Flussbad: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Fürther Flussbad befand sich am [[Rednitz|Rednitzufer]] an der [[Badstraße]] zwischen dem Anwesen [[Badstraße 8]] und der Einmündung [[Mondstraße]]. Etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts existierte hier ein Badebetrieb. Im Mai [[1846]] machte der Zimmermeister Jakob Rietheimer (an anderer Stelle auch Riethammer) mit einer Anzeige Reklame für seine Badeanstalt in der Rednitz. Er bot "Badehäuschen" an, in denen für 6 Kreuzer gebadet werden könnte.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/455; AGr. 5/458</ref> Badehäuschen waren Holzhütten, die über dem Fluss angebracht waren. In ihnen konnte man Badekleidung anziehen und dann in das darunter Wasser steigen. Vor allem Frauen nutzten Badehäuschen, denn unter freiem Himmel durften nur Männer schwimmen.<ref>[[Barbara Ohm]]: ''Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2020, S. 17</ref> Nach zwei weiteren Besitzern wurde das Bad dann als ''Aßmann'sche Flussbadeanstalt'' privat geführt.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=267}}</ref> Nach einem Umbau des privaten Vorgängerbetriebes wurde sie ab [[1906]] städtisch betrieben.<ref>[http://www.stadtmuseum-fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-714/1202_read-17759/ Stadtmuseum Fürth]</ref>
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Das Fürther Flussbad befand sich am [[Rednitz|Rednitzufer]] an der [[Badstraße]] zwischen dem Anwesen [[Badstraße 8]] und der Einmündung [[Mondstraße]].
 
 
In dem 370 Meter langen Bereich zwischen [[Hardsteg]] flussaufwärts bis fast zur [[Siebenbogenbrücke]] gab es verschiedene Schwimmbereiche für Frauen, Männer, Mädchen und Knaben. Flussabwärts kamen als erstes Frauen- und Mädchen-Zahlbad, dann Frauen- und Mädchen-Freibad ohne Eintrittsgebühren, daran anschließend Männer- und Knaben-Zahlbad und schließlich Männer- und Knaben-Freibad. Es gab Rettungsgeräte (einen Kahn, einen Fangrechen, Stangen), zwei Brausen, 100 verschließbare Einzelkabinen, Aborthäuschen und ein Kassenhäuschen. Den Unterschied zwischen Zahl- und Freibad machten die Umkleidemöglichkeiten aus: Im Zahlbad hatte man eine abschließbare Kabine, im Freibad nur offene Umkleidehallen. In der Mitte bot ein Holzkiosk, von beiden Seiten aus zugänglich, Erfrischungen an. Auf dem linken Rednitzufer befanden sich die Liege- und Spielwiesen.<ref>[[Barbara Ohm]]: ''Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2020, S. 19</ref> [[1929]] wurde an der gesamten Uferzone der Familienbadebetrieb eingeführt. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde parallel dazu ein Badebetrieb am [[Waldmannsweiher]] eingerichtet. An heißen Tagen soll es bis zu 12.000 Badegäste gegeben haben. 1968 wurde das Bad wegen der Konkurrenz durch das 1954-57 errichtete [[Sommerbad Fürth|Sommerbad]] und Bedenken bezüglich der Wasserqualität geschlossen.<ref>''Die Zeit des Flußbads ist vorbei''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 10. Mai 1968</ref> Nach Jahrzehnten der Verwahrlosung und des Niedergangs der Anlage wurde das Gelände ab 2006 zur [[Uferpromenade]] umgestaltet.
 
 
 
Vorher bzw. parallel dazu gab es noch ein Flussbad an der [[Dambacher Brücke]], das [[1912]] eröffnet wurde und ein privat betriebenes Badebecken bei der [[Gustav-Adolf-Quelle]].
 
