Franz Joseph von Bäumen: Unterschied zwischen den Versionen
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Den Überlieferungen nach haben die ersten sechs Kinder nie geheiratet. Lediglich Josephine Bäumen hat geheiratet, ob Kinder aus der Ehe hervorgingen ist aktuell nicht bekannt, da das Archiv in Kassel während des [[2. Weltkrieg]]es vollständig abgebrannt ist. | Den Überlieferungen nach haben die ersten sechs Kinder nie geheiratet. Lediglich Josephine Bäumen hat geheiratet, ob Kinder aus der Ehe hervorgingen ist aktuell nicht bekannt, da das Archiv in Kassel während des [[2. Weltkrieg]]es vollständig abgebrannt ist. | ||
Ein Genealoge, der 1966/67 eine Ahnenforschung der Familie Bäumen betrieb, fand heraus, dass Josefine Bäumen, geb. 21.10.1813, den Herrn Rechtsrat Möller heiratete und in Kassel lebte. Sie verstarb dort am 5. Juni 1855; bestattet am 9. Juni 1855 in Fürth. Ihr Kind Jakobine (später verh. Tils) war der einzige Nachkomme von den sechs Kindern des Bürgermeisters Bäumen. Die Ehefrau Wilhelmine stammte aus dem Nürnberger Patriziat. Eheschließung vermutlich vor 1809 in Nürnberg. Ihr Vater war Jakob Christian Wilhelm von Scheurl (1763-1853) von Defersdorf, pensionierter Stadt- und Ehegerichtsassessor zu Nürnberg. Sie verstarb am 18. August 1856 in Fürth. | |||
Bäumen hatte in Mannheim das Gymnasium absolviert und dann an der Universität Heidelberg studiert. [[1804]] praktizierte er beim Hofoberrichteramt und beim Militärobergericht in München. Nach seinem Staatsexamen war er 1805 zunächst Auditoriatsverweser, was dem allgemein Regimentsrichter oder Beisitzer beim Militärgericht entsprach. Beim Militär er verwaltet zunächst eine frei gewordene Stelle ohne definitive Anstellung. Anschließend kam er am [[24. August]] [[1805]] als Auditoriats-Praktikant in den bayerischen Militärdienst. Ab [[30. August]] [[1805]] arbeitete er beim Churpfalz-bayerischen Auditoriat in München. Mit dem Infanterie-Regiment Churprinz machte er den ersten Feldzug gegen Österreich mit. Am [[11. Mai]] [[1806]] ernannte man ihn zum Auditor im 4. leichten Infanterie-Bataillon Stengel. Er rückte in diesem Jahr mit seinem Bataillon gegen die Preußen ins Feld. Am [[1. Juli]] [[1807]] wurde er zum 9. Infanterie-Regiment versetzt und zum Regiments-Auditor befördert. Vom [[3. April]] [[1809]] bis Juli [[1810]] wirkte er als Stabsauditor beim Generalkommando mit, welches damals seinen Sitz in Nürnberg hatte. Darüber heißt es in den Akten: „''In diesen beiden Jahren hat er – seinen Angaben zufolge – die Feldzüge in Österreich in Tirol mitgemacht''“. | Bäumen hatte in Mannheim das Gymnasium absolviert und dann an der Universität Heidelberg studiert. [[1804]] praktizierte er beim Hofoberrichteramt und beim Militärobergericht in München. Nach seinem Staatsexamen war er 1805 zunächst Auditoriatsverweser, was dem allgemein Regimentsrichter oder Beisitzer beim Militärgericht entsprach. Beim Militär er verwaltet zunächst eine frei gewordene Stelle ohne definitive Anstellung. Anschließend kam er am [[24. August]] [[1805]] als Auditoriats-Praktikant in den bayerischen Militärdienst. Ab [[30. August]] [[1805]] arbeitete er beim Churpfalz-bayerischen Auditoriat in München. Mit dem Infanterie-Regiment Churprinz machte er den ersten Feldzug gegen Österreich mit. Am [[11. Mai]] [[1806]] ernannte man ihn zum Auditor im 4. leichten Infanterie-Bataillon Stengel. Er rückte in diesem Jahr mit seinem Bataillon gegen die Preußen ins Feld. Am [[1. Juli]] [[1807]] wurde er zum 9. Infanterie-Regiment versetzt und zum Regiments-Auditor befördert. Vom [[3. April]] [[1809]] bis Juli [[1810]] wirkte er als Stabsauditor beim Generalkommando mit, welches damals seinen Sitz in Nürnberg hatte. Darüber heißt es in den Akten: „''In diesen beiden Jahren hat er – seinen Angaben zufolge – die Feldzüge in Österreich in Tirol mitgemacht''“. | ||
