Berolzheimerianum

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Das Berolzheimerianum von Süd-Ost. Vereinfachter Wiederaufbau der Dachlandschaft nach Kriegsschaden (Turm und Dachgauben)
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Objekt
Berolzheimerianum, ehemaliges Volksbildungshaus, jetzt Theatergebäude
Geokoordinate
49° 28' 15.00" N, 10° 59' 14.00" E

Das Berolzheimerianum wurde 1906 eingeweiht und geht auf eine Stiftung des Fabrikanten Heinrich Berolzheimer über 223.000 Goldmark zurück. Zweck der Stiftung war die Schaffung eines Volksbildungsheimes, das kostenlos allen Fürthern zur Verfügung stehen sollte. Das Gebäude beherbergte auch die Volksbücherei. Während des Ersten Weltkriegs wurde im Saal des Berolzheimerianums ein Reservelazarett für verwundete Soldaten eingerichtet. Heute dient es der Comödie Fürth als Spielort.

Das Volksbildungsheim hatte zum Stand 1. April 1937 ca. 20.000 Bücher im Bestand, allerdings wird der Zustand der Bücher als sehr schlecht beschrieben. Lediglich 3.000 Bücher seinen noch in einem relativ guten Zustand. Der Betrieb wird durch einen "Volksbildungeverein" sicher gestellt, der durch seine finanziellen Mitteln regelmässig auch Neuanschaffungen tätigt.

Für die folgenden Jahren werden statistisch die Anzahl der Leser angegeben:

  • 1935/36 - 19.840 Bücherei-Nutzer
  • 1936/37 - 18.166 Bücherei-Nutzer
  • 1937/38 - 22.069 Bücherei-Nutzer

Volksbücherei während des Nationalsozialismus

Eine jüdische Stiftung während des Nationalsozialismus war im Sinne des NS-Regime undenkbar. Deshalb wurde bereits nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten alles Andenken und Merkmale einer jüdischen Stiftung beseitigt. Das Beroldsheimerianum wird kurzerhand zum Volksbildungszentrum umgewidmet. Ab dem 1. April 1937 wird das Volksbildungsheim samt Bibliothek durch die städtische Verwaltung vollstädnig übernommen, der Bildungsverein im Zuge der Gleichschaltung aufgelöst. Sowohl die Bücherei als auch der Vortragssaal wird den NS-Vereinen und Gliederungen mit zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt. Leiter der Einrichtung wird der damalige Stadtarchivar Dr. Schwammberger.

Nach dem 2. Weltkrieg bleibt zunächst die Bücherei geschlossen. In einem Schreiben vom 1. August 1945 der Stadt Fürth an die Militärregierung wird nachgewiesen, dass alle Bücher, die die Natzipartei und ihre Lehren empfehlen, preisen oder verherrlichen, sind schon im April von den Bücherregalen entfernt und in einem besonderen Raum untergebracht wurden. Die militärischen Bücher sind noch nicht aus den Bücherregalen entfernt, sie werden aber nicht mehr ausgeliehen.[1]

Die Bücherei nimmt erst wieder am 15. April 1946 seinen Betrieb auf, erneut unter dem ehemaligen Namen des Stifters: Heinrich Berolzheimer bzw. unter dem Namen Berolzheimerianum.

Anschrift

Im Dezember 2016 wurde die Anschrift des Gebäudes durch einen Stadtratsbeschluss geändert. Die ursprüngliche Adresse Theresienstraße 1 wurde umgewidmet in Comödienplatz 1.

Beschreibung des Baudenkmals

Asymmetrischer Gruppenbau mit reich gegliederten Putzfassaden und Sandsteinsockel, im Süden dreigeschossiger Saalbau mit Satteldach, leicht geschweiften Giebeln und Zwerchhäusern, im Norden zweigeschossiger Eingangsbau mit Walmdach und Seitenrisalit mit Zwerchgiebel, Jugendstil-Formen, von Otto Holzer mit Alfred Ammon und Josef Zizler, 1904-1906, 1950-52 z. T. vereinfacht wiederhergestellt; Einfriedung, Sandsteinmauer mit Pfeilern im Winkel zwischen Saalbau und Eingangsbau sowie Toreinfahrt südlich des Saalbaus, gleichzeitig.

