Fraveliershof: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. Januar 2024, 01:20 Uhr
Der Fraveliershof von der Theaterstraße aus gesehen. |
- Gebäude
- Frau van Lierds-Hof
- Straße / Hausnr.
- Beim Liershof 1
- Akten-Nr.
- D-5-63-000-103
- Objekt
- Ehemaliges Bräuhaus „Frau van Lierds-Hof“
- Baujahr
- 1679
- Bauherr
- Paul Lersch
- Geokoordinate
- 49° 28' 40.18" N, 10° 59' 9.45" E, 49° 28' 40.55" N, 10° 59' 8.10" E
- Gebäude besteht
- Ja
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Der Fraveliershof |
- Straße / Hausnr.
- Beim Liershof 3, 3 a
- Akten-Nr.
- D-5-63-000-104
- Objekt
- Doppelwohnhaus
- Geokoordinate
- 49° 28' 40.18" N, 10° 59' 9.45" E, 49° 28' 40.55" N, 10° 59' 8.10" E
- Gebäude besteht
- Ja
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Der "Fraveliershof" (Beim Liershof 1 - 3) ist ein Anwesen aus dem 17. Jahrhundert am Gänsberg. Die Namensgeberin war Frau Catharina van Lierd, eine angesehene Fürtherin ihrer Zeit, die durch ihre Mildtätigkeit aus ihrem christlichen Glauben heraus bekannt wurde. Mit der Bezeichnung des Anwesens wird bis heute noch an sie gedacht. Der Name "Fraveliershof" ist die mundartliche Zusammenziehung von "Frau-van-Lierd-Hof". Heute ist das Anwesen "Fraveliershof" Wohnhaus und Gasthaus. Der Fraveliershof ist eines der wenigen Häuser, das die Flächensanierung des Gänsbergs überstanden hat und vom Abriss verschont wurde.
Beschreibung des Baudenkmals
Beim Liershof 1
Zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Satteldach, profilierten Sohlbänken, Korbbogenportal, kugelbesetztem Nordgiebel, südlichem Fachwerkgiebel, Fachwerk-Aufzugsgiebel an der östlichen Traufseite und westlichen erdgeschossigem Anbau, 1679, von Hans Aigner 1978 restauriert und innen völlig erneuert[1]; westlich anschließend Rundbogenportal aus Sandsteinquadern mit Zieraufsatz, gleichzeitig, als Verbindung zu Anwesen Beim Liershof 3
Beim Liershof 3; 3 a
Zweigeschossiger Traufseitbau mit Satteldach, hofseitig stark erneuerte Lauben-Anbauten; Osthälfte (Nr. 3) Fachwerkbau mit Aufzugsdächlein am Ost- und nördlichem Zwerchhausgiebel, 17./18. Jahrhundert; Westteil (Nr. 3 a) Sandsteinquaderbau mit Voluten am Giebelansatz, im Kern 17./18. Jahrhundert, wohl später in Sandstein erneuert.
Beschreibung nach Gebessler
Lilienstraße 1. Ehem. Frau v. Liers-Hof. Zweigeschossiger stattlicher Quaderbau mit sieben Obergeschoßfenstern; um 1700. Lebhaft profilierte Fensterbänke, wulstige Gewände (auch im dreigeschossigen Strassengiebel). Auf der Giebelschrägseite Zierpostamente mit z. T. abgegangener Kugelbekrönung. Achsial Stichbogenportal mit Gewändeprofilierung, Kämpfern und Volutenschlußstein; sehr dekoratives, schmiedeeisernes Oberlichtgitter. Geschäfteinbauten. Zum Hof zwischen Nr. 1 und 3. Rundbogentor aus Bossenquadern, um 1700. Der frei gespannte Bogen bekrönt durch Zierpostament mit Kugel über Voluten.[2]
Geschichte
Das Anwesen wird erstmals 1621 erwähnt. Der Kaufmann Paul Lersch (1635 - 1681) errichtete auf dem Grundstück ein Wohnhaus, das ab 1685 die Braugerechtigkeit übertragen bekam.[3] Die Witwe Lerschs, Katharina Lersch (1636 - 1710), heiratete erneut 1686 Johann David van Lierd (1651 - 1716), ein Kaufmann aus niederländischer Abstammung.
