs in der Gustavstraße. In: Fürther Nachrichten vom 28. Mai 1999 (Druckausgabe)
  • Volker Dittmar: Eine ornithologische Rarität: Der Schwarzstorch in Fürth. Wie bereits im Zenngrund wurde der scheue Waldbewohner jetzt auch im Wiesengrund der Kleeblattstadt beobachtet. In: Fürther Nachrichten vom 20. Mai 2008 (Druckausgabe)
  • "Vacher Störche treffen einen Pelikan". In: Fürther Nachrichten vom 3. März 2009 - online
  • Sebastian Balcerowski: Stress pur für die Störche im Wiesengrund. Hunde machen den Großvögeln das Leben schwer - Betretungsverbot der Schutzzonen. In. Fürther Nachrichten vom 20. Mai 2009 (Druckausgabe)
  • Sandra Stöckl: Die ersten Störche machen es sich wieder gemütlich. In: Fürther Nachrichten vom 26. Februar 2014 - online
  • Johannes Alles: In drei Storchenfamilien wächst Nachwuchs heran. In: Fürther Nachrichten vom 31. Mai 2016 - online
  • czi/mhu: Auf und davon - Die Störche haben den Abflug gemacht. In: Fürther Nachrichten vom 24. August 2018 (Druckausgabe) bzw. Auf und davon: Störche haben den Abflug gemacht. In: nordbayern.de vom 24. August 2018 - online
  • sho: Zeitige Rückkehr. In: Fürther Nachrichten vom 20. Februar 2019 (Druckausgabe)
  • Volker Dittmar: Zugvögel verlieren die Reiselust. In: Fürther Nachrichten vom 30. April 2019 (Druckausgabe) bzw. Keine Lust aufs Reisen: Viele Jungstörche bleiben hier. In: nordbayern.de vom 2. Mai 2019 - online
  • Johannes Alles: Wechselhafte Bruterfolge. In: Fürther Nachrichten vom 4. Juni 2019 (Druckausgabe)
  • Birgit Heidingsfelder: Die ersten Babys heben ab. In: Fürther Nachrichten vom 5. Juli 2019 (Druckausgabe)
  • gwen: Erste Störche sind zurück. In: Fürther Nachrichten vom 7. Februar 2020 (Druckausgabe) bzw. Gwendolyn Kuhn: Die ersten Störche sind zurück in Fürth. In: nordbayern.de vom 7. Februar 2020 - online
  • Wolfgang Händel: Hier kommt der Storch! In: Fürther Nachrichten vom 5. März 2020, S. 29 (Druckausgabe)
  • Gwendolyn Kuhn: Ein Blick in Adebars Kinderstuben. In Fürther Nachrichten vom 3. Juni 2020 (Druckausgabe)
  • gwen: Ein reich gedeckter Tisch für hungrige Störche. In: Fürther Nachrichten vom 17. Juni 2020 (Druckausgabe) bzw. Fürths Jungstörche finden einen reich gedeckten Tisch vor. In: nordbayern.de vom 19. Juni 2020 - online
  • Alexandra Voigt: Störche haben die Daunenjacke dabei. In: Fürther Nachrichten vom 9. Februar 2021 (Druckausgabe) bzw. Ankunft im Fürther Winter: Die ersten Störche sind da. In: nordbayern.de vom 9. Februar 2021 - online
  • fn: Die Stadt stellt sich schützend vor die Störche. In: Fürther Nachrichten vom 1. März 2021 (Druckausgabe)
  • fn: Fürth mahnt: Lasst den Störchen ihre Ruhe!. In: Onlineportal nordbayern.de, Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. KG. Vom 3. März 2021, aufgerufen am 7. April 2024 - online
  • Alexandra Voigt: Schutz der Störche sorgt für Diskussionen. In: Fürther Nachrichten vom 17. März 2021 (Druckausgabe)
  • Thomas Scherer: Der Storch will in Ruhe Futter suchen. In: Fürther Nachrichten vom 11. März 2022 (Druckausgabe) bzw. Rednitzgrund: Fürther Störche wollen in Ruhe Futter suchen. In: nordbayern.de vom 11. März 2022 - online
  • Hans-Joachim Winkler: Willkommen! Gleich zwei neue Storchennester in Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 21. April 2022 - online
  • Alexandra Voigt: Große Flatter: Jetzt kommt die Verwandtschaft. In: Fürther Nachrichten vom 6. April 2023 (Druckausgabe)
  • Alexandra Voigt: Die Fürther Störche arbeiten am Babyboom. In: Fürther Nachrichten vom 28. April 2023 (Druckausgabe)
  • Alexandra Voigt: Fürth zieht immer mehr Störche an. In: Fürther Nachrichten vom 30. März 2024 (Druckausgabe)
  • Alexandra Voigt: Rekord: 14 Brutpaare in Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 25. April 2024 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

  • Zonebattler´s Homezone 2.1 - 1000 Gründe, Fürth zu lieben (73) - online
  • Faszination Fürth - Die Fürther Störche - online
  • Faszination Fürth - Die Fürther Altstadt Störche - online
  • Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e. V. - Der Weißstorch in Bayern

Einzelnachweise

  1. Artikel Storch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  2. Artikel Störche aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  3. Artikel Weißstorch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  4. Weißstorch, BUND Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Fürth-Stadt, Fürth, aufgerufen am 7. April 2024 - Online
  5. Adressbuch von 1889: das Haus Königstraße 72 (vorher Nr. 36) gehörte dem Buchbindermeister Julius Lorenz Schöll
  6. Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Pressemitteilung: Neuer Weißstorch-Rekord in Bayern, 15. Mai 2014 - HP
  7. 7,0 7,1 Umwelt. Schutz der Störche im Wiesengrund, vom 18. Februar 2021, Internetpräsenz der Stadt Fürth - Online
  8. 64 x Fürth - Das Ratespiel mit 64 Fürther Geschichten - HP
  9. Feuerwehr Fürth - 16. März 2008 - Storchenrettung - online
  10. Johannes Alles: Frühjahrsputz im Storchennest über der Gustavstraße. In: Fürther Nachrichten vom 3. Februar 2018 - online

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