Löwen-Apotheke: Unterschied zwischen den Versionen

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===Die jüdische Löwenapotheke===
===Die jüdische Löwenapotheke===


Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen bis in Jahr [[1640]] zurück, als eine epidemische Krankheit im Fürther Gebiet wütete. Zweimal täglich wurde daraufhin in der [[Kirche St. Michael]] Gottesdienst gehalten und sogar ein allgemeiner Buß- und Bettag angeordnet <ref>siehe [[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)|Fronmüllerchronik]], 1887, Seite 97.</ref>. Infolge der Krankheit ließ sich der jüdische Arzt Jehuda Löb/Löw (vermutlich „Levi) ben Benjamin in der Hofmark Fürth nieder. <ref>August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]]</ref>. Löb/Löw wohnte auf dem [[Schulhof]], konnte aber auf Bambergischem Hoheitsgebiet das Haus [[Königsplatz 2]] (seit 1993 Standort des [[Sozialrathaus]]es) von Salomon Fromm erwerben, der ihm damit eine Starthilfe geben wollte <ref>Barbara Ohm [[Geschichte der Juden in Fürth (Buch) (Ohm)|Geschichte der Juden in Fürth]], 2014, S. 37. Ohm zitiert dabei Friedrich Marx: [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)| Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart]], 1887, S. 77, sowie Claus Giersch, Robert Giersch, Eva Fritz: Königsplatz 5, Fürth – Typo-Skript 1997, S. 14</ref>. Dort errichtete er eine Apotheke, was die ''Jalousie'' (Eifersucht) der Ärzte in- und außerhalb Nürnbergs erweckte. Wegen dieser Streitigkeiten ließ er sich Löb/Löw [[1662]] vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Manageta (Mannagetta) examinieren. Nach bestandener Prüfung erhielt er einen kaiserlichen Freibrief von [[wikipedia: Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]], Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben. <ref>August Jegel: „Kampf um die Fürther Judenapotheke“ in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 151. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M]]. Löb/Löw braute auch ein Magenwasser zusammen, indem er Branntwein mit verschiedenen Wurzeln auskocht: Alant, Baldrian und Schwalbenwurz. Hiervon soll Löb/Löw ganze Eimer in Regensburg bei den Herren des reichstages abgesetzt haben, weil sie ''in ihrem Wohlleben offenbar ein solches nötig hatten.''</ref>. Außerdem wurde er vom Kaiser sowie dem Churfürsten von Mainz mit allerlei Privilegien ausgestattet, z.B. mit dem Recht im ganzen römischen Reich leibzollfrei zu reisen und seine ärztliche Kunst ausüben zu dürfen <ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 171 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online verfügbar]</ref>.  
Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen bis in Jahr [[1640]] zurück, als eine epidemische Krankheit im Fürther Gebiet wütete. Zweimal täglich wurde daraufhin in der [[Kirche St. Michael]] Gottesdienst gehalten und sogar ein allgemeiner Buß- und Bettag angeordnet <ref>siehe [[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)|Fronmüllerchronik]], 1887, Seite 97.</ref>. Infolge der Krankheit ließ sich der jüdische Arzt Jehuda Löb/Löw (vermutlich „Levi) ben Benjamin in der Hofmark Fürth nieder. <ref>August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]]</ref>. Löb/Löw wohnte auf dem [[Schulhof]], konnte aber auf Bambergischem Hoheitsgebiet das Haus [[Königsplatz 2]] (seit 1993 Standort des [[Sozialrathaus]]es) von Salomon Fromm erwerben, der ihm damit eine Starthilfe geben wollte <ref>Barbara Ohm [[Geschichte der Juden in Fürth (Buch) (Ohm)|Geschichte der Juden in Fürth]], 2014, S. 37. Ohm zitiert dabei Friedrich Marx: [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)| Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart]], 1887, S. 77, sowie Claus Giersch, Robert Giersch, Eva Fritz: Königsplatz 5, Fürth – Typo-Skript 1997, S. 14</ref>. Dort errichtete er eine Apotheke, was die ''Jalousie'' (Eifersucht) der Ärzte in- und außerhalb Nürnbergs erweckte. Wegen dieser Streitigkeiten ließ er sich Löb/Löw [[1662]] vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Manageta (Mannagetta) examinieren. Nach bestandener Prüfung erhielt er einen kaiserlichen Freibrief von [[wikipedia: Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]], Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben. <ref>August Jegel: „Kampf um die Fürther Judenapotheke“ in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 151. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M]]. Löb/Löw braute auch ein Magenwasser zusammen, indem er Branntwein mit verschiedenen Wurzeln auskocht: Alant, Baldrian und Schwalbenwurz. Hiervon soll Löb/Löw ganze Eimer in Regensburg bei den Herren des Reichstages abgesetzt haben, weil sie ''in ihrem Wohlleben offenbar ein solches nötig hatten.''</ref>. Außerdem wurde er vom Kaiser sowie dem Churfürsten von Mainz mit allerlei Privilegien ausgestattet, z.B. mit dem Recht im ganzen römischen Reich leibzollfrei zu reisen und seine ärztliche Kunst ausüben zu dürfen <ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 171 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online verfügbar]</ref>.  