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Wie vorsichtig Bäumen bei der Übernahme vom Staatsdienst in den kommunalen Dienst taktierte und er Bedingungen stellte, geht aus dem Genehmigungsschreiben des Innenministeriums in München vom [[21. Dezember]] [[1818]] hervor, mit dem die Zusammensetzung des neu gewählten Magistrats bestätigt wurde. Nach anfänglichen finanziellen Bedenken gegen einen zu großen Magistrat - das Gemeindevermögen wurde als „unbedeutend“ bezeichnet, weshalb die staatlichen Aufsichtsbehörden eine kleinere Verwaltung wünschten – genehmigte der Staat auch die Stelle des 2. Bürgermeisters für [[Adolph Schönwald]] und die Stelle des 2. Rechtsrats für Dr. [[Johann Gottfried Hessel]]. An Bäumen gerichtet, führte man aus: „''Dem ersten Bürgermeister Franz Bäumen kann zu seiner vollen Beruhigung eröffnet werden, dass sein Übertritt zum Magistrat einer späteren Bewerbung um eine Stelle im öffentlichen Staatsdienst ebenso wenig als den allenfallsigen Pensionsansprüchen seiner Gattin und Kinder nachteilig sei.''“ | Wie vorsichtig Bäumen bei der Übernahme vom Staatsdienst in den kommunalen Dienst taktierte und er Bedingungen stellte, geht aus dem Genehmigungsschreiben des Innenministeriums in München vom [[21. Dezember]] [[1818]] hervor, mit dem die Zusammensetzung des neu gewählten Magistrats bestätigt wurde. Nach anfänglichen finanziellen Bedenken gegen einen zu großen Magistrat - das Gemeindevermögen wurde als „unbedeutend“ bezeichnet, weshalb die staatlichen Aufsichtsbehörden eine kleinere Verwaltung wünschten – genehmigte der Staat auch die Stelle des 2. Bürgermeisters für [[Adolph Schönwald]] und die Stelle des 2. Rechtsrats für Dr. [[Johann Gottfried Hessel]]. An Bäumen gerichtet, führte man aus: „''Dem ersten Bürgermeister Franz Bäumen kann zu seiner vollen Beruhigung eröffnet werden, dass sein Übertritt zum Magistrat einer späteren Bewerbung um eine Stelle im öffentlichen Staatsdienst ebenso wenig als den allenfallsigen Pensionsansprüchen seiner Gattin und Kinder nachteilig sei.''“ | ||
Nur einmal kam ihm offenbar sein „strenges Rechtsgefühl“ abhanden. Im März 1835 richtete er ein Dispensationsgesuch (einen Befreiungsantrag) an die Aufsichtsbehörde, damit der 2. rechtskundige Magistratsrat Anton Möller die Heiratserlaubnis zur Eheschließung mit seiner Tochter Dorothea Jakobina Wilhelmina erhält. Die 21-jährige hatte sich mit dem seit Mitte [[1831]] in Diensten der Stadt Fürth stehenden Rechtsrat verlobt. Der Heirat standen jedoch die Vorschriften des Gemeindeedikts (Gemeindeordnung) entgegen, da der künftige Ehegatte der Tochter im ersten Grad mit dem 1. Bürgermeister verschwägert werden würde. Die staatlichen Behörden sahen sich deshalb außerstande, eine Ausnahme von der „unbedingten, keine Dispensation zulassenden“ Vorschrift zuzulassen, solange sich Möller oder der Bürgermeister Bäumen in ihren gegenwärtigen Dienstverhältnissen befinden. Rechtsrat Möller trat Mitte 1835 aus den städtischen Diensten aus. Der Stadtmagistrat veröffentlichte im Juli 1835 eine Stellenausschreibung und suchte einen neuen Rechtspraktikanten zur Wiederbesetzung der Stelle des 2. Rechtsrates. | Nur einmal kam ihm offenbar sein „strenges Rechtsgefühl“ abhanden. Im März 1835 richtete er ein Dispensationsgesuch (einen Befreiungsantrag) an die Aufsichtsbehörde, damit der 2. rechtskundige Magistratsrat Anton Möller die Heiratserlaubnis zur Eheschließung mit seiner Tochter Dorothea Jakobina Wilhelmina erhält. Die 21-jährige hatte sich mit dem seit Mitte [[1831]] in Diensten der Stadt Fürth stehenden Rechtsrat verlobt. Der Heirat standen jedoch