Wolfsgrubermühle

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Wolfsgrubermühle - Blick von Norden nach Süden, im Hintergrund das Rathaus bzw. das Klinikum Fürth oder die St. Michelskirche, Jan. 2019
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Gebäude
Wolfsgrubermühle
Straße / Hausnr.
Mühlstraße 25, 27
Akten-Nr.
D-5-63-000-940
Objekt
Wolfsgrubermühle
Baujahr
1945
Architekt
Richard Kohler
Geokoordinate
49° 28' 39.04" N, 10° 59' 31.05" E, 49° 28' 37.55" N, 10° 59' 30.75" E, 49° 28' 38.58" N, 10° 59' 29.25" E, 49° 28' 42.94" N, 10° 59' 31.47" E
Gebäude besteht
Ja
Denkmalstatus besteht
Ja
Quellangaben
BLfD - Denkmalliste Fürth

Die Wolfsgrubermühle ist eine ehemalige Mühle an der Pegnitz.


Geschichte

Wolfsgrubermühle um 1908

Die Wolfsgrubermühle ist aus dem ältesten Fürther Mühlenkomplex hervorgegangen, der oberen und unteren Pegnitzmühle, die sich um einen Platz herumgruppierten. Im 18. und 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Eckart, gingen die Gebäude am Ende des 19. Jahrhunderts an die Familie Wolfsgruber über, nach der die Mühle heute benannt ist.[1] Im späten 19. Jahrhundert dienten die Gebäude mit Hausnummer 23 (Fachwerkhaus) und 25 auch als Glasschleife zum Polieren von Spiegeln, weshalb das Gebäude zum Teil quecksilberverseucht war. Bei der Flussregulierung 1963 wurden alte Eichpfähle im Wasser gefunden. Fachleute hätten die Nägel untersucht und kamen zu dem Ergebnis, dass diese ca. 800 - 1 000 Jahre alt sein müssten.[2]

Das rechte Nebengebäude, welches die Jahreszahl 1737 trägt (zum Teil vermutlich älter), ist ein zweigeschossiges Wirtschaftgebäude aus Sandstein mit einem Hauszeichen über dem Stichbogenportal. Das Müller-Hauszeichen (Mühlrad und Mühlsteinpicke) trägt außer dem Datum die Initialien des Bauherrn Peter Eckart. Im Innenraum finden sich noch Balkenbohlen- und Spundbohlendecken, im ehem. Mühlraum ist ein mächtiger Unterzug auf drei massiven Rundstützen mit dekorativen Sattelhölzern zu finden.[3] Unter anderem hatte hier der berühmte Münzmacher Conrad Stutz seine Werkstatt. Der letzte Bewohner wohnte hier bis Ende der 1990er Jahre und hieß Konrad Horsting.

Dahinter befinden sich das Wasserkraftwerk und die zugehörige Wehranlage. Hier wurde die Wasserkraft seit alters her genutzt, die Wurzeln sollen bis ins 14. Jahrhundert belegt sein, da bereits 1314 ein Müller in Fürth erwähnt wird. Im Jahr 1911 wurden Wasserräder durch Turbinen ersetzt. Installiert wurden zwei identische französische Schneider-Schaquet-Turbinen, die jahrzehntelang in Betrieb waren. Eine dieser Turbinen wurde Anfang der 1980er Jahre gegen eine modernere Drees-Turbine ausgetauscht (Fallhöhe 3,1 m, Ausbaudurchfluss 10,5 m3/s, 260 kW Leistung im Einzelbetrieb). Später ersetzten die Betreiber die zweite Altturbine durch eine gebrauchte Francis-Schacht-Turbine des Herstellers Voith (Ausbaudurchfluss 7,5 m3/s, 180 kW Leistung im Einzelbetrieb). Eine moderne Automations- und Steuerungstechnik für die zwei Wasserkraftmaschinen (Engpassleistung: ca. 390 kW, Jahresarbeitsvermögen: ca. 2,4 GWh) wurde 2009 von einem Südtiroler Spezialunternehmen installiert. Die Anlage wurde vor einigen Jahren auch mit einer kompakten Rechenreinigungsanlage am Zufluss für Maschine II ausgerüstet und zur ökologischen Verbesserung der Stauanlage ist ein naturnahes Umgehungsgerinne als Wanderweg für Fische und andere Wasserlebewesen über eine Länge von rund 350 Meter angelegt worden.