1723 wird der Bierbrauer Georg Lederer als Eigentümer eines von Steinen ganz neu aufgebauten Bräuhauses samt Nagelschmiedhäuslein, Garten und Stadl erwähnt, was laut Heinrich Habel offensichtlich auf den Bau des späteren 17. Jahrhunderts abzielt aufgrund der Bauweise des Giebelhaustypes.
1816 kam es, nach dem Tode des damaligen Brauhausbesitzers Johann Michael Hoffmann und auf Antrag des Vormundes der minderjährigen Kinder, zu einer Versteigerung der Immobilien (mit den damaligen Haus-Nummern 494 a und 494 b). Zu den zwei Anwesen gehörten laut Versteigerungsbekanntmachung ein Wohnhaus mit zwei Gärten und ein massives Brauhaus, eine Branntweinbrennerei, Waschhaus, Scheune, Stallungen sowie ein weiteres Wohnhaus samt Scheune und Garten.[4]
Im Adressbuch von 1819 wird dann Johann Wolfgang Siebenkäs als Eigentümer und "Bierbräuereybesitzer" aufgeführt.
Ab 1840 wurde das Anwesen vom Brauhausbesitzer Christoph Steinberger bewohnt, der in der Nachbarschaft an der Theaterstraße die Brauerei übernahm, die jedoch 1868 wiederum durch die Fabrikanten Weigmann und Streng übernommen wurde. Diese erhielten in gleichen Jahr die Genehmigung, das Brauhaus in Wohnungen umzuwandeln.[5] Später gingen sie in Konkurs. Der Hofcharakter entstand durch die frühere Umgrenzung durch die Häuser Lilienstraße 1, 3, 5 und 7. „Die Fraveliershof-Besitztümer waren mit Mauern umgeben und hatten gleiche Eingangstore zu den Höfen, von denen aber nur der Torbogen am Lilienplatz vollständig bis zur gegenwärtigen Zeit erhalten blieb.“[6]
Adressbezeichnungen
Vor 1792 gab es für die Gebäude noch keine offiziellen Hausnummern, sondern zum Beispiel die Wortbeschreibung "Beym Lierischen Bräuhaus".[7] 1792 erhielten die Gebäude die Hausnummern 494 und 493. (Im Adressbuch von 1807 und im Adressbuch von 1819 wurden die Gebäude zur besseren Unterscheidung auch mit "Beim Liershof" und "Im Liershof" umschrieben.)
1827 erfolgte in Fürth die Einteilung der Gebäude nach Bezirken. Der Liershof erhielt die Adresse Liliengasse und gehörte zum I. Bezirk: Hausnummer 494 a wurde zu I/224, 494 b zu I/223 und Hausnummer 493 wurde zu Nummer I/222.
Erst 1860 erfolgte die Einteilung nach den Straßen, so wurde die Hausnummer 224 zu Lilienstraße 10, während die Hausnummer 222 zur Lilienstraße 11 umbenannt wurde. (Lilienstraße und Liliengasse wurden weiterhin häufig synonym verwendet.)
1890 erfolgte erneut eine Umnummerierung der Häuser in Fürth. Jetzt wurde aus der Lilienstraße 10 die Nummer 1 und aus der Lilienstraße 11 die Lilienstraße 3.
Erst seit der Flächensanierung in den 1970er und 1980er Jahren haben die Häuser ihre heutige Nummerierung: Beim Liershof 1 und Beim Liershof 3.[8]
Chronologie der Eigentümer
In der Wunschelchronik sind die verschiedenen Eigentümer der Gebäude Beim Liershof 1 und 3 aufgelistet. Die Quellenangaben ohne bzw. mit einem Stern (*) beziehen sich auf im Stadtarchiv bzw. online vorhandene Adressbücher, die Quellenangaben mit zwei Sternen (**) beziehen sich ausschließlich auf die Wunschelchronik im Stadtarchiv. Evtl. vorhandene Lücken zwischen den Jahreszahlen ergeben sich aufgrund mangelnder Informationen über den genauen Eigentümerübergang.
