Dr.Das Attribut „Titel“ hat einen eingeschränkten Anwendungsbereich und kann nicht als Attribut zum Annotieren von Daten verwendet werden. Dr.Das Attribut „Titel“ hat einen eingeschränkten Anwendungsbereich und kann nicht als Attribut zum Annotieren von Daten verwendet werden. med. vet. Arnulf Streck (geb. 7. Juni 1891 in München; gest. 1. November 1936 in Fürth) war Mitglied der NSDAP und der NS-Sturmabteilung (SA). Von Beruf war Streck Frauenarzt.

Leben und Beruf

Streck kam 1891 in München (manche Quellen sprechen auch von Fürth als Geburtsort) auf die Welt. Nach dem Abitur studierte er zunächst Tiermedizin und legte in diesem Fach die Promotion ab. 1914 meldete er sich freiwillig zum 1. Weltkrieg, den er verwundet überlebte. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1919 begann er mit dem Studium der Humanmedizin, da er als Tierarzt körperlich aufgrund seiner Kriegsverletzung nicht mehr nachkommen konnte. Bis 1920 war er noch Mitglied des Wehr-Regiments München, bevor er nach Abschluss des Studiums mit Promotion 1931 nach Fürth kam und sich als Frauenarzt in Fürth in einer Praxis nieder lässt[1].

Wirken in der NSDAP

Bereits 1920 tritt Streck dem Bund Oberland bei, ein Freikorps gegründet von Rudolf von Sebottendorf, dem Vorsitzenden der rechtsextremen Thule-Gesellschaft, mit dem Ziel u.a. die Münchner Räterepublik niederzuschlagen. Das Freikorps Oberland war Teil der Schwarzen Reichswehr und bildete ab 1921 den Kern der späteren bayrischen Sturmabteilung (SA).

Am 9. November 1923 beteiligt sich Streck an dem sog. Hitler-Ludendorff-Putsch in München mit dem Marsch zur Feldherrnhalle, mit dem Ziel die Regierungsmacht an sich zu reißen. Durch die Teilnahme am Hitlerputsch wird Streck anlässlich des zehnten Jahrestages des Hitlerputsches am 9. November 1933 durch Adolf Hitler mit dem Ehrenzeichen des sog. Blutordnes ausgezeichnet (Nr. 761). Zeitgleich erhielten die Blutordensträger auch das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP, dessen Mitglied Streck seit dem 1. Dezember 1931 war (Nr. 751 228). Blutordensträger wurden u.a. auch als "Helden der Bewegung" bzw. "Alte Kämpfer" bezeichnet, die aufgrund dessen Sonderprivilegien innerhalb der Partei genossen. Streck beteiligte sich nicht nur am Hitler-Putsch 1923 in München, sondern kämpfte bereits zuvor in Berlin gegen den Spartakusaufstand bzw. auch Januaraufstand genannt im Januar 1919, sowie im Ruhrgebiet und in Oberschlesien als Mitglied der paramilitärischen Freikorps. Aufgrund seiner Teilnahme am Feldherrnmarsch in München, musste Streck 1924 seine Tätigkeit als Arzt in München aufgeben.

Nach seinem Eintritt in die NSDAP am 1. Dezember 1931 trat er ebenfalls der SA bei (Rang Brigadeführer). Streck war dafür bekannt, ein fanatischer Antisemit zu sein, der mit großem Hass alle Juden verfolgte, insbesondere seine jüdischen Kollegen aus der Ärzteschaft. Als Sektionsleiter der Ortsgruppe Fürth Mitte trat Streck besonders militant in Erscheinung und erreichte in Fürth die Entlassung der jüdischen Ärzte Dr. Richard Fleischer und Dr. Hans Sahlmann, die beide am Nathanstift als Ärzte tätig waren. Mit der Entlassung Drs. Fleischer und Sahlmann aus dem Nathanstift übernahm Streck selbst die Leitung des Hauses.