Umbauplanungen 2007

1956 Brand der Wolfsgrubermühle. Obwohl sich das Feuer bereits durch die das gesamte sechsstöckige Gebäude durchlaufenden Schächte ausgebreitet hatte, konnte die Mühle durch den Einsatz der Fürther Feuerwehr gerettet werden.

Das Mühlengebäude selbst wurde 1972 von der Meyermühle AG Landshut gekauft, welche die Produktion vollständig in die Foerstermühle verlagerte. 1977 erfolgte der Verkauf des Wasserkraftwerks.[4] Das linke, ältere Mühlengebäude war durch Vandalismus mittlerweile sehr beschädigt und wurde im März 2012 abgerissen. Die Mühle selbst wurde mehrmals als Immobilie verkauft und steht seit Ende der 1970er Jahre leer.

In den vergangenen dreißig Jahren gab es immer wieder Pläne und Nutzungskonzepte für das Areal. Die erste Planung Ende der 1990er Jahre sah auf dem Gelände ein Multiplexkino vor. Betreiber sollte abwechselnd erst die Gebrüder Weber aus Nürnberg sein (Cinecittà) bzw. dann in der Folge die ortsansässige Familie Ach, die zu dieser Zeit das City-Kino betrieben. Hierzu wurden bereits erste Rodungsarbeiten zur Baufeldvorbereitung durch die Stadtverwaltung vorgenommen, die in der Öffentlichkeit zu einigen Protesten führten. Die nächsten Pläne Anfang der 2000er Jahren sahen zunächst ein Dienstleitungszentrum vor, während 2006 ein Seniorenheim-Betreiber die Bauvoranfrage an die Stadt Fürth stellte für ein Seniorenheim für 160 Bewohnern, davon ca. 60 Demenzerkrankte. Auch dieser Plan verschwand erneut in der Schublade, bis 2007 durch den Bauherrn Immo drei GmbH Freystadt der Plan entstand, die Wolfsgrubermühle zu sanieren, aufzustocken und in Wohnraum umzunutzen. Das Projekt ging jedoch nicht über eine Entwurfsplanung des Münchner Archtiektenbüros Deubzer König + Rimmel hinaus, zumal auch der Kauf der Immobilie dem Bauherren Immo drei GmbH gelang.[5]

Die nächste geplante Nutzung des Areals wurde im Dezember 2018 bekannt. Zuvor hatte die Stadt Fürth das Grundstück samt Mühlengebäude erworben, um es einer künftigen Bebauung zuführen zu können. So ist von Seiten der Stadt geplant, das Schliemann-Gymnasium auf der Freifläche neben der Henri-Dunant-Straße zu errichten. Allerdings wurde im Zuge dieser Planungen ebenfalls bekannt, dass der aktuelle Wasserkraftwerksbesitzer - die Familie Grimmer aus Hohenkammer/Obb. - den Kauf des Rest-Mühlengebäudes anstrebt, um hier zeitnah ein 4-Sterne-Hotel mit 120 Zimmern zu errichten.[6] Die Familie Grimmer besaß bereits Ende der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre die Gesamtanlage, veräußerte aber das Mühlengebäude erneut und behielt zunächst nur das Wasserwerk.[7] Im Jahr 2020 trieb dann die Wolfsgruber GmbH die Planungen und Statikprüfungen voran. Hinter der GmbH stehen dabei die Familie Grimmer, Malte Iversen und Philipp Streng, der sich bereits um die Sanierung der Malzböden und des Gasthauses Grüner Baum verdient gemacht hatte.

Beschreibung der Baudenkmäler

Mühle

Wolfsgrubermühle

Mühlengebäude (Wolfsgrubermühle), hoher, dreifach höhengestaffelter Rohbacksteinbau mit Flachdächern und flachem Walmdach mit Kupferaufsatz, Wiederaufbau nach Kriegsschäden[8], von Richard Kohler 1945/47; Turbinenhaus, erdgeschossiger Satteldachbau, von Georg Böhner, 1912/13; altes Mühlengebäude Mühlstraße 23 (im März 2012 abgerissen), zweigeschossiger traufseitiger Satteldachbau mit Sandsteinerdgeschoss und Fachwerkobergeschoss und -zwerchhaus, Ende 18. oder Anfang 19. Jahrhundert; Teil des Ensembles Altstadt

