Albert Rosenfelder

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Dr.Das Attribut „Titel“ hat einen eingeschränkten Anwendungsbereich und kann nicht als Attribut zum Annotieren von Daten verwendet werden. Albert Rosenfelder (* 19. Januar 1892 in Fürth; † 18. Oktober 1933 in Dachau) war SPD-Mitglied in Fürth Rechtsanwalt. Rosenfelder lebte bis zu seiner Verhaftung am 17. März 1933 in Nürnberg, am Jakobsplatz 14.

Leben und Studium

Rosenfelder entstammte einer jüdischen Familie. Nach der Schule studierte Rosenfelder an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Rechtswissenschaften und beendete 1913 sein Studium mit der Promotion zum Doktor der Rechte (Dr. jur.). Das Thema seiner Disseration war: "Die materiellen Einwendungen gegen das ausländische Urteil". Gemeinsam mit Max Süßheim (1875 - 1933), einem bay. SPD-Landtagsabgeordneten für Nürnberg, eröffnete Rosenfelder in Nürnberg eine Rechtsanwaltskanzlei. Als Anwalt engagierte er sich in der sog. Roten Hilfe, eine Organisation zur Unterstützung von Aktivisten, die auf Grund von politisch als links geltender Tätigkeit mit deutschen staatlichen Organen in Konflikt geraten sind.

Rosenfelder selbst werden folgende Eigenschaften nachgesagt: besonderes rhetorisches Talent, ein hohes Maß an Bildung und vor allem die Gewohnheit, sozial schwache und finanziell schlechter gestellte Personen als Rechtsbeistand zu helfen, ggfls. auch kostenlos.

Ein Mithäftling aus dem KZ Dachau wird später folgendes über Rosenfelder sagen:

„Ein an Gestalt unscheinbarer, schmächtiger Mensch mit außerordentlicher Intelligenz und frappierender Schlagfertigkeit, um deren Willen ich kurze Zeit bei ihm verweilen möchte. Er war weit und breit, über die Grenzen des Frankenlandes hinaus, ob seines großen Wissens und der zündenden Durchschlagkraft seiner Strafverteidigungen bekannt, vor Gericht gefürchtet und von der breiten Volksmasse außerordentlich verehrt; er ließ keinen Angeklagten, wenn er verzweifelt zu ihm kam, ohne seine Hilfe, auch wenn er keinen Pfennig dafür zu erwarten hatte; ich unterhielt mich einmal diesbezüglich mit ihm darüber, worauf er mir sagte: 'Ich lasse keinen armen Menschen im Stiche, nur deswegen, weil er kein Geld besitzt!' Diese edlen Charakterzüge besass Dr. Rosenfelder, der ansonsten ein eigenartiger Kauz im Junggesellenstande war."[1]

Zeit im Nationalsozialismus und Ermordung

Rosenfelder nahm als Verteidiger bis 1933 an zahlreichen Prozessen gegen Kommunisten vor Gericht teil. Darüber hinaus war er vermutlich an der Amtsenthebung Julius Streichers aus dem Schuldienst beteiligt. Streicher hatte sich wiederholt als Politiker für die NSDAP engagiert, und war im Zusammenhang mit dem Hitler-Putsch 1923 vom Unterricht unentschuldigt ferngeblieben. Es folgt die Suspendierung vom Schuldienst, gegen die sich Streicher zur Wehr setzte. Die juristische Auseinandersetzung dauerte bis zum 2. Juni 1928. Unter Zubilligung einer Pension wurde Streicher endgültig vom Schuldienst supendiert. Weitere Prozesse gegen Streicher folgten bis 1933, weswegen er von den Nationalsozialisten - und insbesondere von Julius Streicher - sehr verhasst war.

Kurz nach der Machtergreifung im März 1933 wurde Rosenfelder am 17. März 1933 in das Nürnberger Gefängnis in Schutzhaft genommen. Bis zum 13. April 1933 wurde er in Nürberg festgehalten, danach wurde er mit dem zweiten Nürnberger Gefangenentransport in das kurz zuvor eröffnete KZ Dachau überführt, wo er in der sog. „Judenbaracke“ untergebracht wurde.

