Grüner Baum

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Gasthaus Grüner Baum in der Altstadt, 2023
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Der Gasthof Grüner Baum ist ein traditionsreicher Gasthof in der Fürther Gustavstraße 34. Eigentümer des Grünen Baums ist seit 2016 die Familie Streng aus Fürth.[1]


Beschreibung des Baudenkmals[Bearbeiten]

Zweigeschossiger, giebelständiger Sandsteinquaderbau in Ecklage mit Satteldach und eckigen, vasenbesetzten Giebelvoluten, um 1800, Erdgeschoss wohl 17. Jahrhundert; Ausleger, Schmiedeeisen, neuklassizistisch; Gedenktafel für König Gustav II. Adolf (Schweden), Sandstein; Teil des Ensembles Altstadt Fürth.

Im Jahr 2018 wurden verschiedene Gasträume renoviert und neu möbliert. Dabei wurde im kleinen Gastraum im ersten Stock auch die Holzdecke freigelegt, die, so Architektin Almuth Veh, aus dem Jahr 1607 stammt. Nach ihren Recherchen handelt es sich somit um die älteste Gaststube Fürths.

Geschichte[Bearbeiten]

Der Grüne Baum im "Schwedenjahr" 1932

Der Gasthof Grüner Baum ging aus einer Bauern-Hofanlage hervor, wobei die Form auf eine Erbauung in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts schließen lässt. Anstelle des früheren Baues wurde um 1800 ein Neubau mit dem charakteristischen Korbbogentor und den eckigen Voluten errichtet. Schon der Chronist Johann G. Eger führte 1819 die Legende ein, dass hier zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges der Schwedenkönig Gustav Adolf gespeist hätte. In Wahrheit hatte dieser im Fürther Pfarrhof getafelt, was aus einer historisch erhaltenen Rechnung hervorgeht. 1725 bis 1867 war die Wirtschaft in der Hand der Familie Löhe, aus der Wilhelm Löhe hervorging. Johann Leonh. Löhe ließ 1848 eine neue Bierhalle sowie einen neuen "Salon" für Bälle errichten.[2] In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Grüne Baum immer wieder Versammlungsort für politische Vereine und Parteien. So fand hier am 8. August 1850 die erste offizielle Versammlung des Volksvereins statt. Sie wurde von 300 Personen besucht und dauerte dreieinhalb Stunden.[3] Auch am 20. Juni, 11. Juli, 13. Juli und 25. Juli 1866 kamen bis zu 500 Personen. Der Polizeibeamte, der die Versammlungen dokumentieren musste, schrieb: Der Saal war so überfüllt, dass es in demselben kaum auszuhalten war.[4] Am 25. Januar 1869 fand im Grünen Baum auch eine große Generalversammlung des Arbeitervereins statt. Sie wurde von Gabriel Löwenstein geleitet. Hauptredner war der Drechslermeister August Bebel aus Leipzig, später eine zentrale Persönlichkeit der deutschen Sozialdemokratie. Bebel hielt dort auch am 9. November 1869 vor den bayerischen Neuwahlen eine viel beachtete zweistündige Rede.

1911 erfolgte eine umfangreiche Restaurierung. Unter anderem wurde hierbei das Aushängeschild (grüner Baum im goldenen Kranz) angefertigt und angebracht.[5]

1932, zur Dreihundertjahr-Feier der Schlacht an der Alten Veste malte der Künstler Karl Hemmerlein Wandmalereien zu Szenen dieses historischen Ereignisses an einige Innenwände des Gasthofs.

Im Grünen Baum wurden zahlreiche Vereine begründet, u. a. 1933 Alt-Fürth, der heutige Geschichtsverein Fürth.

Weiterhin verfügt der Grüne Baum über mehrere historisch eingerichtete Wirtschaftsräume, ebenso zwei Säle und zwei Biergärten.

Im Dezember 2014 mussten die Pächter der Wirtschaft Privatinsolvenz anmelden. Im Vorfeld war ein Fernsehkoch-Team des Sternekochs Frank Rosin in der Gaststätte, um den Wirten etwas „unter die Arme“ zu greifen. Alle Bemühungen waren jedoch vergeblich, so dass die Pächter die Gaststätte schlossen. Zunächst stand an der Eingangstür noch das Schild „Wegen Renovierung geschlossen“. Doch nach einigen Tagen wurde das Schild ersetzt durch ein neues Schild: „Wegen Geschäftsaufgabe geschlossen“. Die Zukunft der Traditionsgaststätte war zu dieser Zeit ungewiss, da sich die Tucher Bräu ebenfalls überlegte, aus dem Mietvertrag auszusteigen. Der Eigentümer bis 2016 war die Münchner Inselkammer-Gruppe.

