Jakob Wassermann

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Jakob Wassermann (Zeichnung von 1899)

Karl Jakob Wassermann (* 10. März 1873 in Fürth, Alexanderstraße 13; † 1. Januar 1934 in Altaussee/ Steiermark) war ein deutscher Schriftsteller jüdischer Herkunft.

Leben

Jakob Wassermann (Fotografie)

Geboren als ältestes Kind des jüdischen Kurzwarenhändlers Adolf Wassermann, eines gescheiterten Geschäftsmanns, und seiner Frau Jette, geb. Traub. Er verlor früh seine Mutter (1882).

Er zeigte bereits in jungen Jahren literarische Ambitionen; erste Veröffentlichungen in Tageszeitungen folgten. Sein Vater stand seinen literarischen Neigungen ablehnend gegenüber, so dass er nach Schulabschluss eine Lehre zum Kaufmann in Wien begann. Diese brach er jedoch ab.

In Nürnberg absolvierte er seine Militärzeit. In der Folgezeit hielt er sich in Süddeutschland und in der Schweiz auf. 1894 begab er sich nach München. Hier war er als Sekretär, später als Lektor der Zeitschrift Simplicissimus tätig. In diesen Zeitrahmen fiel das Erscheinen seines Romanes Melusine - Ein Liebesroman (1896). Hier lernte er auch bedeutende Schriftsteller seiner Zeit kennen, wie beispielsweise Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal und Thomas Mann.

Ab 1898 war Wassermann als Theaterkritiker in Wien tätig. 1901 heiratete er Julie Speyer, von der er sich 1919 trennte, um mit Marta Karlweis zusammen zu leben. Die Ehe mit Julie Speyer wurde nach langen Streitereien 1926 geschieden. Im selben Jahr heiratete er Marta.

Jakob Wassermann hatte drei Söhne (Adolf Albert, Georg Maximilian, Karl Ulrich [Charles]) und zwei Töchter (Judith, Eva Agathe).

Seit 1906 lebte er abwechselnd in Wien und in Altaussee in der Steiermark, wo er nach einer schweren Erkrankung (Herzbeschwerden [Herzanfall] und Diabetes), am 1. Januar 1934 an den Folgen eines Herzschlages verstarb. Die Gedenkrede auf Wassermann hielt am 23. Januar 1934 in Wien sein Kollege Heinrich Eduard Jacob, er hob dabei die "bewahrenden Kräfte der Juden" hervor.

Jakob Wassermann wird auf dem Friedhof in Altaussee beigesetzt.

Jakob Wassermann wurde 1926 zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt. Er trat 1933 jedoch wieder aus, womit er als Jude einem Ausschluss durch die Nationalsozialisten knapp zuvorkam. Nach der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland wurden hier auch seine Bücher verboten, obwohl er bis dahin einer der meistgelesenen Autoren gewesen war.

Wassermanns literarisches Schaffen umfasst vor allem Gedicht]]e, Essays, Romane und Erzählungen. Als seine bedeutendsten Werke gelten der Roman Der Fall Maurizius aus dem Jahr 1928 sowie die Autobiografie Mein Weg als Deutscher und Jude 1921, in der er seine Empfindungen über das Verhältnis zwischen den Juden und den übrigen Deutschen ausdrückte.

Zitate

  • "Gibt es feindlichere Begriffe auf Erden als Kunst und Zufriedenheit?" (Tagebuch, 15.September 1905)
  • "Es bedarf nur eines leisen Glockenschlags der Phantasie, eines Stichworts von drüben, wo die Träume sind, dass ich bin, wo ich nie gewesen, ich Wege gehe, die ich nie gekannt."
  • "Es ist nötig, dass wir den Schwerpunkt des Lebens in unser Inneres verlegen."
  • "Nur wer die Gegenwart gekannt hat, weiß wirklich, was die Hölle ist."
  • "Wir können der Wirklichkeit nicht habhaft werden. Sie muss gestutzt, gekürzt, geknetet, ja, sie muss umgeglüht werden, und der Ofen, in dem die Umglühung vorgenommen wird,ist die Phantasie."

Erinnerung an Jakob Wassermann in Fürth

Im Jahre 1995 stiftete die Stadt Fürth den Jakob-Wassermann-Literaturpreis, der alle zwei bis drei Jahre im Stadttheater Fürth, in unmittelbarer Nähe zum Geburtshaus von Jakob Wassermann, verliehen wird.

Seit 2007 ist Jakob Wassermann im Ehrenweg Fürth geehrt.

Außerdem gibt es eine "Jakob-Wassermann-Straße" und am Nachfolgebau des Geburtshaus von Jakob Wassermann in der Alexanderstraße 13 ist über dem Eingang eine Gedenktafel angebracht.

