Jüdisches Krankenhaus

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Jüdisches Krankenhaus in der Theaterstraße – Blickrichtung von West nach Ost, Sept 2007
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Das erste Jüdische Krankenhaus Fürth - Jüdisches Hospital stand an der Nördlichen Friedhofsmauer direkt am Jüdischen Friedhof (Rednitzstraße 28). Das Hospital hatte den Namen "Hekdesch", was soviel bedeutet wie den Armen und Kranken gehörend. Das hebräische Wort bedeutet das Geweihte bzw. die mildtätige Stiftung und ist eine veraltete Bezeichnung für ein jüdisches Armen- und Krankenhaus. Der Name bürgerte sich in Fürth ein, so dass viele heute das Wort Judenhekkisch als Synonym für den Jüdischen Friedhof verwenden, auch wenn das eigentliche Krankenhaus schon lange nicht mehr existiert.


Altes jüdisches Hospital

 
Das alte jüdische Krankenhaus, Rednitzstraße 28

Gebaut wurde das zweigeschossige Hospital um 1653. Im Erdgeschoss versorgte man die Wöchnerinnen und weiblichen Kranken, während im 1. Stock die männlichen Kranken untergebracht waren. Die Verpflegungskosten wurden teilweise von der Gemeinde und von der jüdischen Gemeinde übernommen. Angestellt waren zu diesem Zeitpunkt ein jüdischer Arzt, ein christlicher Wundarzt und eine jüdische Hebamme. Während in der Bevölkerung die Hausgeburt die Regel war, entschieden sich viele jüdische Frauen, schon frühzeitig zur Geburt in das Hospital zu gehen. Davon profitierten nicht nur das Hospital, sondern auch die entbindende Frau und das Neugeborene. Die Säuglingssterblichkeit innerhalb der jüdischen Gemeinde war deutlich geringer als in der christlichen Bevölkerung.

Im alten Hospital wohnte nach Fertigstellung des neuen Hospitals in der Theaterstraße bis zum Abriss der jüdische Totengräber mit seiner Familie.[1]

Neues jüdisches Hospital

 
Bericht Israelitisches Hospital, Nürnberg-Fürther isr. Gemeindeblatt, 1. Dezember 1927

Wegen Baufälligkeit wurden bereits ab 1828 Pläne für einen Neubau geschmiedet. Hierzu stifteten viele jüdische Bürger Geld, darunter bekannte Namen wie Baruch Berolzheimer (1000 Gulden), Hermann Königswarter (3000 Gulden) und Jakob Plachfeld (1000 fl.).[2][3] Die jüdische Gemeinde selbst konnte zu dieser Zeit keinen finanziellen Beitrag leisten, da sie selbst mit 72.000 Gulden verschuldet war.

1839 wurde in der Theaterstraße für den späteren Bau des neuen Hospitals ein Obstgarten des Bäckermeisters Kundinger für 1.550 Gulden gekauft.[4] Der Architekt Wilhelm Ney aus Bamberg hatte bereits ab 1833 umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Die Genehmigung für den Bau erfolgte am 26. März 1842 nach Plänen des Stadtbaurates Kapeller. Der städtische Baurat Kapeller hatte den Plan dazu entworfen, schlechter als schlecht zu nennen, da lauter Abtritte.[5] Die Fertigstellung des Hospitals in der Theaterstraße 36 wurde dann vier Jahre später, am 15. Januar 1846, durch den Maurermeister Konrad Jordan und den Zimmermeister Jakob Rietheimer gemeldet. Die Baukosten betrugen 19.056 Gulden.[6] Bei der feierlichen Einweihung am 1. November 1846 waren neben dem amtierenden Oberrabbiner Loewi auch der damalige Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen anwesend. Das Hospital war eine nicht konfessionell gebundene medizinische Einrichtung, die auf Wunsch eine rituell-koschere Verpflegung ermöglichte. Auch hatte das Hospital eine eigene kleine Synagoge - Hospitalschul sowie eine Hausbibliothek.[7]

Bereits 1864 musste das Hospital vergrößert werden, hierzu wurde ein zweites Obergeschoss gebaut.[8] Im Jahr 1895 wurde der Dachstuhl und der 2. Stock durch Feuer und weitere Teile durch die Löscharbeiten zerstört.[9]

Ab 1910 wurde durch eine Stiftung aus New York des Jakob W. Mack[10][9] im 1. Obergeschoss des Hospitals ein gut ausgestatteter Operationssaal eingerichtet. Während des Ersten Weltkriegs diente das Hospital als Lazarett.[9] Eine Renovierung und Neueinrichtung erfuhr das Spital 1927.[11]

