Eingemeindung Fürths nach Nürnberg

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Postkarte mit dem Thema Eingemeindung

Bestrebungen zur Eingemeindung Fürths nach Nürnberg und umgekehrt wurden erstmals am 14. Mai 1835 schriftlich in der gemeinsamen Einladung beider Oberbürgermeister der Städte Fürth und Nürnberg zur Gründung der Ludwigseisenbahn formuliert. In den darauffolgenden Jahrzehnten gab es wiederholt von beiden Seiten Bestrebungen, die Städte zu fusionieren, die jedoch alle scheiterten.

Initiativen zur Eingemeindung der Stadt Fürth bis 1920

  • Die Verwendung von „14. Mai“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.14. Mai 1835: Erstmalig schriftliche Erwähnung der Idee einer Eingemeindung durch die Bürgermeister beider Städte Binder und Bäumen im Zuge der Errichtung der Ludwigseisenbahn.Der für das Attribut „1835“ des Datentyps Seite angegebene Wert „14. Mai]]: Erstmalig schriftliche Erwähnung der Idee einer Eingemeindung durch die Bürgermeister beider Städte Binder und Bäumen im Zuge der Errichtung der Ludwigseisenbahn.“ enthält ungültige Zeichen oder ist unvollständig. Er kann deshalb während einer Abfrage oder bei einer Annotation unerwartete Ergebnisse verursachen. [1] In der Einladung vom 14. Mai 1833 zur Gründung einer Gesellschaft für die Errichtung einer Eisenbahn mit Dampffahrt zwischen Nürnberg und Fürth hieß es u.a.: Fürth wird durch dieses ... Kommunikationsmittel in den Stand gesetzt, um so viel leichter und bequemer an den Kunst- und Bildungsanstalten Nürnbergs ... teilzunehmen, denn beide Städte werden einander so nahe gerückt, dass sie fast nur eine Stadt ausmachen ... Diese Unternehmung würde ... die Aussicht eröffnen, das hier angefangene Werk für eine noch viel wichtigere Kommunikation fortzusetzten, wodurch die vereinigten Städte Nürnberg und Fürth zu Hauptpunkten des Binnenhandels zwischen dem Main und der Donau und zu Haupttransitoplätzen des Großhandels zwischen Westen und Osten von Europa erhoben werden könnten.[2] Dieser Behauptung wurde zwar widersprochen, wenn auch zunächst aus einem anderen Grund als dem der Heimtverbundenheit (Ablehnung der Technik als solches, Kapitalismuskritik etc.).
  • 1898: In Bezug auf einen bevorstehenden Neubau des Krankenhauses und des Schlachthofes in Nürnberg schlägt der 1. Bürgermeister Nürnbergs, Dr. Johann Georg Schuh (in Fürth geboren), die Vereinigung beider Städte vor. Diese Aussage wurde vom 1. Bürgermeister während einer Besichtigung der neuen Nürnberger Gaswerke durch eine Fürther Kommission getätigt. Auch im Zuge der gemeinsamen Straßenbahnplanungen wurde erneut 1902 der Gedanke einer Eingemeindung beider Städte ins Spiel gebracht. [3]
  • Die Verwendung von „22. November“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.22. November 1904: Die Gemeindebevollmächtigten der Stadt Fürth beantragen beim Nürnberger Magistrat eine Beratung zur Zusammenlegung beider Städte.Der für das Attribut „1904“ des Datentyps Seite angegebene Wert „22. November]]: Die Gemeindebevollmächtigten der Stadt Fürth beantragen beim Nürnberger Magistrat eine Beratung zur Zusammenlegung beider Städte.“ enthält ungültige Zeichen oder ist unvollständig. Er kann deshalb während einer Abfrage oder bei einer Annotation unerwartete Ergebnisse verursachen. Als dies in Fürth bekannt wird, ruft dies in der Bevölkerung hohe Wellen der Entrüstung hervor - laut dem Fürther Central Anzeiger "kochte die Fürther Volksseele"[4] . In Bürgerversammlungen lehnen viele Fürther die Eingemeindung ab. Auch der Magistrat in Nürnberg kann sich mehrheitlich eine Eingemeindung nicht vorstellen, so dass diese Initiative schnell wieder fallengelassen wurde. [5]
