Das "Eigene Heim" ist Teil des Stadtteils Schwand zwischen der Vacher Straße im Osten, der Robert-Koch-Straße im Süden, der Dr.-Schumacher-Straße im Westen und den Häusern entlang der Feldstraße im Norden. Die Bebauung weiter nördlich davon, um die Riemenschneiderstraße, gehört streng genommen nicht mehr dazu, da die Häuser nicht mehr der "Baugenossenschaft Eigenes Heim" gehören. Das Eigene Heim wird oft als eigener Stadtteil gesehen. Historisch betrachtet sind die Gebäude jedoch Teil des Gebietes "Schwand", wie der Bereich von der Hohen Straße bis fast an den Farrnbach, über Jahrhunderte in Karten bezeichnet wurde.

Eigenes Heim, Sept. 2019

Die Baugenossenschaft

Seinen Namen hat das Gebiet von der Baugenossenschaft Eigenes Heim e. G.. Diese wurde am 22. Oktober 1909 mit dem Ziel gegründet, die gesundheitlichen Verhältnisse in Fürth zu verbessern [1], indem man Einfamilienhäuser (mit Garten) baute, die später Eigentum werden sollten. Zum Vorsitzenden wählte man Friedrich Scherzer. Zuerst gab es allerdings einige Schwierigkeiten bei der Bauplatzsuche [2]. Als das mittlerweile städtische Grundstück in der "Erholung" ins Auge gefasst wurde, war im Stadtmagistrat eine starke Majorität gegen die Abgabe eines solchen Platzes für einen genossenschaftlichen Zweck. Baurat Otto Holzer wies daraufhin einige für die Stadt wertlose Parzellen auf der Hardt und am Scherbsgraben für die Genossenschaft an. Eine Ablehnung im Gemeindekollegium wäre aber dabei nur zu umgehen gewesen, wenn für einen minderwertigen Sandhügel am Scherbsgraben 25 - 30 Pfg. für den Quadratfuß gezahlt worden wären (und die Genossenschaft bestenfalls 10 - 15 Pfg. zu zahlen bereit war) [3]. Schließlich gelang es, auf der Schwand 3,03 Tagwerk Bauland für 18.000 Mark zu erwerben.

Später wäre die Finanzierung der Hausbauten fast gescheitert, wenn nicht Oberbürgermeister Theodor Kutzer extra zum Fürther Ehrenbürger Louis Alfred Nathan ins Tiroler Urlaubsquartier nachgefahren wäre und von diesem eine Bürgschaft erwirkt hätte.

Ausführung der Bauten

 
Baupläne "Eigenes Heim"

Die Bauausführung übernahmen die Architekten Peringer & Rogler.
Das erste Bauprogramm umfasste 31 Einfamilienhäuser (drei alleinstehende und 14 Doppelhäuser). Der überbaute Raum betrug zwischen 48 und 50 Quadratmeter, der umbaute Raum zwischen 240 und 300 Kubikmeter [4].
Bei der Raumausführung heißt es:

"Erdgeschoß enthält 1 Wohnzimmer, 1 offene Veranda, Küche, Abort und Bad mit Emaillewanne, Badeofen mit Mischbatterie. Die Küche hat einen schönen gelben Kachelherd mit 2 Gas- und 3 Kohlenkochstellen.
Obergeschoß: 2 Schlafzimmer, 1 bzw.2 Kammern und Treppe und Dachraum."[5]

Die Mauerstärke wurde im Parterre mit 40 cm, im Obergeschoß mit 28 cm wiedergegeben. Für die Fußböden der Wohnzimmer verwendete man amerikanische Kiefernlangriemen, im Obergeschoß künstlich getrockenes Weichholz.

Im Sommer 1910 wurden die ersten Häuser (Vacher Straße 87 - 101) bezogen. Doch bereits die Bauphase stellte sich als beste Werbemaßnahme für die Bausgenossenschaft heraus, sodaß auf fortwährendes Drängen weitere 2,19 Tagwerk Acker zum Preis von 16.500 Mark gekauft wurden, um darauf dann noch einmal 23 Einfamilienhäuser und ein Zentralwaschhaus zu errichten. Diese konnten am 1. April 1911 bezogen werden.

