Grab-Denkmal von 1872

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Das Grabdenkmal im Detail: Statue der kranzwerfenden Viktoria
Das Grabdenkmal von 1872
Alte Ansichtskarte vom Stadtpark mit Grab-Denkmal

Das Grabdenkmal wurde 1872 zum Andenken an die sechs in Fürth verstorbenen Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 im heutigen Stadtpark aufgestellt.

Lage

Das Denkmal steht heute, leicht vom Weg zurückgesetzt, am Anfang der Hans-Schiller-Allee, direkt am Fontänenhof des Fürther Stadtparks. Es befindet sich hier noch aus der Zeit, in der dieses Gelände städtischer Friedhof war; das Denkmal wurde jedoch mehrfach umgesetzt, zuletzt stand es weiter östlich an der Rückseite des Maria-Grundig-Hauses.

Geschichte

Die Initiative zur Errichtung des Grabdenkmals auf dem alten Friedhof an der Nürnberger Straße, das dem Andenken an die Soldaten gewidmet ist, die im Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 in Fürth gestorben sind und hier beerdigt wurden[1], ging vom Bürgerverein aus, wie einem Protokoll vom 24. Juli 1871 zu entnehmen ist: „Es erscheint der Kaufmann Moritz Eismann als Schriftführer des hiesigen Bürgervereins und trägt vor: Der Bürgerverein beabsichtigt, den in dem letzten Kriege gefallenen Soldaten, welche auf dem hiesigen Friedhofe beerdigt sind, und zwar auf dem gemeinschaftlichen Grabe ein Denkmal setzen zu lassen … Vorerst stelle ich die Bitte zur Setzung dieses Denkmals die polizeiliche Erlaubnis zu ertheilen.“[2]

Schon 3 Tage später fasste der Stadtmagistrat den Beschluss, das Angebot dankend abzulehnen, da die Stadt bei der Überlassung des Grabes schon die spätere Aufstellung eines Denkmals vorgesehen habe und dieses Vorhaben nun selbst angehen wolle, und teilte dies dem Bürgerverein mit. Die Vorstandschaft des Bürgervereins mit ihrem 1. Vorstand Georg Fortmeier zeigte sich verwundert: „… Nun dürfte dem verehrl. Magistrate aber bekannt sein, daß der Bürgerverein den Betrag hiefür durch ein Entré, an welches sich die Gesamtbürgerschaft beteiligt hat, erhoben hat und daß in der betreffenden Einladung der Zweck ganz genau angegeben war; daß demnach unser Verein diesen Betrag auch zunächst und den Wünschen der Geber entsprechend verwenden muß. Die unterfertigte Vorstandschaft kann sich das Zurückweisen ihres Anerbietens um so weniger erklären, als die Berichte über die öffentlichen Magistratssitzungen nie ein Wort von einem solchen Vorhaben des verehrl. Stadtmagistrats etwas erwähnten & selbst Magistratsmitglieder erklären mußten, daß sie von einem solchen nichts gewußt hätten …“[3] Doch bot man als für beide Seiten zweckdienliche Lösung die gesammelten 75 Gulden dem Stadtmagistrat als Beitrag zu einem Denkmal der Stadt an. Der Stadtmagistrat nahm die 75 Gulden „zu prunkvollerer Ausstattung des von der Stadtgemeinde zu setzen beabsichtigten Denkmals“ dankbar an.

