Henry Kissinger: Unterschied zwischen den Versionen

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Mittlerweile offengelegte Geheimdokumente belegen ebenfalls, dass Henry Kissinger zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten Gerald Ford die völkerrechtswidrige indonesische Invasion Osttimors autorisierte, die von Dezember [[1975]] bis Februar [[1976]] ca. 60.000 Opfer kostete. Kissinger bestritt auch hier, überhaupt von den Plänen für die Invasion gewusst zu haben, bis inzwischen freigegebene Dokumente das Gegenteil bewiesen.
Mittlerweile offengelegte Geheimdokumente belegen ebenfalls, dass Henry Kissinger zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten Gerald Ford die völkerrechtswidrige indonesische Invasion Osttimors autorisierte, die von Dezember [[1975]] bis Februar [[1976]] ca. 60.000 Opfer kostete. Kissinger bestritt auch hier, überhaupt von den Plänen für die Invasion gewusst zu haben, bis inzwischen freigegebene Dokumente das Gegenteil bewiesen.


Der US-amerikanische Intellektuelle und Schriftsteller Gore Vidal konstatierte, dass die Satire an jenem Tag starb, an dem Kissinger den Friedensnobelpreis erhielt. Zum positiven Verhältnis der Deutschen zu Kissinger gab Vidal den sarkastischen Kommentar ab: „Im Grunde eures Herzens liebt ihr Deutschen eben Kriegsverbrecher.“ <ref name="TagespiegelVidal">vgl. etwa: Norbert Thomma: »Nachruf auf Gore Vidal: Narziss und Schandmaul«, Tagespiegel, 02.08.2012</ref>
Kissinger erhielt den Friedensnobelpreis 1973 gemeinsam mit dem Vietnamesen Lê Đức Thọ für seine Bemühungen um den Frieden in Vietnam, konkret den Waffenstillstand und Abzug der amerikanischen Truppen. Lê Đức Thọ, lehnte die Annahme dieser Auszeichnung jedoch mit dem Verweis darauf ab, dass in Vietnam noch gar kein Frieden herrsche. Der SPIEGEL stellte fest: Der »Friedensnobelpreis für Kissinger war die bisher umstrittenste Entscheidung der Jury.«<ref name="SpiegelNobelpreis">»Carsten Volkery: Friedensnobelpreis - Kissinger bekam ihn, Gandhi nicht«, in: DER SPIEGEL, 13.10.2006</ref> Der US-amerikanische Intellektuelle und Schriftsteller Gore Vidal konstatierte, dass die Satire an jenem Tag starb, an dem Kissinger den Friedensnobelpreis erhielt.  
 
Zum positiven Verhältnis der Deutschen zu Kissinger gab Vidal später den sarkastischen Kommentar ab: „Im Grunde eures Herzens liebt ihr Deutschen eben Kriegsverbrecher.“ <ref name="TagespiegelVidal">vgl. etwa: Norbert Thomma: »Nachruf auf Gore Vidal: Narziss und Schandmaul«, Tagespiegel, 02.08.2012</ref>


Am [[11. September]] [[2001]], dem 28. Jahrestag des Pinochet-Putsches, reichten die Anwälte einer chilenischen Menschenrechtsorganisation Klagen gegen die Beteiligten des Putsches Kissinger, Augusto Pinochet, Hugo Banzer, Jorge Rafael Videla und Alfredo Stroessner ein.
Am [[11. September]] [[2001]], dem 28. Jahrestag des Pinochet-Putsches, reichten die Anwälte einer chilenischen Menschenrechtsorganisation Klagen gegen die Beteiligten des Putsches Kissinger, Augusto Pinochet, Hugo Banzer, Jorge Rafael Videla und Alfredo Stroessner ein.

Version vom 30. Juni 2023, 13:08 Uhr

Henry Alfred Kissinger (gebürtig Heinz Alfred Kissinger; geb. 27. Mai 1923 in Fürth, in der Mathildenstraße 23) ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler und Politiker deutscher Herkunft. Von 1969 bis 1973 war er Nationaler Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten, von 1973 bis 1977 US-Außenminister. 1973 erhielt er den Friedensnobelpreis für das Friedensabkommen in Vietnam.