  
 
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In einem Aufsatz im "Fürther Tagblatt" wird 1841 allerdings beklagt, dass sich die einzige öffentliche, häufig überfüllte Fluss-Badestelle wegen der geringen Wassertiefe eher für Kinder eignen würde und die Errichtung einer neuen "Badeanstalt für Herrn im Freien" gewünscht.<ref>"Fürther Tagblatt" vom 17. April 1841</ref> Die gleiche Zeitung meldete am 15. Mai 1846, dass nunmehr der Wunsch nach einer angemessenen Badeeinrichtung in der Rednitz durch Unternehmungsgeist des Zimmermeisters Rietheimer erfüllt wurde.<ref>Das neue Rednitzbad. In: Fürther Tagblatt vom 15. Mai 1846, Nr. 77/1846, S. 329/330 - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10503858_00341_u001/1?cq= online abrufbar]</ref>
 
In einem Aufsatz im "Fürther Tagblatt" wird 1841 allerdings beklagt, dass sich die einzige öffentliche, häufig überfüllte Fluss-Badestelle wegen der geringen Wassertiefe eher für Kinder eignen würde und die Errichtung einer neuen "Badeanstalt für Herrn im Freien" gewünscht.<ref>"Fürther Tagblatt" vom 17. April 1841</ref> Die gleiche Zeitung meldete am 15. Mai 1846, dass nunmehr der Wunsch nach einer angemessenen Badeeinrichtung in der Rednitz durch Unternehmungsgeist des Zimmermeisters Rietheimer erfüllt wurde.<ref>Das neue Rednitzbad. In: Fürther Tagblatt vom 15. Mai 1846, Nr. 77/1846, S. 329/330 - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10503858_00341_u001/1?cq= online abrufbar]</ref>
  
Auch der Chronist Fronmüller berichtet, dass das "Riedheimer'sche Rednitzbad am [[Landgraben]]" im Mai [[1846]] eröffnet worden war. Diese Badeanstalt wurde [[1871]] durch den neuen Besitzer Schreiber erneuert und am 30. Mai 1871 wieder eröffnet.<ref>[[Fronmüllerchronik|Fronmüller-Chronik]], 1887, S. 275 und S. 388</ref>
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Auch der Chronist Fronmüller berichtet, dass das "Riedheimer'sche Rednitzbad am [[Landgraben]]" im Mai [[1846]] eröffnet worden war. Im Mai [[1846]] machte Jakob Rietheimer mit einer Anzeige Reklame für seine Badeanstalt in der Rednitz. Er bot "Badehäuschen" an, in denen für 6 Kreuzer gebadet werden könnte.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/455; AGr. 5/458</ref> Badehäuschen waren Holzhütten, die über dem Fluss angebracht waren. In ihnen konnte man Badekleidung anziehen und dann in das darunter Wasser steigen. Vor allem Frauen nutzten Badehäuschen, denn unter freiem Himmel durften nur Männer schwimmen.<ref>[[Barbara Ohm]]: ''Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2020, S. 17</ref> Diese Badeanstalt wurde [[1871]] durch den neuen Besitzer Schreiber erneuert und am 30. Mai 1871 wieder eröffnet.<ref>[[Fronmüllerchronik|Fronmüller-Chronik]], 1887, S. 275 und S. 388</ref>
  
 
[[1850]] hat es zwei Flussbäder gegeben, und zwar ein öffentliches, kostenloses sowie ein (evtl. privates) kostenpflichtiges. Denn ein Leserbriefschreiber beklagte die "Unreinlichkeit" im kostenlosen Flussbad und das damit einhergehende Dilemma, dass ausgerechnet in "Fürth, einer Stadt, welche zwischen zwei Flüssen liegt", die ärmere Bevölkerung entweder in einem dreckigen, stinkenden Bad schwimmen gehen müsste oder eben gar nicht, weil das Schwimmen überall anders polizeilich verboten war.<ref>[[Fürther Tagblatt]] vom 15. Juni 1850</ref>
 
