Carl Evora

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Carl Anton Jakob Evora (geb. 12. September 1849 in Pest[1]; gest. 27. Dezember 1922 in München[2][3]) war ein in Fürth aufgewachsener, in Nürnberg tätiger Architekt und Bauunternehmer, der später in München wirkte. Sein älterer Bruder war der Fürther Bauunternehmer und Brauereibesitzer Wilhelm Evora.

Leben

Carl Evora kam als Sohn des Wachsfigurenkabinett-Besitzers Philipp Evora und dessen späteren Ehefrau Katharina Rietheimer in Pest-Belváros zur Welt. Taufpaten waren Jakab Chinsole und Antal Fridenszky.[1]

Er erlernte – wie bereits sein älterer Bruder – das Zimmerhandwerk bei seinem Großvater, dem Zimmermeister Jakob Rietheimer. Als Geselle arbeitete er zeitweise, von Anfang Oktober 1866 bis Ende Juni 1867, beim Zimmermeister Melchior Kiesel; danach war er bis Herbst 1868 wieder beim Großvater in Arbeit. Obwohl sich die im Juli 1868 erteilte Auswanderungserlaubnis für die Eltern auch auf ihn erstreckte, reiste Carl Evora nicht mit, sondern blieb und leistete seinen Militärdienst beim k. b. 14. Infanterie-Regiment. Dabei nahm er am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Ende Januar 1874 wurde Evora aus dem aktiven Dienst entlassen und war nun bis Ende Juli 1876 im Bauunternehmen seines Bruders Wilhelm als Bauführer und Architekt beschäftigt. Im Dezember 1879 ging er nach Nürnberg.[4]

Im Jahr 1881 meldete er in Nürnberg sein Gewerbe als Architekt an.[5] In der Folge erbaute und besaß er im Stadtteil Gostenhof etliche Mietshäuser, seine Ehefrau eröffnete 1885 ein Kommissions- und Agenturgeschäft. 1891 war Carl Evora als Bauunternehmer bankrott.[6] Aus der Konkursmasse erwarben Friedrich H. Streng und Geschwister viele seiner Häuser, auch sein Bruder Wilhelm bzw. die Gesellschaft Evora & Meyer kauften jeweils ein Mietshaus. Im Jahr 1893 wurde Carl Evora Wirt in der Wirtschaft „Zur Fürther Bierhalle“ in der Fürther Straße 27, einem Anwesen im Besitz von Evora & Meyer. Sein Pachtnachfolger dieser Wirtschaft wurde Konrad Leppen, bekannt als früherer Wirt Zur Mist'n in Fürth.[7]

Evora wagte 1894 einen Neuanfang und zog mit Familie nach München. Dort etablierte er sich als Architekt des Jugendstils im Mietshausbau. Im Immobiliengeschäft war er aber offenbar wenig erfolgreich: 1895/96 errichtete er die Neubauten Pesenbachstraße 1 und 2 (Straße später umbenannt in „Am Glockenbach“) und 1897 Winterstraße 9. Das letztere Anwesen verkaufte er ein Jahr später, im Juli 1902 folgte Pesenbachstraße 2 und schließlich wurde im Dezember 1902 das Anwesen Pesenbachstraße 1 versteigert. Von Ende 1906 bis Mitte Oktober 1909 betrieb er auch ein Kommissionsgeschäft für Hypotheken und Immobilien und wenige Monate im Jahr 1907 eine Weinwirtschaft. Zuletzt, ab 1913 bis zu seinem Tod, war Evora Inhaber einer Maurerei.[8]

Bis zum Jahr 1905 besaß er das Heimatrecht in Fürth, im Dezember dieses Jahres wurde ihm das Bürger- und Heimatrecht der Stadt München verliehen.[9]

1882 schenkte er dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg zwei Objekte (Niederländische Geschichten, große steinerne Vase des 18. Jhd.).[10] In München war er viele Jahre Vorstand des Deutschen Alt-Veteranenvereins „Feldzugssoldaten“.