1935 wurde das Hofgebäude abgerissen, neu errichtet und darin eine mechanische Wäscherei eingebaut. Auch wurden Mädchenzimmer und ein Bad für das Personal installiert. Außerdem wurde der bisher verpachtete Garten durch Entfernung einer Trennungsmauer zu einem behaglichen Aufenthalt für die Rekonvaleszenten und die Altersinsassen umgestaltet. Die Maßnahmen erforderten einen Kostenaufwand von 25.000 M. Nun bestand das Anwesen aus dem Hauptgebäude mit zwei Stockwerken, dem kleinen Nebengebäude mit der Waschküche und dem am Haus befindlichen Garten.[12]

Während des Nationalsozialismus

Während der Reichspogromnacht war das Jüdische Krankenhaus mit Verletzten aus Nürnberg, Fürth und den umliegenden Landgemeinden überfüllt. Die Mehrzahl litt an von Schlägen ausgelösten Kopfverletzungen. Einigen Frauen, die ihre Männer zu schützen versuchten, hatten SA-Leute die Handgelenke gebrochen.[13]
Die Deportationswellen in Fürth nahmen bis Ende September 1942 immer größere Ausmaße an. Selbst die jüdische Bevölkerung aus den Alten- und Waisenheimen waren von den sog. Abwanderungstransporten nicht sicher. So wurden Ende August 1942 159 Juden aus dem Altersheim in der Julienstraße 2 deportiert. Nachdem das Altenheim keine Bewohner mehr hatte, wurde es durch die NSDAP umgehend geschlossen.

Das Hospital in der Theaterstraße hatte zu diesem Zeitpunkt noch elf nicht transportfähige Patienten - darunter fünf Juden aus Fürth.[14] Das jüdische Hospital wurde bis zur Zwangsschließung 1943 betrieben, danach diente es der Stadt Fürth als Hilfslazarett. Hier arbeitete auch zuletzt Dr. Jakob Frank als jüdischer Behandler bis zu seiner Emigration 1939. Zuvor hatte die NSDAP ihm die Approbation entzogen.

Nutzungen nach 1945 bis heute

Im Dezember 1945 ging es wieder an die Israelitische Kultusgemeinde Fürth, und wurde seither u. a. als Altenheim, Kindergarten, Religionsschule und Mazzes-Bäckerei genutzt, später als Wohnhaus. Heute dient das Gebäude der jüdischen Gemeinde Fürth als Altenheim und Wohnhaus.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Dr. Adolf Mair, Geschichte, Topo- und Ethnographie des Physikatsbezirks Fürth, Fürth 1861 - Nachdruck 1989, S. 18
  2. "Der Israelit", VIII. Jahrgang, Beilage zur Nr. 27 vom 3. Juli 1867
  3. Die Extra-Beilage des Fürther Tagblatts vom 5. April 1861 mit dem Titel "Die Synagoge in Fürth" gibt den letzten Spender mit "Jakob F(P)lachfeld" an.
  4. Extra-Beilage des Fürther Tagblatts vom 5. April 1861
  5. Dr. Adolf Mair, Geschichte, Topo- und Ethnographie des Physikatsbezirks Fürth, Fürth 1861 - Nachdruck 1989, S. 32 f.
  6. Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 107 f.
  7. "Der Israelit", VIII. Jahrgang, Beilage zur Nr. 27 vom 3. Juli 1867
  8. siehe Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt vom 1. Dezember 1927; auch Barbara Ohm, Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth 2007, S. 240
  9. 9,0 9,1 9,2 Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt vom 1. Dezember 1927
  10. Sohn des Arztes Dr. Wolfgang Mack
  11. siehe Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt vom 1. November 1927 und 1. Dezember 1927; das bezog sich vor allem auf eine Warmwasserheizung, die für alle Zimmer installiert wurde, die Versorgung der Zimmerwaschbecken mit Warm- und Kaltwasser, die Einrichtung eines elektrischen Speiseaufzugs, die Ausstattung mit Linoleum-Fußböden, außerdem die Neueinrichtung eines Röntgenzimmers und die Apparatur für Höhensonne und Diathermie. Grete Ballin: Chronik Fürth 1933 - 1945; 1943; S. 18 wähnt den Abschluss dieser Maßnahme für das Jahr 1929; vermutlich ein Erinnerungsfehler
  12. Grete Ballin: Chronik Fürth 1933 - 1945; 1943; S. 18
  13. Monika Berthold-Hilpert: Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth, S.13
  14. Manfred Mümmler, Fürth 1933 - 1945, Emskirchen 1995, S. 163 f.

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