Wirtschaftsgebäude

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Gebäude
Wolfsgrubermühle
Straße / Hausnr.
Mühlstraße 31
Akten-Nr.
D-5-63-000-941
Objekt
Wirtschaftsgebäude der Mühle
Baujahr
1737
Bauherr
Peter Eckart
Geokoordinate
49° 28' 39.04" N, 10° 59' 31.05" E, 49° 28' 37.55" N, 10° 59' 30.75" E, 49° 28' 38.58" N, 10° 59' 29.25" E, 49° 28' 42.94" N, 10° 59' 31.47" E
Gebäude besteht
Ja
Denkmalstatus besteht
Ja
Quellangaben
BLfD - Denkmalliste Fürth
Mühlstraße, rechts das Wirtschaftsgebäude

Das Nebengebäude der Wolfsgrubermühle, welches die Jahreszahl 1737 trägt (zum Teil vermutlich älter), ist ein zweigeschossiges Wirtschaftgebäude aus Sandstein mit einem Hauszeichen über dem Stichbogenportal. Das Müller-Hauszeichen (Mühlrad und Mühlsteinpicke) trägt außer dem Datum die Initialen des Bauherrn Peter Eckart. Im Innenraum finden sich noch Balkenbohlen- und Spundbohlendecken, im ehem. Mühlraum ist ein mächtiger Unterzug auf drei massiven Rundstützen mit dekorativen Sattelhölzern zu finden.

Wohngebäude

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Gebäude
Wolfsgrubermühle
Straße / Hausnr.
Mühlstraße 22
Akten-Nr.
D-5-63-000-939
Objekt
Wohnhaus in Hoflage
Teil des Ensembles
Altstadt
Baujahr
1680
Bauherr
Hans Leonhard Dohr
Geokoordinate
49° 28' 39.04" N, 10° 59' 31.05" E, 49° 28' 37.55" N, 10° 59' 30.75" E, 49° 28' 38.58" N, 10° 59' 29.25" E, 49° 28' 42.94" N, 10° 59' 31.47" E
Gebäude besteht
Ja
Denkmalstatus besteht
Ja
Quellangaben
BLfD - Denkmalliste Fürth

Zweigeschossiger, giebelständiger und teilweise verputzter Fachwerkbau mit Schleppdach und teilweise mit Sandsteinerdgeschoss, spätes 17. Jahrhundert; Teil des Ensembles Altstadt.
Durch Erweiterung nach links wurde die Giebelfront asymmetrisch. Das im späten 17. Jahrhundert durch den Erstbesitzer Hans Leonhard Dohr auf bambergischem Grund erbaute Haus wird um 1700 als große zweigädige[9] Behausung genannt, die vorher ein Stadel gewesen sei. Die mächtige Giebelfront schließt eine von der Einmündung der Mühlstraße in den Helmplatz abzweigende Sackgasse ab, den sog. Schermshof, benannt nach der Besitzerfamilie Schirmer in der 2. Hälfte des 18. und 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Bunker Wolfsgrubermühle

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Gebäude
Bunker Wolfsgrubermühle
Straße / Hausnr.
Mühlstraße
Akten-Nr.
D-5-63-000-940
Objekt
Wolfsgrubermühle (Untere Mühle)
Baujahr
1942
Bauherr
Michael Wolfsgruber
Geokoordinate
49° 28' 39.04" N, 10° 59' 31.05" E, 49° 28' 37.55" N, 10° 59' 30.75" E, 49° 28' 38.58" N, 10° 59' 29.25" E, 49° 28' 42.94" N, 10° 59' 31.47" E
Gebäude besteht
Ja
Denkmalstatus besteht
Ja

Bunker, kleiner, aus Ziegelsteinmauerwerk errichteter Rundbunker mit flacher Betondecke, wohl 1942/43; nördlich der Mühle.

Besitzer

Zeitzeugenberichte

Das Dieselaggregat

Anfangs der 1960er Jahre war ich Müller in der Wolfsgrubermühle. Immer wenn bei Niedrigwasser die Wasserkraft nicht ausreichte, kam ein Dieselaggregat zum Einsatz, um die Mühle weiter betreiben zu können. Beim Anwerfen des Aggregats ertönte immer ein lauter Knall und während des Betriebs war ein ständiges Geräusch, eine Art Blubbern, zu hören. Eines Tages traf ich meinen ehemaligen Schullehrer Meier, inzwischen wohnhaft in einem Wohnblock im Talblick. Er wusste, dass ich in der Wolfsgrubermühle arbeitete und sprach mich an. "Die ganze Nacht gibt es laute Geräusche von der Mühle herüber. Das ist unerträglich, man kann kein Auge zutun." Kurz darauf bin ich dann zu einem meiner beiden Chefs, zum Herrn Horsting, gegangen und erzählte ihm davon. Der war ganz ungläubig und meinte, das kann doch gar nicht sein, das ist doch viel zu weit weg. Aber ich probiere das einmal aus, wenn das Dieselaggregat wieder läuft. Bei der nächsten Gelegenheit ging er also zum Talblick hinüber und musste feststellen, dass das Aggregat tatsächlich recht laut zu hören war. Schon wenig später ließ er bei einer Fürther Firma, womöglich bei der Fa. Leistritz, eine Schalldämmung bauen und so am Gebäude anbringen, dass das Aggregat umbaut war. Seit der Zeit war das Laufgeräusch deutlich weniger zu hören. Als ich einige Zeit später den Lehrer Meier wieder traf, fragte ich ihn, ob er denn jetzt wieder ruhig schlafen könne. Dieser meinte, das sei wunderbar und wie ein neues Leben.[11]