[[1850]] hat es zwei Flussbäder gegeben, und zwar ein öffentliches, kostenloses sowie ein (evtl. privates) kostenpflichtiges. Denn ein Leserbriefschreiber beklagte die "Unreinlichkeit" im kostenlosen Flussbad und das damit einhergehende Dilemma, dass ausgerechnet in "Fürth, einer Stadt, welche zwischen zwei Flüssen liegt", die ärmere Bevölkerung entweder in einem dreckigen, stinkenden Bad schwimmen gehen müsste oder eben gar nicht, weil das Schwimmen überall anders polizeilich verboten war.<ref>[[Fürther Tagblatt]] vom 15. Juni 1850</ref>
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Das Jahr [[1877]] betreffend, schrieb Fronmüller:
 
:''Da die Verunreinigung der Pegnitz die Kassirung des in demselben befindlichen öffentlichen Bades in Aussicht stellte, so ließ der Magistrat zum Ersatze desselben bei der vom Eisenbahnfiskus abgehaltenen Versteigerung vier oberhalb der Eisenbahnbrücke gelegene Wiesenparzellen, und zwar 1 Tagw. 70 Dez. auf dem diesseitigen Ufer um 1700 M., sowie 2 Tagw. 99 Dez. auf dem jenseitigen Ufer um 4616 M. erstreichen. Das eingeholte Gutachten lautete dahin, daß das Flußbett zwischen den beiden Wiesen sich vollkommen zu einem Badeplatz für Erwachsene eigne.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 484</ref>
 
:''Da die Verunreinigung der Pegnitz die Kassirung des in demselben befindlichen öffentlichen Bades in Aussicht stellte, so ließ der Magistrat zum Ersatze desselben bei der vom Eisenbahnfiskus abgehaltenen Versteigerung vier oberhalb der Eisenbahnbrücke gelegene Wiesenparzellen, und zwar 1 Tagw. 70 Dez. auf dem diesseitigen Ufer um 1700 M., sowie 2 Tagw. 99 Dez. auf dem jenseitigen Ufer um 4616 M. erstreichen. Das eingeholte Gutachten lautete dahin, daß das Flußbett zwischen den beiden Wiesen sich vollkommen zu einem Badeplatz für Erwachsene eigne.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 484</ref>
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Nach zwei weiteren Besitzern wurde das Bad dann privat geführt, denn 1887 hieß eine Badeanstalt an der Rednitz Aßmanns oder ''Aßmann'sche Badeanstalt''.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=267}}</ref>
  
 
Im Mai [[1882]] beschloss der Magistrat außerdem, am Rednitzufer (unterhalb des alten Schlachthofes) ein Mädchenbad zu errichten.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 565</ref>
 
Im Mai [[1882]] beschloss der Magistrat außerdem, am Rednitzufer (unterhalb des alten Schlachthofes) ein Mädchenbad zu errichten.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 565</ref>
  