  • 1908: Januar - Prinz Ludwig der III. von Bayern (ab 1913 der letzte König von Bayern) brachte erneut die Idee einer Eingemeindung gegenüber der Presse auf.Der für das Attribut „1908“ des Datentyps Seite angegebene Wert „Januar - Prinz Ludwig der III. von Bayern (ab 1913 der letzte König von Bayern) brachte erneut die Idee einer Eingemeindung gegenüber der Presse auf.“ enthält ungültige Zeichen oder ist unvollständig. Er kann deshalb während einer Abfrage oder bei einer Annotation unerwartete Ergebnisse verursachen. [6].
  • 1912: Fürths Bürgermeister Theodor Kutzer schlägt in einer Denkschrift "Beiträge zur Frage der Vereinigung der Stadt Fürth mit Nürnberg" erneut die Zusammenlegung beider Städte vor. Der Vorschlag basiert auf rein pragmatischen Sichtweisen, z.B. durch vermeintliche Einsparpotentiale bei einer gemeinsamen Verwaltung oder gemeinsamen Bauten etc. Kutzer selbst vertrat in seiner Denkschrift die Ansicht, dass "das offenbar wirtschaftlich zusammengehörige Gebiet" zusammengelegt gehört [7]. Weder der Ältestenausschuss des Gemeindekollegiums Nürnberg zeigt sich in seiner Sitzung am 16. April 1912 von den Plänen Kutzers angetan, noch ist die Fürther Bevölkerung von dieser Idee begeistert. Es gründen sich die ersten Vereine gegen eine Eingemeindung, so z.B. das "Freie Bürgerkomitee Fürth". Auch nach dem Rücktritt des Bürgermeister Kutzers löst sich das Bürgerkomitee nicht auf, um präventiv allen weiteren Überlegungen zuvor zu kommen. [8]
  • 1917: Durch die Kriegswirren und der finanziellen Schieflage beider Städte wird die Zusammenlegung beider Städte erneut zum Thema.Der für das Attribut „1917“ des Datentyps Seite angegebene Wert „Durch die Kriegswirren und der finanziellen Schieflage beider Städte wird die Zusammenlegung beider Städte erneut zum Thema.“ enthält ungültige Zeichen oder ist unvollständig. Er kann deshalb während einer Abfrage oder bei einer Annotation unerwartete Ergebnisse verursachen. Insbesondere regt der Regierungspräsident und Jurist Dr. Julius Ritter von Blaul einen paritätisch besetzten Ausschuss von je 9 Vertretern beider Städte an. Diesem Anliegen schloss sich der Handelsvorstand Nürnberg, das Handelsgremium Fürth sowie der inzwischen zum König ernannte Ludwig III. von Bayern an [9].
Logo des neu gegründeten Vereins Treu Fürth
  • Die Verwendung von „8. Oktober“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.8. Oktober 1918: Auf Verlangen des Regierungspräsidenten konstituiert sich die "Kommission zur Prüfung der Frage der Vereinigung von Nürnberg und Fürth".Der für das Attribut „1918“ des Datentyps Seite angegebene Wert „8. Oktober]]: Auf Verlangen des Regierungspräsidenten konstituiert sich die "Kommission zur Prüfung der Frage der Vereinigung von Nürnberg und Fürth".“ enthält ungültige Zeichen oder ist unvollständig. Er kann deshalb während einer Abfrage oder bei einer Annotation unerwartete Ergebnisse verursachen. Die Leitung obliegt dem Oberregierungsrat Otto Dorn aus Ansbach, während den Vorsitz Dr. Ritter von Blaul selbst übernimmt. Durch das Kriegsende im November 1918 kam der Ausschuss über die konstituierende Sitzung nicht hinaus, jedoch sollte die Ruhe nicht lange halten. Bis dahin stand Oberbürgermeister Dr. Robert Wild einer Eingemeindung zumindest noch skeptisch bis ablehnend gegenüber. In einer Unterredung mit dem Regierungspräsidenten Mittelfrankens am 22. März 1917 sagte Wild: In der Stadtverwaltung Fürth herrscht ein sicherlich nicht ganz unberechtigtes traumatisches Mißtrauen gegenüber der Nachbarstadt. Fürth fühlt sich mitunter beiseite geschoben, in gemeinsamen Dingen übervorteilt oder bisweilen sogar "eine gewisse Vergewaltigung durch Nürnberg"[10]. Parallel formiert sich der Widerstand in Fürth gegen einen Zusammenschluss.[11] Es gründet sich der "Verein zur Wahrung der Interessen der Stadt Fürth e. V. TREU - FÜRTH" mit prominenten Vertretern der Stadt Fürth. Unter ihnen ist der Stadtpfarrer Paul Fronmüller und Isaak Löw Weiskopf, Vorsitzender des Kuratoriums der israelitischen Realschule.[12]