Werke

Bauwerke von ihm in Fürth sind nicht bekannt. Sein Schaffen als Architekt andernorts in Bayern hinterließ folgende Werke:

  • 1882/83: Synagoge in Gunzenhausen
  • 1890: Logenhaus in Erlangen, Universitätsstraße 25[11] (Baudenkmal D-5-62-000-669)
  • 1904: Mietshaus in München, Schneckenburgerstraße 20 (Baudenkmal D-1-62-000-6272)
  • 1909/10: Mietshaus in München, Alramstraße 7 (Baudenkmal D-1-62-000-190)
  • 1910: Mietshäuser in München, Am Glockenbach 2 (Baudenkmal D-1-62-000-279 ), 3 (Baudenkmal D-1-62-000-280) und 4 (Baudenkmal D-1-62-000-281)
  • 1910: Mietshaus in München, Clemensstraße 43 (Baudenkmal D-1-62-000-1086)
  • 1911/12: Mietshaus in München, Kurfürstenstraße 22 (Baudenkmal D-1-62-000-3677)
  • 1912/13: Mietshaus in München, Boschetsrieder Straße 28 (Baudenkmal D-1-62-000-931)
  • 1914: Mietshäuser in München, Kyreinstraße 11 (Baudenkmal D-1-62-000-3700) und 15 (Baudenkmal D-1-62-000-3701)

Familie

Carl Evora heiratete in Nürnberg am 10. März 1884 ‚Susanna‘ Sabina Pauline Schipper (geb. 29. Juni 1863 in Augsburg), die Tochter des kgl. Eisenbahn-Officials Moriz Schipper und dessen Ehefrau Anna, geborene Funk.[9] Trauzeugen waren Bruder Wilhelm Evora und Onkel Philipp Haubrich.[12] Dieser Ehe entsprangen vier in Nürnberg geborene Kinder:

  • Moriz Philipp ‚Wilhelm‘ Evora (geb. 14. Juni 1884; gest. Juni 1971 in Queens, New York/USA), Taufpate war sein Onkel Wilhelm Evora, er wanderte 1907 in die USA aus, nun William Evora genannt wurde er 1914 US-amerikanischer Staatsbürger, war von Beruf Ingenieur
  • Jakob Richard Louis Evora (geb. 2. Juli 1885; gest. 10. August 1886 in Nürnberg)
  • Johann Jakob Evora (geb. 8. Juli 1886; gest. 20. August 1886 in Nürnberg)
  • Sophia Rosa Susette Evora (geb. 27. Oktober 1887; gest. 19. Februar 1893 in Nürnberg), starb im Alter von 5 Jahren an Diphterie

Die Ehefrau Susette Evora hatte von 1894 bis 1904 eine Theateragentur und einen Verlag für dramatische Werke inne. Bereits im Mai 1900, lange vor der Auswanderung des Sohnes Wilhelm, nahm sie sich in München eine eigene Wohnung.[8] Im April 1930 folgte sie ihrem Sohn in die USA[13], ihr weiterer Verbleib ist unbekannt.

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: 1,0 1,1 Kirchenbücher Budapest-Belváros, Taufen 1847–1851, S. 240
  2. Sterberegistereintrag Standesamt München III Nr. 3041/1922; Mitteilung Stadtarchiv München vom 19.02.2025, Az. 3231.0-23-0055
  3. Kirchenbücher St. Paul München, Bestattungen 1900–1926, S. 513
  4. Familienbogen Evora, Carl; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5 (FB 388)
  5. Gewerbeanmeldung Evora, Karl; Datierung 1881; StadtAN Sign. C 22/II Nr. 13/308 An
  6. Indiana Tribüne vom 20. Februar 1891
  7. Ergebnis vergleichender Analyse diverser Nürnberger Adressbücher
  8. Hochspringen nach: 8,0 8,1 Familien-Bogen Evora, Karl (PMB-E-19); Mitteilung Stadtarchiv München vom 19.02.2025, Az. 3231.0-23-0055
  9. Hochspringen nach: 9,0 9,1 „Acten des Stadtmagistrats Fürth. Betreff: Evora Karl Architekt von hier – Gesuch um Ausstellung des Verehelichungszeugnisses. 1884.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/E 283
  10. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Jg. 1882, S. 51, 339
  11. Kunstkommission Erlangen: Erlangen sichtbar - unsichtbar, Stadtrundgang: Erlangen im Kaiserreich, Station 10 – Logenhaus - online
  12. Kirchenbücher Unsere Liebe Frau Nürnberg, Trauungen 1877–1890, S. 170
  13. Einwohnermeldekarte Evora, Susanna, geb. Schipper (EWK 65 E 11); Mitteilung Stadtarchiv München vom 07.04.2025, Az. 3231.0-23-0138

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