1887 hieß eine Badeanstalt an der Rednitz Aßmanns oder '''Aßmann'sche Badeanstalt'''. Diese wurde samt Wohnhaus [[1905]] von der Stadt für 100.000 Mark gekauft.<ref>''Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003,  S. 24</ref> Daraus hat sich dann das städtische Flussbad (s. o.) entwickelt.
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=== Das Flussbad im 20. Jahrhundert===
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Die Aßmann'sche Badeanstalt wurde samt Wohnhaus [[1905]] von der Stadt für 100.000 Mark gekauft und umgebaut.<ref>''Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003,  S. 24 und [http://www.stadtmuseum-fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-714/1202_read-17759/ Stadtmuseum Fürth]</ref> Daraus hat sich dann das städtische Flussbad entwickelt.
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In dem 370 Meter langen Bereich zwischen [[Hardsteg]] flussaufwärts bis fast zur [[Siebenbogenbrücke]] gab es nach dem Umbau verschiedene Schwimmbereiche für Frauen, Männer, Mädchen und Knaben. Flussabwärts kamen als erstes Frauen- und Mädchen-Zahlbad, dann Frauen- und Mädchen-Freibad ohne Eintrittsgebühren, daran anschließend Männer- und Knaben-Zahlbad und schließlich Männer- und Knaben-Freibad. Es gab Rettungsgeräte (einen Kahn, einen Fangrechen, Stangen), zwei Brausen, 100 verschließbare Einzelkabinen, Aborthäuschen und ein Kassenhäuschen. Den Unterschied zwischen Zahl- und Freibad machten die Umkleidemöglichkeiten aus: Im Zahlbad hatte man eine abschließbare Kabine, im Freibad nur offene Umkleidehallen. In der Mitte bot ein Holzkiosk, von beiden Seiten aus zugänglich, Erfrischungen an. Auf dem linken Rednitzufer befanden sich die Liege- und Spielwiesen.<ref>[[Barbara Ohm]]: ''Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2020, S. 19</ref>
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[[Datei:A7140 Flussbad.jpg|miniatur|links|Das ehem. Flussbad, 1925]]
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Die Zwanziger Jahre waren die große Zeit des Flussbades. [[1929]] wurde an der gesamten Uferzone der Familienbadebetrieb eingeführt, Männer und Frauen konnten jetzt gemeinsam baden. Das Gemischtbaden hatte aber Folgen. Die Regierung von Mittelfranken schickte wegen der „Mißstände beim Baden im Freien" ein Schreiben an die Polizeibehörde in Fürth und forderte die Stadt auf, die Behörden sollten "gegen das gemeinsame Baden beider Geschlechter bei ungenügender Badebekleidung mit allem Nachdruck einschreiten." Ein Polizist, der damit beauftragt wurde, bemerkte aber, dass "die Beurteilung des Badebetriebes in sittlicher Hinsicht je nach den individuellen Begriffen der Einzelnen verschieden" ist.<ref>Stadtarchiv Fürth, AR 34/131</ref>
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde parallel dazu ein Badebetrieb am [[Waldmannsweiher]] eingerichtet. An heißen Tagen soll es bis zu 12.000 Badegäste gegeben haben. 1968 wurde das Bad wegen der Konkurrenz durch das 1954-57 errichtete [[Sommerbad Fürth|Sommerbad]] und Bedenken bezüglich der Wasserqualität geschlossen.<ref>''Die Zeit des Flußbads ist vorbei''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 10. Mai 1968</ref> Nach Jahrzehnten der Verwahrlosung und des Niedergangs der Anlage wurde das Gelände ab 2006 zur [[Uferpromenade]] umgestaltet.
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===Sonstige Badeanstalten===
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Zu [[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller|Fronmüllers]] Zeiten (mind. von 1840 bis 1887) gab es zudem die "[[Höfler'sche Badeanstalt]]", wo warme Bäder angeboten wurden.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], 1871, S. 107</ref><ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 32 - [https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/search?View=default&db=100&id=BV020340900 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
  
 
Am 29. Mai [[1895]] wurde an der [[Siebenbogenbrücke]] ein Militärbad für die Angehörigen der Fürther [[Kasernen|Garnison]] eröffnet.<ref>Käppner-Chronik</ref><ref>''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 33</ref> Nördlich an das Militärbad grenzend wurde im Mai [[1901]] ein Männerfreibad an der Rednitz eröffnet.<ref>''Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003,  S. 6</ref>
 
Am 29. Mai [[1895]] wurde an der [[Siebenbogenbrücke]] ein Militärbad für die Angehörigen der Fürther [[Kasernen|Garnison]] eröffnet.<ref>Käppner-Chronik</ref><ref>''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 33</ref> Nördlich an das Militärbad grenzend wurde im Mai [[1901]] ein Männerfreibad an der Rednitz eröffnet.<ref>''Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003,  S. 6</ref>
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Ebenfalls bei der Siebenbogenbrücke gab es zu Beginn des 20. Jh. ein Damenschwimmbad.
 
Ebenfalls bei der Siebenbogenbrücke gab es zu Beginn des 20. Jh. ein Damenschwimmbad.
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Vorher bzw. parallel dazu gab es noch ein Flussbad an der [[Dambacher Brücke]], das [[1912]] eröffnet wurde und ein privat betriebenes Badebecken bei der [[Gustav-Adolf-Quelle]].
  
