Fischhäusla
- Gebäude
- Fischhäusla
- Straße / Hausnr.
- Würzburger Straße 1
- Objekt
- Fischhäusla
- Baujahr
- 1759, 1800, 1864
- Architekt
- Georg Eckart (Maurermeister), Simon Gieß
- Geokoordinate
- 49° 28' 47.77" N, 10° 58' 55.60" E
- Gebäude besteht
- Nein
- Denkmalstatus besteht
- Nein
- Abbruchjahr
- 1995
Das Fischhäusla war eine Traditionsgaststätte an der Rednitz. Die Gaststätte war berühmt für ihre Fischküche. Gleichzeitig war das Gebäude, wegen der exponierten Lage direkt am Fluss, ein markantes Wahrzeichen der Stadt Fürth, das auf vielen Abbildungen und Postkarten zu finden war. Im Rahmen der U-Bahn-Baumaßnahmen wurde das Gebäude im Frühjahr 1995 abgebrochen.
Geschichte
Zu der Frage, wann an dieser Stelle das erste Gebäude gebaut wurde, gibt es unterschiedliche Angaben:
- Der Chronist Fronmüller schreibt in seiner Chronik, dass es hier bereits vor Jahrhunderten erste Badevorrichtungen gab:
- "1578: Das Bad wurde fortwährend mit Sorgfalt gepflegt; es befand sich im jetzigen Dengler'schen Hause, Frankfurter Landstraße Nr. 1, an der untern Brücke, die deshalb auch damals die Badbrücke hieß. Bei dem Wiederaufbau dieses Hauses im Jahre 1864 fand man noch die Spuren der alten Badvorrichtungen." Er führt als Beleg die "Fürther Reponierte Akten (Rathhaus)" an.[1]
- Dem widerspricht Wunschel in seiner Häuserchronik:
- Urkundlich wird das Gebäude an der Würzburger Straße 1 erstmals 1723 im Salbuch der Stadt Fürth auf Seite 355 wie folgt erwähnt:
- "1723 hat im Besitz und zu rechten Zinßlehen empfangen der Mezgermeister Georg PUCHNER. Ein zweygädig kleines Häußlein, worunter eine Waschhütten ligt außen linckher Hand der Badtbückh vor der Meßelhäußer Seeg Mühl und Walckh, auff neuen Grundt erbaut, gelegen."[2]
Ab 1703 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft die Foerstermühle gebaut.
1797 starb der damalige Wirt "zum rothen Ochsen", Christoph Grießmeyer.[3]
1800 ließ der Gastwirt Johann Andreas Dengler von Maurermeister Georg Eckart ein Rechteckhaus errichten.[4]
1864 wurde dieses Gebäude, in dem sich die Wirtschaft "zum rothen Ochsen" befand, im Auftrag von Gastwirt Michael Dengler nach Plänen des Zimmermeisters Simon Gieß komplett umgebaut, erweitert[4] und wie folgt beschrieben:
- "Zweygädiges Wohnhaus an der unteren Brücke mit der Wirtschafts- und Branntweingerechtigkeit beim Frankfurter Schlag an der unteren Brücke."[5]
Beim Umbau 1864 wurden noch unterirdische Röhren der alten Badeanstalt gefunden. Die Gaststätte hieß zu dieser Zeit wahrscheinlich noch "zum rothen Ochsen".[6]
1922 wurde von der Firma Kurz das Anwesen kurzzeitig gekauft. Während dieser Zeit wurde offensichtlich der Gaststättenbetrieb eingestellt. Stattdessen wurden für die Schickedanz-Formenfabrik Zwickau Goldschlägerformen aus Bronze kurzzeitig hergestellt, ehe die Produktion in das neu erworbene Gebäude in der Nürnberger Straße 33 wechselte und das Fischhäusla seiner alten Bestimmung wieder übergeben wurde.[7]
Die nächste bauliche Veränderung fand 1935 statt. Die Veranda, die bisher auf Straßenniveau befand, wurde aufgestockt. Zusätzlich soll der gelernte Friseur und Fürther Original Jean Lederer die Inneneinrichtung mit Aquarellen versehen haben. Bauherr war der Pächter Georg Wagner, der seit 1930 das Fischhäusla führte und nach eigenen Aussagen die besten Karpfen Fürths hatte. Neben Karpfen bot er auch Forellen und Backfisch an, jeweils fangfrisch aus der Rednitz.
1943 (Quelle Rießchronik von Paul Rieß vom 17. Oktober 1943): Im Fischhäusla an der Maxbrücke geht zu bestimmten Stunden ein großes Geschäft. Es gibt dort markenfrei gesulzte Fische und Farrnbacher Weißbier in großen weiten Pokalen. Die Leute stehen Schlange bis sie Platz finden. Es kostet eine Portion 1,15 M und ein Pokal Bier 50 Pfenning.
Ab 1960 war das Fischhäusla zunächst geschlossen.