Anfang der 1920er Jahre

Zeitungsanzeige gegen die Eingemeindung vom 21. Januar 1922

Aufgrund der politischen Ereignisse Anfang der 1920er Jahre (Kriegsende, Novemberrevolution und der Einführung der Weimarer Republik) wurde ab 1920 erneut das Thema Eingemeindung konkreter und ernsthafter als bisher vorangetrieben. Mitentscheidend für die Zusammenlegung beider Städte waren ebenfalls die gerade kommunalpolitisch notwendigen und geplanten Strukturmaßnahmen beider Städte, so dass man sich einen finanziellen Vorteil durch den Zusammenschluss erhoffte (z.B. Neubau von Krankenhäusern, Bau eines gemeinsamen Hafens für die Binnenschifffahrt, gemeinsame Führung der Theater beider Städte etc.). Auch die Chancen für einen Zusammenschluss standen dieses Mal besser, da in beiden Städten klare SPD Mehrheitsverhältnisse in den Rathäusern gab, so dass keine parteipolitischen Differenzen zu erwarten waren.

Den ersten Schritt machte diesmal der 1. Bürgermeister der Stadt Nürnberg, Dr. Hermann Luppe, der dies ebenfalls mit einer Denkschrift begründete. Die konkreten Vorschläge von ihm wurden im Ausschuss zur Förderung des Zusammenschlusses am 28. Oktober 1921 eingebracht, beraten und mit einer Gegenstimme beschlossen (die Gegenstimme kam vom Fürther Stadtrat und Stadtpfarrer Fronmüller). Oberregierungsrat Otto Dorn informierte als Geschäftsführer des Ausschusses in einer Stadtdratssitzung am 1. Dezember 1921, dass das Bay. Ministerium der Bildung einer Einheitsgemeinde nicht im Wege stehen würde. [13]

Oberbürgermeister Dr. Robert Wild, der inzwischen einer Eingemeindung postiv gegenüber stand, stellte dies im Stadtrat im Dezember 1921 zur Abstimmung. Für eine Eingemeindung fanden sich nach einer fast 20stündigen (!) Debatte 30 Stimmen, dagegen sprachen sich lediglich 12 Stimmen aus [14].

