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Die Ehrenbürgerverleihung erfolgt in der Regel auf Lebenszeit. Für Kriegsverbrecher hat eine Direktive des Alliierten Kontrollrats am [[12. Oktober]] [[1946]] in Deutschland den Verlust des Ehrenbürgerrechts festgelegt, was mangels gerichtlicher Verurteilung nicht bei allen Kriegsverbrechern Anwendung finden konnte, da viele NS-Kriegsverbrecher entweder im Krieg gefallen waren bzw. sich einem gerichtlichen Verfahren durch Selbstmord entzogen und somit nicht verurteilt werden konnten, so z. B. Adolf Hitler oder Joseph Goebbels. | Die Ehrenbürgerverleihung erfolgt in der Regel auf Lebenszeit. Für Kriegsverbrecher hat eine Direktive des Alliierten Kontrollrats am [[12. Oktober]] [[1946]] in Deutschland den Verlust des Ehrenbürgerrechts festgelegt, was mangels gerichtlicher Verurteilung nicht bei allen Kriegsverbrechern Anwendung finden konnte, da viele NS-Kriegsverbrecher entweder im Krieg gefallen waren bzw. sich einem gerichtlichen Verfahren durch Selbstmord entzogen und somit nicht verurteilt werden konnten, so z. B. Adolf Hitler oder Joseph Goebbels. | ||
In Fürth wurde bereits unmittelbar nach Kriegsende reagiert. Der am [[20. April]] [[1945]] durch die Militärregierung eingesetzte kommissarische [[Oberbürgermeister]] [[Adolf Schwiening]] erließ bereits am [[20. Mai]] [[1945]] mit sofortiger Wirkung die Aberkennung aller Ehrenbürgerwürden, die in der NS-Zeit von [[1933]] bis [[1941]] verliehen wurden.<ref> | In Fürth wurde bereits unmittelbar nach Kriegsende reagiert. Der am [[20. April]] [[1945]] durch die Militärregierung eingesetzte kommissarische [[Oberbürgermeister]] [[Adolf Schwiening]] erließ bereits am [[20. Mai]] [[1945]] mit sofortiger Wirkung die Aberkennung aller Ehrenbürgerwürden, die in der NS-Zeit von [[1933]] bis [[1941]] verliehen wurden.<ref>Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung „Ehrenbürger-Ernennungen“ und Stadtratsakten</ref> Damit hatte die Stadt Fürth rascher reagiert als die meisten anderen deutschen Städte und als es die Vorgaben der Direktive des Alliierten Kontrollrates verlangten. | ||
Das Thema der Aberkennung der den Nazigrößen verliehenen Ehrungen beschäftigte [[1989]] die Presse. Die [[Fürther Nachrichten]] brachten vermutlich anlässlich des 100. Geburtstags Adolf Hitlers am [[20. April]] [[1989]] den Artikel „''Braune Ehrenbürger getilgt. Die Stadt hatte sofort nach dem Krieg reagiert. Jetzt Platz der Opfer im Gespräch''". Andere Städte folgten dem Beispiel und erklärten symbolisch erneut die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft, so z. B. Köln oder Gelsenkirchen. Systematisch kamen die Listen der Ehrenbürger in den meisten deutschen Städten erst durch die Wende im November [[1989]] auf den Prüfstand. Hier wurden, zunächst mit dem Fokus, die ehemaligen kommunistischen Machthaber in den Städten der neuen Bundesländer zu streichen, die Listen der Ehrenbürger durchforstet, bis man mit Verwunderung feststellte, dass in vielen deutschen Städten zum Teil immer noch NS-Größen Ehrenbürger waren bzw. nach [[1945]] keine bewusste Aberkennung erfolgte. | Das Thema der Aberkennung der den Nazigrößen verliehenen Ehrungen beschäftigte [[1989]] die Presse. Die [[Fürther Nachrichten]] brachten