 
Die Badestelle unterhalb des Schlachthofes war aus hygienischen Gründen jahrelang nicht benutzbar, weil Abfälle und Gedärme früher dem Fluss "anvertraut" wurden. Nachdem die Abfälle seit Beginn des 20. Jh. vom [[Wasenmeister]] abholt wurden und sich die Verhältnisse gebessert hatten, wurde [[1905]] überlegt, ob man dieses öffentliche Freibad wieder eröffnen soll.<ref>''Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003,  S. 23</ref>
 
Die Badestelle unterhalb des Schlachthofes war aus hygienischen Gründen jahrelang nicht benutzbar, weil Abfälle und Gedärme früher dem Fluss "anvertraut" wurden. Nachdem die Abfälle seit Beginn des 20. Jh. vom [[Wasenmeister]] abholt wurden und sich die Verhältnisse gebessert hatten, wurde [[1905]] überlegt, ob man dieses öffentliche Freibad wieder eröffnen soll.<ref>''Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003,  S. 23</ref>
  
===Sonstige Badeanstalten===
 
Zu [[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller|Fronmüllers]] Zeiten (mind. von 1840 bis 1887) gab es zudem die "[[Höfler'sche Badeanstalt]]", wo warme Bäder angeboten wurden.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], 1871, S. 107</ref><ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 32 - [https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/search?View=default&db=100&id=BV020340900 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
 
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 3. Mai 2020, 15:26 Uhr

Ehemaliges Flussbadgelände, heute Uferpromenade

Das städtische Flussbad war ein Fürther Freibad und Vorgänger des heutigen Sommerbads Fürth.


Geschichte

Saisonkarte für Männer, 1912

Das Fürther Flussbad befand sich am Rednitzufer an der Badstraße zwischen dem Anwesen Badstraße 8 und der Einmündung Mondstraße.

Frühgeschichte

Wüstendörfer berichtet in seinen "Wanderungen durch Fürth", dass es an der Stelle, wo sich später das Fischhäusla befand, ein "von der Gemeinde unterhaltenes Volksbad" gegeben habe, welches "sich viele Jahrhunderte hindurch sehr starker Frequenz" erfreute. 1761 haben dann "die Gemeindeväter die Mittel zur Weiterührung des Bades" nicht mehr genehmigt.[1]

Flussbäder im 19. Jahrhundert

Schon in den 1830er Jahren gab es einen öffentlichen Badeplatz, den der Stadtmagistrat an der Gemeindewiese beim Schießanger ausgewiesen hat.[2]

In einem Aufsatz im "Fürther Tagblatt" wird 1841 allerdings beklagt, dass sich die einzige öffentliche, häufig überfüllte Fluss-Badestelle wegen der geringen Wassertiefe eher für Kinder eignen würde und die Errichtung einer neuen "Badeanstalt für Herrn im Freien" gewünscht.[3] Die gleiche Zeitung meldete am 15. Mai 1846, dass nunmehr der Wunsch nach einer angemessenen Badeeinrichtung in der Rednitz durch Unternehmungsgeist des Zimmermeisters Rietheimer erfüllt wurde.[4]

Auch der Chronist Fronmüller berichtet, dass das "Riedheimer'sche Rednitzbad am Landgraben" im Mai 1846 eröffnet worden war. Im Mai 1846 machte Jakob Rietheimer mit einer Anzeige Reklame für seine Badeanstalt in der Rednitz. Er bot "Badehäuschen" an, in denen für 6 Kreuzer gebadet werden könnte.[5] Badehäuschen waren Holzhütten, die über dem Fluss angebracht waren. In ihnen konnte man Badekleidung anziehen und dann in das darunter Wasser steigen. Vor allem Frauen nutzten Badehäuschen, denn unter freiem Himmel durften nur Männer schwimmen.[6] Diese Badeanstalt wurde 1871 durch den neuen Besitzer Schreiber erneuert und am 30. Mai 1871 wieder eröffnet.[7]

