Die Schießhauskirchweih oder auch Johanniskirchweih bzw. Schützenkärwa war eine von von 1776 bis 1959 bestehende Kirchweih. Sie fand anlässlich des jährlich um den Johannistag abgehaltenen Vogelschießens der Königlich privilegierten Schützengesellschaft Fürth statt.

Schützenscheibe von 1776 mit Abbildung der ersten Schießhauskirchweih


Geschichte

 
Luftaufnahme der Schießhauskirchweih. Vermutlich entstand die Aufnahme 1955, anlässlich des 180. Fränkischen Landesschießens

Im Jahr 1776 kam der damalige Schützenmeister und spätere Kommerzienrat Michael Gottfried Eckart auf die Idee, ein Volksfest mit dem jährlichen Vogelschießen der Königlich privilegierten Schützengesellschaft Fürth zu verbinden. Die Schützengesellschaft schreibt in ihrer Chronik zu dem Ereignis im Jahr 1776:

Es handelt sich bei dieser Schießhauskirchweih also nicht um das erste Vogelschießen der Schützengesellschaft, sondern um das erste Volksfest, das in Verbindung mit der Schützenveranstaltung zustandekam. Zeitgenossen berichten uns als Augenzeugen davon, wie am Gedächtnistag Johannes des Täufers (24. Juni 1776) auf dem Schießanger ein prächtiges Vogelschießen stattfand. Schützenkönig wurde der Kauf- und Handelsmann Gottfried Zapf. Der Schützenmeister Michael Gottfried Eckart hatte diesmal Fürther Händler und Handwerker eingeladen, auf dem Schießanger ihre Waren feilzuhalten. Wirklich erschienen denn auch Krämer, Marketender, Schuster, "Schälleinskrämer" (die Geschirr verkauften), Zinngießer, Riemer usw. Sie stellten ihre Waren unter den Linden des Schießplatzes auf und bald entfaltete sich ein Leben, wie man es bisher noch nie bei einem Vogelschießen gesehen hatte. Zwölf Erlanger Musikanten vergnügten das Volk mit ihrer "Türkischen Musik". Man saß in Zelten und tat sich gütlich bei Bier, Wein und Kaffee. Die Jugend wurde mit besonderen Lustbarkeiten bedacht: Die Knaben durften "eine Gans ausspringen" und "einen Hahn erlaufen", einige Buben und Mädchen stellten Platzknechte und -mägde vor und ein "natürlicher Mohr" (aus Fürth) lief umher. Den "armen alten Weibern" gab man einen neuen Pelz zum besten; diejenige Frau, die ihn als erste "erlaufen" konnte, trug ihn als Siegespreis heim. So war mit allen erdenklichen Mitteln für Unterhaltung gesorgt.[1][2]

Die Schießhauskirchweih kam bei der Bevölkerung gut an und wurde rasch eine feste Tradition. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Karusselle zum Einsatz wie eine Werbeanzeige von 1844 beweist. Offiziell wurde die Kirchweih bis mindestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts Johanniskirchweih genannt.[3]

1914 schrieb die Nordbayerische Zeitung in der Rückschau am 22. Juni über die Schießhauskirchweih: Diese war wieder sehr gut besucht und die Budenbesitzer, wie auch die Wirte dürften sehr gute Geschäfte gemacht haben. Die Kirchweih war also auch nach knapp 140 Jahren ihres Bestehens nach wie vor sehr beliebt, auch wenn eine "normale" Kirchweih nur einen Tag oder ein Wochenende dauerte.

Zu Jubiläen der Schießhauskirchweih wie der 100-Jahrfeier 1876, des 125-jährigen Jubiläums 1901 oder des 150-jährigen Jubiläums 1926 wurde das Fest stets prächtiger und länger abgehalten (mit bis zu zehn Tagen Standzeit der Buden).[4]

Im Jahr 1960 fiel die Schießhauskirchweih zum ersten Mal aus, abgesehen von den Unterbrechung von 1915 bis 1922 und von 1940 bis einschließlich 1953, welche der Erste und Zweite Weltkrieg mit sich gebracht hatten. Sie wurde in der Folgezeit nicht mehr wiederbelebt und der Festplatz neben dem alten Schießhaus wurde von der neu erbauten Nordspange (heute Kapellenstraße) durchzogen. Stattdessen fand ab 1967 ein vom Fränkischen Schaustellerverein Fürth initiiertes Frühlingsfest auf dem Gelände des Hans-Lohnert-Sportplatzes statt.[5]

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Chronik der Kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth online
  2. Aus den Jugendtagen der Schießhauskirchweih. In: Alt Fürth. Fürther Heimatblätter, 1937/4, S. 42 - 45
  3. Paul Rieß: Stadtchronik 1915'. S. 104 (Rückseite)
  4. Das Bayerland, 37. Jahrgang, Juniheft 1926, S. 350
  5. Adolf Schwammberger: " Fürth von A bis Z", Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S.132 u. 316

Bilder