Am 24. Mai 2016 war der Presse zu entnehmen, dass die Gaststätte Grüner Baum erneut verkauft wurde. Neuer Eigentümer der Gaststätte ist die Familie Streng, die bereits im Jahr 2015 das „Schwarze Kreuz“ gekauft hatte. Ebenfalls im Besitz der Familie Streng sind die Malzböden in der Südstadt und die ehemalige Brauerei Joh. Humbser in der Schwabacher Straße. Der Grüne Baum sollte laut anfänglicher Pressemitteilung noch vor Weihnachten 2017 wieder den Betrieb aufnehmen; später sollte es Mai oder Juni 2018 sein, dann war vom Jahresende 2018 die Rede. Bis dahin wurde der Innenbereich in wesentlichen Teilen umgestaltet werden.[6][7] Die Tucher Bräu ist nicht mehr Mitbetreiber der Gaststätte, stattdessen wird die Augustiner Bräu künftig mit einem neuen Wirt die Gaststätte betreiben. Die Familie Inselkammer ist Eigentümer der Augustiner Bräu und hat somit die örtliche Tucher Bräu abgelöst.[1]

Wiedereröffnung Februar 2019[Bearbeiten]

Pre-Opening für den Altstadtverein im Festsaal, Feb. 2019

Nach vier Jahren öffnete der Gasthof am 15. Februar 2019 wieder seine Tore. Im Innen- wie Außenbereich wurde das Gebäude komplett saniert. Der neue Eigentümer, Fam. Streng, hat in Zusammenarbeit mit der Brauerei Augustiner aus München den Innenbereich vollständig neu konzipiert. Der alte Küchenraum wurde aufgegeben, eine neue, größere Küche an anderer Stelle errichtet. Hierzu wurde u. a. die ehemalige „Puppenstube“ im Erdgeschoss als Küchenraum genutzt, während der Platz der alten Küche für einen weiteren Gastraum veranschlagt wurde. Der vorher offene Eingangsbereich wurde mit einer Glasfront verschlossen und durch eine Theke zum Bierausschank ergänzt. Im 1. Obergeschoss wurde der Festsaal vollständig saniert - und die ehemaligen kleinen Nebenzimmer wurden zu einer Nebenküche umfunktioniert. Die Wandgemälde von Karl Hemmerlein aus den 1930er Jahren über den Dreißigjährigen Krieg wurden in Absprache mit dem Amt für Denkmalschutz fachgerecht durch eine Pergamentschicht versiegelt, sodass man die Gemälde zwar nicht mehr sehen kann, diese dennoch für spätere Generationen erhalten bleiben. Am 13. Februar 2019 wurde der Gasthof bereits für geladene Gäste geöffnet. Zuvor war bereits der Altstadtverein zu Gast. Dieser hatte im Vorfeld den Betreibern Markus Binder und Norbert Zylka einen Teil der Freibank als Büro- und Besprechungsraum zur Verfügung gestellt. Am 12. Dezember 2019 vergab die Stadt Fürth eine Prämie für eine besonders gelungene Fassadensanierung.

Magazin Grünes Blatt Fürth, Feb. 2019

Die Betreiber Binder und Zylka erstellen das Magazin „Grünes Blatt Fürth“, welches erstmals am 13. Februar 2019 erschien. Neben allgemeinen und historischen Informationen zum Grünen Baum enthält das Magazin auch die jeweils aktuelle Speisekarte der Gaststätte. Das Magazin kann kostenlos von den Gästen und Besuchern mitgenommen werden.

Im März 2020 berichtet die örtliche Presse, dass ein noch anhängendes Klageverfahren gegen den Grünen Baum - und deren Wiedereröffnung vor Gericht gescheitert ist. Die Kläger hatten versucht die Baugenehmigung der Gaststätte anzufechten. Das Gericht wies aber die Klage ab, da der Bestandschutz einer 300-jährigen Gaststätte höher zu bewerten ist.