1850 hat es zwei Flussbäder gegeben, und zwar ein öffentliches, kostenloses sowie ein (evtl. privates) kostenpflichtiges. Denn ein Leserbriefschreiber beklagte die "Unreinlichkeit" im kostenlosen Flussbad und das damit einhergehende Dilemma, dass ausgerechnet in "Fürth, einer Stadt, welche zwischen zwei Flüssen liegt", die ärmere Bevölkerung entweder in einem dreckigen, stinkenden Bad schwimmen gehen müsste oder eben gar nicht, weil das Schwimmen überall anders polizeilich verboten war.[8]

In einem Reiseführer von 1869 wird das Riedheimer'sche oder "Rietheimer'sche Bad", ein öffentliches Bad, allerdings am Schießanger, genannt.[9] Hier liegt wohl eine Verwechslung vor, denn am 13. August 1868 wurde der Beschluss gefasst, neben den beiden älteren Badeplätzen noch einen dritten an der Rednitz, und zwar unterhalb des Schießplatzes, zur unentgeltlichen Benutzung einzurichten.[10]

Das Jahr 1877 betreffend, schrieb Fronmüller:

Da die Verunreinigung der Pegnitz die Kassirung des in demselben befindlichen öffentlichen Bades in Aussicht stellte, so ließ der Magistrat zum Ersatze desselben bei der vom Eisenbahnfiskus abgehaltenen Versteigerung vier oberhalb der Eisenbahnbrücke gelegene Wiesenparzellen, und zwar 1 Tagw. 70 Dez. auf dem diesseitigen Ufer um 1700 M., sowie 2 Tagw. 99 Dez. auf dem jenseitigen Ufer um 4616 M. erstreichen. Das eingeholte Gutachten lautete dahin, daß das Flußbett zwischen den beiden Wiesen sich vollkommen zu einem Badeplatz für Erwachsene eigne.[11]

Nach zwei weiteren Besitzern wurde das Bad dann privat geführt, denn 1887 hieß eine Badeanstalt an der Rednitz Aßmanns oder Aßmann'sche Badeanstalt.[12]

Im Mai 1882 beschloss der Magistrat außerdem, am Rednitzufer (unterhalb des alten Schlachthofes) ein Mädchenbad zu errichten.[13]

Das Flussbad im 20. Jahrhundert

Die Aßmann'sche Badeanstalt wurde samt Wohnhaus 1905 von der Stadt für 100.000 Mark gekauft und umgebaut.[14] Daraus hat sich dann das städtische Flussbad entwickelt.

In dem 370 Meter langen Bereich zwischen Hardsteg flussaufwärts bis fast zur Siebenbogenbrücke gab es nach dem Umbau verschiedene Schwimmbereiche für Frauen, Männer, Mädchen und Knaben. Flussabwärts kamen als erstes Frauen- und Mädchen-Zahlbad, dann Frauen- und Mädchen-Freibad ohne Eintrittsgebühren, daran anschließend Männer- und Knaben-Zahlbad und schließlich Männer- und Knaben-Freibad. Es gab Rettungsgeräte (einen Kahn, einen Fangrechen, Stangen), zwei Brausen, 100 verschließbare Einzelkabinen, Aborthäuschen und ein Kassenhäuschen. Den Unterschied zwischen Zahl- und Freibad machten die Umkleidemöglichkeiten aus: Im Zahlbad hatte man eine abschließbare Kabine, im Freibad nur offene Umkleidehallen. In der Mitte bot ein Holzkiosk, von beiden Seiten aus zugänglich, Erfrischungen an. Auf dem linken Rednitzufer befanden sich die Liege- und Spielwiesen.[15]

