Fritz Gastreich: Unterschied zwischen den Versionen

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Dr. '''Fritz Gastreich''' (geb. [[7. September]] [[1895]] in [[Fürth]], gest. [[31. Dezember]] [[1979]] in [[wikipedia:München|München]]) war ein angesehener [[Arzt]] und Chirurg in Fürth.
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Dr. '''Fritz Gastreich''' (geb. [[7. September]] [[1895]] in [[Fürth]], gest. [[31. Dezember]] [[1979]] in [[wikipedia:München|München]]) war ein angesehener [[Arzt]] und [[Chirurg]] in Fürth.
  
 
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[[1927]] ließ sich Dr. Gastreich als Facharzt für Chirurgie in Fürth nieder. In dieser Zeit vertrat er den Chefarzt des [[Klinikum Fürth|Städtischen Krankenhauses]] Dr. [[Jakob Frank]] in seiner Abwesenheit. Nach der Absetzung [[Jakob Frank|Dr. Franks]] durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei |Nationalsozialisten]] [[1933]] wurde Dr. Gastreich aus politischen Gründen nicht wie vorgesehen zu seinem Nachfolger ernannt. Somit baute er sich eine Privatklinik in der [[Königswarterstraße 52]]<ref>Bernd-Uwe Schinzel: ''Das Evora-Haus'', Beitrag vom 26. Januar 2015, Stadtheimatpflege Fürth, Rubrik "Häuser erzählen Geschichten"</ref> auf, die er bis [[1958]] leitete. Ab [[1939]] wurde er Stabsarzt in der Wehrmacht und leitete somit die Fürther Kriegs-Lazarette ab [[1940]]. Mit seinem Bruder Dr. [[Eugen Gastreich]] führte er während des 2. Weltkrieges eine Widerstandsgruppe unter dem Decknamen "Doktor", zusammen mit einer weiteren Widerstandsgruppe "Obst"<ref>Zeitung der Studentenverbindung Onoldia - Onoldenzeitung - von 1981</ref> (''siehe:'' [[Widerstandsgruppen Obst/Doktor]]).
 
[[1927]] ließ sich Dr. Gastreich als Facharzt für Chirurgie in Fürth nieder. In dieser Zeit vertrat er den Chefarzt des [[Klinikum Fürth|Städtischen Krankenhauses]] Dr. [[Jakob Frank]] in seiner Abwesenheit. Nach der Absetzung [[Jakob Frank|Dr. Franks]] durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei |Nationalsozialisten]] [[1933]] wurde Dr. Gastreich aus politischen Gründen nicht wie vorgesehen zu seinem Nachfolger ernannt. Somit baute er sich eine Privatklinik in der [[Königswarterstraße 52]]<ref>Bernd-Uwe Schinzel: ''Das Evora-Haus'', Beitrag vom 26. Januar 2015, Stadtheimatpflege Fürth, Rubrik "Häuser erzählen Geschichten"</ref> auf, die er bis [[1958]] leitete. Ab [[1939]] wurde er Stabsarzt in der Wehrmacht und leitete somit die Fürther Kriegs-Lazarette ab [[1940]]. Mit seinem Bruder Dr. [[Eugen Gastreich]] führte er während des 2. Weltkrieges eine Widerstandsgruppe unter dem Decknamen "Doktor", zusammen mit einer weiteren Widerstandsgruppe "Obst"<ref>Zeitung der Studentenverbindung Onoldia - Onoldenzeitung - von 1981</ref> (''siehe:'' [[Widerstandsgruppen Obst/Doktor]]).
  
Dr. Gastreich hatte mit seiner Widerstandsgruppe innerhalb der Stadt Fürth und in heimlichen Verhandlungen mit den heranrückenden [[US Army| US-Streitkräfte]]n einen wesentlichen Anteil daran, dass Fürth weitestgehend kampflos und damit ohne weitere Zerstörungen am [[19. April]] [[1945]] kapitulierte (''siehe:'' [[Kapitulation von Fürth]]).
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Dr. Gastreich hatte mit seiner Widerstandsgruppe innerhalb der Stadt Fürth und in heimlichen Verhandlungen mit den heranrückenden [[U.S. Army| US-Streitkräfte]]n einen wesentlichen Anteil daran, dass Fürth weitestgehend kampflos und damit ohne weitere Zerstörungen am [[19. April]] [[1945]] kapitulierte (''siehe:'' [[Kapitulation von Fürth]]).
  
 
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Darunter befindet sich ein handschriftliches Schreiben vom 19. April 1945. Dabei wird der künftigen US-Mitlärregierung die offerte unterbreite,der Familie Gastreich höflich zu begegnen, da das Familienhaupt mit dem militärischen Nachrichtendienst zusammenarbeitet:  
  
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Ein maschinenschriftlicher halber DIN A4-Bogen folgte zwei Tage später und bestätigt Gastreich als Chirurgen, der fünf Hospitäler in der Stadt betreute, dass er bei seiner Zusammenarbeit mit dem Militärpersonal höflich behandelt werden solle:
 
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==Lokalberichterstattung==
 
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* Alles, Johannes: ''Kriegsende: Wie ein Fürther Arzt zum Helden wurde''. In [[Fürther Nachrichten]] vom 29. April 2015 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/kriegsende-wie-ein-further-arzt-zum-helden-wurde-1.4349102 online abrufbar]
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* Alles, Johannes: ''Kriegsende: Wie ein Fürther Arzt zum Helden wurde''. In [[Fürther Nachrichten]] vom 29. April 2015 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/kriegsende-wie-ein-further-arzt-zum-helden-wurde-1.4349102 online]
  
 
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==

Aktuelle Version vom 31. Januar 2024, 08:01 Uhr

Dr. Fritz Gastreich (geb. 7. September 1895 in Fürth, gest. 31. Dezember 1979 in München) war ein angesehener Arzt und Chirurg in Fürth.