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Kindheit und Jugend in Fürth

Unterschriften der Familie Kissinger, ca. 1950
Kissinger 1975 zu Besuch in Fürth

Henry Kissinger wurde als Heinz Alfred Kissinger in Fürth geboren. Sein Vater, Louis Kissinger, unterrichtete am Fürther Mädchenlyzeum Geschichte und Geografie. Seine Mutter, Paula Kissinger, war die Tochter eines wohlhabenden jüdischen Viehhändlers aus Leutershausen nahe Ansbach. Henry Kissinger verbrachte mit seinem um ein Jahr jüngeren Bruder Walter eine glückliche Kindheit in Fürth bis 1933.

In "Kissinger 1923 - 1968: The Idealist" heißt es über die Erinnerungen an die Schule: ... the Jewish Realschule (also die Israelitische Realschule) , where both his sons (Walter und Henry) began studying in the summer of 1933. It is not entirely clear from the existing records why they went there so early - before the Jewish quotas had been imposed on the public schools. According to Kissinger, his parents intended that he should go to the Gymnasium after four years at the Realschule (which would not have been unusual for a boy from an Orthodox family). ... The Realschule, which was just around the corner (in der Blumenstraße 31) from the Kissingers´ home, was by no means a bad institution. [1] Während der Vater trotz zunehmender Repressalien gegen deutsche Juden ausharren wollte, setzte sich seine willensstarke und realistischer denkende Frau durch 1938 aus dem nationalsozialistischen Deutschen Reich in die USA zu emigrieren. Dreizehn Verwandte der Familien Kissingers wurden später von den Nationalsozialisten ermordet (siehe Holocaust).

Kissinger jr. ging mit seinem Bruder Walter in New York City im damals deutsch-jüdisch geprägten Stadtteil Washington Heights von Manhattan auf die George Washington High School. Während sie keine Probleme mit der Bewältigung der neuen Lebensumstände hatten, war der Vater ein gebrochener Mann, der sich von der Umwelt abschottete. Am 19. Juni 1943 erhielt Kissinger jr. die Staatsbürgerschaft der USA, nachdem er im selben Jahr zum Militärdienst bei den Landstreitkräften eingezogen worden war. Der Zweite Weltkrieg brachte ihn nach Deutschland.

Seine große Leidenschaft gilt dem Fußballspiel, einer Passion, der er seit jeher die Treue hält, indem er sich bis heute die Ergebnisse der SpVgg Fürth übermitteln lässt. Dies tut Kissinger, wie er in einem Phoenix-Interview offenbarte, heute über das Internet; früher teilte ihm die deutsche Botschaft in den USA die Spielergebnisse von Fürth und die der 1. und 2. Bundesliga mit.

Wissenschaftliche Karriere

Henry Kissinger studierte am Harvard College Politikwissenschaft, erreichte dort 1950 den Bachelor- und 1952 den Master-Grad. 1954 promovierte er und blieb bis 1971 Dozent und Mitarbeiter in Harvard. Von 1957 bis 1960 war er Direktor des Harvard Center for International Affairs und von 1958 bis 1969 Direktor des Harvard Defense Studies Program. Kissinger profitierte bei seinem Aufstieg stark von seinem Talent vorausschauend Netzwerke für die eigene Karriere zu spinnen. Mit den forschen Forderungen nach einer aktiven bis aggressiven Außen- und Kriegspolitik, die den bewaffneten Konflikt nicht scheut und der Doktrin »begrenzter Kriege«, die selbst vor dem Gebrauch von Atomwaffen nicht zurück schreckt, verschärfte er mit seinem Mentor William Yandell Elliott den Tonfall des Kalten Krieges. Kissinger traf schon als Student einen Nerv bei jenem Teil der US-Amerikaner, der von den erfolgreichen kosmonautischen Missionen der UdSSR verängstig war, und stieß bei militärischen Hardlinern mit seinen radikalen Positionen auf viel Sympathie [2].