1966 fand sich ein neuer Pächter, der die Gaststätte nach dem Leerstand übernahm. Felix Hempel, der neue Pächter, hoffte, das verwaiste Anwesen durch die Anbindung der neuen Nordspange (siehe Schaechterle-Plan) wieder zur neuen Blüte zu bringen. Dazu ließ er das Innere neu herrichten und die Holzverschalung im Gastraum von alten Lackschichten befreien. Die Tischdecken wurden in Rot gehalten und der Gastraum bot Platz für 90 Gäste, die im Sommer Fisch bekamen, im Winter Wild.
In den 1980er und 1990er Jahren war ein griechisches Lokal im Fischhäusla beheimatet, bevor der letzte Pächter das Fischhäusla unter dem Namen "Wassermann" führte.
Besitzer nach der Häuserchronik von Wunschel
- 1712: Georg Puchner, Metzgermeister und Erbauer
- 1732: Johann Schaudi (Schaudig) um 775 fl.
- 1763: Christoph Grießmeyer und Anna Maria, geb. Schaudig um 1800 fl. [Anm.: Christoph Grießmeyer starb 1797 72-jährig[8]]
- 1810: Ursula Dengler, geb. Grießmeyer, geerbt
- 1823: Christoph Dengler als Mann, Wirt und Krämer, 1840
- 1851: Johann Michael Dengler, Gastwirt und Branntweinbrenner
- 1860: Georg Michael Dengler, Gastwirt
- 1880: Emilie Dengler
- 1890: Johann Kundinger
- 1900: Paul Kundinger
- 1922: Leonhard Kurz
- 1926: August Christian Gleißner, Wirt
- 1930: Georg Wagner, Restaurateur
- 1966: Felix Hempel
Frühere Adressbucheinträge
- 1799: Anna Grießmeyer[9]
- 1807: "Beim Frankfurter Schlag" Haus-Nr. 24; Dengler, Andreas; Bierwirth u. Pflastergelds-Einnehmer
- 1819: "In der untern Frankfurther Straße" Haus-Nr. 24; Dengler, Christoph; Wirth, Melber, Brandweinbrenner
- 1836: "Frankfurter u. Vacher Landstraße" Haus-Nr. 1 (II. Bezirk); Dengler, Christof; Wirth u. Krämer
- 1846: "Frankfurter und Vacher Landstraße" Haus-Nr. 1 (II. Bezirk); Dengler, Margaretha; Wirths- und Krämers-Wittwe
- 1854: Haus-Nr. 1/II; Dengler Michael; Gastwirth zum rothen Ochsen und Branntweinbrenner
Abriss
Im Rahmen des U-Bahnbaus entschied man sich, den Bahnhof Stadthalle in offenem Tagebau zu errichten. Hierzu waren umfangreiche Umleitungsmaßnahmen im Straßenverkehr zwischen dem Kulturforum und der Foerstermühle notwendig. Die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Fürth gab gegenüber der örtlichen Presse an: "Wir hatten in diesem Fall das Allgemeininteresse am Erhalt eines Baudenkmals gegen das Allgemeininteresse am öffentlichen Nahverkehr abzuwägen."[10] Gleichzeitig sollte die Maxbrücke im Zuge der Baumaßnahmen erneuert werden. Um Platz für eine Behelfsbrücke zu schaffen und um den Verkehr entsprechend umleiten zu können, musste das Fischhäusla für die Baumaßnahmen abgerissen werden. Die untere Denkmalschutzbehörde stimmte notgedrungen zu. Varianten, die einen Erhalt des Fischhäusla und der alten Maxbrücke ermöglicht hätten, seien aus technischen und aus Sicherheitsgründen nicht umsetzbar.[11] Der Abriss des Gebäudes erfolgte im Februar 1995. Nach dem Bau der neuen Maxbrücke wurde die Behelfsbrücke wieder zurückgebaut, sodass das Grundstück des ehem. Fischhäusla heute teilweise wieder frei liegt. Ein Abriss des Gebäudes konnte trotz Protesten aus der Bevölkerung nicht verhindert werden. Der Presse im Februar 1995 war zu entnehmen, dass als "Trost" eine umfangreiche Dokumentation des Gebäudes vor dem Abriss erfolgte. Die Pläne und Fotos wurden in einem Spezialarchiv des Landesamtes für Denkmalpflege in München eingelagert.[12]
Literatur
- Fritz Meier: Historische Badstuben in Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1958/2, S. 17 - 26
- Walter Fischer: Fürther Stadtbilder. "Fischhäusla", Würzburger Straße 1. In: Fürther Heimatblätter, 1992/2, S. 62 - 64
- Matthias Bauer: Das Fischhäusla. In Altstadtbläddla Nr. 27/ 1993 S. 7
Lokalberichterstattung
- Matthias Boll: Nur die Abrissbirne war stärker. In: Fürther Nachrichten vom 1. August 2020, S. 30 (Druckausgabe)
Siehe auch
- Foerstermühle
- U-Bahnhof Stadthalle
- Kulturforum