Streck beteiligte sich ebenfalls in Fürth aktiv am Sturz des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Robert Wild. Auf einer Kundgebung am 15. März 1933 hetzte Streck gegen die "Novemberherrschaften" und ihr "stinkiger Anhang", da sie seiner Meinung nach nicht "freiwillig das Feld räumten". Deshalb müsse das "erwachte, nationale und vaterländische Fürth selbst die Initiative ergreifen."[2] Laut des SA-Führers Streck, sind in Fürth immer noch eine ganze Reihe von Leuten "in Amt und Würden", die nicht einsehen wollten, dass "wir uns jetzt" in einer nationalen Revolution befinden. Von einem weiteren Redner aufgefordert, zogen anschließend die Kundgebungsteilnehmer zur Wohnung des Oberbürgermeister Dr. Wild, um ihm durch eine "Delegation der Fürther SA" den Wunsch der Menge für seinen Rücktritt zu übermitteln. Zwei Tage später gab Oberbürgermeister Dr. Wild seinen "Rücktritt" bekannt, aus gesundheitlichen Gründen[3].

Durch die sog. "Gleichschaltung" der Ärzteverbände am 24. März 1933 gelang Streck schließlich die Übernahme des Vorsitzes des Ärztlichen Bezirksvereins, dessen 1. Vorsitzender bis dahin Dr. Jakob Frank war. Mit ihm abgesetzt wurden vier weitere jüdische Ärzte und Vorstandsmitglieder der Standesorganisation: Dr. Oppenheimer, D.r Dreyfuß, Dr. Uhlmann und Dr. Offenbacher. Zwei weitere Ärzte, die Mitglieder der Freimauerer waren, wurden ebenfalls durch Streck aus dem Vorstand abgesetzt[4]. Ab 1933 war Streck gleichzeitig auch Organistationsleiter im Referat für das Sanitätswesen.

Im Dezember 1934 lud Arnulf Streck, inzwischen SA Sanitätsbrigadeführer, zu einer pompösen "Kundgebung der deutschstämmigen Ärzteschaft von Fürth in dem in festlichem Gewande prangenden großem Saale des Parkhotels" [5] ein, zu dem neben diverser Lokalprominenz auch der Gauleiter Julius Streicher sowie "fast die gesamte Medizinische Fakultät der Universität Erlangen" erschien. Streck begrüßte die Anwesenden "und betonte einleitend, ... daß es sich nicht um einen der üblichen wissenschaftlichen Vorträge handele, sondern um eine Kundgebung, die zwar von den Ärzten der ehemaligen roten Judenhochburg Fürth als erstes öffentlich-korporatives Bekenntnis zu unserem geliebten Führer und Kanzler Adolf Hitler und zu dem von ihm geschaffenen dritten Reich veranstaltet worden ist, an der aber das gesamte Volk des Gaues Franken durch seine Führer und Vertreter teilhaben sollte. ... Durch die Anwesenheit von ... Arbeitern der Stirn und der Faust sei dem Abend der Stempel der wahren nationalsozialistischen Volksgemeinschaft aufgedrückt" [6]. Kennzeichen der "jüdischen Wissenschaft" seien akademischer Dünkel und Verkennung und Missachtung der "blutgebundenen Volksgemeinschaft". Der Arzt, so Streck weiter, habe im nationalsozialistischen Deutschland seine Aufgabe, "nicht im Heilen, sondern im Vorbeugen zu erkennen und sich in gleichem Maße für die Wehrgesundheit seines Volkes verantwortlich zu fühlen, so wie die politischen Leiter die Verantwortung der weltanschaulichen Gesundung des Volkes zu tragen haben. Die Ärzte des neuen Staates müssen in erste Linie weltanschaulich und charakterlich gefestigte Nationalsozialisten (keine Materialisten und Egoisten der Vergangenheit!), in zweiter Linie politische Soldaten des Führers im Geiste der SA und SS und erst in dritter Linie Ärzte und Berufsmänner sein[7]. Der Referent Luxenburger, der über die "Erbbiologischen-rassenhygienische Tagesfragen" sprach, warf der Redaktion des Ärzteblattes später vor, den Artikel über die Versammlung nicht im "Ton und Duktus" seines wissenschaftlichen Vortrages wiedergegeben zu haben bzw. vor allem das Thema in der Berichterstattung verfehlt zu haben, denn "ein in einem nationalsozialistischem Deutschland gehaltenen Vortrag über Rassenhygiene, in dem das Wort Jude überhaupt nicht fällt, ist ein Widerspruch in sich selbst." Nach Ansicht des Vortragenden hätte den Geschmack der Redaktion den Frankenführer Streicher in seiner anschließenden zweistündigen Rede besser getroffen, denn es wurde bemerkt, "dass Julius Streicher vielleicht noch nie eine so aufmerksame, wissbegierige und am Schluss mit lautem herzlichen Beifall aufrichtig dankende Gemeinde von Akademikern als Zuhörer hatte."[8]