Beim Liershof 1
- 1679: Lersch, Paul **
- 1685: Lersch´s Erben (Witwe und „Tochtersmann Conrad Beier“/Beyer)**
- 1700: Frau von Lierd **
- 1723: Georg Lederer (Bierbrauer) **
- 1752: Hoffmann, Heinrich Salomon **
- 1797 - 1816: Hoffmann, Johann Michael */**[9]
- 1816 - 1819: Johann Wolfgang Siebenkäs */**
- 1819: Gruber, Georg (Branntweinbrenner) (oder Johann Georg Zink, Maurermeister) [Anm.: Muss noch geklärt werden!]
- 1840: Siebenkäs, Barbara (Witwe) **
- 1841 - 1867: Christoph Steinberger (Brauhausbesitzer)
- 1867: Steinberger, Friederike (Brauerwitwe)
- 1868 - 1872: Weigmann und Streng (Fabrikanten) **
- 1873: Rudel, Georg (Schreinermeister) **
- 1879: Kübler, Felicitas (Trödlersfrau)
- 1891 - 1896: Kübler, Felicitas und Kübler, Johannes (Bäckerei u. Trödler)
- 1899: Holzmann, Johann (Charcutier)
- 1900 - 1905: Holzmann, Anna Franziska (Metzgermeisterswitwe) **
- 1907 - 1921: Holzmann, Wilhelm (Metzgermeister)
- 1926: Holzmann, Friedrich (Metzger)
- 1931 - 1935: Holzmann, Friedrich (Metzger) *
- 1951 - 1956: Holzmann, Wilhelm (Metzgermeister)
- 1961: Hirschmann, Lotte
Beim Liershof 3
- vor 1799: Katharina Bayer, Weinhändler-Witwe in Nürnberg[10]
- 1799 - 1850: Großer, Heinrich (Uhrmacher) **
- 1859 - 1901: Meyer, Johann Heinrich (auch Johann Meier) (Metallschlägermeister/Blattmetallfabrikant) */**
- 1903 - 1906: Meyer, Kunigunda Rosalie (Metallschlägerwitwe)
- 1909: Meier, Rosalie (Metallschläger-W.)
- 1910: Heigl, Elise (geb. Meyer) (Anm.: Klingt unlogisch) **
- 1911: Meyer, Johann (Metallschläger)
- 1913: Meyer Johann Adam (Metallschlägereiinhaber) *
- 1921 - 1926: Heigl, Elise, geb. Meyer
- 1930 - 1935: Fick, Konrad (Bäckermeister) **
- 1951 - 1961: Fick, Anna (Witwe)
Ansässige Betriebe
In beiden Gebäuden waren von Anfang auch gewerbliche Betriebe untergebracht. Auch hier bieten die Wunschelchronik und diverse Adressbücher eine Auskunft über den Inhaber bzw. der Art des Gewerbes. Die Quellenangaben ohne bzw. mit einem Stern (*) beziehen sich auf im Stadtarchiv bzw. online vorhandene Adressbücher, die Quellenangaben mit zwei Sternen (**) beziehen sich ausschließlich auf die Wunschelchronik im Stadtarchiv. Evtl. vorhandene Lücken zwischen den Jahreszahlen ergeben sich aufgrund mangelnder Informationen über den genauen Eigentümerübergang.