Öffnungszeiten[Bearbeiten]

Dienstag bis Donnerstag von 17:00 bis 22:00 Uhr (Küche bis 21 Uhr)
Freitag von 17:00 bis 23:00 Uhr (Küche bis 21 Uhr)
Samstag von 12:00 Uhr bis 23:00 Uhr (Küche bis 21 Uhr)
Sonntag von 11:30 bis 21:00 Uhr (Küche bis 20 Uhr)

Bei Sonderveranstaltungen und an Feiertagen gelten abweichende Öffnungszeiten.

Kontakt[Bearbeiten]

Gasthof Grüner Baum
Gustavstraße 34
90762 Fürth
Tel. 0911 73 99 06 23
Mail: reservierung@gruenerbaumfuerth.de

Frühere Adressbucheinträge[Bearbeiten]

Besitzer/Wirte[Bearbeiten]

  • Hannß Löh oder Lehen (geb. 1634, gest. 1717)[8]
  • 1717: Riel (?); "Nürnberg. alte Häußer" Nr. 46. "Des Riels Wirthshauß zum grünen Baum"[9]
  • um 1745: Johann Jacob Lehe/Löhe (auch: Johann Jacob Lehen oder Löhr) (geb. 1701, gest. 1752)[8][10][11]
  • Sebastian Conrad Löhe (geb. 1733, gest. 1770)[8]
  • ab ca. 1770: Georg Friedrich Schuler [12]
  • mind. 1797 bis mind. 1836: Konrad (Conrad) Löhe[13][14][15][16][17]
  • 1839 - 1854: Johann Leonhard Löhe[18]
  • ab 1854: Ursula Löhe[19]
  • ab 1872 Paul Hunger[20]
  • ab 1880 die Witwe Katharina Hunger,
  • ab 1890 die Grüner-Brauerei
  • 1891: Johann Georg Tauber[21]

Adressangaben[Bearbeiten]

Erst ab 1890 setzte sich in Fürth die alternierende Zählung der Hausnummern beiderseits der Straße durch („Pariser System“). Zuvor wurden alle Häuser in der Stadt flächendeckend fortlaufend nummeriert (Konskriptionsnummern).

  • 1807: "In der Bauerngaße" Haus-Nr. 116; "Wirthshaus 2. Klasse"[15]
  • 1819: "In der Bauern-Straße" Haus-Nr. 116; "Gasthof 2. Klasse"[16]
  • 1836: "Gustavstrasse" Haus-Nr. 103 (II. Bezirk)[17]
  • 1846: "Gustavstraße" Haus-Nr. 103 (II. Bezirk)[22]

Zum Grünen Baum, Vach[Bearbeiten]

Eine Wirtschaft „Zum Grünen Baum“ gab es auch in Vach, Lohstraße 12.

Literatur[Bearbeiten]


Lokalberichterstattung[Bearbeiten]

  • Johannes Alles: Einsatz für Malereien. Initiative will Wandgemälde in Gasthof restaurieren. In: Fürther Nachrichten vom 10. Juni 2009 - online
  • Rettung für Wandgemälde. In: Fürther Nachrichten vom 19. April 2010 - online
  • Johannes Alles: "Grüner Baum mit zweitem Frühling": In: Fürther Nachrichten vom 22. März 2012 - nicht mehr online abrufbar
  • Claudia Ziob: "Fürther Traditionslokal "Grüner Baum" sucht Retter". In: Fürther Nachrichten vom 12. Dezember 2014 - online
  • Claudia Ziob: Grüner Baum: Rosins Rettungsversuch wird ausgestrahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. Dezember 2014 - online
  • Johannes Alles: Grüner Baum: Das Innenleben wird komplett verändert. In: Fürther Nachrichten vom 21. Januar 2017 (Druckausgabe)
  • Johannes Alles: Im Grünen Baum beginnt bald die Sanierung. In: Fürther Nachrichten vom 9. November 2017 (Druckausgabe)
  • Johannes Alles: Im Grünen Baum läuft die Sanierung an. In: Fürther Nachrichten vom 23. Februar 2018 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de vom 23. Februar 2018 - online
  • Anestis Aslanidis: Traditionslokal im Herzen Fürths: Ein Blick in den Grünen Baum (Bildergalerie). In: nordbayern.de vom 11. April 2018 - online
  • Johannes Alles: Grüner Baum: Neue Pächter für das Traditionshaus. In: Fürther Nachrichten vom 12. April 2018 (Druckausgabe) bzw. Neue Pächter für den "Grünen Baum" stellen sich vor. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 8 vom 25. April 2018, S. 1 – PDF-Datei
  • Johannes Alles/Claudia Ziob: Grüner Baum: Gericht wendet Baustopp ab. In: Fürther Nachrichten vom 26. April 2018 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de vom 25. April 2018 - online
  • Johannes Alles: Richter schützen Traditionsgasthaus. In: Fürther Nachrichten vom 13. September 2018 (Druckausgabe) bzw. Gustavstraße: Richter schützen Traditionsgasthaus. In: nordbayern.de vom 12. Septmber 2018 - online
  • Johannes Alles: Gustavstraße: Der Grüne Baum blüht auf. In: Fürther Nachrichten vom 12. Februar 2019 (Druckausgabe) bzw. Fürther Gustavstraße: Der Grüne Baum blüht wieder auf. In: nordbayern.de vom 12. Februar 2019 - online
  • Johannes Alles: Intensive „Baum”-Pflege in der Fürther Gustavstraße. In: Fürther Nachrichten vom 14. Februar 2019 (Druckausgabe)
  • Johannes Alles: Grüner Baum: Top-Start trotz Bier-Ärger. In: Fürther Nachrichten vom14. März 2019 (Druckausgabe) bzw. online
  • Johannes Alles/Claudia Ziob: Gustavstraße: Klage gegen Grünen Baum abgewiesen. In: Fürther Nachrichten vom 13. März 2020 - online
  • Rettung für die Traditionsgaststätte „Grüner Baum“. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 09 vom 12. Mai 2021, S. 4 – PDF-Datei
  • Claudia Ziob: Wo gehen die Spenden hin? Vom "Grünen Baum" bis zum Frankenkonvoi: So hilft Fürth der Ukraine. In: Onlinedienst NN.de, Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. KG, vom 7. März 2022, aufgerufen am 15. August 2024 - online

