Flexdorf

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Flexdorf ist ein Ortsteil im Fürther Norden. Der Name könnte sich herleiten aus einer Siedlung mit kleinem Feldstück (Fleck) oder von Dorf des Fleck.[1] Es liegt auf einer kleinen Anhöhe nördlich am linken Ufer der Zenn, sowie westlich vom Main-Donau-Kanal. In unmittelbarer Nähe zum Ort liegen die Ortsteile Atzenhof, Vach und Ritzmannshof sowie der Solarberg. Zum 1. Juli 1972 wurde Flexdorf im Rahmen der Gebietsreform ein Teil der Stadt Fürth.

Flexdorf im Jahr 2020

Entstehung und Geschichte[Bearbeiten]

Flexdorf ist als sogenanntes Haufendorf entstanden. Diese sind meist dadurch gekennzeichnet, dass sie eine geschlossene Bebauung mit unregelmäßigen Grundstücksgrundrissen und häufig unterschiedlich großen Höfen aufweisen, zumeist umgeben von einem Zaun. Haufendörfer unterscheiden sich von den meisten anderen Dorfformen auch dadurch, dass sie unplanmäßig angelegt wurden.[2] Das kleine Haufendorf Flexdorf entstand am Nordufer der Zenn. Zusammen mit Ritzmannshof gehörte Flexdorf immer zu Vach und war damit nie Teil des Königshofs oder der Hofmark Fürth. Auch war es nie zu St. Michael eingepfarrt.[3] Urkundlich erstmals erwähnt wurde es 1276 als "Flechsdorf", die Entstehung geht vermutlich in das 8. Jahrhundert zurück. Die Jahreszahl 1276 ist, zumindest laut der Chronistin Barbara Ohm, geschichtlich nicht ganz gesichert. Sie spricht bei der Urkunde, in der "Flechsdorf" erstmals um 1276 urkundlich erwähnt wurde, von "wahrscheinlich [einer] Fälschung", gesichert sei jedoch die urkundliche Erwähnung im Jahr 1326.[4] Dagegen schrieb aber schon Fronmüller, dass Herdegen von Gründlach „Flechsdorf” 1278 an Burggraf Friedrich verkauft hatte.[5] 1326 verkauften die Hohenlohe-Brauneck mit der Herrschaft Gründlach auch die Flexdorfer Mühle an die Nürnberger Burggrafen. Ab 1342 gelangte das Dorf in den Besitz von Nürnberger Bürgern und Stiftungen, darunter das Heilig-Geist-Spital und das Landalmosenamt. Ein Zeichen für die religöse Unruhen anfangs des 16. Jahrhunderts ist das Auftreten der Wiedertäufer ab 1526 (u.a. in Eltersdorf, Großgründlach und Alterlangen), die jedoch schon bald gewaltsam unterdrückt wurden; der Eltersdorfer Pfarrer Wolfgang Vogel als einer der Anführer wurde am 26. März 1526 in Nürnberg hingerichtet. Zu seinen Anhängern gehörte auch der Müller von Flexdorf, der nach seiner Flucht zwar 1528 freies Geleit erhielt, um als Zeuge auszusagen, dann aber die Heimat verlassen und seine Güter verkaufen musste.[6]

Ein überregional bekannter Baumeister hatte in Flexdorf 1750 seine Spuren hinterlassen. Als markgräflicher Landbauinspektor, der viele Kirchen im damaligen Fürstentum Ansbach baute, errichtete David Steingruber in Flexdorf eine Steinbrücke über die Zenn. Die heutige Zennbrücke ist allerdings aus der Nachkriegszeit, da die Vorgängerbrücke in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs von den deutschen Einheiten gesprengt wurde. Im Zweiten Koalitionskrieg kam es 1796 zur Einquartierung französischer Truppen in Vach. Gleichzeitig wurde eine Viehseuche eingeschleppt, der in Flexdorf und Ritzmannshof 150 Stück Vieh zum Opfer fielen.