Beim Liershof 1
- Nach der Erbauung: Tabakfabrik
- 1685: Brauerei **
- 1723: Brauerei Lederer **
- 1816: Brauerei Hoffmann[11]
- 1819: evtl. Brandweinbrennerei Gruber
- 1850: Brauerei Steinberger
- 1854* - 1859: Brauerei Steinberger, Spiegelglasfabrik/-handlung Schweitzer *
- 1869: Paulus Breuninger, Trödler[12]
- 1879: Trödelwaren Kübler
- 1886 - 1896: Trödelwaren Kübler, Bäckerei Schmerler
- 1899: Metzgerei Holzmann, Bäckerei Schmerler
- 1901 - 1911: Metzgerei Holzmann, Bäckerei Hösch
- 1913: Metzgerei Holzmann; Bäckerei Hösch; Spezereigeschäft Muzenhardt *
- 1921: Metzgerei Holzmann, Zigarrengeschäft Muzenhardt
- 1926: Metzgerei Holzmann, Zigarrengeschäft Bader
- 1931: Metzgerei Holzmann, Zigarrengeschäft Bader, Metalldrückerei Berthold *
- 1935: Metzgerei Holzmann, Tabakwaren Bader, Milchhandel Popp
- 1951 - 1956: Metzgerei Holzmann, Tabakwarenhandlung Prechtel
- 1961: Metzgerei Hirschmann
Beim Liershof 3
- 1799 - 1819: Uhrmacherei Großer
- 1850: evtl. Uhrmacherei
- 1854 - 1867: Metallschlägerei Meyer *
- 1863: Bäckerei **
- 1873 – 1884: Metallschlägerei Meyer **
- 1886: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei
- 1891: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Borch, Vernickelungsanst. Wunder
- 1893 - 1896: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Borch
- 1899 - 1901: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Schmidt
- 1903 - 1905: Metallschlägerei Meyer
- 1907: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Eskofier, Schreinerei
- 1909: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Zöllner, Schreinerei
- 1911: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Zöllner, Möbelschreinerei Büttner
- 1913: Metallschlägerei Meyer, Bäckerei Zöllner *
- 1921: Bäckerei Fick, Metallschlägerei Kübler (?)
- 1926 –1931*: Bäckerei Fick, Wäscherei Blaufelder *
- 1935 -1961: Bäckerei Fick
Siehe auch
- Lilienstraße (ehemals)
- Lilienplatz
- Zum scharfen Eck (Gaststätte)
- Stadt New York (Gaststätte)
- Blaue Grotte (Gaststätte)
- Lilienplatz (Gaststätte)
- Flächensanierung
- Brauereien
- Catharina van Lierd
- Johann David van Lierd
- Erste Fürther Lumpensortieranstalt
Lokalberichterstattung
- Matthias Boll: Rätsel-Auflösung: Das Pferd vom Fraveliershof. In: nordbayern.de vom 29. April 2023 - online
Literatur
- Beim Liershof. In: Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Lipp, 1994, S. 54 ff.
Einzelnachweise
- ↑ nach Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern – Stadt Fürth, S. 54
- ↑ Stadt und Landkreis Fürth / Kurzinventar von August Gebessler, 1963, S. 41-42
- ↑ "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg...", 1785, 3. Band, 2 Teil, S. 39 f.
- ↑ "Intelligenzblatt des Rezat-Kreises", 1816, S. 834 - online
- ↑ Fürther Tagblatt vom 6. Nov. 1868
- ↑ Nordbayerische Zeitung, Juli 1923
- ↑ Grundriß von 1789
- ↑ Wunschelchronik, 1940
- ↑ "Intelligenzblatt des Rezat-Kreises", 1816, S. 834 - online
- ↑ "Fürther Anzeiger" vom 12. Februar 1799
- ↑ "Intelligenzblatt des Rezat-Kreises", 1816, S. 834 - online
- ↑ Fürther Tagblatt vom 4. Juli 1869
Bilder
Der Fraveliershof
Der Fraveliershof von der Theaterstraße aus gesehen.
Der Fraveliershof 1998 von der Lilienstraße aus gesehen; Gemälde vom Burgfarrnbacher Maler Erwin Kaltenbacher
Rückseite des Fraveliershofs: Links Lilienstraße (ehemals) 3, rechts Lilienstraße (ehemals) 1 (heute: Beim Liershof 1 und 3a/3b) im März 1980. Gleiches Motiv siehe Aquarell von Hans Schmitz in der Bildergalerie.
Blick nach Westen im Vordergrund die Gebäude der Brauerei Grüner in der Gartenstraße mit den Fabrikschloten, 1976
Innenhof im Fraveliershof während der Gänsbergsanierung, Blick nach Westen in die Katharinenstraße. In der Bildmitte Katharinenstraße 7, 1976
Ansichtskarte vom Fraveliershof (Hintergebäude); Kohlezeichnung von Peter Bina, 1953
Grundriss des Hofmarkt Fürth. Gezeichnet von: Elias Oehme. Aus: Erhard Andreas Saueracker: Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth. Nürnberg und Leipzig 1789
Eingang zum Fraveliershof
Im Fraveliershof; Rückgebäude, damalige Adresse: Lilienstraße 5