Kritik

Unter anderem als "Sicherheitsberater" und Außenpolitiker diente Henry Kissinger Politikern wie Nelson A. Rockefeller, John F. Kennedy, Lyndon B. Johnson, Richard Nixon und Ronald Reagan. Besondere Verdienste erwarb Henry Kissinger sich dabei durch Maßnahmen wie die Operation Menu, Operation Condor und die Bombardierung von Hanoi und Haiphong in Vietnam mit 100.000 Bomben, was er jeweils bis zum Beweis des Gegenteils durch amtliche Dokumente abgestritten hat.

Mittlerweile offengelegte Geheimdokumente belegen ebenfalls, dass Henry Kissinger zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten Gerald Ford die völkerrechtswidrige indonesische Invasion Osttimors autorisierte, die von Dezember 1975 bis Februar 1976 ca. 60.000 Opfer kostete. Kissinger bestritt auch hier, überhaupt von den Plänen für die Invasion gewusst zu haben, bis inzwischen freigegebene Dokumente das Gegenteil bewiesen.

Kissinger erhielt den Friedensnobelpreis 1973 gemeinsam mit dem Vietnamesen Lê Đức Thọ für seine Bemühungen um den Frieden in Vietnam, konkret den Waffenstillstand und Abzug der amerikanischen Truppen. Lê Đức Thọ, lehnte die Annahme dieser Auszeichnung jedoch mit dem Verweis darauf ab, dass in Vietnam noch gar kein Frieden herrsche. Der SPIEGEL stellte fest: Der »Friedensnobelpreis für Kissinger war die bisher umstrittenste Entscheidung der Jury.«[3] Der US-amerikanische Intellektuelle und Schriftsteller Gore Vidal konstatierte, dass die Satire an jenem Tag starb, an dem Kissinger den Friedensnobelpreis erhielt.

Zum positiven Verhältnis der Deutschen zu Kissinger gab Vidal später den sarkastischen Kommentar ab: „Im Grunde eures Herzens liebt ihr Deutschen eben Kriegsverbrecher.“ [4]

Am 11. September 2001, dem 28. Jahrestag des Pinochet-Putsches, reichten die Anwälte einer chilenischen Menschenrechtsorganisation Klagen gegen die Beteiligten des Putsches Kissinger, Augusto Pinochet, Hugo Banzer, Jorge Rafael Videla und Alfredo Stroessner ein.

Im September 2001 reichte die Familie des 1970 ermordeten chilenischen Generals René Schneider beim Bundesgerichtshof in Washington, D. C., eine Zivilklage gegen Kissinger und Richard Helms ein. Kissinger wird vorgeworfen, den Befehl zur Beseitigung von Schneider gegeben zu haben, da sich der General weigerte, den später von der US-Regierung lancierten Militärputsch zu unterstützen.[5][6] Das Attentat auf Schneider war Teil der Operation Fubelt, deren Ziel die Beseitigung der demokratischen chilenischen Regierung unter Salvador Allende durch einen Militärputsch war.

Das East Timor Action Network (ETAN), International Campaign against Impunity und Instituto Cono Sur betrieben das Projekt Kissinger Watch, über welches Informationen zum Stand der Strafverfolgung im Fall Henry Kissinger verbreitet wurden.[7]

Auszeichnungen und Ehrungen

Henry-Kissinger-Platz
  • 1959 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
  • 1973 Friedensnobelpreis - gemeinsam mit Lê Đức Thọ
  • 1973 Goldene Bürgermedaille der Stadt Fürth
  • 1976 Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
  • 1977 Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA
  • 1977 Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland[51]
  • 1987 Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen
  • 1988 Ehrendoktorwürde der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • 1995 Knight Commander des Order of the British Empire
  • 1996 Franz-Josef-Strauß-Preis
  • 1997 Großkreuz des Verdienstordens der Republik Polen
  • 1998 Ehrenbürger der Stadt Fürth
  • 1998 Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden I. Klasse
  • 1998 Ehrenbürger von Fürth
  • 1998 Ehrenmitglied SpVgg Greuther Fürth
  • 2005 Bayerischer Verdienstorden
  • 2007 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, sowie
  • 2009 Ewald-von-Kleist-Preis der Münchner Sicherheitskonferenz
  • 2012 President’s Medal of Distinction, höchste Auszeichnung Israels
  • 2013 Benennung des Platzes vor der Berufsfeuerwehr zum Dr.-Henry-Kissinger-Platz, anlässlich seine 90. Geburtstages[8]
  • Ehrenmitglied der Fördergemeinschaft Friends of Dresden[9]
  • 2023 Anbringen einer Gedenktafel am Geburtshaus in der Mathildenstraße 23
  • 2023 Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst

