Kleeblatt

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Offizielles Stadtwappen der Stadt Fürth seit 1939

Das dreiblättrige Kleeblatt ist das zentrale Motiv des Wappens der Stadt Fürth.

Entstehung und Geschichte

Siegelstock von 1723

Über die Deutung des Stadtwappens, d.h. welchen Ursprung das dreiblättrige Kleeblatt in einem Siegel hat, sind einige lokalhistorische Abhandlungen geschrieben worden. Zum ersten Mal erscheint das Kleeblatt am 18. Januar 1562 im persönlichen Siegel des Bambergisch-Dompropsteilichen Amtmanns Johann Hornung auf, welches später auch als Gemeindesiegel verwendet wurde. Die erste Form waren drei Kleeblätter, deren lange Stiele aus einem Dreiberg hervorgingen. Auch Hornungs Nachfolger im Amt führten ein derartiges Siegel mit Kleeblättern weiter, sowie die im Hofmark Fürth ansässigen Notare und Gerichtsschöffen. Spätestens ab 1792 führte die preußische Verwaltung das Kleeblatt im Siegel, sowie das Stadtgericht ab 1804.

Weitere Kleeblätter während der Fürther Stadtgeschichte:

  • 1693 wird das Kleeblatt im Wappen der Gemeinde Fürth erstmals als Stempel eingesetzt.[1]
  • 1723 werden auf einem amtlichen Siegelstock drei gestielte Kleeblätter dargestellt.
  • 1737 trägt es die Umschrift: „Kaiserlich freyen Hofmarks Gemeindesiegel.“
  • Zur Zeit der preußischen Herrschaft (1796-1806) führte das königlich-preußische Stadtgericht das Kleeblatt im Amtssiegel.
  • Das Fürther Stadtwappen mit Eichenkranz und Mauerkrone wurde nach dem Jahr 1818, also nach der Erhebung Fürths zur Stadt 1. Klasse entworfen. Damals wurde es den Umrissen nachgebildet, welche auf den Dienstmedaillen der beiden Bürgermeister angebracht waren."[2]
  • Das heute gültige Stadtwappen wurde 1939 genehmigt.

Erstes offizielles Stadtwappen der Stadt Fürth

1. Stadtwappen 1835 nach der Stadterhebung 1818

Durch die Stadterhebung 1808 bzw. durch die Anerkennung der Eigenständigkeit als Stadt 1. Klasse mit eigenem Magistrat ab 1818, musste die Stadt erstmals ein eigenes Wappen schaffen. Hierzu wurde erst 1835 der Magistrat von der Regierung des Rezatkreises in Ansbach ermahnt, eine Zeichnung für das heraldische Wappen vorzulegen, da dies scheinbar bis dato noch nicht erfolgt war. Der 1. Bürgermeister Bäumen beauftragte hierzu den ortsansässigen Zeichenlehrer Gierer, der für den Entwurf sogar auf ein Honorar verzichtete. Im Juli 1835 legte der Stadtmagistrat eine kolorierte Zeichnung „in heraldischer Form“ vom Zeichenlehrer Gierer der Regierung vom Mittelfranken vor. In dieser Fassung wurde das Wappen auch 1901 noch verwendet.

Zweites offizielles Stadtwappen der Stadt Fürth

Info-Blatt des Schulreferats von 1954 mit dem aktuellen Stadtwappen

1904/05 wurde das Kleeblatt erstmals in seiner Form verändert. Dies geschah in der Amtszeit des Oberbürgermeisters Theodor Kutzer. Anlass der Änderung war eine Stiftung für das Armee-Museum in München, wozu das Wappen auf Glas gemalt wurde. Der Eichenblätter-Kranz um das nun vereinfachte Kleeblatt wurde dabei realistischer dargestellt.[3]

Den Anstoß zu einer erneuten künstlerisch besseren Fassung, die von heraldisch geschulten Künstlern sein sollten, gab schließlich am 29. September 1926 der Stadtbaurat Hermann Herrenberger, Leiter des Hochbauamtes, der auch sonst stadtgeschichtlich aktiv war. Mit Billigung des Oberbürgermeisters Dr. Wild wandte er sich an den Kunstmaler und Professor Otto Hupp in München-Schleißheim. Hupp wies darauf hin, dass er den Auftrag, auch für ein neues Dienstsiegel, nur im Benehmen mit dem Hauptstaatsarchiv München annehmen könne. Dieser Behörde müsste zunächst eine Skizze zur Begutachtung vorgelegt werden, so Hupp.