Bronzestandbild

Ehemaliges Bronzestandbild um 1907

In einer Nische an der Ostfassade wurde 1903 ein Bronzestandbild des Prinzregenten Luitpold von Bayern aufgestellt. Das Denkmal wurde nach dem Entwurf des Bildhauers Wilhelm von Rümann geschaffen.

1940 wurde vom Fürther Hochbauamt erstmals ein Verzeichnis über im Stadtgebiet befindliche Kunstobjekte aus "Nichteisenmetallen" angefertigt mit einer Stellungnahme des Oberbürgermeisters über Verbleib oder Zuführung zur "Metallspende des deutschen Volkes". Das Standbild wird dort unter Pos. 2 geführt mit dem Vermerk "zur befürworten". An einem Verbleib vor Ort war man also nicht interessiert. Im Oktober 1941 wurde die Figur zusammen mit einigen anderen Bronzeobjekten zur Demontage freigegeben. Im Januar 1942 wurden die Bronzen dann an eine Münchener Metallverarbeitungsfirma versandt und dort höchstwahrscheinlich eingeschmolzen[2] - letzte Gewissheit über die vollzogene Einschmelzung gibt es jedoch nicht.

Sonstiges

Im November 1948 kam es zu einem Vorfall, der in der örtlichen Presse großes Echo hervor rief. Eine gewisse Frau Oerter hatte sich im Berolzheimerianum ein Buch ausgeliehen, dass - wie sich zum Erstaunen der Buchausleiherin herausstellte - den Nationalsozialismus verherrlichte. Nachdem Sie die beiden Angestellten des Berolzheimerianum auf diesen Umstand hingewiesen hatte, wurde Sie "abgewimmelt" und nach ihren Schilderungen beschimpft. Daraufhin wandte sich Frau Oerter an den befreundeten Stadtrat Grünbaum, der den Fall nun in den Stadtrat und an die örtliche Presse brachte. Gleichzeitig wendete sich Grünbaum schriftlich an den Oberbürgermeister Bornkessel mit dem Schachverhalt. Diese Beschwerde wurde wiederum von Seiten der Angestellten des Berolzheimerianum als Affront empfunden, so dass sich die Emotionen hochschaukelten, wie der Presse und dem Schriftverkehr zu entnehmen ist. Mit einer Entschuldigung aller Beteiligten wurde der Fall schließlich nach mehreren Schreiben und Monaten aus der Welt geschaffen[3].

Literatur

  • Das Berolzheimerianum (Volksbildungsheim) in Fuerth : Zur Eröffnung des Hauses am 26. Mai 1906, dem Festtage der 100jährigen Vereinigung der Stadt Fürth mit der Krone Bayern, erstatteter Bericht Fürth : Schröder, 1906. - 18 S., 11 Tafeln
  • Neue Bauten in Fürth. I Berolzheimerianum. In: Süddeutsche Bauzeitung, Nr. 37, 1906, S. 289 - 293
  • 25 Jahre Berolzheimerianum : 26. Bericht des Fürther Volksbildungsvereins für das Vereinsjahr 1931/32 Fürth i. Bay. : Schröder, 1932
  • Künstlerlexikon Thieme-Becker, Band 29, S. 170

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Fürth - AG3 / 13 - Volksbücherei Band 1, Schreiben des Referat II vom 1. August 1945
  2. Stadtarchiv Fürth, Akte AGr. 3/37, Recherche Werner Gietl, Juli 2017
  3. Stadtarchiv Fürth - AG 3 / 13 - Volksbücherei Band 1 - Schreiben von November 1948 bis 1949

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