Literatur

Lokalberichterstattung

  • hei: Mühle klappert ins Ungewisse - Ursprünge der Mühle gehen vielleicht bis auf die Jahrtausendwende zurück - im 2. Weltkrieg abgebrannt - Möglicherweise hat sich Käufer gefunden. In: Fürther Nachrichten vom 22./23. November 1989, S. 77
  • Volker Dittmar: Der Verfall wird nicht aufgehalten. In: Fürther Nachrichten vom 31. Januar 2006 - online
  • Volker Dittmar: Das Trauerspiel um die alte Wolfsgrubermühle. In: Fürther Nachrichten vom 12. Februar 2009 - online
  • Volker Dittmar: Umbaupläne wurden ausgebremst. In: Fürther Nachrichten vom 18. August 2009
  • Johannes Alles: Wolfsgrubermühle im Dämmerschlaf. In: Fürther Nachrichten vom 22. September 2010 - online
  • Volker Dittmar: Fürther Geschichte in Trümmern. 200 Jahre altes Mühlengebäude an der Pegnitz wird abgerissen. In: Fürther Nachrichten vom 22. April 2012 - online
  • Wolfgang Händel: Problemfall Wolfsgrubermühle: Hotel kann kommen. In: Fürther Nachrichten vom 27. Dezember 2018 (Druckausgabe) bzw. An der Pegnitz: Vier-Sterne-Hotel in Fürth soll kommen. In: nordbayern.de vom 27. Dezember 2018 - online
  • Johannes Alles: Hotelpläne mit Hindernissen. In: Fürther Nachrichten vom 10. Juli 2019 (Druckausgabe)
  • Johannes Alles: Weg frei fürs Sterne-Hotel. In: Fürther Nachrichten vom 30. Mai 2020 (Druckausgabe) bzw. An der Pegnitz: Fürth bekommt ein Sterne-Hotel. In: nordbayern.de vom 30. Mai 2020 - online
  • Eines der letzten Denkmal-Juwele ist nun in guten Händen . In: Fürth StadtZeitung, Nr. 12 vom 17. Juni 2020, S. 1 – PDF-Datei
  • Birgit Heidingsfelder: Pegnitzquartier mit langer Promenade? In: Fürther Nachrichten vom 15. Mai 2021 (Druckausgabe)
  • hjw: Relikte einer verlorenen Zeit. In: Fürther Nachrichten vom 8. Dezember 2021 (Druckausgabe)
  • Birgit Heidingsfelder: Hotelpläne nehmen Fahrt auf. In: Fürther Nachrichten vom 14. Juni 2024 (Druckausgabe)


Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Mühltalstraße 23. In: Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Lipp, 1994, S. 294
  2. hei: Mühle klappert ins Ungewisse. In: Fürther Nachrichten vom 22./23. November 1989, S. 77
  3. Mühlstraße 31. In: Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Lipp, 1994, S. 294
  4. Schreiben G. W. Wolfsgruber an Bürgermeister Heinrich Stranka vom 13. Oktober 1977
  5. Deubzer König + Rimmel Architekten, München, abgerufen 2. Februar 2014 online
  6. Johannes Alles: Investor plant ein Hotel in der Wolfsgrubermühle. In: Fürther Nachrichten vom 15. Dezember 2018 - online
  7. E-Mail Verkehr mit Fa. Grimmer vom 26. Dezember 2018 | 17:49 Uhr
  8. Bombenangriff vom 10./11. August 1943
  9. altsüddeutsch für zweistöckig
  10. Jahres-Bericht des Gewerbvereins der Stadt Fürth i.B.:für die Jahre...1865/66, S. 27 und Nürnberg-Fürther Industrie-Almanach. 1. 1870, S. 237
  11. Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki, Aktennr. '48'

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