Ensemble Nordwestliche Südstadt Fürth
Ensemble Nordwestliche Südstadt Fürth (Aktennummer E-5-63-000-15).
Beschreibung
Das Ensemble nordwestliche Südstadt Fürth geht auf eine einheitliche Stadtplanung zurück, die sich archivalisch erstmals für das Jahr 1862 greifen lässt. Die Planung für das freie Areal südlich der zu dieser Zeit bereits projektierten und im Jahr 1865 eröffneten Bahnstrecke Nürnberg – Würzburg sah drei parallel geführte, die historische Ausfallachse Richtung Schwabach (Schwabacher Straße) rechtwinklig schneidende gerade Straßen vor, die in etwa den heutigen Straßenzügen Karolinenstraße, Johannis-/Lessingstraße und Amalienstraße entsprechen. Die Bebauung dieses Areals begann im Jahr 1873 mit dem westlichen Teil der Karolinenstraße. Mit dem Bau der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Paul 1897- 1900 und der zugehörigen Platzanlage sowie der gleichzeitigen Anlage der diesen Platz tangierenden Simonstraße war der erste planmäßige Ausbau des Gebiets südliche der Bahnlinie abgeschlossen. Die bis heute in ungewöhnlicher Dichte erhaltene historische Bebauung vollzog sich in mehreren, anhand der unterschiedlichen Fassadengestaltungen auch architekturgeschichtlich nachvollziehbaren Schritten. Die Architektursprache der geschlossen bebauten Doppelzeilen reicht von einem frühen Gründerzeitstil der 1870/80er Jahre in der westlichen Karolinenstraße über schlichte Neurenaissanceformen der 1880/90er Jahre in der Lessingstraße bis hin zur klassischen Deutschen Renaissance in der Simonstraße. Die Amalienstraße als „Hauptstraße“ des Quartiers wird durch eine besonders stattliche Bebauung mit besonders aufwendigen Fassaden im Stil des späten Historismus und des Jugendstils geprägt. Der Dr.-Martin-Luther-Platz als östlicher Endpunkt erhält durch die neugotische Baugruppe der St.- Pauls-Kirche samt zugehörigen Pfarrhaus einen wirkungsvollen Akzent. Die in ihrem Erscheinungsbild unverändert erhaltenen Fassaden dokumentieren bis heute höchst anschaulich den Formenkanon und die Stilvielfalt des großstädtischen Historismus. Darüber hinaus zeigt die rasterförmige, streng rechtwinklig angelegte Straßenführung – selbst der Kirchplatz ist rechtwinklig angelegt – geradezu idealtypisch die stadtplanerische Auffassung des späten 19. Jahrhunderts; die Idee des malerischen Städtebaus mit geschwungenen Straßenzügen sollte erst später aufkommen. Die nordwestliche Südstadt hat deshalb eine architekturhistorisch-künstlerische und eine städtebauliche Bedeutung.[1]
Integration früherer Ensembles und Neuordnung
Durch Ausweisung des neuen Denkmalensembles „Nordwestliche Südstadt Fürth“ durch das BLfD mit Bekanntmachung im Amtsblatt der Stadt Fürth vom 29. Januar 2025, wurde das bisher bestehende Ensemble Karolinenstraße (Aktennummer E-5-63-000-6) in das neue Ensemble integriert und erheblich erweitert.
Gebäude und Eingrenzung dieses Ensembles
- Amalienstraße Nr. 1 - 67 (ungerade) und Nr. 60
- Dambacher Straße Nr. 1 - 11 (ungerade)
- Dr.-Martin-Luther-Platz vollständig
- Fichtenstraße Nr. 55
- Johannisstraße vollständig
- Karolinenstraße Nr. 1 - 17 (ungerade) und Nr. 2 - 64 (gerade)
- Lessingstraße vollständig
- Ludwigstraße Nr. 1 - 14 und Nr. 17
- Schwabacher Straße Nr. 53 - 69 (ungerade) und Nr. 66 - 84 (gerade)
- Simonstraße Nr. 1 - 19 sowie Nr. 30 und 34
- Winklerstraße vollständig mit Ausnahme von Nr. 21, 23 und 27
Einzeldenkmäler dieses Ensembles
Achtung, auch Gebäude welche nicht als Einzeldenkmäler gelistet sind, können dem Denkmalensemble angehören und unter Ensembleschutz stehen!
Einzelnachweise
- ↑ Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalliste Stadt Fürth, abgerufen am 01. Februar 2025
- ↑ Amtsblatt der Stadt Fürth, Ausgabe 2/25, 29. Januar 2025, S. 40 - 41