Vorher war schon in der Sitzung des Stadtmagistrats am 13. Juli 1871 beschlossen worden, für die in Fürth heimatsberechtigten, dem Kriege 1870/71 zum Opfer gefallenen Angehörigen der Armee eine Gedenktafel in der Kirche St. Michael anzubringen und den städtischen Baurat Friedrich Friedreich mit einem Entwurf nebst Kostenvoranschlag zu beauftragen.[4] Offensichtlich bekam Friedreich nun auch noch den gleichen Auftrag für das Grabdenkmal, denn er erstellte einen Kostenanschlag mit genauer Beschreibung für beide Objekte, datiert vom 13. September 1871.[2] Unter dem Titel „Monument für die in Fürth verstorbenen und auf dem christlichen Kirchhofe begrabenen Soldaten des deutschen Heeres vom Krieg 1870/71“ ist als Grabfigur eine „Sitzende Viktoria von Rauch - Figur von Terracotta aus dem Etablissement von E. March in Charlottenburg“ aufgeführt[5], angesetzt waren dafür 132,30 Gulden; als Gesamtkosten waren 490 Gulden veranschlagt (letzten Endes wurden es 670 Gulden).[2] Im März 1872 fiel der Beschluss zur sofortigen Errichtung des Grabmonuments (und ebenso zur Aufstellung der Gedenktafel für die dem Krieg zum Opfer gefallenen Fürther Soldaten). Das Grabdenkmal war gerade am Johannistag (24. Juni) 1872 fertig und wurde mit Blumen geschmückt ohne Enthüllungsfeier zur allgemeinen Besichtigung freigegeben (die Gedenktafel wurde erst im August 1874 fertig und am 2. September 1874 im Hauptportal des Rathauses enthüllt). Der Schmuck der Gräber am Johannistage mit Kränzen und Blumen war in Fürth damals Sitte.[6] Im September 1872 ließ die Stadt noch ein Gitter um die Grabanlage errichten.

Das Denkmal wurde alljährlich am Johannistage auf Kosten der Gemeinde mit Blumen und Kränzen geschmückt.[7]

Die erste größere Restaurierung erfolgte auf eine Meldung der Kriegergenossenschaft Fürth im März 1898 hin über die Notwendigkeit einer Reparatur des Grabdenkmals. Dazu erfasste das Stadtbauamt die notwendigen Arbeiten: „Die Figur ist durch Witterungseinflüße und durch Staub und Ruß schmutzig und schwarz an verschiedenen Stellen und bedarf einer gründlichen Reinigung. Ferner fehlen an der linken Hand 3 Fingerspitzen; an dem Postament, auf dem die Figur steht, fehlen 2 steinerne Kreuzaufsätze ... es ist aber auch das Gitter um das Denkmal verrostet, ein Anstrich desselben notwendig.“[8] Die Reparaturen waren Ende Mai ausgeführt.

Zuletzt wurde die stark beschädigte Figur 1997 von dem Steinbildhauer und Restaurator André Jeschar restauriert.[5]

Heute wird das Kriegerdenkmal in der Denkmalliste der Stadt Fürth geführt.[9]

Gestaltung

Auf einem hohen Postament aus Sandstein befindet sich eine Terracotta-Statue der sitzenden Siegesgöttin Victoria. Vorbild der Terracotta-Statue ist die klassizistische Mamorstatue „Kranzwerfende Viktoria“, die der Bildhauer Christian Daniel Rauch in den Jahren 1838 bis 1845 schuf und sich früher im Berliner Stadtschloss befand. Auf dem Gesims des Postaments ist auf 3 Seiten in den Sandstein in Großbuchstaben als Inschrift eingehauen: „Zum ehrenden Andenken | an die hier ruhenden Krieger | errichtet v. d. Stadt Fürth“. Auf der Vorderseite des Sandsteinsockels ist eine Inschriftenplatte aus schwarzem Mamor angebracht, die die sechs Soldaten verzeichnet, die hier im gemeinschaftlichen Grab ruhen:[7]

(Anmerkung: Die folgende Auflistung von Fronmüller gibt nicht den genauen Text der Inschriftentafel wieder. Zudem sind einige Angaben auf der Tafel anders und auch bei Fronmüller selbst an entsprechenden Stellen seiner Chronologie - beides ist in eckigen Klammern vermerkt.)

