Wasenmeisterei

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Die Wasen- oder Fallmeisterei oder das Fallhaus war die Abdeckerei, also Arbeits- und Wohnstätte des Wasen- oder Fallmeisters oder Abdeckers, also der Person, die für die Verwertung und Beseitigung von Tierkadavern zuständig war. Auch die Bezeichnung "Schinder" wurde verwendet.

Aus der Verwertung der toten Tierkörper ergaben sich Produkte wie Fette (zur Herstellung von Lampentalg), Leim, Knochen und Knochenmehl, Seife, Felle, Tierhäute zur Herstellung von Leder (das Gerben wurde von Abdeckern erledigt) und Viehfutter.[1]

Lage

Die Fallmeisterei war - wie üblich - außerhalb der Ortschaft angesiedelt. Sowohl auf dem Vetter'schen Grund-Riß des Fleckens Fürth von 1717 als auch auf dem Saueracker'schen Grundriß des Hofmarkt Fürth von 1789 ist die Fallmeisterei südlich der Ortschaft an der Landstraße, die nach Schwabach/Ansbach führte, eingezeichnet. Der Chronist Fronmüller schreibt, dass die Wasenmeisterei 1724 "an den Höfer Weg (späteres Lachnersanwesen) verlegt" wurde. (Das entspricht ungefähr dem heutigen Bahnhofplatz.) Hier blieb die Fallmeisterei bis 1795, wo sie wieder weiter stadtauswärts ziehen musste.[2]

Die Adressen lauteten:

  • bis ca. 1615/1617: Schindangerplatz (Das Grundstück wurde 1615 oder 1617 zur Vergrößerung des zu kleinen jüdischen Friedhofes gekauft.)[3]
  • 1724: Höfer Weg[4] (Ein Teil dieses Grundstückes wurde von der Stadt gekauft, um darauf das alte Krankenhaus zu bauen.)[5]
  • 1807: "An der Schwabacher Straße" Haus-Nr. 513 a; "Fallmeisterey"[6]
  • 1819: "An der Schwabacher Landstraße" Haus-Nr. 513 a[7]
  • 1836: Schwabacherstraße Haus-Nr. 275 (I. Bezirk)[8]
  • 1846: "Schwabacherstraße" Haus-Nr. I/275[9]
  • 1891: Vacher Weg (unweit Bremenstall), später unter der Adresse Vacher Straße 160 (ab 1919 bis Ende der 1970er Jahre unter dem Namen Mattecka; Standort bei heutiger Hausnummer 188)

Wasen- oder Fallmeister

Die Wasenmeister, die zugleich markgräfliche Scharfrichter waren, wurden im 18. Jahrhundert vom Markgrafen von Ansbach ernannt.

  • bis ca. 1615/1617: Niclas (Niclaß) Lohemann oder Hans Lehmann (alte Schreibweise: Hannßen Lohemann); dessen Witwe verkaufte 1615 oder 1617 das Grundstück an die jüdische Gemeinde[10][11]
  • 1707: Schmidt[12]
  • 1724: Nikolaus Behringer[13][14]
  • 1750 wurde Johann Gabriel Pickel Wasenmeister in Fürth, nachdem er die Frau des Vorgängers Frank geheiratet hatte. Pickel war der Sohn eines Scharfrichters und übte ebenfalls diese Tätigkeit aus. Auf dem Fallhaus mussten stets 40 Hunde für die Schweinehetze gehalten werden.[15]
  • bis 1797: Joh. Gg. Pickel[16]
  • 1797 bis 1804: Joh. Hiermann[17]
  • 1804 bis mind. 1836: Johann Georg Beck, "Waasenmeister"[7][18][8]
  • 1846: Sabina Beck, "Wasenmeisters-Wittwe"[9]
  • 1846 bis 1876: Johann Andreas Schwarz[19][20]
  • 1876 bis ca. 1900: Anton Schillinger[20]
  • ab ca. 1900 bis 1917: Johann Schillinger[20]
  • 1917 bis 1918: Julianna Schillinger, Wasenmeisterswitwe, Geschäftsführer Johann Sattler[20]
  • 1919 bis 1948: Alfred Traugott Mattecka[21]
  • 1948 bis 1971: Alfred Georg Mattecka[21]
  • 1971 bis ca. 1980: Alfred Wilhelm Mattecka[21]