Als sein Sohn Wolf Löb/Löw die Apotheke übernahm und auch dessen ärztliche Kenntnisse gerühmt wurden, machten auch diesem die Nürnberger Konkurrenz Schwierigkeiten. Wolf schlug den Weg seines Vaters ein und ließ sich vom Stadtphysicus Dr. Georg Sigmund Batz aus Neustadt a.A examinieren, von dem er ein vorzügliches Zeugnis erhielt <ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online verfügbar]</ref>. Damit lief die Anfeindung der Nürnberger Ärzte ins Leere.  
Als sein Sohn Wolf Löb/Löw die Apotheke übernahm und auch dessen ärztliche Kenntnisse gerühmt wurden, machten auch diesem die Nürnberger Konkurrenz Schwierigkeiten. Wolf schlug den Weg seines Vaters ein und ließ sich vom Stadtphysicus Dr. Georg Sigmund Batz aus Neustadt a.A examinieren, von dem er ein vorzügliches Zeugnis erhielt <ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online verfügbar]</ref>. Damit lief die Anfeindung der Nürnberger Ärzte ins Leere.  

Version vom 4. September 2020, 14:02 Uhr

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Detail aus Vetterplan Fürth, 1717;

A = Apotheke des Jehuda Löw Ben Benjamin und Wolf Löw
B = Apotheke des Moses/Moyses Löw
C = Löwenapotheke der Fleischauers

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Objekt
sog. "Löwen-Apotheke"
Geokoordinate
49° 28' 46.92" N, 10° 59' 7.85" E, 49° 28' 47.03" N, 10° 59' 7.82" E

Die Löwen-Apotheke war die älteste Apotheke in Fürth und befand sich über 250 Jahre lang in der Königstraße 38. Im Rahmen der Gänsbergsanierung wurde das Gebäude bis auf die Fassade zur Königstraße vollständig abgerissen und nur zum Teil wieder aufgebaut.

Geschichte der Löwen-Apotheke

Die jüdische Löwenapotheke

Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen bis in Jahr 1640 zurück, als eine epidemische Krankheit im Fürther Gebiet wütete. Zweimal täglich wurde daraufhin in der Kirche St. Michael Gottesdienst gehalten und sogar ein allgemeiner Buß- und Bettag angeordnet [1]. Infolge der Krankheit ließ sich der jüdische Arzt Jehuda Löb/Löw (vermutlich „Levi) ben Benjamin in der Hofmark Fürth nieder. [2]. Löb/Löw wohnte auf dem Schulhof, konnte aber auf Bambergischem Hoheitsgebiet das Haus Königsplatz 2 (seit 1993 Standort des Sozialrathauses) von Salomon Fromm erwerben, der ihm damit eine Starthilfe geben wollte [3]. Dort errichtete er eine Apotheke, was die Jalousie (Eifersucht) der Ärzte in- und außerhalb Nürnbergs erweckte. Wegen dieser Streitigkeiten ließ er sich Löb/Löw 1662 vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Manageta (Mannagetta) examinieren. Nach bestandener Prüfung erhielt er einen kaiserlichen Freibrief von Kaiser Leopold I., Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben. [4]. Außerdem wurde er vom Kaiser sowie dem Churfürsten von Mainz mit allerlei Privilegien ausgestattet, z.B. mit dem Recht im ganzen römischen Reich leibzollfrei zu reisen und seine ärztliche Kunst ausüben zu dürfen [5].