  • Friedrich Wendland aus Stettin, Gefreiter im 14. preußischen Musketier-Regiment, gestorben am 29. September 1870

[Name auf der Tafel: Wendlandt; Todestag auf der Tafel: 28. September - bei Fronmüller aber auch: "Den 27.(!) September (1870) starb im Krankenhause Friedr. Wendland, Gefreiter im preußischen 14. Musketier-Regiment aus Stettin ..."[10]]

  • Anton Grill, Gefreiter im 10. Bayr. Infanterie-Regiment aus Germersheim, gest. den 29. September 1870

[Ort auf der Tafel: Gainersheim - wohl richtig in diesem Eintrag von Fronmüller: „... ebenso am 29. Anton Grill aus Gaimersheim bei Ingolstadt, Gefreiter im bayerischen 10. Infanterie-Regiment. Sie wurden mit militärischen Ehren bestattet, wobei die Feuerwehr den Kondukt bildete; beide ruhen in demselben Grab.“[10]]

  • Wilhelm Gauck, Soldat im 8. Bayr. Infanterie-Regiment aus Altenbamberg[11], gest. den 2. Nov 1870

[Name auf der Tafel: Gauch - bei Fronmüller aber auch als "Gaudl" bezeichnet: "Am 2. November (1870) starb im Krankenhause Wilhelm Gaudl aus Altenbamberg, Soldat im 8. Infanterieregiment, am Typhus. Wurde unter ehrenvoller Leichenbegleitung zur Erde bestattet."[12]]

  • Johann Fürweiser, Soldat im 7. Bayr. Infanterie-Regiment aus Neufang, gest. am 9. Januar 1871[13]
  • Friedrich Windsheimer, Soldat im 14. Bayr. Infanterie-Regiment aus Bruck, gest. den 10. März 1871
  • Andreas Keller, Sergeant im 7. Bayr. Infanterie-Regiment aus Fürth, gest. den 18. Juli 1871[14]

1997 Renovierung

Die Restauration der Plastik dauerte 2 Jahre bis 1998 und kostete rund 35.000 Mark. Der linke Arm und der halbe linke Flügel fehlten, ebenso die rechte Hand mit dem Lorbeerkranz. Rostende Eisendübel hatten Risse in den hellen, gebrannten Ton gesprengt, die Flügel drohten komplett herabzufallen. Eine dicke Schmutzschicht überzog die Statue. 2 Jahre arbeitete André Jeschar an der Rekonstruktion der fehlenden Teile und des Aufbaues der Statue. Auch die Schrifttafeln der Gefallenen am Sockel wurden neu vergoldet.[15]

Sonstiges

Christian Daniel Rauchs Mamorstatue „Kranzwerfende Viktoria“ diente auch als Vorlage für den Meisterschaftspokal des Deutschen Fußballbundes, wie er von 1903 bis 1944 verliehen wurde, was die große Ähnlichkeit des Denkmals zur Fußball-Trophäe "Viktoria" erklärt. Eine Original-Viktoria Rauchs befindet sich auch in der Walhalla.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z, S. 90
  2. 2,0 2,1 2,2 Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Aufstellung einer Gedenktafel [in der Michaelskirche – nachträglich durchgestrichen] dahier zur Erinnerung an die gefallenen Krieger aus hiesiger Stadt und die Einrichtung eines Grabmonuments für die dahier verstorbenen Krieger
  3. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Schreiben vom 1. August 1871
  4. Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1871
  5. 5,0 5,1 Barbara Ohm: Die Viktoria im Fürther Stadtpark, Fürther Geschichtsblätter 1/2004, S. 24
  6. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Bericht der Stadt vom 27. Februar 1875 an die Kgl. Commandantur Ansbach für eine Veröffentlichung des Staatsanzeigers über die Denkmäler in Bayern für die Gefallenen des Krieges 1870/71
  7. 7,0 7,1 Georg Tobias Christoph II. Fronmüller: Chronik der Stadt Fürth, 1887, S. 403
  8. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Bericht vom 21. März 1898
  9. Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, S. 386
  10. 10,0 10,1 Fronmüller S. 377
  11. Gemeint ist wohl Altenbamberg, das von 1815 – 1945 mit der Rheinpfalz zu Bayern gehörte.
  12. Fronmüller S. 379
  13. Fronmüller S. 383
  14. Fronmüller S. 390
  15. Regina Urban in: Fürther Nachrichten vom 20. Juli 1998 (Druckausgabe)

Bilder