Der Schweinfurter Pfarrer und Lehrer Johann Kaspar Bundschuh verfasste zur Zeit der Wende von 18. zum 19. Jahrhundert einige Bücher über die Region Franken. Zu dem Ort Flexdorf schrieb er in dem Band 2 des 1800 erschienenen Werks Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken: "Flechsdorf, nicht weit von Fach, der Rednitz aufwärts, kleines Dorf, hat 4 Unterthanen, welche alle Nürnbergisch sind. Von diesem Orte hatten vermuthlich die Flechsdörfer, ehemaliges Nürnbergerisches Rathsfähiges Geschlecht, den Namen."[7] Die Namensableitung kann sowohl auf den Nürnberger Geschlechtsnamen zurückgeführt werden, aber auch auf das althochdeutsche Wort „flëch“, was einem Landstrich, Platz oder Stelle entspricht.

Um 1824 gab es in Flexdorf sieben Haushalte mit 41 Einwohnern. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Stadtvogteiamt Langenzenn aus. Grundherren der Ortschaft waren die Reichsstadt Nürnberg: Landesalmosenamt (1 Hof, 1 Mühle), Heilig-Geist-Spital (2 Höfe) und Nürnberger Patrizier und Eigenherren: von Haller (1 Gut), von Kreß (1 Gut), von Oelhafen (1 Gut).

Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatten die Grundherren im Wechsel inne. 126 Jahre später hatte der Ort bereits zehn Häuser und 73 Einwohner.[8]

Zusammen mit Vach wurde Flexdorf zum 1. Juli 1972 nach Fürth eingemeindet.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten]

Jahr 1818 1824 1840 1861 1871 1885 1900 1925 1950 1961 1970 1987 2012
Einwohner 69 41 58 57 53 56 48 48 73 62 74 97 73
Häuser[9] 6 7 7 6 8 7 10 12 29

Religion[Bearbeiten]

Der Ort ist seit der Reformation überwiegend evangelisch-lutherisch, deren Einwohner stets nach St. Matthäus in Vach gingen. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession gehen nach Mannhof in die Herz-Jesu-Kirche.

Baudenkmäler[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Lokalberichterstattung[Bearbeiten]

  • Johannes Alles: Als die Kleeblattstadt sich Richtung Norden fraß. In: Fürther Nachrichten vom 10. Juli 2012 - online
  • fn: Alte Säule weist wieder den Weg. In: Fürther Nachrichten vom 10. Mai 2019 (Druckausgabe) bzw. Flexdorf: Alte Säule weist wieder den Weg. In: nordbayern.de vom 10. Mai 2019 - online
  • Alexandra Voigt: Rettung für das Milchhäuschen? In: Fürther Nachrichten vom 7. Juni 2022 (Druckausgabe)

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 126.
  2. Wikipedia: Historisch gewachsene Dorfformen
  3. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 126-127.
  4. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt. Band 2, 1. Auflage 1999, Seite 126 ff.
  5. Georg Tobias Christoph Fronmüller: Geschichte Altenberg's und der alten Veste bei Fürth, S. 6
  6. Schornbaum, Karl: Quellen zur Geschichte der Wiedertäufer, Bd. II: Markgraftum Brandenburg (Leipzig 1934), S. 11, 20, 23; Bauer, Günther: Anfänge täuferischer Gemeindebildungen in Franken (Nürnberg 1966), S. 138f, 152, 157
  7. Johann Kaspar Bundschuh: Flechsdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800 - Online-Digitalisat
  8. Historischer Atlas von Bayern, Franken Reihe I Heft 4: Nürnberg-Fürth, Gemeinden - Online-Digitalisat Kom. für bay. Landesgeschichte, online abgerufen am 23. April 2019 | 23:45 Uhr
  9. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840, 1852 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.

Bilder[Bearbeiten]