- Maxbrücke
- Bremenstaller Fischhäusla
- Fischhäusla (Vach)
- Würzburger Fischhäusla
- Würzburger Hof
Einzelnachweise
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, S. 50
- ↑ Wunschel-Hauschronik, Das Fischhäusla, Stadtarchiv Fürth
- ↑ "Fürther Anzeiger" vom 7. Februar 1797
- ↑ 4,0 4,1 nach Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern – Stadt Fürth, S. 424
- ↑ Wunschel-Hauschronik, Das Fischhäusla, Stadtarchiv Fürth
- ↑ Adressbuch von 1854
- ↑ Privatarchiv Fa. Kurz, handschriftlicher Auszug 1922
- ↑ "Fürther Anzeiger" vom 7. Feb. 1797
- ↑ Einwohnerbuch von 1799
- ↑ Matthias Boll: Nur die Abrissbirne war stärker. In: Fürther Nachrichten vom 1. August 2020, S. 30
- ↑ Matthias Boll: Nur die Abrissbirne war stärker. In: Fürther Nachrichten vom 1. August 2020, S. 30
- ↑ mm: Fischhäusla bröckelt. In: Fürther Nachrichten vom 4./5. Februar 1995, S. 97 (Druckausgabe)
»Vergegenwärtigung«
Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen dem schwarzweißen Originalfoto und einer nachkolorierten Fassung gewechselt werden:
Frauen mit Kindern vor der Maxbrücke, im Hintergrund das Fischhäusla an der Foerstermühle, ca. 1900; Kolorierung mit MyHeritage in Color (tm)
Bilder
Fischhäusla von der Uferstraße aus gesehen, im Hintergrund sind die Wohngebäude der Förstermühle und der Schlachthof zu sehen
Fischhäusla und Maxbrücke vom Abhang der Stadthalle aus gesehen, rechts Königstr. 1
Fischhäusla von der Uferstraße aus gesehen, im Hintergrund ist der Schlachthof zu sehen
Fischhäusla und Maxbrücke von der Stadthalle aus gesehen
Fischhäusla und Maxbrücke vom Abhang der Stadthalle aus gesehen
Reste der Foerstermühle von der gegenüberliegenden Flussseite aus gesehen, Anfang der 1990er Jahre
Im Vordergrund Umbau der Stau- und Triebwerksanlage der Foerstermühle durch die Infra, dahinter das heute noch stehendes Maschinenhaus der schon abgerissenen Forstermühle, daneben das ehem. Fischhäusla. Im Hintergrund Gebäude Würzburger Straße 3+5 und Alter Schlachthof im Februar 1988
Die ehem. Gaststätte Fischhäusla an der schon abgerissenen Foerstermühle im Februar 1988
Blick von der Stadthalle über die Uferstraße, ehem. Maxbrücke und Fischhäusla. Rechts Alter Schlachthof, heute Kulturforum. Im Hintergrund rechts die ehem. Kinderklinik und Klinikum Fürth am 5.1.1988
Blick von der Stadthalle über die Uferstraße, ehem. Maxbrücke und Fischhäusla. Rechts Gebäudeteil Königstraße 1 und über der Brücke Alter Schlachthof, heute Kulturforum. Im Hintergrund rechts Gebäude vom Klinikum Fürth am 1.1.1987
Blick über die Stau- und Triebwerksanlage der Foerstermühle mit heute noch stehendes Maschinenhaus, dahinter das ehem. Fischhäusla. Im Hintergrund die Maxbrücke und rechts Gebäude Königstraße 1+3 im März 1983
Hochwasser der Rednitz mit Blick auf die beiden abgerissenen Gebäude Foerstermühle und Gaststätte Fischhäusla vor der 1997 ebenfalls demontierten Maxbrücke im Februar 1981
Sudhaus der Foerstermühle und Fischhäusla um 1980
Abriss vom letzten Haus Bergstraße 28 in der Bergstraße am Gänsberg im Dezember 1979. Im Hintergrund Gaststätte Fischhäusla und die Foerstermühle, beide auch längst abgerissen.
Königstraße 2 mit der Büttnerei Steger (links), Fischhäusla (halblinks) und Goliath-Lieferwagen Firma Gottfried Bubenberger
Postkarte von 2003 mit Ansicht von 1953 der Maxbrücke, der längst abgerissenen Gaststätte Fischhäusla und einer von der Billinganlage kommenden Straßenbahn Typ 907 Bj. 1940
Luftbild der Foerstermühle aus den 1950er Jahren (linke obere Ecke: die Billingpost)
Innenansicht des ehem. Fischhäusla, hier Aufnahmen einer Ansichtskarte
Königstraße 2, links die Schmiede des Wilhelm Conrad; im Hintergrund Maxbrücke, links Fischhäusla, rechts Schlachthof
Ansichtskarte mit Innenaufnahme der ehem. Gaststätte Fischhäusla von 1931, Rückseite mit Details
Ansichtskarte mit Innenaufnahme der ehem. Gaststätte Fischhäusla von 1931