Königstraße 36; Königstraße 38

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Anwesen Königstraße 34 Gaststätte Zum Wilden Mann, Königstraße 36 und Königstraße 38 im Dez. 2019
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Sandstein-Volutengiebel mit Firstpalmette (Nr. 36), 18. Jahrhundert und Giebelwand mit Holz-Erker (Nr. 38), bez. 1904; an Neubau des Doppelhauses wiederverwendet. In der Königstraße 38 befand sich die Löwen-Apotheke, die 1728 bzw. 1729 von Johann Hofmann in Tradition der Apotheke von Löb/Löw eröffnet wurde und dann ca. 250 Jahre unter diesem Namen bestand. Im Keller befand sich bis zum Abriss eine nahezu vollständig erhalte Mikwe gefüllt mit Grundwasser, ein sog. Judenbad. Das für Fürth untypische Chörlein wurde erst 1904 angebracht.
Die Anwesen wurden im Juni 2014 aus der Denkmalliste gestrichen, da nur wenige Bauteile seit der Gänsbergsanierung historisch sind. Mit der Königstraße 36 bildet die Königstraße 38 seitdem ein "Doppelhaus", deren beide Eingänge aber in der ehemaligen Königstraße 38 positioniert wurden.

Geschichte der Königstraße 38[1]

alter Katasterplan des Gänsbergviertels. Standort Königstraße 36/38 ist rot markiert
  • Erstmaliger Besitzeintrag: Lienhart Schuch
  • 1620: Schuch Witwe Ein Pastguet, darauf eine Behausung … so vor Jaren Lienhart Schuch innen gehabt.
    (das Pastguet/Paß-Gut [2])
  • … Hannß Leizmann
  • … Georg Bilnhuber zu Altdorff
  • 1646: Peter Pötzinger, von der Bilnhuber Witwe gekauft
  • 1650: Leonhard Dürr/Dir, Bäcker und „Ambts Gerichtsschöpf kauft von Peter und Apollonia Bözinger, seiner ehel. Hausfrau, deren unlängst von Grundt neu auferbauhete Behausung … umb 450 fl.”[3]
  • 1690: Georg Ekert, Kunstmaler von seinem Bruder Conrad erworben – „ein Pastguth, worauf eine große zweygäthige Behausung stehet, sambt Höflein, so von diesem Leonhart Dir, ein Beckh innen gehabt, nachgehends aber von Conrad Ekert, Kunstmahler, eine Gathe‘‘ (= Stockwerk) ‚‘‘darauf gebauet worden, zwischen Wolff Brennern Bek und Adam Kizbergern, Würth zum wilden Mann ihren Häusern gelegen”.[4]
  • … Andreas Edlinger
  • … Johann Beßel
  • … Valentin Hoffmann
  • 1713: Löw Salomon, ein Sohn des reichen Parnoß Salomon Schneior, damit in jüdischem Besitz.[5] Er ließ vermutlich die Mikwe bald nach dem Hauserwerb einrichten.[6]
  • 1723: Seeligmann Benedict, „Schuzverwanther Judt – ein Pastguth, darauff eine Behaußung und Angebäulein sambt darunter befindlichen Gewölb zwischen Brenner und Fränkel”[7]
  • 1728: Johann Hofmann (Apotheker)
  • 1777: Nicolaus Christoph Fleischauer
  • 1789: Wittib Sophia Charlotte Catharina Fleischauer, wiederverehelicht mit Georg Christian Kühnlein um 5000 fl.
  • 1812: Johann Conrad Fleischauer, Apotheker‚ „kaufte unterm 23. Juli 1812 von seinem Stiefvater Kühnlein um 2000 fl.”
  • 1825: Friedrich Jakob Fleischauer, Apotheker
  • 1872: Friedrich Fleischauer, Apotheker
  • 1900: Friedrich Jakob August Fleischauer, Apotheker
  • 1941: Kurt und Else Schauwecker, Apotheker
  • 1974: Ende der Apotheke und vier Jahre Leerstand
  • 1975: Abriss bis auf die Fassade und Umgestaltung zum Wohnhaus

Frühere Adressen

  • ab 1792 Hausnummer 5
  • ab 1827 Hausnummer 19, I
  • ab 1860 Königstraße 19
  • ab 1890 Königstraße 38

Abriss und Wiederaufbau des Gebäudes

Im Rahmen der Altstadtsanierung war zunächst der vollständige Abriss aller historischen Gebäude am Gänsberg geplant, so auch der Abriss aller Gebäude in der Unteren Königstraße incl. der ehem. Löwen-Apotheke. Das Anwesen wurde an das Bauunternehmen und die Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" 1974 verkauft.[8]

Nach vielen Diskussionen im Stadtrat, aber auch in der Bevölkerung, gab es Mitte der 1970er Jahre ein erstes Umdenken in Bezug auf die Flächensanierung. Dies war auch durch die Stärkung des Denkmalschutzes nicht ganz freiwillig entstanden. Der ursprüngliche Plan des Architekten von Branca aus den 1960er Jahren, alle Gebäude durch neue Gebäude zu ersetzen, wurde durch die Stadt fallen gelassen. Von Seiten der Stadt war man nun bemüht, die Altstadt verträglicher im Sinne des Denkmalschutzes zu gestalten. Hierzu wurde die Untere Königstraße als Modellprojekt herangezogen. Der Erhalt der Häuser erschien aber auf Grund diverser Untersuchungen und Gutachten als wenig aussichtsreich. Stattdessen wurden in der Unteren Königstraße die Fassaden einiger Häuser strukturiert abgetragen und im Anschluss wieder neu aufgebaut, so auch die Fassade der ehem. Löwen-Apotheke.