Als sein Sohn Wolf Löb/Löw die Apotheke übernahm und auch dessen ärztliche Kenntnisse gerühmt wurden, machten auch diesem die Nürnberger Konkurrenz Schwierigkeiten. Wolf schlug den Weg seines Vaters ein und ließ sich vom Stadtphysicus Dr. Georg Sigmund Batz aus Neustadt a.A examinieren, von dem er ein vorzügliches Zeugnis erhielt [6]. Damit lief die Anfeindung der Nürnberger Ärzte ins Leere.

Zwischen 1670 und 1696 geriet die Apotheke der Löbs/Löws mehrfach zwischen die Fronten der während der Dreiherrschaft dauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und Ansbacher Herren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg" [7] erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst „am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft." [8]

Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit. [9]

1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt." [10]
1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712.
Auf dem Vetterplan von 1717 ist bei Königsplatz 2 unter der Nummer „21 dompröpstische Neue Häuser“ vermerkt: Wolf Löwens Erben Judenapotheck. Lange dürfte sie allerdings nicht mehr bestanden haben.
Der Bruder Moses (Moises) [11] hatte die im Vetterplan von 1717 unter der Nummer „176 dompröpstische Neue Häuser“ vermerkte: Moyses Löw Juden Apotheck [12].

Namensherkunft

Dass Löb/Löw und seine Söhne für die Apotheke schon das Tier „Löwe“ nutzten, wie manchmal angenommen wird, ist eher unwahrscheinlich. In der hebräischen Bibel ist der Löwe das Symboltier für Juda und nicht für Levi [13]. Vermutlich handelte es sich hier ursprünglich um einen Genitiv – die Apotheke des Löb/Löw - was dann im deutschen Sprachgebrauch zum Löwen und der ‘‘Löwenapotheke‘‘ mutierte mit nun gänzlich anderer Bedeutung.

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Löwen-Apotheke mit Erker und seinem Wahrzeichen, dem Löwen-Relief über dem Eingang, ca. 1930
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Objekt
Löwen-Apotheke
Baujahr
1640
Geokoordinate
49° 28' 46.92" N, 10° 59' 7.85" E, 49° 28' 47.03" N, 10° 59' 7.82" E

Die christliche Löwenapotheke

Die Apotheke Löbs/Löws existierte nach Wolf Löbs/Löws Übersiedlung nach Prag offensichtlich nicht mehr lange. Zwischen 1720 und 1728/29 erfolgt die „Wiederöffnung“ der Löwen-Apotheke – jetzt in der Königstraße 38. Die christliche Löwen-Apotheke war somit, abgesehen von der 1714 gegründeten Mohren-Apotheke, eine der ältesten Apotheken der Stadt Fürth, die im Jahre 1814 noch ganze fünf Apotheken in ihren Mauern beherbergte. Ob allerdings schon zu Beginn der Name „Löwen-Apotheke“ bestand, oder erst im Laufe der Zeit von einer der Fleischauer-Generationen verwendet wurde, ist nicht gesichert. Zumindest wurde auf den guten Ruf der ehemaligen Apotheke Löws rekurriert.

Nach 1690 war das Haus Königstraße 38 erstmals mit Löw Salomon (1713), einem Sohn des reichen Parnoß Salomon Schneior, in jüdischem Besitz [14]. Er ließ vermutlich die Mikwe bald nach dem Hauserwerb einrichten [15]. Dieser Fund in Kombination mit einer Namensgleichheit von „Löw“ mag dafür ursächlich sein, dass hie und da die alte Judenapotheke von Löw an dieser Stelle der Königstraße vermutet wurde. 1717 gehörte das Haus Mendel Bendit [16], daraufhin dem „Schuzverwanthe Judt Seeligmann Benedict“ [17]. Von diesem scheint Johann Hofmann das Haus erworben und seine Apotheke dort eingerichtet zu haben [18] und damit an die Erinnerung an eine gut beleumundete Einrichtung anzuknüpfen.
Eine Erlaubnis für das Ausüben des Apothekerhandwerks scheint ab 1728 [19]
bzw. 1729 [20] erfolgt zu sein.