Leben und Wirken[Bearbeiten]

1927 ließ sich Dr. Gastreich als Facharzt für Chirurgie in Fürth nieder. In dieser Zeit vertrat er den Chefarzt des Städtischen Krankenhauses Dr. Jakob Frank in seiner Abwesenheit. Nach der Absetzung Dr. Franks durch die Nationalsozialisten 1933 wurde Dr. Gastreich aus politischen Gründen nicht wie vorgesehen zu seinem Nachfolger ernannt. Somit baute er sich eine Privatklinik in der Königswarterstraße 52[1] auf, die er bis 1958 leitete. Ab 1939 wurde er Stabsarzt in der Wehrmacht und leitete somit die Fürther Kriegs-Lazarette ab 1940. Mit seinem Bruder Dr. Eugen Gastreich führte er während des 2. Weltkrieges eine Widerstandsgruppe unter dem Decknamen "Doktor", zusammen mit einer weiteren Widerstandsgruppe "Obst"[2] (siehe: Widerstandsgruppen Obst/Doktor).

Dr. Gastreich hatte mit seiner Widerstandsgruppe innerhalb der Stadt Fürth und in heimlichen Verhandlungen mit den heranrückenden US-Streitkräften einen wesentlichen Anteil daran, dass Fürth weitestgehend kampflos und damit ohne weitere Zerstörungen am 19. April 1945 kapitulierte (siehe: Kapitulation von Fürth).

Exlibris in einem Med. Buch von 1925, vermutlich von Dr. Fritz Gastreich

Gastreichs Wirken 1945 bei Kapitulation Fürths[Bearbeiten]

Noch zu Lebzeiten überließ Dr. Gastreich dem Staatsarchiv Nürnberg drei persönliche Dokumente, die seine Zusammenarbeit mit den US-Alliierten belegen. [3]

Darunter befindet sich ein handschriftliches Schreiben vom 19. April 1945. Dabei wird der künftigen US-Mitlärregierung die offerte unterbreite,der Familie Gastreich höflich zu begegnen, da das Familienhaupt mit dem militärischen Nachrichtendienst zusammenarbeitet:

The family at this address Adolf Hitler Street # 52 is to be extended every courtesy – head of family cooperates with military Intelligence. O’Neill, CIC

Ein maschinenschriftlicher halber DIN A4-Bogen folgte zwei Tage später und bestätigt Gastreich als Chirurgen, der fünf Hospitäler in der Stadt betreute, dass er bei seiner Zusammenarbeit mit dem Militärpersonal höflich behandelt werden solle:

203rd CIC Detachment
Furth Germany
21. April 1945
The bearer Dr. Fritz Gastreich is a surgeon in charge of five hospitals in the city and has permission to pass through streets during day light hours.
He is cooperating with this detachment and should be treated with courtesy by military personal.
Edgar R. Miller, 1st Lt., CIC OIC, 203rd CIC Det.

Der amerikanische Oberleutnant des CIC, inzwischen in einem Büro im Rathaus, stellte vier Tage später Dr. Gastreich ein weiteres Dokument aus.

Dieser habe sich ihm gegenüber verpflichtet [Parole = Ehrenwort], sich den Militärbehörden nicht zu entziehen und die Stadt Fürth nicht zu verlassen. Er arbeite als Informant für das genannte Büro. Er sei ein überzeugter Anti-Nazi – was eingehend geprüft wurde – und seine Hilfe war extrem wichtig, um gesuchte und gefährliche Personen aufzuspüren.

25. April 1945
Edgar R. Miller, OIC, 203rd CIC Det.
Room 28, City Hall.
Subject: Parole of Dr. Fritz Gastreich
To: Military Authority
Dr. Fritz Gastreich is German Army medical Officer and is technically a prisoner officer, but he has given his parole to this officer that he will not seek to evade military authorities nor will he leave the city of Furth.
Dr. Gastreich is working as an informant for this office. He is an ardent anti-Nazi, whose background has been thoroughly checked by this detachment and he is rendering extremely valuable assistance to this detachment in the rounding up of dangerous and wanted persons. It is requested that he be extended courteous treatment and that this parole be honoured.
[Unterschrift] [Dienststellung wie oben im Briefkopf]

Ehrungen[Bearbeiten]

Auf Initiative des 2. Bürgermeisters Heinrich Stranka wurde posthum am 31. Dezember 1979 eine Straße nach im benannt.

Lokalberichterstattung[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Bernd-Uwe Schinzel: Das Evora-Haus, Beitrag vom 26. Januar 2015, Stadtheimatpflege Fürth, Rubrik "Häuser erzählen Geschichten"
  2. Zeitung der Studentenverbindung Onoldia - Onoldenzeitung - von 1981
  3. StA Fürth, Biografische Sammlung Fritz Gastreich