vermutlich anlässlich des 100. Geburtstags Adolf Hitlers am [[20. April]] [[1989]] den Artikel „''Braune Ehrenbürger getilgt. Die Stadt hatte sofort nach dem Krieg reagiert. Jetzt Platz der Opfer im Gespräch''". Andere Städte folgten dem Beispiel und erklärten symbolisch erneut die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft, so z. B. Köln oder Gelsenkirchen. Systematisch kamen die Listen der Ehrenbürger in den meisten deutschen Städten erst durch die Wende im November [[1989]] auf den Prüfstand. Hier wurden, zunächst mit dem Fokus, die ehemaligen kommunistischen Machthaber in den Städten der neuen Bundesländer zu streichen, die Listen der Ehrenbürger durchforstet, bis man mit Verwunderung feststellte, dass in vielen deutschen Städten zum Teil immer noch NS-Größen Ehrenbürger waren bzw. nach [[1945]] keine bewusste Aberkennung erfolgte. | ||
Version vom 17. Mai 2015, 20:56 Uhr
Ehrenbürger der Stadt Fürth
- Karl Josef Graf von Drechsel
- Institutsgründer
- Verleihung 1820
- für Beförderung geistiger Ausbildung ... und die Gründung nützlicher Institute
- Daniel August Bezold
- Regierungsrat
- Verleihung 1820
- wegen seiner Tätigkeit anlässlich der Bildung städtischer Kollegien und der städt. Verwaltung
- Adam Josef Freiherr von Mulzer
- Regierungsvizepräsident
- Verleihung 1820
- ähnliche Verdienst-Begründung der Graf v. Drechsels
- Alexander Christof Ludwig Friedrich Karl Christian Freiherr von Reitzenstein
- Oberst des königlichen Landwehrinfanterieregiments
- Verleihung 1834
- für seine Verdienste als Oberst des kgl. Landwehrinfanterieregiments in Fürth
- Hans Julius Freiherr Ecker von Eckhofen
- Mitglied des Landwehrregiments
- Verleihung 1839
- ebenfalls für Verdienste um das kgl. Landwehrregiment
- Moritz Wilhelm Freiherr von der Heydte
- Vorsitzender bei den Gemeindewahlen
- Verleihung 1842
- für viermaligen Vorsitz bei den Fürther Gemeindewahlen, wobei er sich uneigennützig erwies.
- Wilhelm von Branca
- Förderer der gesundheitlichen Interessen
- Verleihung 1851
- für Förderung der gesundheitlichen Interessen, namentlich Gründung einer Gewerbe- und Handelsschule
- Konrad Hätzner
- Erzieher
- Verleihung 1863
- für seine 50jährige erfolgreiche Tätigkeit als Erzieher der Fürther Jugend
- Dr. phil. Johann Kaspar Beeg
- Rektor der Handels- und Gewerbeschule
- Verleihung 1864
- besonders für seine Verdienste um das Fürther Gewerbewesen
- Dr. Wilhelm Königswarter
- Stiftungsgründer
- Verleihung 14. Oktober 1867
- für seine reichen, verständnisvollen Stiftungen sozialer und kultureller Art
- Dr. Samson Landmann
- Mitglied in diversen städtischen Gremien
- Verleihung 1891
- wegen seiner hohen Verdienste um das Ansehen der städtischen Gremien
- Georg Friedrich Karl Ritter von Langhans
- Erster Bürgermeister
- Verleihung 1891
- anlässlich seines Ausscheidens aus dem städtischen Dienst wegen seiner Tätigkeit als 1. Bürgermeister
- Kommerzienrat Heinrich Berolzheimer
- Verleihung 1904
- wegen seiner hohen Verdienste um die Hebung der Volksbildung, besonders durch die Begründung des Berolzheimerianums
- Alfred Louis Nathan
- Stifter u.a. des Nathanstifts
- Verleihung 1906
- für seine unabmessbaren Verdienste als selbstloser tätiger Menschenfreund, besonders aber für die Begründung des Nathanstifts