Die Antwort auf dieses Abstimmungsergebnis liess nicht lange auf sich warten. Die Nordbayerische Zeitung schrieb kurz darauf: Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Mistrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht. [15]

Zeitungsanzeige gegen die Eingemeindung
Zeitungsanzeige für die Eingemeindung Fürths nach Nürnberg

Gleichzeitig formierte sich der Widerstand gegen eine Zusammenlegung beider Städte. An der Spitze des Widerstandes stand der 1918 gegründete Verein "Treu Fürth" mit den Vorsitzenden Paul Fronmüller, Isaak Löw Weiskopf und Babette Bauer, der 1919 zwei Sitze im 42köpfige Stadtratsgremium erstmals errungen hatte. Ebenfalls dem Widerstand angeschlossen waren der Grund- und Hausbesitzerverein, die Vereinigten Innungen, der "Interessenverband für gesamte Gewerbe und dem Kleinhandel" sowie der "Verein zum Schutze für Handel und Gewerbe". Sie gründeten gemeinsam einen Arbeitsausschuss "Zur Erhaltung der Selbständigkeit der Stadt" Fürth.[16]

In einer Volksabstimmung am Sonntag, den 22. Januar 1922 stimmten von 10 bis 17 Uhr alle Wahlberechtigten Fürths mit bayerischer Staatsangehörigkeit über 20 Jahren und seit sechs Monaten in Fürth lebend wie folgt ab: 64,8 % stimmten gegen einen Zusammenschluss der Städte Fürth und Nürnberg. [17] [18]

Der Stadtrat, der sich zuvor mehrheitlich für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat aufgrund des Ergebnisses noch im Februar 1922 geschlossen zurück. Am 14. Mai 1922 fanden die Neuwahlen statt. Die Sozialdemokraten, die sich für die Eingemeindung besonders stark gemacht hatten, verlor bei der Wahl ihre Mehrheit [19]. Die Liste der sog. "Fürther Selbständigkeit", ein gemeinsamer Wahlvorschlag der Initiative Treu Fürth aus mehreren bürgerlichen Parteien konnte stattdessen 50 % der Sitzplätze im Stadtrat erobern (20 Sitze von 40).[20]

Eingemeindungsbestreben im Nationalsozialismus

Der nächste Versuch beide Städte zusammenzuführen kam im Frühjahr 1935 vom Oberbürgermeister Willy Liebel aus Nürnberg[21]. Beide Städte wurden inzwischen durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten durch Parteimitglieder der NSDAP geführt. Willy Liebel regte eine Arbeitsgemeinschaft beider Kommunaladministrationen an, was jedoch in Fürth auf Ablehnung stieß. Hintergrund dieses Anliegens waren erneut gemeinsame Stadtentwicklungsprogramme, wie z.B. ein gemeinsames Theater, die Straßenbahnnutzung. In einer öffentlichen Stadtratssitzung am 15. Juli 1936 gab Liebel bekannt, dass im Falle einer Eingemeindung der Nachbarstadt "ja wohl nur Nürnberg den Schaden hätte" [22]. Zu weiteren Gesprächen kam es zunächst nicht mehr, da Reichsmarschall Herrmann Göring sich ablehnend über eine Eingemeindung geäußert hatte [23]. Hintergrund dieser Ablehnung waren vermutlich die Erinnerungen seiner Schulzeit von 1898 bis 1903 in Fürth [24].

Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel

Im Januar 1940 startete OB Liebel erneut einen Versuch der Eingemeindung Fürths, dieses Mal direkt über Berlin. Nach seinem bisherigen Scheitern vor Ort und dem Wissen, dass eine Eingemeindung unter "demokratischen Vorzeichen" (Volksbegehren vom 19. Januar 1922) nicht zu erreichen ist, hatte Liebel offensichtlich unter den neuen Bedingungen einer Diktatur gar nicht vor auf die Betroffenen Rücksicht zu nehmen. Adolf Hitler selbst hatte bereits mehrfach Beschwerden Liebels entgegengenommen, und so wird Liebel von Hitler wie folgt zitiert: "Die Fürther bezeichnet er als Schmarotzer und findet tausend Gründe dafür, dass die Fürther die Stadt Nürnberg betrügen. Wenn es auf ihn ankäme (Liebel), würde die Stadt mindestens eingemeindet, wenn nicht ausgerottet" [25]. Am 10. Januar 1940 beantragt Liebel die Eingemeindung in einem persönlichen Gespräch beim Staatssekretär des Reichsinnenministeriums, Hans Pfundtner. Dieser lehnt zwar grundsätzlich einen solchen Antrag ab, schließt jedoch eine Prüfung nicht aus. Hierzu werden in der Folge der Reichsinnenminister Wilhelm Frick, der Staatssekretär und ehem. Regierungspräsident Ober- und Mittelfrankens Hans Georg Hofmann, Reichsstatthalter Ritter Franz Xaver von Epp in die Prüfung mit einbezogen, sowie der Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers und der Reichsminister und Leiter der Partei Kanzlei Martin Bormann [26]. In einer Unterredung am darauffolgenden Tag (11. Januar 1940) zwischen Frick und Bormann wird die Aussage getroffen, dass Hitler die fränkische Städtevereinigung "so bald als möglich erledigt" sehen wolle. Trotz der Bedenken Fricks mit einer Ausnahmegenehmigung, wolle er sich dem Wunsch Hitlers nicht widersetzen. Der Staatssekretär Pfundtner soll auch aufgrund der "hinreichend bekannten besonderen Verhältnisse hier in Nürnberg" schnellstens die Städtevereinigung umsetzen. Damit war wohl die Absetzung Julius Streichers gemeint, der zuvor am 16. Februar 1939 in der sog. "Göring Kommission" als Gauleiter abgesetzt wurde mit dem Befund: Zur Menschenführung ungeeignet [27].

Pfundtner selbst, der grundsätzlich solchen Eingemeindungen skeptisch gegenüber stand [28], schenkte diesen Aussagen scheinbar nicht allzuviel Glauben und versuchte sich direkt beim Reichskanzleramt über den Wahrheitsgehalt zu erkundigen [29]. Auch der Innenminister Wilhelm Frick erkundigte sich am 16. Februar 1940 in einem Schreiben an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, ob es wirklich Hitlers Wunsch entspräche, wenn beide Städte zusammengefasst werden [30]. Zwar wurde dieses Ansinnen dann von Bormann bestätigt, aber inzwischen hatte sich in der Angelegenheit noch ein "Fürther Sohn" an Adolf Hitler gewandt: kein Geringerer als der in Fürth geborene Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig Albert Forster. In einer Unterredung mit dem Diktator entrüstete sich Forster über die Pläne einer Eingemeindung und sagte: "dass der alte Gegensatz zwischen Nürnberg und Fürth nach wie vor bestände, dass also die Fürther keineswegs begeistert die Vereinigung ihrer Stadtverwaltung mit der Nürnberger begrüssen würden" [31]. Nach einer persönlichen Unterredung Bormanns mit Lammers und Hitler kam im März 1940 prompt die Antwort zu Ungunsten Liebels: "Der Führer wünscht während des Krieges weder eine Zusammenlegung der Stadtgemeinden Nürnberg und Fürth, noch eine kommissarische Verwaltung der Stadt Fürth durch den Oberbürgermeister der Stadt der Reichsparteitage" [32]. Warum Hitler seine Zustimmung noch aus dem Januar 1940 im März zurückzog ist nicht geklärt, die Hinweise Forsters auf vermeintliche Widerstände aus der Bevölkerung und der nach wie vor schwelende Konflikt um die sog. "Holz-Aktion" (Arisierung jüdischen Eigentums) bzw. der Absetzung Streichers als Gauleitung mögen hier sicherlich mit eine Rolle gespielt haben.