Apotheken-Privilegierung für Johann Hofmann 1729

Im Rahmen der Altstadtsanierung und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die Fürther Nachrichten berichten am 13. Juli 1974, dass "mit schwerem Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab."[32]

Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "langsamen Ausblutens der Altstadt", so die Fürther Nachrichten. Aus dem ehemaligen Wohngebiet Gänsberg, für das die Löwen-Apotheke früher "erstes Haus am Platze war", sind durch die Flächensanierung ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxen geschlossen hatten. Obwohl die damalige Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fiell das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen bzw. die Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" 1974 verkauft.[33] Von dem alten Gebäude blieb lediglich die Fassade übrig. Der restliche Baukörper wurde vollends abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Frühere Adressbezeichnungen

  • 1807: "In der untern Frankfurterstrasse" Haus-Nr. 5[34]
  • 1819: "In der untern Frankfurther Straße" Haus-Nr. 5[35]
  • 1846: "Königsstraße" Nr. 19[36]
Biedermeiermobiliar aus Löwenapotheke
Biedermeiermobiliar aus Löwenapotheke

Mobiliar aus der Löwenapotheke

Im Jahr 2011 tauchte im Auktionshaus Nagel in Stuttgart Biedermeier-Mobilar aus der ehemaligen Löwenapotheke, bzw. der Familie Fleischauer, auf. Die Möbel stammen von Friedrich Jakob Fleischauer und dürften mutmaßlich ein Geschenk seiner Eltern anlässlich der Hochzeit mit Sofie, Elisabeth, Maria, Betty, geb. Meier im Jahr 1840 gewesen sein. Bei dem Mobiliar handelte es sich um einen verspiegelten Vitrinenschrank von 1839, signiert von Johann Hieronymus Haas und 13 weiteren Möbelstücken (Sekretär, Eckschrank, Tisch, sechs Ochsenkopf-Stühle, Kommode, Halbschränkchen, etc.). Das Ensemble stand bis Anfang 2011 im Reichsstadtmuseum Rothenburg und wurde im Rahmen der Auktion bei Nagel am 5./6. Oktober 2011 für Taxen zwischen 100 € und 8000 € versteigert.

Die Signatur bei dem verspiegelten Vitrinenschrank stammt von Johann Hieronymus Haas. Der Stil dieser Schreinerarbeiten lässt sich im Spätbiedermeier einreihen. Vielleicht hat sich Johann Hieronymus Haas Anregungen aus dem Vorlagenwerk von Carl A. Heideloff geholt, einem der wichtigsten Architekten des frühen Historismus in Süddeutschland mit dem sein Bruder Johann Paul häufig zusammenarbeitete. Die neugotischen Formen, die Haas zum Beispiel in die bogenförmig ausgeschnittene Tischzarge (siehe Abbildung) einfließen ließ, hat er womöglich dort gesehen.

Haas kannte die neuen Strömungen sehr wohl, denn er behielt die bekannten Möbeltypen bei. Er ergänzte sie aber, wie es Mode war, durch Schmuckformen, die die Proportionen sprengten und die einheitliche Flächenwirkung, auf die die Möbel bislang vornehmlich abzielten, so gut wie ganz aufhoben.