die Vorschriften des Gemeindeedikts (Gemeindeordnung) entgegen, da der künftige Ehegatte der Tochter im ersten Grad mit dem 1. Bürgermeister verschwägert werden würde. Die staatlichen Behörden sahen sich deshalb außerstande, eine Ausnahme von der „unbedingten, keine Dispensation zulassenden“ Vorschrift zuzulassen, solange sich Möller oder der Bürgermeister Bäumen in ihren gegenwärtigen Dienstverhältnissen befinden. Rechtsrat Möller trat Mitte 1835 aus den städtischen Diensten aus. Der Stadtmagistrat veröffentlichte im Juli 1835 eine Stellenausschreibung und suchte einen neuen Rechtspraktikanten zur Wiederbesetzung der Stelle des 2. Rechtsrates. | ||
Ein Zeichen von Bürgernähe war es wohl nicht, als Bürgermeister Bäumen 1843 im Vollzug einer Verordnung zur Festlegung der Sperrstunde auf 23 Uhr diese auch für Silvester gelten ließ, mit der Folge der Schließung der Wirtshäuser schon um diese Zeit. Dies brachte die Fürther in Rage. Eine Personenmenge veranstaltete eine „Katzenmusik“ vor dem Hause des Bürgermeisters in der oberen [[Königstraße]]. Dieser hat jedoch vorsorglich Schutz in der Polizeiwache gesucht, die sich im Michaelisschulhaus befand. Die Menge zog daraufhin zum Kirchenplatz und warf die Fenster des Polizeilokals ein. Die Landwehr brauchte einige Stunden, um die Ruhe wieder herzustellen. Bei der Regierung in Ansbach lief der Vorgang unter „Tumult zu Fürth am Sylvesterabend 1843/44“. Ansbach konstatierte nach Prüfung der Vorgänge, die Reputation des Bürgermeisters Bäumen bei der Bevölkerung habe unter diesem Vorfall gelitten. | Ein Zeichen von Bürgernähe war es wohl nicht, als Bürgermeister Bäumen 1843 im Vollzug einer Verordnung zur Festlegung der Sperrstunde auf 23 Uhr diese auch für Silvester gelten ließ, mit der Folge der Schließung der Wirtshäuser schon um diese Zeit. Dies brachte die Fürther in Rage. Eine Personenmenge veranstaltete eine „Katzenmusik“ vor dem Hause des Bürgermeisters in der oberen [[Königstraße]]. Dieser hat jedoch vorsorglich Schutz in der Polizeiwache gesucht, die sich im Michaelisschulhaus befand. Die Menge zog daraufhin zum Kirchenplatz und warf die Fenster des Polizeilokals ein. Die Landwehr brauchte einige Stunden, um die Ruhe wieder herzustellen. Bei der Regierung in Ansbach lief der Vorgang unter „Tumult zu Fürth am Sylvesterabend 1843/44“. Ansbach konstatierte nach Prüfung der Vorgänge, die Reputation des Bürgermeisters Bäumen bei der Bevölkerung habe unter diesem Vorfall gelitten. |
Version vom 2. August 2024, 22:38 Uhr
- Vorname
- Franz Joseph von
- Nachname
- Bäumen
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 8. Februar 1784
- Geburtsort
- Oppenheim
- Todesdatum
- 21. Februar 1861
- Todesort
- Fürth
- Beruf
- 1. Bürgermeister
Funktion | FunktionVon | FunktionBis |
---|---|---|
Oberbürgermeister | 17 November 1818 | 20 April 1857 |
Auszeichnung | VerleihungAm | AuszeichnungBemerkung |
---|---|---|
Michaels-Orden | 1843 | Verliehen von Bay. König Ludwig I. - Adelstitel "von" |
Ritterkreuz des Verdienstordens vom Hl. Michael | 1841 | |
Straßenbenennung | 1859 | Straßenbenennung noch zu Lebzeiten |
Franz Joseph von Bäumen (ältere Schreibweise Baeumen), (geb. 8. Februar 1784 in Oppenheim; gest. 21. Februar 1861 in Fürth) war der erste Fürther Bürgermeister nach der Erhebung Fürths zur Stadt Erster Klasse 1818 und ein glühender Verfechter der ersten deutschen Eisenbahn.[1]
Leben
Bäumen wurde am 8. Februar 1784 in Oppenheim am Rhein geboren und war seit 1812 in Fürth als Kreis- und Stadtgerichtsrat tätig.[1] Er war Sohn des kurpfälzischen Hofkammerrates Heinrich Aloys Bäumen und seiner Ehefrau Maria Isabella Eleonore Elisabeta von Sperl (gest. 18. August 1856). Die Eheleute Bäumen hatten fünf Söhne und zwei Töchter.