Zunächst wurde der erst 1904 entstandene Holzerker entfernt und restauriert, danach erfolgte der Abriss des Gebäudes. Mit den Originalsteinen der ehemaligen Fassade wurde ab dem 1. Obergeschoss die rekonstruierte Fassade an den ab 1978 errichteten Neubau angefügt, sodass der Eindruck des ehemaligen Gebäudes wieder hergestellt wurde. Das alte Haus war ursprünglich ein Fachwerkgebäude, dessen faul gewordene Holzteile später verputzt worden sind. Von den Zierfassadenornamenten klassizistischer Art wurden nach den Angaben des Architekten Josef Reimann, der für den Bauträger "Neue Heimat" die Baumaßnahmen federführend durchführte, Gipsabdrücke angefertigt. Die Gipsabdrücke dienten als Muster für die neu angefertigten Ornamente. Auch das durch Putzfugen vorgetäuschte Sandsteinmauerwerk – die Erdgeschossfassade – ist genau wie das Original wiedererstanden. Im Erdgeschoss wurden die alten Fensterläden wieder angebracht, auch eine der beiden Holztüren wurde beim Abbruch gesichert und 1978 wieder angebracht.[9] Allerdings ist während der Einlagerung der Originalteile der Fassade das Löwen-Wappen gestohlen worden, so der Bauherr. Es musste durch eine Kopie ersetzt werden. Doch selbst diese Kopie ist inzwischen verschwunden und durch ein einfaches Blendbrett ersetzt worden.[9]

Auf Grund der Tatsache, dass lediglich Teile der ursprünglichen Fassade des ehemaligen Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde im Juni 2014 dem Gebäude Königstraße 36/38 durch das Landesamt für Denkmalschutz die Denkmaleigenschaft entzogen.

Geschichte der Löwen-Apotheke

Siehe Hauptartikel: Löwen-Apotheke.

Literatur

  • Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". In: Fürther Geschichtsblätter, 2/2011, S. 45 - 46

Lokalberichterstattung

  • fn: Schöne Vielfalt bei Neubauten. In: Fürther Nachrichten vom 21. Juli 1979
  • fn: Eine neue Schauseite. In: Fürther Nachrichen vom 10. August 1978
  • fn: Die Fassaden bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 14. Januar 1978
  • fn: Neues Face-lifting - Die Neue Heimat plant auf den Anwesen Königstraße 36/38 Wohnhäuser ein Face-lifting. In: Fürther Nachrichten vom 9. August 1977
  • fn: Königstraße: ein liebevoller Wiederaufbau. In: Fürther Nachrichten vom 18. Oktober 1976
  • fn: Altes Fassadenbild bleibt. In: Fürther Nachrichten vom 17. Juni 1976

Siehe auch

Weblinks

  • Homepage des Rechtsfolgers "Neue Heimat" - WSB Bayern online

Einzelnachweise

  1. alle Angaben nach Gottlieb Wunschel „Fürther Häuserchronik Alt Fürth zu Königstraße 38
  2. nach Gottlieb Wunschel "Fürther Häuserchronik Alt Fürth Bd. 1 Abschnitt A, IV. Nr 47:
    Paßgut taucht als Bezeichnung in Fürth erstmals in der Gemeindeordnung von 1497 auf;
    nach genauer Abwägung der Ausführungen von Generaldirektor der bayerischen Staatsarchive Dr. Riedner, Prof. Dr. Friedrich Maurer (beide 1935), Schröder/Künßberg und Haberkorn/Wallach definiert Wunschel Paßgut als Mittelding von Besitz zwischen einem ganzen und einem halben Bauernhof (also Dreiviertelhof). Der Besitzer heißt folgerichtig Paßmann.
    Die Vorsilbe Paß könnte eventuell auf den Vorspann beim Geleit hindeuten. Das Halten von Tieren ist genau geregelt:
    Kühe
    Schweine
    Schafe
    Gänse
    Bauer
    12
    12
    50
    5
    Paßmann
    6
    6
    25
    4
    Köbler
    4
    4
    12
    3
    Bestendner
    -
    2
    -
    -
    Die Zinsabgaben ändern sich wohl laufend, belaufen sich im Jahr 1757 laut Gemeindeprotokoll vom 18. Juli 1757 nach dem Akt der Abgaben:
    ganzer Hof
    Paßgut
    halber Hof
    Viertelhof
    8 fl.
    6 fl.
    4 fl.
    --
  3. Gottlieb Wunschel zitiert Gerichtsbuch 1023 Seite 110
  4. Gottlieb Wunschel zitiert Saalbuch 1700 Seite 129
  5. Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik, 1940, zu Königstraße 38. Er war auch Schwiegersohn des Gabriel Fränkel und Mitunterzeichner der Stiftungsurkunde für die Gabrielschul. Der Grabstein seines Vaters wird durch einen Lebensbaum mit Löwen geziert (vgl. dazu Gisela Naomi Blume: Der alte jüdische Friedhof in Fürth, 1607 - 2007; 2007, Seite 98). Eventuell ist der Löwe folglich auch als Familiensymbol beim Besitzerwerb der Königstraße 38 an das Haus gekommen.
  6. Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen, 1. Teil, in: Fürther Geschichtsblätter, 2/ 2011, S. 45 f. Im Rahmen der später dort stattfindenden Sanierungsarbeiten fanden die Architekten im Keller des Gebäudes eine Mikwe, die noch bis zuletzt mit Grundwasser befüllt war (siehe Fürther Nachrichten, ca. 1975
  7. Gottlieb Wunschel zitiert Saalbuch 1723 Seite 179
  8. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  9. 9,0 9,1 fn: Original-Erker hängt am Neubau. In: Fürther Nachrichten vom 8. Mai 1979

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