Fürther Kom. Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler

OB Liebel, noch nicht wissend um die endgültige Ablehnung, versuchte durch einen weiteren Umstand die Karten zu seinen Gunsten zu mischen. Kurz zuvor wurde der Fürther Oberbürgermeister und Amtskollege Franz Jakob am 28. Oktober 1939 in das damalige Westpreußen versetzt. Dies geschah nicht zuletzt zum Schutz der Partei vor Ort aufgrund seiner Verfehlungen und der maßlosen persönlichen Bereicherungen durch die Enteignung jüdischen Eigentums (Arisierung). Die dadurch vakant gewordene Stelle des Oberbürgermeisters wurde zunächst nur kommissarisch durch Dr. Karl Häupler besetzt. Liebel versuchte einer dauerhaften Übertragung der Stelle entgegenzuwirken, zumal ihm Jakobs Nachfolger viel zu selbstbewusst auftrat. Stattdessen sollte Häupler im Juni 1941 nach Liebels Vorstellung lieber nach Straßburg als 1. Beigeordneter wechseln, damit einer Eingemeindung nichts im Wege steht [33]. Häupler lehnte dankend ab mit der Begründung "er werde während des Krieges in Fürth gebraucht" und forcierte seine Bemühungen zum ordentlichen Oberbürgermeister ernannt zu werden [34] - auch um eine Eingemeindung Fürths nach Nürnberg zu erschweren. Weder im Bay. Ministerium noch im Reichsministerium war man jedoch gewillt, die Frage der Städtevereinigung während des Krieges abschließend zu klären, zumal es inzwischen eine klare Entscheidung des Diktators in Berlin gab. Der letzte Versuch am 31. Mai 1940 durch einen schriftlichen Antrag Liebels an das Reichsinnenministerium wurde demzufolge konsequent abgelehnt: da im Krieg nur wichtige Ausnahmen eine solche Veränderung der Gemeindegrenzen rechtfertigt [35].

Ironie des Schicksals: so verdankt letztendlich die Stadt Fürth zwei brutalen Kriegsverbrechern und Massenmördern ihre Selbständigkeit - Albert Forster und Adolf Hitler.

Eingemeindungsbestrebungen nach 1945

Umwidmung Nürnbergs in Fürth-Ost

Unmittelbar nach dem Krieg wurden erneut Stimmen laut, beide Städte zu fusionieren. Sowohl diese Stimmen, als auch alle weiteren Bestrebungen und Initativen in den darauf folgenden Jahrzehnten sind stets am Widerstand der Bevölkerung beider Städte gescheitert und sind ein Garant für einen "kommunalpolitischen Selbstmord".

Pressemitteilung zur "Wiedervereinigung beider Städte"

Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten Versuch, der "Wiedervereinigung" beider Städte versuchten die Grünen im Jahr 1990 anläßlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990. Hierzu luden die Grünen Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier - um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war."[36] Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die Patrizier Brauerei hierzu ein 50 Liter Fass Bier spendierte[37].

Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung sagte anläßlich des 1000jährigen Jubiläums der Stadt Fürth im Jahr 2007: Fürth habe in der Region zu einer selbständigen Stadt heranwachsen können und fühle sich heute neben Nürnberg sehr wohl. Sein Amtskollege aus Nürnberg, Oberbürgermeister Ulrich Maly erwiderte: Es ist gut, dass die Nürnberger ihre Identität in Nürnberg haben und die Fürther in Fürth. [38].

Literatur

  • Ott, Hans: Die versuchte Eingemeindung Fürths nach Nürnberg 1939. In: Fürther Heimatblätter, 1991/1, S. 23 - 31