Nach dieser Rückmeldung verfolgte Stadtbaurat Herrenberger die Angelegenheit nicht weiter. Erst im Oktober 1936 nahm Herrenberger sich erneut dem Thema an und wendete sich an das Hauptstaatsarchiv München. Er trug vor, dass das Wappen künstlerisch sehr wenig befriedigend dargestellt sei, da dieses Biedermeier-Wappen ... den Eindruck einer schlechten Studentenheraldik mache. Im anschließenden Schriftverkehr mit Prof. Hupp und dem Leiter des Bayer. Hauptstaatsarchivs riet Letzterer davon ab, die Mauerkrone als Schildbekrönung weiter zu verwenden. Sie sei als "Schöpfung der französischen Heraldik in napoleonischer Zeit 1811 nach Deutschland" gekommen. Nur wenige bayerische Gemeinden haben sich, laut Staatsarchiv, in Siegeln und Wappen dieses fremden Beiwerks bedient. Weiterhin erging der Hinweis, dass 1928 sogar seitens des Staates die Führung von Mauerkronen in Gemeinden ausdrücklich untersagt wurde.

Im Dezember 1936 legte Otto Hupp eine farbige Zeichnung des neuen Stadtwappens vor. Sein Honorar hierfür betrug 60,-- RM. In der Folge bemängelte das Hauptstaatsarchiv München am 14. Juni 1937 den Entwurf in zwei Punkten: die Schriftart solle nicht in Antiqua, sondern in Fraktur ausgeführt und der Zusatz „in Bayern“ (nicht nur Fürth, auch nicht „i. B.“ zur Unterscheidung anderer Orte) müsse ergänzt werden.

Die beiden Änderungen bedingten eine neue Zeichnung und neue Ätzung des Druckstocks für das Siegel. Nachdem Professor Hupp die Punkte im Februar 1938 in einem neuen Entwurf umgesetzt hatte, wurde die Genehmigung des Reichsstatthalters in Bayern im März 1938 eingeholt. Gleichzeitig sollte das Stadtwappen auch auf die Stadtflagge zu einer offiziellen Festlegung kommen. Deren Streifen wurden in weiß/grün/weiß vorgeschlagen. Die Prüfung zog sich anschließend bis 1939 hin, wobei verschiedene Varianten der Stadtflagge erarbeitet wurden.

Mit Erlass des Reichsstatthalters in Bayern, Franz von Epp, wurde am 15. März 1939 das neue Stadtwappen genehmigt. Gleichzeitig genehmigte von Epp ebenfalls eine eigene Fahne mit den Farben weiß-grün. Allerdings war die Fahne in weiß/grün/weiß/grün/weiß, also fünf-fach gestreift. Daran hat sich die Stadt später nicht gehalten, sondern nur die vorher üblichen zwei Streifen verwendet. Allerdings hieß es im Genehmigungsschreiben vom 13. März 1939 auch nur: Gleichzeitig verleihe ich der Stadt Fürth das Recht, eine eigene Flagge in den Farben weiß-grün zu führen.[4]

Das neue Stadtwappen, entworfen von Prof. Otto Hupp, sei zur vollen Zufriedenheit der Stadt Fürth ausgefallen. Darüber freute sich auch der Schöpfer in seinem Schreiben vom 26. April 1939 gegenüber der Stadt Fürth.

Deutungen des dreiblättrigen Kleeblatts

Kleeblatt auf der Titelseite des Fürther Tagblatt im Jahr 1838
Kleeblatt auf der Titelseite der Fronmüllerchronik von 1871

Über die Bedeutung der drei Blätter des Kleeblatts gibt es zahlreiche Erklärungsversuche. Die Entstehung und Bedeutung bleibt aber im historischen Dunkel. So vermutete der 1. Fürther Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen, dass die Kleeblätter als ein Symbol der dreierlei Herren (Bamberg, Ansbach und Nürnberg als Territorialherren) steht. Ebenso denkbar wären die Koexistenzen dreier Religionen in Fürth, sowie der Wunsch nach Glück und Harmonie, die die Dreizahl der Blätter als Symbol darstellen ("Drei und doch eins"). Insbesondere der Historiker Adolf Schwammberger war ein Verfechter der letzten Theorie.