In dem Nachlass befanden sich noch weitere Schriftstücke und Urkunden - gewissermaßen ein "Fleischauer-Konvolut". Darunter war auch eine Nachlassregelung und ein Inventarium der Witwe des Nicolaus Christoph Fleischauer welches die verwittibte Gerichtsschopfin SOPHIA CHARLOTTA FLEISCHAUERIN dahier über das, mit ihrem seelig verlebten Ehegatten, dem gewesenen Bambergisch-Dompropsteilichen Herrn Gerichtsschöpfen und Apothecker NICOLAUS CHRISTOPH FLEISCHAUER hieselbst, gemeinschaftlich belesene Vermögen bey ihrer vorhabenden anderweiten Verehelichung von Bambergisch Dompropsten und Obervormundschaftlichen Amtes wegen hat errichten lassen. So geschehen Fürth Juli 1791. [37].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. siehe Fronmüllerchronik, 1887, Seite 97.
  2. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  3. Barbara Ohm Geschichte der Juden in Fürth, 2014, S. 37. Ohm zitiert dabei Friedrich Marx: Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart, 1887, S. 77, sowie Claus Giersch, Robert Giersch, Eva Fritz: Königsplatz 5, Fürth – Typo-Skript 1997, S. 14
  4. August Jegel: „Kampf um die Fürther Judenapotheke“ in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 151. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M]. Löb/Löw braute auch ein Magenwasser zusammen, indem er Branntwein mit verschiedenen Wurzeln auskocht: Alant, Baldrian und Schwalbenwurz. Hiervon soll Löb/Löw ganze Eimer in Regensburg bei den Herren des Reichstages abgesetzt haben, weil sie in ihrem Wohlleben offenbar ein solches nötig hatten.
  5. Siegfried Hänle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, 1867, S. 171 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); - online verfügbar
  6. Siegfried Hänle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, 1867, S. 172 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); - online verfügbar
  7. "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  8. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 152. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  9. "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  10. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 154. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.] Siegfried Hänle beschreibt Oppermann dagegen als christlichen Apotheker, dessen Apotheke aber nicht so gut lief, weshalb einer der Löw-Brüder (evtl. Moses/Moises/Moyses) überlegte, sie zu kaufen. Siehe: Siegfried Hänle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, 1867, S. 172 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); - online verfügbar
  11. Seidel, J. B.: "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg ...", 1785, S. 232. online-Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek
  12. in etwa die Stelle auf der Fahrbahn vor der Mohrenstraße 6 nach der Gänsbergrenovierung.
  13. siehe dazu den Jakobsegen für die zwölf Söhne (= zwölf Stämme Israels) Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Issachar, Dan, Gad, Ascher, Naftali, Josef und Benjamin. 1. Mose 49,1–27
  14. Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik, 1940, zu Königstraße 38
  15. Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen, 1.Teil, in: Fürther Geschichtsblätter, 2/ 2011, S. 45 f. Im Rahmen der später dort stattfindenden Sanierungsarbeiten fanden die Architekten im Keller des Gebäudes eine Mikwe, die noch bis zuletzt mit Grundwasser befüllt war (siehe Fürther Nachrichten, ca. 1975
  16. siehe Vetterplan unter der Nummer „159 dompröpstische Neue Häuser“
  17. Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik, 1940, zu Königstraße 38
  18. Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik „Alt-Fürth“, 1940, zu Königstraße 38. In der ehemaligen Apotheke gab es eine Holzwandeinrichtung zum Aufbewahren der Arzneien. Über der Mitte einer Türe befanden sich die zwei Jahreszahlen "1720" und "1894". Erstere könnte auf die Errichtung der Apotheke, bzw. des Hauses hindeuten.
  19. Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik „Alt-Fürth“, 1940, zu Königstraße 38
  20. vgl. dazu die Aufstellung der Urkundenrückseite Johann Christoff Fleischhauer, bzw. Nicolaus Christoph Fleischauer.
  21. Urkunde … und Fronmüllerchronik, 1887, S. 176
  22. Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik „Alt-Fürth“, 1940, zu Königstraße 38
  23. siehe auch Adressbuch von 1807
  24. Adressbuch von 1819
  25. "Adreßbuch der Kaufleute & Fabrikanten von ganz Deutschland...", 1828, S. 136 online
  26. Adressbuch von 1836
  27. Adressbuch von 1846
  28. Adressbuch von 1854
  29. genannt "der alte Fleischauer", siehe Dr. Emil Stark: "Aus den Lebenserinnerungen des ersten Fürther Stadtarztes Dr. Johann Emil Friedrich Stark", Fürther Heimatblätter 1968, 2/3, S. 25
  30. Nürnberg-Fürther Industrie-Almanach, Nürnberg, 1870, S. 213 - online-Digitalsiat der Bayerischen Staatsbibliothek
  31. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  32. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13./14. Juli 1974
  33. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  34. Adressbuch von 1807
  35. Adressbuch von 1819
  36. Adressbuch von 1846
  37. siehe "Nachlass Löwen-Apotheke in Fürth" in Sammlung B zu "Löwenapotheke, Königstraße 38"

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