Nach Archiv-Recherche ergibt sich über die Fallmeisterei/Wasenmeisterei: Im 19. Jahrhundert gehörten 93 Ortschaften zum Fürther Bezirk, für den der Fallmeister zuständig war. Es ging um die Entfernung und Verwertung des gefallenen Tiere, d. h. der verendeten Tiere. Seine Gebühren für die Beseitigung richteten sich nach deren Größe. Für tote Hunde und Katzen, die auf den Straßen und Gassen gefunden wurden, musste nichts bezahlt werden. Der Fallmeister erhielt Lohn von der Gemeinde. In preußischer Zeit wurde 1798 vorgeschrieben, für die Fallmeisterei 800 Schritte vom Ort einen neuen Verscharrungsplatz anzulegen.

Das geschah im Jahr 1799 auf einem Sandfeld, das die Gemeinde zur Verfügung stellte. Der Bau hatte die Nr. 33 der Schwabacher Landstraße (späteres Grundstück für die Brauerei Humbser – siehe alten Stadtplan). 1819 ist im Egerschen Adressbuch der Wasenmeister Beck unter Haus-Nr. 513a vermerkt; der nachfolgende Wasenmeister Schwarz unter Nr. 275 der Schwabacher Straße. Die Neunummerierung galt ab 1827. Nach vielen Beschwerden und Klagen verlegte die Stadt die Fallmeisterei weiter südlich zum Platz mit Plan-Nr. 1070. Nach der Witwe des verstorbenen Fallmeisters/Wasenmeisters Johann Georg Beck übernahm Andreas Schwarz den Betrieb 1841. Nach einem Protest der angrenzenden Gemeinde Höfen ordnete die Stadt an, den Verscharrungsplatz mit einer lebenden Hecke zu umgeben. Die im Kataster unter Schwabacher Landstraße 40, im Adressbuch unter Ludwigstraße 40 geführte Wasenmeisterei des Anton Schillinger erhielt 1890 die neue Adresse Ludwigstraße 100. Danach noch von der Witwe bewohnt. Das Gebäude wurde … abgerissen.

Im Oktober 1891 wurde die neue Wasenmeisterei am Vacher Weg in Betrieb genommen.[22] Die Tierkörperbeseitigung bzw. –verwertung hatte 1919 die Firma Mattecka übernommen. (Quellen: Chronik von Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart, Fürth 1887; Adressbücher im Stadtarchiv Fürth. Recherche: Peter Frank.)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel Abdecker aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  2. Wunschelchronik
  3. Fronmüllerchronik, 1871, S. 59
  4. Fronmüller-Chronik, 1871, S. 126
  5. "Bahnhofplatz" in: Wunschelchronik, Band 2
  6. Adressbuch von 1807
  7. 7,0 7,1 Adressbuch von 1819
  8. 8,0 8,1 Adressbuch von 1836
  9. 9,0 9,1 Adressbuch von 1846
  10. Andreas Würfel: "Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth ...", Frankfurt, 1754, S. 105 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  11. Fronmüllerchronik, 1871, S. 59
  12. Fronmüllerchronik, 1871, S. 114
  13. Fronmüller-Chronik, 1871, S. 126
  14. er blieb wohl nicht lange – im Kirchenbuch von Wöhrd (Bestattungen 1632–1742, S. 189) wurde am 19. Juni 1729 notiert: Georg Beringer, gewesener Fallmeister zu Fürth; er war Sohn von Dietrich Beringer, des Scharfrichters zu Sulzbach, und auch selbst Scharfrichter zu Ansbach (siehe Doppelhochzeit der Scharfrichter Beringer und Großholz am 23. Februar 1706 in Wöhrd – Kirchenbuch Trauungen 1557–1727, S. 158)
  15. Fronmüller-Chronik, 1871, S. 137
  16. Fronmüllerchronik, 1887, S. 199
  17. Fronmüllerchronik, 1887, S. 199
  18. Allgemeine Zeitung von und für Bayern (Fränkischer Kurier), 30.11.1834 - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  19. "Fürther Tagblatt", 16.06.1846
  20. 20,0 20,1 20,2 20,3 Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/1527: Die hiesige Wasenmeisterei
  21. 21,0 21,1 21,2 Homepage AFA Solutions, abgerufen am 03.09.2019, 22:15 Uhr
  22. Käppner-Chronik (Buch)

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