Bei der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille durch die Stadt Fürth am 15. Dezember 1973 im Stadttheater trat der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher auf und hielt die Laudatio. Die Ehrung persönlich nahm er allerdings erst bei einem Besuch 1975 in Fürth selbst an. Der damalige US-Botschafter in Bonn, Martin J. Hillenbrand, sagte dabei gegenüber OB Kurt Scherzer etwas scherzhaft: "Zetteln Sie einen Bürgerkrieg zwischen Fürth und Nürnberg an. Dann kommt Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger gleich in seine Geburtsstadt, um Frieden zu stiften."[10] Mit Henry Kissinger war sein Frau, aber auch sein Bruder Walter sowie die Eltern Paula und Louis Kissinger mit nach Fürth gekommen.

Oberbürgermeister Wilhelm Wenning übergab am 20. Mai 1998 persönlich die Urkunde zum Ehrenbürger der Stadt Fürth.

Ehrentafel Henry A. Kissinger in der Fußgängerzone

Henry Kissinger ist des Weiteren seit 2007 im "Ehrenweg Fürth" geehrt und Ehrenmitglied der SpVgg Fürth, zu welcher er nach eigenen Angaben eine sehr starke Bindung hat. Regelmäßige Besuche der Geschäftsstelle im Sportpark Ronhof im Rahmen seiner Fürthbesuche belegen dies.

Literatur

  • Kissinger, Henry Alfred. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 220
  • Veröffentlichungen Henry Kissingers. In: Fürther Heimatblätter, 1973/3, S. 69 - 70
  • Jean Mandel: Henry Kissinger. In: Fürther Heimatblätter, 1974/3, S. 61 - 64
  • Die Kissinger-Saga - Walter und Henry Kissinger. Zwei Brüder aus Fürth, Kurz Evi, MEDIA ARTE, 2007, ISBN-13: 9783940405708
  • Willi Winkler: Deutschlands Bester. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 217 vom 20/21. September 2014, S. 3
  • Bernd Greiner: Wächter des Imperiums. Verlag C. H. Beck, 2020

Lokalberichterstattung

  • Alexander Jungkunz: Der Scheinriese aus Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 17. Oktober 2020 (Druckausgabe)
  • Alexander Jungkunz: Eine umstrittene Jahrhundertfigur wird 100. In: Fürther Nachrichten vom 26. Mai 2023 (Druckausgabe)
  • Julia Ruhnau: Ein schlichtes Schild zum Geburtstag. In: Fürther Nachrichten vom 27. Mai 2023 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Niall Ferguson: "Kissinger 1923 - 1968: The Idealist", 2015, Seite 67 f
  2. Bernd Greiner: Henry Kissinger. Wächter des Imperiums. Eine Biografie. C.H. Beck, München 2020
  3. »Carsten Volkery: Friedensnobelpreis - Kissinger bekam ihn, Gandhi nicht«, in: DER SPIEGEL, 13.10.2006
  4. vgl. etwa: Norbert Thomma: »Nachruf auf Gore Vidal: Narziss und Schandmaul«, Tagespiegel, 02.08.2012
  5. Mord in Chile: Kissinger verklagt. die tageszeitung, 11. September 2001
  6. Why the law wants a word with Kissinger - Sidney Magazine 2002, smh.com.au, Datum 30. April 2002, Abgerufen am 28. März 2021.
  7. ETAN: About Kissinger. Online
  8. Stadt Fürth, Stadtratsbeschluss vom 15. Mai 2013, im Internet
  9. Friends of Dresden – Honory Directors (Memento vom 28. Januar 2013 im Internet Archive)
  10. Fürthissimo, Nr. 1, S. 33 ff.

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