- Hans Lohnert
- Konsul Dr. oec. h.c. Gustav Schickedanz (geb. 1. Januar 1895 in Fürth; gest. 28. März 1977 in Fürth)
- Gründer und Inhaber der Unternehmensgruppe Schickedanz
- Verleihung 1959
- Konsul Dr. rer. pol. h.c. Max Grundig (geb. 7. Mai 1908 in Nürnberg; gest. 8. Dezember 1989 in Baden-Baden)
- Gründer und Inhaber der Grundig-Radio-Werke GmbH
- Verleihung 1963
- Grete Schickedanz (geb. 20. Oktober 1911 in Fürth; gest. 23. Juli 1994 in Fürth)
- Inhaberin des Großversandhauses Quelle
- Verleihung 1981
- Henry Kissinger (geb. 27. Mai 1923 in Fürth)
- Ehemaliger Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika
- Verleihung 1998
Ehrenbürgerverleihung während der NS-Zeit
In Fürth wurde folgenden Personen die Ehrenbürgerschaft nach dem Krieg wieder entzogen:
- Franz von Epp[1]
- Verleihung 1933
- Adolf Hitler[2]
- Verleihung 1933
- Paul von Hindenburg[3]
- Verleihung 1933
- Hermann Göring
- Verleihung 1933
- Ernst Röhm
- Verleihung 1933
- Aberkennung am 30. Juni 1934[4] nach dem sog. "Röhm-Putsch" und dessen Erschießung im Gefängnis München-Stadelheim durch den Kommandanten des KZ Dachau, Theodor Eicke.
- Julius Streicher[5]
- Verleihung 1933
- Verleihung 26. April 1934
- Albert Forster wurde die Urkunde feierlich am 28. Oktober 1934 im Stadttheater überreicht. Im Anschluss hielt Forster bei einer Massenkundgebung vor dem Rathaus eine Ansprache. Anlässlich des 40. Geburtstages Forsters im Juli 1942 besuchten der Bürgermeister Dr. Häupler und der berufsmäßige Stadtrat Dr. Wagner ihn im Gau Danzig, dessen Gauleiter er bereits seit 1930 war. Forster gab den beiden Angereisten seine Ehrenbürgerurkunde von 1934 wieder zurück mit dem Wunsch, dass diese anders zu gestalten sei. Nach Auffassung Forsters und maßgebenden Urteilen war die Ehrenbürgerurkunde nicht besonders gut gelungen. Die Stadt beauftragte in der Folge den akademischen Maler und Kunstschreiner Hans Hemmeter aus München. Es wurde ein Urkundenschränkchen mit Intarsien (Wappen der Stadt und fränkisches Wappen) gefertigt. Darin enthalten - nunmehr auf einer Silberplatte - der Text der Urkunde von 1934. Aufgrund der Arbeitsüberlastung des Künstlers dauerte die Anfertigung jedoch bis Januar 1944, so dass die neue Urkunde am 26. Januar 1944 in Danzig übergeben werden konnte. Die Kosten für die neue Urkunde beliefen sich auf 4.750 Reichsmark (~ ca. 18.000 Euro).
- Verleihung 13. September 1941
- Auch Heinrich Hoffmann erhielt 1941 den Ehrenbürgerbrief der Stadt Fürth, ebenfalls in einer Kassette und auch nicht auf Papier, sondern auf einer vergoldeten Silberplatte in getriebener Schrift. Die Kosten beliefen sich auf 2.250 Reichsmark (~ ca. 8.500 Euro). Nach Fürth kam er persönlich nicht, da sein Verhältnis zur Stadt nicht sonderlich innig war. Hoffmann selbst lebte nur bis zu seinem dritten Lebensjahr in der Nürnberger Straße 89. Auch sein Geburtshaus Nürnberger Straße 38 existierte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. An dieser Stelle steht ein 1889 erbautes dreistöckiges Wohnhaus Ecke Nürnberger Straße/Luisenstraße, in dem sich die ehemalige Luisenapotheke befand. Die Übergabe der Kassette erfolgte in Berlin, Hoffmann selbst war unabkömmlich als Reichsbildberichterstatter und Leib-Fotograf Adolf Hitlers.