Zum Abschluss der Veranstaltung im Parkhotel verlas Streck ein Telegramm, dass namens der Versammlung an den Reichsinnenminister Wilhelm Frick verschickt wurde. Unter dem Titel "Ein prophetisches Telegramm" wurde das Schriftstück in Streichers Hetzblatt "der Stürmer" am 5. Oktober 1936 veröffentlicht, da es die Bestimmungen der 1935 erlassenen "Nürnberger Gesetze" vorweg nahm durch die Forderung "baldigst dem schon in Kraft befindlichen Arier- und Erbgesundheitsgesetz den selbstverständlich natur- und volksnotwenigen Abschlussparagraphen folgen zu lassen des Inhalts, dass jede versuchte körperliche Gemeinschaft zwischen deutscher Frau und Judenstämmling genauso wie die vollzogene mit schwerster Strafe geahndet wird."[9][10] Wohlgemerkt, es handelt sich um eine Veranstaltung der deutschen Ärzteschaft im Dezember 1934 im Fürther Parkhotel, lange bevor die "Nürnberger Gesetzte" am 15. September 1935 im Reichstag beschlossen wurden!

Nach dem Karrieresprung zum ersten Vorsitzenden der Standesorganisation des Ärztlichen Bezirkvereins und der Übernahme der Leitung des Nathanstifts wurde Streck nach Berlin berufen als Sonderbeauftragter des Reichsärzteführers Gerhard Wagner. Gleichzeitig wurde er Verbindungsmann zur Sturmabteilung (SA) und Deutschen Arbeiterfront (DAF). 1935/36 übernimmt Streck die Leitung der gesundheitlichen Betreuung der Reichsparteitage in Nürnberg und ab 1935 wird er als Propaganda-Redner für "weltanschauliche Grundlagen, Nationalsozialismus, Juden- und Rassenfragen" bestätigt. An der Führerschule der Deutschen Ärzteschaft in Alt-Rehse bei Neubrandenburg hält Streck regelmässig Vorträge zu den Themen: "Ohne Lösung der Rassenfrage keine Gesundng des deutschen Volkes", oder "Sozialismus als willensmäßig und blutmäßig gebundene Charaktererhaltung".[11]

Am 1. November 1936 verstirb Dr. Streck an den Folgen eines Margenkarzinoms. Ihm zu Ehren wird in Fürth eine mitternächtliche Fackelbegräbnis durchgeführt[12].

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Heinrich Strauß: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung, Schriftenreihe des Stadtarchives Nürnberg, Band 29, 1980, S. 420 ff.
  2. Fürther Anzeiger, 10. März 1933
  3. Nürnberger Zeitung, 18. März 1933
  4. Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth, Geschichtsverein Fürth, 2014, S. 256 ff.
  5. Deutsches Ärzteblatt 51, Jahrgang 1934, S. 1240 - 1242
  6. Deutsches Ärzteblatt 51, Jahrgang 1934, S. 1240 - 1242
  7. Deutsches Ärzteblatt 51 (1934), S. 1240 - 1242
  8. Herausforderungen, 100 Jahre Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Anthuber, Beckmann, Dietl, Dross, Frobenius (Hrsg.), Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, 2012, S. 106 ff.
  9. Der Stürmer, 5. Oktober 1936
  10. Herausforderungen, 100 Jahre Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Anthuber, Beckmann, Dietl, Dross, Frobenius (Hrsg.), Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, 2012, S. 106 ff.
  11. Thomas Maibaum: Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft Alt-Rehse. Promotionsarbeit an der Universität Hamburg, 2007, S. 288
  12. Fürther Anzeiger, 7. November 1936