Werke

  • Melusine (Roman, 1896)
  • Die Juden von Zirndorf (Roman, 1897)
  • Die Geschichte der jungen Renate Fuchs (Roman, 1900)
  • Der Moloch (Roman, 1902)
  • Der niegeküßte Mund (Erzählungen, 1903)
  • Die Kunst der Erzählung (Abhandlung, 1904)
  • Alexander in Babylon (Roman, 1905)
  • Die Schwestern (1906)
  • Faustina oder über die Liebe(1907)
  • Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens (Roman, 1908)
  • Der Mann von vierzig Jahren (Roman, 1913)
  • Das Gänsemännchen (Roman, 1915)
    • Deutsche Charaktere und Begebenheiten
  • Christian Wahnschaffe (Roman, 1919)
  • Die Prinzessin Girnara. Weltspiel und Legende (Schauspiel, 1919)
  • Mein Weg als Deutscher und Jude (Autobiographie, 1921); 2005 neu editiert und mit einem Nachwort versehen von Marcel Reich-Ranicki
  • Imaginäre Brücken (Studien und Aufsätze, 1921)
  • Laudin und die Seinen (Roman, 1925)
  • Der Aufruhr um den Junker Ernst (Novelle, 1926)
  • Das Gold von Caxamalca (Erzählung, 1928)
  • Christoph Columbus, Eine Biographie (1929)
  • Romantrilogie:
    • Der Fall Maurizius (1928)
    • Etzel Andergast (1931)
    • Joseph Kerkhovens dritte Existenz (1934)
  • Hofnannsthal, der Freund (1930)
  • Selbstbetrachtungen (1933)
  • Engelhart oder Die zwei Welten (1905 geschrieben, 1973 von seinem Sohn zur Veröffentlichung gebracht)

Literatur

  • Stephen H. Garrin: The concept of justice in Jakob Wassermann's trilogy. Bern u. a.: Lang. 1979. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Dt. Sprache u. Literatur; 267) ISBN 3-261-03154-9
  • Birgit Gottschalk: Das Kind von Europa. Zur Rezeption des Kaspar-Hauser-Stoffes in der Literatur. Wiesbaden: DUV. 1995. ISBN 3-8244-4166-7
  • Hermann Greissinger: "In die vierte Existenz vielleicht". Konzeptionen von "Leben" und "Nicht-Leben" im Werk von Jakob Wassermann und in den Erzähltexten der frühen Moderne. Eine semiotisch-strukturale Werk- und Epochenanalyse. Bern u. a.: Lang. 1986. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 933) ISBN 3-261-03597-8
  • Christa Joeris: Aspekte des Judentums im Werk Jakob Wassermanns. Aachen: Shaker. 1996. ISBN 3-8265-1720-2
  • Rudolf Koester: Jakob Wassermann. Berlin: Morgenbuch-Verlag. 1996. (= Köpfe des 20. Jahrhunderts; 122) ISBN 3-371-00384-1
  • Martin Neubauer: Jakob Wassermann. Ein Schriftsteller im Urteil seiner Zeitgenossen. Frankfurt am Main u. a.: Lang. 1994. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 1485) ISBN 3-631-47919-0
  • Barbara Ohm: "Jakob Wassermann und Fürth. Von den Wurzeln seines Werkes", Genniges Verlag, Roth 1998, ISBN 3-924983-19-4
  • Leibl Rosenberg: Jakob Wassermann (1873-1934). Vergebliches Tun – sein Weg als Deutscher und als Jude. In: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Lebensläufe. Hrsg. von Manfred Treml und Wolf Weigand unter Mitarbeit von Evamaria Brockhoff. München: Haus der Bayerischen Geschichte 1988, ISBN 3-9801342-8-8 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur Nr. 18 /88), S. 285-291
  • Leibl Rosenberg: Inmitten fremden Lebens ein fremdes Volk. Beitrag über Jakob Wassermann. In: Bretterbericht. Fürther Theaterzeitung, 20. Jg., Nr. 6, März 1994. Fürth: Stadttheater 1994, S. 8-9
  • Regina Schäfer: Plaidoyer für Ganna. Männer und Frauen in den Romanen Jakob Wassermanns. Tübingen: Niemeyer. 1992. (= Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte; 62) ISBN 3-484-32062-1
  • Esther Schneider-Handschin: Das Bild des Bürgertums in Jakob Wassermanns "Andergast-Trilogie". Bern u. a.: Lang. 1990. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 1170) ISBN 3-261-04164-1
  • Kaspar Schnetzler: Der Fall Maurizius. Jakob Wassermanns Kunst des Erzählens. Bern: Lang. 1968.
  • Marion Weindl: Funktion und Konstruktion des Erzählkunstwerks. Würzburg: Königshausen und Neumann. 1995. (= Epistemata; Reihe Literaturwissenschaft; 144) ISBN 3-8260-1010-8
  • Heike Lindemann-Luiken: Es ist vergeblich... Sie sagen: Er ist ein Jude. Die Auswirkungen des Antisemitismus im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert auf Leben und Werk Jakob Wassermanns. Frankfurt a.M. u.a.: Lang, 2005 (=Kölner Studien zur Literaturwissenschaft, Bd. 14) ISBN 3-631-54100-7
  • Rudolf Kayser Jakob Wassermann in: Zeitschrift f.d. Geschichte der Juden, H. 1/ 1970, Tel Aviv: Olamenu, S. 37 - 44

Siehe auch

Weblinks

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