Hier die Erklärungsversuche zur Symbolik des Kleeblatts:

Das Stadtwappen verkündet in seiner Symbolik den Aufschwung; das Kleeblatt wuchs mit seinen drei Blättern: den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, der Reichsstadt Nürnberg und dem Domkapitel Bamberg.
Kritische Betrachtung: Dieses ist die volkstümlichste Erklärung. Historisch ist diese Erklärung jedoch nicht zu belegen und unwahrscheinlich. Fürth wuchs nicht wegen oder mit diesen Mächten, sondern trotz der verschiedenen Herren. Diese drei bildeten keine Einheit, wie das dreiblättrige Kleeblatt suggeriert, sondern sie kämpften oft genug gegeneinander um die Herrschaft in Fürth. Jeder Einzelne wollte allein Herrscher von Fürth werden. Der gesamte Ort war mit seinen Häusern und Grundstücken genau eingeteilt. Jeder Fürther Einwohner war also nur einem der drei Herren unterstellt. Dies geschah zum Leidwesen aller ihrer Untertanen in Fürth. Die Fürther lernten aber damit zu leben und trotzdem voranzukommen. Die Rechtslage war zu keiner Zeit klar, Fürth entwickelte sich aber trotzdem weiter.
  • Sinnbild für das friedliche Zusammenleben der drei Religionsrichtungen
Neben den Protestanten, denen sich Fürth im Zuge der Reformation zugewandt hatte, und einigen Katholiken als dritte Gruppe die Juden.
Kritische Betrachtung: Dies ist eine weitere volkstümliche Erklärung, trifft aber auch nicht die historische Entwicklung. Bis zur Reformation gab es - abgesehen von den jüdischen Gemeinden - im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nur den Katholizismus als Glaubensrichtung. Ab der Reformation wurden die Fürther aufgrund der Nürnberger Kirchenhoheit mehrheitlich evangelisch. Nur der Bamberger Amtmann und seine Familie blieben katholisch, aber keiner der Untertanen eines der drei Herren. Besonders abstrus erscheint die Situation, dass nach der Reformation der Bamberger Bischof das Recht hatte, einen evangelischen Pfarrer einzusetzen. Ab 1528 kamen zudem noch jüdische Einwohner hinzu. Das Wappen war zuerst nur Amtssiegel des Bamberger Amtmannes, und es ging erst allmählich als Siegel auf den ganzen Ort über.
Dr. Georg Tobias Christoph Fronmüller schrieb 1861 im Fürther Tagblatt hierzu:
"Das dreiblättrige Kleeblatt versinnlicht einerseits die frühere Dreiherrschaft, die gegenwärtig mit Glück geeinigt ist zu einem einheitlichen und geordneten Gemeindewesen unter der Ägide einer wohlmeinenden, intelligenten und freisinnigen Staatsregierung. Andererseits dürfte das Kleeblatt für Fürth als Symbol der drei verschiedenen Religions-Bekenntnisse (der Protestanten, Katholiken und Israeliten) gelten, denen die hiesige Einwohnerschaft angehört, welche in ihren Formen verschieden, ihren Einigungspunkt in der Verehrung des höchsten Wesens und in einer vielfach bewährten gegenseitigen Duldung haben."
  • Wappen der Familie Nöttelein
  • Bamberger Amtssiegel als Ursprung
Wahrscheinlich war es so: Da das dreiblättrige Kleeblatt das erste Mal 1562 im Amtssiegel des Amtmannes Johann Hornung der Bambergischen Dompropstei auftaucht und Bamberg eine geistliche Herrschaft war, könnte das "Dreiblättrige Kleeblatt" auch ein Symbol der Dreieinigkeit Gottes ("Drei im Einem": Gott Vater - Gott Sohn - Gott Heiliger Geist) sein. Dieses anfängliche Amtszeichen ist im weiteren Verlauf als Erkennungszeichen auf den gesamten Ort Fürth übergegangen.

Verwendung

Neben der Nutzung als offizielles Stadtwappen findet das Kleeblatt auch überall im Stadtbild als Schmuck- und Stilmittel auf und in Gebäuden, an Fenstern, als Logo im Sport und Gewerbe oder an anderen Stellen wie Laternen oder Zäunen Verwendung.