- Der erste Sohn hieß Jean, über sein Leben ist aktuell nichts bekannt.
- Die erstgeborene Tochter Isabella Wilhelmine Dorothea (geb. 15. Dezember 1810 in Bamberg; gest. 13. April 1811 in Bamberg) starb bereits mit 4 Monaten.
- Josefine (geb. 1813, gest. 5. Juni 1855 in Kassel) starb vermutlich an den Folgen von Typhus.
- Der Sohn Georg (geb. 15. Juli 1821, gest. 30. Juni 1866 in Nürnberg) war ledig und wohnte in Nürnberg. Im Sterberegister von 1866 ist eingetragen, dass er Selbstmord durch Erschießen beging. Dortiger Vermerk: „war geistes- und gemütskrank“.
- Der Sohn Johann Georg (geb. 24. März 1823, gest. 20. November 1861 in Nürnberg) wohnte ebenfalls in Nürnberg; erkrankte an Lungen-Tuberkulose und starb in Nürnberg.
- Der Sohn Wilhelm (geb. 16. August 1830, gest.)
- Der jüngste Sohn Wilhelm Christian Heinrich (geb. 1831; gest. 7. Juni 1855), ledig, war Kadett-Corporal im II. bayerischen Artillerie-Regiment. Er starb mit 24 Jahren an Nervenfieber, nachdem er von München noch kurz vor seinem Tod nach Fürth gebracht wurde.[2]
Den Überlieferungen nach haben die ersten sechs Kinder nie geheiratet. Lediglich Josephine Bäumen hat geheiratet, ob Kinder aus der Ehe hervorgingen ist aktuell nicht bekannt, da das Archiv in Kassel während des 2. Weltkrieges vollständig abgebrannt ist.
Ein Genealoge, der 1966/67 eine Ahnenforschung der Familie Bäumen betrieb, fand heraus, dass Josefine Bäumen, geb. 21.10.1813, den Herrn Rechtsrat Möller heiratete und in Kassel lebte. Sie verstarb dort am 5. Juni 1855; bestattet am 9. Juni 1855 in Fürth. Ihr Kind Jakobine (später verh. Tils) war der einzige Nachkomme von den sechs Kindern des Bürgermeisters Bäumen. Die Ehefrau Wilhelmine stammte aus dem Nürnberger Patriziat. Eheschließung vermutlich vor 1809 in Nürnberg. Ihr Vater war Jakob Christian Wilhelm von Scheurl (1763-1853) von Defersdorf, pensionierter Stadt- und Ehegerichtsassessor zu Nürnberg. Sie verstarb am 18. August 1856 in Fürth.
Bäumen hatte in Mannheim das Gymnasium absolviert und dann an der Universität Heidelberg studiert. 1804 praktizierte er beim Hofoberrichteramt und beim Militärobergericht in München. Nach seinem Staatsexamen war er 1805 zunächst Auditoriatsverweser, was dem allgemein Regimentsrichter oder Beisitzer beim Militärgericht entsprach. Beim Militär er verwaltet zunächst eine frei gewordene Stelle ohne definitive Anstellung. Anschließend kam er am 24. August 1805 als Auditoriats-Praktikant in den bayerischen Militärdienst. Ab 30. August 1805 arbeitete er beim Churpfalz-bayerischen Auditoriat in München. Mit dem Infanterie-Regiment Churprinz machte er den ersten Feldzug gegen Österreich mit. Am 11. Mai 1806 ernannte man ihn zum Auditor im 4. leichten Infanterie-Bataillon Stengel. Er rückte in diesem Jahr mit seinem Bataillon gegen die Preußen ins Feld. Am 1. Juli 1807 wurde er zum 9. Infanterie-Regiment versetzt und zum Regiments-Auditor befördert. Vom 3. April 1809 bis Juli 1810 wirkte er als Stabsauditor beim Generalkommando mit, welches damals seinen Sitz in Nürnberg hatte. Darüber heißt es in den Akten: „In diesen beiden Jahren hat er – seinen Angaben zufolge – die Feldzüge in Österreich in Tirol mitgemacht“.