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Verkehrsmuseum Nürnberg, Archiv, Akten der Ludwigseiensbahngesellschaft 1/1, S. 11 - 21
  2. Unterhaltungen und Mittheilungen von und für Bayern zum Nuzen und Vergüngen, Jahrgang VIII, Nr. 12, Nbg. 15.6.1833, S. 96
  3. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 105
  4. Stadtarchiv Fürth, Fach 229, 36. Zeitungsartikel vom Fürther Central Anzeiger vom 16.11.1904
  5. Barbara Ohm, Fürth - Geschichte der Stadt, Hrsg. Stadt Fürth, 2007, S. 281
  6. Stadtarchiv Fürth, Fach 229, 36. Nordbayerische Zeitung vom 16.01.1908
  7. Theodor Kutzer, Beiträge zur Frage der Vereinigung der Stadt Fürth und Nürnberg, Fürth 1912, S. 9
  8. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 105
  9. Stadtarchiv Fürth, Fach 229, 34
  10. Staatsanzeiger Rgg. Kdl (1968) X, 1182, Auszug aus dem Tagebuch des kgl. Rgg. Präs. Mfr., 22.03.1917, Besprechung mit OB Wild-Fürth
  11. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106
  12. Barbara Ohm, Fürth - Geschichte der Stadt, Hrsg. Stadt Fürth, 2007, S. 281
  13. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106
  14. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106
  15. Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444
  16. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106
  17. Anmerkung: Fürth hatte zu diesem Zeitpunkt 42.297 stimmberechtige Einwohner. 33.485 gaben Ihre Stimme ab (79% Wahlbeteiligung!) - davon entfielen für den Zusammenschluss 11.801 (~ 35,24 %), gegen den Zusammenschluss 21.684 (~ 64,75 %).
  18. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106
  19. Das Volk sagte nein, Manfred Mümmler in den Fürther Nachrichten vom 15. Februar 1995
  20. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106
  21. Protokoll der geheimen Stadtratssitzung vom 16.01.1935, Stadtarchiv Nbg C 7/IX, Nr. 570
  22. Protokoll der öffentlichen Stadtratssitzung vom 15. Juli 1936, Stadtarchiv Nbg, C 7/IX, Nr. 595
  23. Protokoll der geheimen Stadtratssitzung vom 21.10.1937, Stadtarchiv Nbg, C7/IX, Nr. 620
  24. Wikipedia Wikipedia, Stand: 21.12.12, 17:52 Uhr
  25. Werner Jochmann (Hrsg.), Monologe im Führerhauptquartier 1941 - 1944, Gespräch vom 17.12.1941, Albrecht Knaus Verlag 1986, S. 154 ff.
  26. * Quelle: Matthias Klaus Braun, Hitlers liebster Bürgermeister: Willy Liebel, Nbg. Werkstücke zur Stadt und Landgeschichte Band 71, Nürnberg 2012, S. 790 ff.
  27. Anonym (Benno Martin), Neuer Kurier, "Wie Streicher gestürzt wurde!", 03.12.1949
  28. Anmerkung: Laut Pfundtner stellten Sonderbestimmungen generell eine Gefahr für einen einheitlichen und effizienten Verwaltungsapparat dar und sind deshalb grundsätzlich abzulehnen. Die Ablehung hatte somit nichts mit den Fürther oder Nürnberger Verhältnissen zu tun. Es gab in dieser Zeit noch mehr Bestrebungen der Eingemeidungen, z.B. München und Starnberg.
  29. Peter Diehl-Thiele, Partei und Staat im Dritten Reich, Beck München 1971, S. 190 ff.
  30. Schreiben Reichsinnenminister an den Chef der Reichskanzlei vom 16.02.40, Bundesarchiv Berlin B 43/II, Nr. 576
  31. Schreiben Martin Bormann an Hans Heinrich Lammers vom 26.02.1940, Bundesarchiv Berlin R 43/II, Nr. 576
  32. Schreiben Hans Heinrich Lammers an Martin Bormann vom 19.03.1940 (Entwurf), Bundesarchiv Berlin R. 43/II, Nr. 576
  33. Schreiben Häupler an den Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfrankens vom 26.08.1940, Stadtarchiv Fürth, HG 025, Nr. 415
  34. Schreiben Karl Häupler an den Reichsstatthalter in Bayern vom 4.12.1941 (Entwurf), Stadtarchiv Fürth HG 025, Nr. 415
  35. Aktenvermerk Ministerialrat Reihling im Reichsministerium des Innern vom 14. Juni 1940, Bundesarchiv Berlin R 1501, Nr. 1303
  36. Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990
  37. Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991 S. 24
  38. Bay. Fernsehen im Internet Stand: 21.12.12, 20:37 Uhr
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