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Johannes Alles, Claudia Ziob: Neuanfang für zwei Wirtshäuser in der Gustavstraße. In: Fürther Nachrichten vom 24. Mai 2016
  2. "Fürther Tagblatt" vom 29. Sep. 1848
  3. Barbara Ohm: Demokratische Bestrebungen im Fürth des 19. Jahrhunderts. Dr. David Morgenstern. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 1/2019, S. 13
  4. Stadtarchiv Fürth, Fach 158alt/ 57
  5. Paul Rieß: Chronik der Stadt Fürth von 1911
  6. Johannes Alles: Grüner Baum: Das Innenleben wird komplett verändert. In: Fürther Nachrichten vom 21. Januar 2017
  7. Öffentliche Bekanntmachung eines Baugenehmigungsbescheids gemäß BayBO, Amtliche Mitteilungen der Stadt Fürth vom 8. November 2017
  8. 8,0 8,1 8,2 Dr. Hartmut G. Streng: "Vorfahren: Fronmüller - Löhe" - online
  9. Vetter'scher Grund-Riß des Fleckens Fürth von 1717
  10. Kirchenbucharchiv Dentlein am Forst von 1733 - online
  11. Auszug der neuesten Weltgeschichte : auf das Jahr .... 1745 = Jg. 5 ## No. 061, 1745 - online
  12. "Die dem Georg Friedrich Schuler, Wirth zum grünen Baum in Fürth, und dessen Frau Sibilla, früher war verwitwete Löhe, ...", Laufzeit: 1770 - 1791, Signatur: StArchiv-N, Rep. 74 a1 Rst. Nürnberg: Landalmosenamt, Akten, Nr. 764
  13. Fürther Anzeiger vom 28. Februar 1797
  14. Einwohnerbuch von 1799
  15. 15,0 15,1 Adressbuch von 1807
  16. 16,0 16,1 Adressbuch von 1819
  17. 17,0 17,1 Adressbuch von 1836
  18. Adressbuch von 1846 sowie Fürther Tagblatt vom 29. Oktober 1839, 22. Dez. 1843, 30. Okt. 1844, 4. Okt. 1845, 29. Sep. 1848 und 22. April 1854
  19. Fürther Tagblatt vom 23. Apri 1854
  20. Fronmüllerchronik, 1887, S. 355
  21. Adressbuch von 1891
  22. Adressbuch von 1846

»Zeitverschiebung«[Bearbeiten]

Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen zwei deckungsgleich übereinandergelegten Fotos aus verschiedenen Epochen gewechselt werden:



  • Foto alt: historische Aufnahme von 1932
  • Foto neu: Aufnahme von 2017 (Foto und Anpassung: Robert Söllner)

Bilder[Bearbeiten]