Brauereien: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. November 2011, 14:01 Uhr

Besonders im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Fürth einen großen Ruf als Bierstadt.

Überblick

alte AK: Gelände der Humbser
Hofansicht der Brauerei Geismann
2007: Humbser-Sudhaus im Betrieb

Schon um 1500 zählte man in Fürth 7 Brauereien, in den folgenden Jahren bis zu 12 Brauereien, nach 1700 sogar 22.

Bereits 1813 wurde in Fürth ein Malz- und Bieraufschlag eingeführt: Als maßgebliche Einnahmequelle der Stadt trug er zur Errichtung nahezu aller kommunaler Einrichtungen wie dem Alten Krankenhaus oder dem Rathaus bei.

Durch den Einzug der Industrialisierung bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer ersten zaghaften Phase der Marktkonzentration die "Großen Fünf" heraus: Evora&Meyer, Geismann, Grüner, Humbser und Mailaender (spätere Bergbräu). Davon erreichten (Reihenfolge nach Ausstoß) Humbser, Geismann und Evora Anfang des 20. Jahrhunderts, erst später auch Grüner, einen jährlichen Ausstoß jenseits der 100.000 hl. und waren im Exportgeschäft tätig: 1888 überholte die Ausfuhrmenge mit 87.000 hl den Konsum der Stadtbevölkerung, 1911 stand einem Malzversud von 150.552hl gar ein Bierexport von 295.726hl gegenüber.

Besonders die Biere von Geismann und Grüner genossen in Fachwelt und Konsumentenkreisen einen hervorragenden Ruf: Während Grüner vor allem mit den Standartsorten punktete, sind die Spezialbiere der Geismann, allen voran der Poculator als erstes fränkisches Starkbier (mit zugehörigem Fest im Geismannsaal), bis heute legendär. Hauptabsatzgebiet der "Großen Fünf" war hauptsächlich die Städteachse Nürnberg-Fürth. Als älteste Fürther Braustätte galt die Brauerei Geismann mit dem Gründungsjahr 1722, auch wenn Humbser und Grüner später, z.B. durch ihre Vorgeschichte andernorts, frühere Zahlen angaben.

Eine Sonderrolle nimmt die Geschichte des 1923 eingemeindeten Burgfarrnbachs ein, wo mit der "Gräflich Pücklerschen Brauerei" und der "Weißbräu" zeitweise sogar zwei Weißbierbrauereien existierten. Im eingemeindeten Vach besteht bis in heutige Tage mit der Dornbräu eine kleinere "Landbrauerei".

Die auf den Export eingestellte Evora&Meyer war infolge der Krisenjahre nach dem Ersten Weltkrieg bereits 1921 ihrerseits durch das Brauhaus Nürnberg übernommen worden und zunächst als Abteilung Fürth weitergeführt worden, ehe ihr Betrieb 1941 auf Kriegsverordnung eingestellt und nie mehr aufgenommen wurde. Bei Humbser und Geismann verhielt es sich anders: Geismann hatte besonders in den 1950er Jahren mt einem Ausstoß jenseits der 120.000hl das gravierende "Luxus-Problem", am Hauptstandort in der Bäumenstraße logistisch an die absoluten Expansionsgrenzen gestoßen zu sein. So betrieb man die Fusion mit der ebenfalls mittlerweile im Hause des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz befindlichen Humbser: 1967 ging aus diesen Plänen die Brauerei Humbser-Geismann hervor.

Das weiterhin sehr erfolgreiche Unternehmen expandierte weiter und die Schickedanz-Gruppe erwarb weitere Beteiligungen, darunter erst Ende der 1960er Jahre Anteile an der Grüner, sodass es 1972 unter Zusammenlegung von 16 Brauereien (!) zur Gründung des Einheitsgiganten Patrizier Bräu kam. 1974 wurde dann die Bergbräu als letzte selbstständige Fürther Brauerei geschluckt. 1977 wurden die Braustätten der Grüner und Bergbräu geschlossen und später abgerissen.

1994 erwarb der Münchner Brauerei-Unternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit, fusionierte mit der Nürnberger Tucher Bräu AG und schloss damit die vollständige Zusammenlegung aller Nürnberger und Fürther Traditionsbrauereien endgültig ab. Einzig die Brauerei Humbser-Geismann an der Schwabacher Straße blieb bis, zum Neubau der Tucher an der südliche Stadtgrenze, 2009 in Betrieb.

Die heutige Tucher, deren Sudhaus zur Hälfte auf Fürther und zur anderen auf Nürnberger Boden gebaut ist, profiliert sich heute hauptsächlich als Nürnberger Brauerei und hat bislang keine Aufarbeitung ihrer Konzerngeschichte betrieben, die die reiche Fürther Brauereigeschichte behandeln würde. Gleiches gilt für die Stadt Fürth.

Querverweise

Zeitgenössische Bierdeckelwerbung
Von der einstigen Bierstadt ist nichts geblieben - Das greift eine provokative Postkarte des Fürther Künstlers Peter Stutzmann im Jahr 2011 satirisch auf.

Literatur

Quellen

  • Fr. X. Ragl: "Fürth und seine Brauereien" in "Der Bayerische Bierbrauer", Nr. 52 / 1937
  • Felix Geismann: "Die Geschichte der Brauerei Geismann", 2008

Weblinks