Bäumen lebte das Amt des Bürgermeisters sehr intensiv und verantwortungsbewusst; so entzog sich nichts in der Stadt seiner Kenntnis, zahllose Akten der Stadtverwaltung beschrieb er - wie noch heute an seiner Handschrift nachvollzogen werden kann - höchstselbst. Das zweifellos bedeutendste Ereignis seiner Amtszeit war die Errichtung der Ludwigseisenbahn im Jahr 1835. Erst am 14. April 1857 trat er in den wohlverdienten Ruhestand. Am 21. Februar 1861 starb er in Fürth an "Entkräftung".
Amtzeit von Bäumen als erster Bürgermeister
Am 24. März 1812 wurde er dann zum Assessor beim kgl. Kreis- und Stadtgericht Fürth ernannt. Bäumen war ab April 1812 in Fürth und begann als Assessor beim Kreis- und Stadtgericht Fürth. Als er 1818 für die Wahl zum Bürgermeister antrat, war er Gerichtsrat. Als gewählter I. rechtskundiger Bürgermeister der Stadt Fürth wurde er im Oktober 1818 bestätigt und am 20. November 1818 aus dem Staatsdienst entlassen. Alle vorgenannten Militärdienstzeiten sind ihm bei seinen Ehrungen und für die Pension angerechnet worden.
Wie vorsichtig Bäumen bei der Übernahme vom Staatsdienst in den kommunalen Dienst taktierte und er Bedingungen stellte, geht aus dem Genehmigungsschreiben des Innenministeriums in München vom 21. Dezember 1818 hervor, mit dem die Zusammensetzung des neu gewählten Magistrats bestätigt wurde. Nach anfänglichen finanziellen Bedenken gegen einen zu großen Magistrat - das Gemeindevermögen wurde als „unbedeutend“ bezeichnet, weshalb die staatlichen Aufsichtsbehörden eine kleinere Verwaltung wünschten – genehmigte der Staat auch die Stelle des 2. Bürgermeisters für Adolph Schönwald und die Stelle des 2. Rechtsrats für Dr. Johann Gottfried Hessel. An Bäumen gerichtet, führte man aus: „Dem ersten Bürgermeister Franz Bäumen kann zu seiner vollen Beruhigung eröffnet werden, dass sein Übertritt zum Magistrat einer späteren Bewerbung um eine Stelle im öffentlichen Staatsdienst ebenso wenig als den allenfallsigen Pensionsansprüchen seiner Gattin und Kinder nachteilig sei.“
Nur einmal kam ihm offenbar sein „strenges Rechtsgefühl“ abhanden. Im März 1835 richtete er ein Dispensationsgesuch (einen Befreiungsantrag) an die Aufsichtsbehörde, damit der 2. rechtskundige Magistratsrat Anton Möller die Heiratserlaubnis zur Eheschließung mit seiner Tochter Dorothea Jakobina Wilhelmina erhält. Die 21-jährige hatte sich mit dem seit Mitte 1831 in Diensten der Stadt Fürth stehenden Rechtsrat verlobt. Der Heirat standen jedoch die Vorschriften des Gemeindeedikts (Gemeindeordnung) entgegen, da der künftige Ehegatte der Tochter im ersten Grad mit dem 1. Bürgermeister verschwägert werden würde. Die staatlichen Behörden sahen sich deshalb außerstande, eine Ausnahme von der „unbedingten, keine Dispensation zulassenden“ Vorschrift zuzulassen, solange sich Möller oder der Bürgermeister Bäumen in ihren gegenwärtigen Dienstverhältnissen befinden. Rechtsrat Möller trat Mitte 1835 aus den städtischen Diensten aus. Der Stadtmagistrat veröffentlichte im Juli 1835 eine Stellenausschreibung und suchte einen neuen Rechtspraktikanten zur Wiederbesetzung der Stelle des 2. Rechtsrates.