Die Ehrenbürgerverleihung erfolgt in der Regel auf Lebenszeit. Für Kriegsverbrecher hat eine Direktive des Alliierten Kontrollrats am 12. Oktober 1946 in Deutschland den Verlust des Ehrenbürgerrechts festgelegt, was mangels gerichtlicher Verurteilung nicht bei allen Kriegsverbrechern Anwendung finden konnte, da viele NS-Kriegsverbrecher entweder im Krieg gefallen waren bzw. sich einem gerichtlichen Verfahren durch Selbstmord entzogen und somit nicht verurteilt werden konnten, so z. B. Adolf Hitler oder Joseph Goebbels.
In Fürth wurde bereits unmittelbar nach Kriegsende reagiert. Der am 20. April 1945 durch die Militärregierung eingesetzte kommissarische Oberbürgermeister Adolf Schwiening erließ bereits am 20. Mai 1945 mit sofortiger Wirkung die Aberkennung aller Ehrenbürgerwürden, die in der NS-Zeit von 1933 bis 1941 verliehen wurden.[7] Damit hatte die Stadt Fürth rascher reagiert als die meisten anderen deutschen Städte und als es die Vorgaben der Direktive des Alliierten Kontrollrates verlangten. Das Thema der Aberkennung der den Nazigrößen verliehenen Ehrungen beschäftigte 1989 die Presse. Die Fürther Nachrichten brachten vermutlich anlässlich des 100. Geburtstags Adolf Hitlers am 20. April 1989 den Artikel „Braune Ehrenbürger getilgt. Die Stadt hatte sofort nach dem Krieg reagiert. Jetzt Platz der Opfer im Gespräch". Andere Städte folgten dem Beispiel und erklärten symbolisch erneut die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft, so z. B. Köln oder Gelsenkirchen. Systematisch kamen die Listen der Ehrenbürger in den meisten deutschen Städten erst durch die Wende im November 1989 auf den Prüfstand. Hier wurden, zunächst mit dem Fokus, die ehemaligen kommunistischen Machthaber in den Städten der neuen Bundesländer zu streichen, die Listen der Ehrenbürger durchforstet, bis man mit Verwunderung feststellte, dass in vielen deutschen Städten zum Teil immer noch NS-Größen Ehrenbürger waren bzw. nach 1945 keine bewusste Aberkennung erfolgte.
Literatur
- Adolf Schwammberger: Fürther Ehrenbürger. In: Fürther Heimatblätter, 1959/7, S. 123 - 132
- Ehrenbürger. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 103 - 104
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Ehrenbürgerrecht. In: Manfred Mümmler: Fürth 1933 - 1945. Maria Mümmler, 1995, S. 23.
- ↑ Ehrenbürgerrecht. In: Manfred Mümmler: Fürth 1933 - 1945. Maria Mümmler, 1995, S. 23.
- ↑ Ehrenbürgerrecht. In: Manfred Mümmler: Fürth 1933 - 1945. Maria Mümmler, 1995, S. 23.
- ↑ Adolf Schwammberger: Fürther Ehrenbürger. In: Fürther Heimatblätter, 1959/7
- ↑ Ehrenbürgerrecht. In: Adolf Schwammberger, U. a.: Fürth, eine verkannte Stadt. Bayerland Verlag e. V., München, 1934, S. 24.
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Bildarchiv, Bild Nr. A3443
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Zeitgeschichtliche Sammlung „Ehrenbürger-Ernennungen“ und Stadtratsakten