Ziel war es, neben dem "eigenen Heim" jedem Genossenschaftsmitglied auch noch einen eigenen Garten zu ermöglichen, ein Konzept, das bis 1950 beibehalten werden konnte. 1913 pflanzte man zu Ehren des nach Mannheim wechselnden Oberbürgermeisters die Kutzerlinde Ecke Heimgartenstraße und Feldstraße, die heute noch steht. Der Erfolg der ersten Baumaßnahmen und eine Wohnungsnot zum Ende des 1. Weltkriegs führten zu weiteren Bauaktivitäten der Baugenossenschaft in der Weinbergstraße, der Friedrich-Ebert-Straße, der Schwandstraße (später Damaschkestraße), dem Scherzerplatz und Am Amselschlag (später Fritz-Gräßler-Straße).

Fortgang nach dem Ersten Weltkrieg

Bereits 1919 verzichteten die sozialdemokratisch geprägten Genossen auf ihren Eigentumsanspruch, um die Gemeinnützigkeit der Einrichtung erhalten zu können. Vier Jahre später waren schon weitere 178 Wohnungen entstanden, obwohl der Genossenschaftsanteil - inflationsbedingt - 1 Million (!) Mark kostete. Die Anpassungen der Monatsmieten verliefen ähnlich inflatorisch. So betrug die Miete August 1923 das 100-fache der Julimiete (aus "Gräßler", siehe Lit.). In diesen Notzeiten hielten sich die Siedler in ihren Gärten nicht nur Hühner und Hasen, sondern auch Ziegen und Schweine. Zwischen 1924 und 1931 entstanden 207 Wohnungen und von 1935 bis 1939 wuchs der Bestand nochmals um 174 Wohnungen. Man war von den Einfamilien- und Reihenhäusern zu den Mehrfamilieneinheiten übergegangen.

Im Zweiten Weltkrieg hatten nur wenige Häuser Bombenschäden erlitten. Dies führte dazu, dass die amerikanische Besatzungsmacht einen Teil der Häuser zur Unterbringung von "Displaced Persones" beschlagnahmte, das Camp Finkenschlag. Die Räumung erfolgte erst im Oktober 1949. Es folgte eine weitere Periode reger Bautätigkeit im "Eigenen Heim", in der bis 1980 noch einmal 320 Wohnungen errichtet wurden.

Denkmalschutz

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Alexander Mayer: Eine neue Studienarbeit gibt Aufschluß über die Idee und Enwicklungen der Gartensiedlungen: Vom Ideal der Stadt im Grünen. In Fürther Nachrichten vom 1. Juli 1992, S. 43
  • Gabi Pfeiffer: Eigenes Heim wird 100. In: Fürther Nachrichten vom 20. Oktober 2009 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Sorge um das historische Erscheinungsbild. In: Fürther Nachrichten vom 17. Mai 2019 (Druckausgabe) bzw. Verlieren die Siedlungen ihr historisches Erscheinungsbild? In: nordbayern.de vom 19. Mai 2019 - online abrufbar
  • Jim G. Tobias: Eine jüdische Stadt in Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 28. August 2019 (Druckausgabe) bzw. Camp am Finkenschlag: Eine jüdische Stadt in Fürth. In: nordbayern.de vom 31. August 2019 - online abrufbar

Einzelnachweise

  1. Der Bericht über die Gründung der Genossenschaft gibt hier genaueren Einblick: Während in Rosenheim auf 59,29 Versicherten ein Erwerbsunfähiger kam, in Würzburg auf 43,83, in Hof auf 43,15, in Kaiserslautern auf 35,00, in Ludwigshafen auf 31,66, in Nürnberg auf 29,51, in München auf 29,50, in Augsburg auf 29,01, in Bamberg auf 28,51 so kam in Fürth bereits auf 22,71 Versicherten ein erwerbsunfähig Krankgemeldeter. Siehe Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch), Seite 3.
  2. Siehe Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch), Seite 4.
  3. ebenda
  4. Siehe Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch), Seite 6.
  5. Siehe Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch), Seite 6.

Siehe auch

Weblinks

  • Liste der Baudenkmäler in Fürth - Ensemble Eigenes Heim - Wikipedia
  • Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts: Jüdisches DP-Lager Finkenschlag

Bilder