In Dachau wurde Rosenfelder schweren Misshandlungen und Demütigungen ausgesetzt. So wurde er, ähnlich einem Zugtier in ein Joch eingespannt, um eine schwere Walze in Bewegung zu halten oder unter lautem Gejohle von SS-Leuten eine Dornenkrone aufgesetzt, bis ihm das Blut über das Gesicht lief. In einer anonym erschienenen Broschüre aus dem Jahr 1934 wurde außerdem erklärt, dass Rosenfelder die „denkbar fürchterlichste Behandlung“ erfahren habe, so dass er „nicht mehr aufrecht gehen“ habe können. [2]

Todeszeitpunkt nicht ganz geklärt

Rosenfelder versuchte während seiner Gefangenschaft gemeinsam mit anderen Mitgefangenen Nachrichten über die Zustände im KZ Dachau raus zu schmuggeln. Dabei wurde er mit einigen anderen Gefangen erwischt. Der Kommandant von Dachau, Theodor Eicke, ließ in der Folge am 22. Oktober 1933 2.500 Gefangene antreten, um vor diesen eine Ansprache zu halten, in der er sich über die „Schurken“ ausließ, die im Auslande „Greulnachrichten“ über sein Lager verbreiten würden. Dabei erwähnte er u.a. auch Rosenfelder für diesen "Sabotageversuch". Er führte aus, dass die Übeltäter in Arrest genommen werden:

Zwei der verhafteten Verräter sind bereits ins jenseits befördert. Der Jude Doktor Katz und sein Helfer Willi Franz. Wir haben noch genug deutsche Eichen um jeden daran aufzuhängen, der sich uns entgegenstellt. Es gibt keine Greuel, und es gibt keinen Tschekakeller in Dachau. Wer Prügel bekommt, erhält sie zu Recht.[3]

Die Nationalsozialisten meldeten am 29. Juni 1933 vom Tod Rosenfelders in Dachau[4]. Noch am 1. Mai 1933 hatte das Reichskriminalpolizeiblattes vom 12. April 1934 Rosenfelder zur Fahndung ausgeschrieben, da er angeblich aus der KZ-Haft entlassen worden sei und seit dem auf der Flucht ist:

Der jüdische Rechtsanwalt Dr. Albert Rosenfelder, 19.1.92 in Fürth, wurde am 27.3.34 aus der Schutzhaft entlassen und ist seither flüchtig. Die auferlegten Verpflichtungen hat er nicht erfüllt. Er war Mitglied der Roten Hilfe und Unterkurslehrer der marxistischen Arbeiterschule in Nürnberg. Es besteht der dringende Verdacht, dass er ins Ausland geflüchtet ist, um dort Greuelnachrichten zu verbreiten.[5]

In einer Dokumentation von Julius Zerfass über Dachau wird jedoch beschrieben, dass Rosenfelder zum Zeitpunkt des Fahndungsaufrufes bereits von der SS ermordet worden war und dass die Meldung über seine Entlassung und seine vermutete Flucht ins Ausland lediglich ein Täuschungsmanöver der SS gewesen seien, um den Tod Rosenfelders zu verschleiern.[6] Eine weitere Dokumentation über die Opfer in Dachau geht über das spurlose Verschwinden seit 1934 aus [7].

Naomi Blume fand herraus, dass Rosenfelder am 18. Oktober 1933 zu lezten Mal gesehen wurde[8].

"An diesem Tag mussten ca. 60 Juden im KZ Dachau zum Strafexerzieren antreten. Zuerst mußten sie durch Pfützen kriechen, bis sie eine vollständige Schmutzkruste hatten. Wer nicht ganz flach am Boden kroch, dem sprangen SS-Leute aufs Kreuz, traten in aufs Gesäß oder hieben mit Gewehren und Peitschen darauflos. Der Nürnberger Rechtsanwalt Dr. Rosenfelder, der zusammengebrochen ist, wurde danach in den Bunker gebracht... Nach dem 18. Oktober 1933 wurde Dr. Rosenfelder nicht mehr gesehen. Einige Nazis warfen seiner Mutter mit den Worten „da haben Sie Ihren Sohn“ den Behälter mit der Asche in die Wohnung. Im Geburts-Register ist nachgetragen: „AG Nürnberg v. 10.1.63 für tot erklärt. St.Amt Berlin I West Nr. 10719“."[9]

Einzelnachweis

  • Ausstellung des Infoladen Benario im Kulturforum Schlachthof am 12. April 2013, Daten und Texte Siegfried Imholz
  1. * Quelle: Hugo Burkhard: Tanz mal Jude. meine Erlebnisse in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald, Getto Shanghai 1933-1948, S. 47.
  2. Konzentrationslager. Ein Appell an das Gewissen der Welt. Ein Buch der Greuel, die Opfer klagen an, S. 81
  3. Die Weltbühne, Bd. 30, Ausgaben 27-52, S. 1347
  4. Horst Göppinger: Juristen jüdischer Abstammung im "Dritten Reich": Entrechtung und Verfolgung, 1991, S. 63
  5. Reichskriminalpolizeiblatt vom 12. April 1934
  6. Julius Zerfass: Dachau. Eine Chronik, 1936, S. 213
  7. Wolfgang Benz: Terror ohne System, S. 24
  8. * Quelle: Jüdische Opfer aus Fürth 1933-1945, Dr. Albert Rosenfelder - GB 1986; Judenkartei
  9. * Quelle: Jüdische Opfer aus Fürth 1933-1945, Dr. Albert Rosenfelder

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