Das ehem. Flussbad, 1925

Die Zwanziger Jahre waren die große Zeit des Flussbades. 1929 wurde an der gesamten Uferzone der Familienbadebetrieb eingeführt, Männer und Frauen konnten jetzt gemeinsam baden. Das Gemischtbaden hatte aber Folgen. Die Regierung von Mittelfranken schickte wegen der „Mißstände beim Baden im Freien" ein Schreiben an die Polizeibehörde in Fürth und forderte die Stadt auf, die Behörden sollten "gegen das gemeinsame Baden beider Geschlechter bei ungenügender Badebekleidung mit allem Nachdruck einschreiten." Ein Polizist, der damit beauftragt wurde, bemerkte aber, dass "die Beurteilung des Badebetriebes in sittlicher Hinsicht je nach den individuellen Begriffen der Einzelnen verschieden" ist.[16]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde parallel dazu ein Badebetrieb am Waldmannsweiher eingerichtet. An heißen Tagen soll es bis zu 12.000 Badegäste gegeben haben. 1968 wurde das Bad wegen der Konkurrenz durch das 1954-57 errichtete Sommerbad und Bedenken bezüglich der Wasserqualität geschlossen.[17] Nach Jahrzehnten der Verwahrlosung und des Niedergangs der Anlage wurde das Gelände ab 2006 zur Uferpromenade umgestaltet.


Sonstige Badeanstalten

Zu Fronmüllers Zeiten (mind. von 1840 bis 1887) gab es zudem die "Höfler'sche Badeanstalt", wo warme Bäder angeboten wurden.[18][19]

Am 29. Mai 1895 wurde an der Siebenbogenbrücke ein Militärbad für die Angehörigen der Fürther Garnison eröffnet.[20][21] Nördlich an das Militärbad grenzend wurde im Mai 1901 ein Männerfreibad an der Rednitz eröffnet.[22]

Ebenfalls bei der Siebenbogenbrücke gab es zu Beginn des 20. Jh. ein Damenschwimmbad.

Vorher bzw. parallel dazu gab es noch ein Flussbad an der Dambacher Brücke, das 1912 eröffnet wurde und ein privat betriebenes Badebecken bei der Gustav-Adolf-Quelle.

Die Badestelle unterhalb des Schlachthofes war aus hygienischen Gründen jahrelang nicht benutzbar, weil Abfälle und Gedärme früher dem Fluss "anvertraut" wurden. Nachdem die Abfälle seit Beginn des 20. Jh. vom Wasenmeister abholt wurden und sich die Verhältnisse gebessert hatten, wurde 1905 überlegt, ob man dieses öffentliche Freibad wieder eröffnen soll.[23]


Literatur

Siehe auch

Lokalberichterstattung

Weblinks

  • Umfangreiche Homepage zum Flussbad Fürth - im Internet

Einzelnachweise

  1. Georg Wüstendörfer: Wanderungen durch Fürth, 1898, S. 128
  2. Fürther Tagblatt, 26.06.1840 - online-Digitalisat
  3. "Fürther Tagblatt" vom 17. April 1841
  4. Das neue Rednitzbad. In: Fürther Tagblatt vom 15. Mai 1846, Nr. 77/1846, S. 329/330 - online abrufbar
  5. Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/455; AGr. 5/458
  6. Barbara Ohm: Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2020, S. 17
  7. Fronmüller-Chronik, 1887, S. 275 und S. 388
  8. Fürther Tagblatt vom 15. Juni 1850
  9. Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 32 - online-Digitalisat
  10. Fronmüllerchronik, 1887, S. 356
  11. Fronmüllerchronik, 1887, S. 484
  12. Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt. A. Jungkunz, Fürth, Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nbg GmbH & Co. KG, 2007, 2018, S. 267.
  13. Fronmüllerchronik, 1887, S. 565
  14. Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003, S. 24 und Stadtmuseum Fürth
  15. Barbara Ohm: Badevergnügen in Fürth - Badhaus, Flussbad, Brausebad, Sommerbad oder Kurbad. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2020, S. 19
  16. Stadtarchiv Fürth, AR 34/131
  17. Die Zeit des Flußbads ist vorbei. In: Fürther Nachrichten vom 10. Mai 1968
  18. Fronmüller-Chronik, 1871, S. 107
  19. Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 32 - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  20. Käppner-Chronik
  21. Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 33
  22. Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003, S. 6
  23. Fürth 1901-1910, Käppner-Chronik, Teil 2. Hrsg: Bernd Jesussek, 2003, S. 23

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