Stadtfahne

Die Stadtfahne ist weiß-grün, obwohl diese Anordnung den heraldischen Regeln widerspricht. Auf diesen Umstand verwies schon der Archivdirektor Schwammberger. Nach heraldischem Brauch und den staatlichen Vorschriften hat die Farbe der Wappenfigur (hier: Kleeblatt in Grün) derjenigen des Feldes (Silber bzw. Weiß) vorzugehen. Nachdem es aber andersherum stets der Brauch war, blieb es in Fürth bei der überlieferten Form. Das bedeutet, bei einer wehenden Fahne an einem Mast muss die weiße Farbe oben und die grüne unten sein. Wenn die Fahne senkrecht nach unten hängt, muss weiß links sein.

Im städtischen Schriftverkehr - mit Anträgen zur Überlassung eines Wappenabdrucks - findet sich ein Schreiben vom 31. Oktober 1952 des städtischen Referats VII, in dem ausgeführt wird:[5]

Das Fürther Stadtwappen wird z. Z. in der auf dem beiliegendem Abdruck ersichtlichen Form verwendet, die der Stadt Fürth vom Reichstatthalter in Bayern mit Entschließung vom 13. März 1939 genehmigt wurde. Die Fürther Farben sind weiß-grün; der Schild also weiß (Silber) und das Kleeblatt in natürlichem Grün gehalten. Der obere und untere Rand der Kartusche wird zur Erzielung einer plastischen Wirkung des Wappens gelb (Gold) getönt.

Sonstiges

Beispiel für die Verwendung des richtigen Stadtwappens: der 2007 getaufte ICE "Fürth"
Die "Schaufel": nichtoffizielle Stadtwappenvariante der Stadt Fürth und FürthWiki-Logo

Häufig wird eine nichtoffizielle Stadtwappenvariante für das aktuelle Stadtwappen der Stadt Fürth gehalten. So wurde das auch als "Schaufel" oder "Spaten" bezeichnete falsche Wappen im Artikel der Stadt Fürth in Wikipedia, aber auch vom Freistaat Bayern bzw. in einschlägigen Publikationen (z.B. Die Chronik Bayerns, Bertelsmann-Chronik-Verlag) verwendet. Erstmalig taucht diese Version des Wappens 1965 im Buch „Die Gemeindewappen des Freistaates Bayern, 1. Teil A-L, von Klemens Stadler, auf. Die Stadt Fürth selbst verwendet allerdings bei offiziellen Anlässen stets das "richtige" Stadtwappen. Durch Recherche und Intervention von FürthWiki-Aktiven konnte der Sachverhalt im Januar 2018 richtig gestellt werden.

Tourismus

Siehe auch

Literatur

  • Peter Frank: Fürther Stadtwappen, Skript vom 13. Februar 2018 auf der Grundlage der Akten im Stadtarchiv 021.279, FürthWiki e. V.
  • Stadler, Klemens: Die Gemeindewappen des Freistaates Bayern, Teil 1: A – L (= Deutsche Wappen, Bundesrepublik Deutschland, Band 4). Bremen: Angelsachsen-Verlag, 1965, 99 S.
  • Wappen. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 382 f.
  • Fahne. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 116
  • Das Fürther Kleeblatt - Über den grünen Klee geliebt, Barbara Ohm, Fürther Beiträge zur Geschichts- und Heimatkunde Nr. 9, Geschichtsverein Fürth e. V., Fürth, 2003
  • UF 98 - Beichte 3; FB: "Geschichte der Stadt Fürth"

Einzelnachweise

  1. Stadtmuseum Fürth
  2. Fronmüllerchronik, 1871, S. 43
  3. Stadtarchiv Fürth - Akte 021.279, Wappen, Flaggen und Dienstsiegel, Korrespondenz, Zeichnung der Hof-Glasmanufaktur-Anstalt München, Carl de Bouché, vom 12. Dezember 1904 und Quittung vom 29. März 1905 über 25 Mark.
  4. Stadtarchiv Fürth, Akte 021.279, Wappen, Flaggen und Dienstsiegel, Korrespondenz
  5. Stadtarchiv Fürth, Akte 021.279, Wappen, Flaggen und Dienstsiegel, Korrespondenz

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