Ein Zeichen von Bürgernähe war es wohl nicht, als Bürgermeister Bäumen 1843 im Vollzug einer Verordnung zur Festlegung der Sperrstunde auf 23 Uhr diese auch für Silvester gelten ließ, mit der Folge der Schließung der Wirtshäuser schon um diese Zeit. Dies brachte die Fürther in Rage. Eine Personenmenge veranstaltete eine „Katzenmusik“ vor dem Hause des Bürgermeisters in der oberen Königstraße. Dieser hat jedoch vorsorglich Schutz in der Polizeiwache gesucht, die sich im Michaelisschulhaus befand. Die Menge zog daraufhin zum Kirchenplatz und warf die Fenster des Polizeilokals ein. Die Landwehr brauchte einige Stunden, um die Ruhe wieder herzustellen. Bei der Regierung in Ansbach lief der Vorgang unter „Tumult zu Fürth am Sylvesterabend 1843/44“. Ansbach konstatierte nach Prüfung der Vorgänge, die Reputation des Bürgermeisters Bäumen bei der Bevölkerung habe unter diesem Vorfall gelitten.
Nach 38 Dienstjahren, als von Bäumen sein 73. Lebensjahr vollendete, beantragte er am 11. Februar 1857 seine Versetzung in den Ruhestand. Der Stadtmagistrat beschloss am 15. Februar, ihm sein ganzes Dienstgehalt mit 2.000 Gulden als Ruhegehalt zu bewilligen. Dem stimmte das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten zu. Die Regierung erhob zwar Einwände, dass das eigentliche Gehalt 1.800 Gulden betragen habe und er (ab 1852) eine Zulage von 200 Gulden jährlich erhalten hatte. Aber schließlich stimmte das Innenministerium am 14. April 1857 der Ruhestandversetzung mit dem vollen Gehalt zu. Am 20. April 1857 legte er folglich als 73-jähriger sein Amt nieder. Der Chronist Fronmüller vermerkte, Bäumen habe 47 Jahre an der Spitze der hiesigen Gemeinde gestanden, „die ihm wegen seiner Redlichkeit, großen Tätigkeit und Sparsamkeit viel verdankt“. Fronmüller rechnet in seine Jahre als Stadtgerichtsrat mit ein.[3]
Verdienste während seiner Amtszeit
Verdienste hat er sich vor allem um den Bau des Rathauses 1840-50 erworben, bei dessen Planung, Erwerb des Bauplatzes und dem Bau erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden waren. Eingesetzt hat er sich auch für die Eisenbahnverbindung Nürnberg-Fürth, der „Ludwigs-Eisenbahn“ (eröffnet im Dezember 1835), die in Form einer privaten Aktiengesellschaft betrieben wurde. Am Denkmal für die Ludwigs-Eisenbahn in der Fürther Straße in Nürnberg ist sein Name verewigt. Außerdem hat er die Einrichtung einer Stadtsparkasse (ab 1827) initiiert. Das Krankenhaus an der Schwabacher Straße (1830 eröffnet) entstand während seiner Amtszeit, ebenso die Poppenreuther Brücke, später „Ludwigsbrücke“ benannt, erbaut 1838-42. Fürth zählte 1816 12.942 Einwohner bei 3.347 Familien. Es konnte deshalb nach dem bayerischen Gemeindeedikt vom 17. Mai 1818 ein Magistrat I. Klasse gebildet werden. Als Bäumen 1857 sein Amt als 1. Bürgermeister niederlegte, hatte sich die Einwohnerzahl auf 18.500 erhöht.
Beim Fürther Rathaus, gegenüber dem Eingang Brandenburger Straße, erinnert die Bäumenstraße an ihn (1857 benannt anstelle „Neue Gasse“ bzw. „Alt-Neugasse“). Ein Gemälde im Flur vor dem Rathaus-Sitzungssaal zeigt ihn mit Amtskette, zwei Orden und einem Beamtendegen als äußeres Zeichen behördlicher Macht. So ließen sich zu Zeiten der bayerischen Könige auch die staatlichen Oberbeamten porträtieren. Sein Grab im früheren Friedhof hinter der Auferstehungskirche (dem späteren Stadtpark) in Nähe des ehemaligen Sanitätskolonnenhauses, existiert nicht mehr. Die frühere Grabstätte wurde nach Anlegung des Stadtparks 1911 mit einem Gedenkstein gekennzeichnet. Als man am 7. Dezember 1935 das 100-jährige Jubiläum der Ludwigseisenbahn feierte, legten Vertreter der Stadt Fürth und der Ludwigseisenbahn-Gesellschaft dort Kränze zum Gedenken nieder. Dadurch würdigte man Bäumens Verdienste um das Zustandekommen dieser historisch bedeutsamen Verkehrsverbindung Nürnberg-Fürth. Im Denkmal am jetzigen Standort Nähe U-Bahnhof Bärenschanze wird an der Richtung Fürth zugekehrten Seite durch die Inschrift „v. Bäumen“ an ihn erinnert.
Auszeichnungen & Ehrungen
- 1841: Verleihung Ritterkreuz des Verdienstordens vom Hl. Michael als erster Bürgermeister des Königreiches, wobei ihm der Stadtkommissär „Treue und Anhänglichkeit an den Thron, ausgezeichnete Geschäftsführung und unermüdlichen Fleiß, große Unparteilichkeit und Energie“ bestätigte.
- 1843: Verleihung vom Bay. König Ludwig I. zum 25. Dienstjubiläum den Michaels-Orden , mit dem der persönliche Adel „von Bäumen“ verbunden war.
- 1859: Zwei Jahre vor seinem Tod wurde Ihm 1859 die Bäumenstraße in der Innenstadt gewidmet. Ursprünglich gab es in Stadeln noch eine Bäumenstraße, diese wurde aber nach der Eingemeindung am 1. Juli 1972 per Stadtratsbeschluss vom 5. Oktober 1972 umbenannt in den heutigen Platanenweg.
Sonstiges
Der Autor Georg Wüstendörfer beschreibt Franz Joseph von Bäumen 1898 lange nach dessen Tod als "Beamte[n] der alten Schule und als solche[n] äußerst diktatorisch vorgehend", doch wirkte er "für das Gemeindewohl sehr förderlich und war besonders bestrebt Handel und Wandel zu heben und der Stadt neue Erwerbsquellen zu erschließen". Ferner erwähnt er, von Bäumen habe gemeinsam mit König Ludwig II. von Bayern studiert.[4] Das Adressbuch von 1846 führt ihn als ständigen Vertreter in der katholischen Kirchenverwaltung auf. Im statistischen Hand- und Adressbuch von Mittelfranken aus dem Jahr 1856 wird Bäumen als „Ritter des Verdienst-Ordens vom heiligen Michael“ angegeben.[5]
Siehe auch
- Bäumenstraße
- Stadtrecht
- Gemeindeordnung
- Bürgermeister und Oberbürgermeister
- Markterhebung
- Rathaus
- Gedenktaler 200 Jahre Eigenständigkeit
Lokalbereichterstattung
- fn: Wegbereiter des Industriezeitalters - Franz von Bäumen. In: Fürther Nachrichten vom 4. Januar 1990, S. 38
Literatur
- Bäumen, Franz Joseph von. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 34
- Manfred Mümmler: Franz Joseph von Bäumen: "Mit dir begann für Fürth ein neuer Tag", in: Dichter, Denker, Demokraten, Emskirchen, 1991, S. 8 - 12
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth, S. 57
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung zu (von) Bäumen; Fach 130/24 und Fach 144/7
- ↑ Peter Frank: Auswertung der Akten im StAN und StadtAFü, 2015
- ↑ Georg Wüstendörfer: "Wanderungen durch Fürth", S. 72
- ↑ Vetter, Eduard: Statistisches Hand- und Addreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern - Mit höchster Bewilligung aus amtlichen Quellen bearbeitet, 1856, S. 413
Vorgänger/in Fürth wurde erst ab 1818 Stadt mit eigener Stadtverwaltung. |
1. Bürgermeister 1818 - 1857 |
Nachfolger/in |
Bilder
Franz Joseph von Bäumen, 1. Bürgermeister nach der Erhebung zur Stadt 1. Klasse - Ausschnitt aus dem Porträt im Fürther Rathaus