Löwen-Apotheke: Unterschied zwischen den Versionen
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung |
LadyJ (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(4 dazwischenliegende Versionen von einem anderen Benutzer werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 14: | Zeile 14: | ||
==Geschichte der Löwen-Apotheke== | ==Geschichte der Löwen-Apotheke== | ||
===Die jüdische Löwenapotheke=== | ===Die jüdische Löwenapotheke=== | ||
Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen bis in Jahr [[1640]] zurück, als eine epidemische Krankheit im Fürther Gebiet wütete. Zweimal täglich wurde daraufhin in der [[Kirche St. Michael]] Gottesdienst gehalten und sogar ein allgemeiner Buß- und Bettag angeordnet.<ref>siehe [[Chronik der Stadt Fürth 1887 (Buch)|Fronmüllerchronik]], 1887, S. 97</ref> Infolge der Krankheit ließ sich der jüdische Arzt Jehuda Löb/Löw (vermutlich „Levi") ben Benjamin in der [[Hofmark Fürth]] nieder.<ref>August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149 | Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen bis in Jahr [[1640]] zurück, als eine epidemische Krankheit im Fürther Gebiet wütete. Zweimal täglich wurde daraufhin in der [[Kirche St. Michael]] Gottesdienst gehalten und sogar ein allgemeiner Buß- und Bettag angeordnet.<ref>siehe [[Chronik der Stadt Fürth 1887 (Buch)|Fronmüllerchronik]], 1887, S. 97</ref> Infolge der Krankheit ließ sich der jüdische Arzt Jehuda Löb/Löw (vermutlich „Levi") ben Benjamin in der [[Hofmark Fürth]] nieder.<ref>August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149 - [http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]</ref> Löb/Löw wohnte auf dem [[Schulhof]], konnte aber auf [[Bistum Bamberg|bambergischem Hoheitsgebiet]] das Haus [[Amt für Soziales, Wohnen und Seniorenangelegenheiten|Königsplatz 2]] (seit 1993 Standort des [[Amt für Soziales, Wohnen und Seniorenangelegenheiten|Sozialrathauses]]) von Salomon Fromm erwerben, der ihm damit eine Starthilfe geben wollte.<ref>Barbara Ohm [[Geschichte der Juden in Fürth (Buch) (Ohm)|Geschichte der Juden in Fürth]], 2014, S. 37. Ohm zitiert dabei Friedrich Marx: [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)| Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart]], 1887, S. 77, sowie Claus Giersch, Robert Giersch, Eva Fritz: Königsplatz 5, Fürth – Typo-Skript 1997, S. 14</ref> Dort errichtete er eine Apotheke, was die ''Jalousie'' (Eifersucht) der Ärzte in- und außerhalb Nürnbergs erweckte. Wegen dieser Streitigkeiten ließ er sich Löb/Löw [[1662]] vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Manageta (Mannagetta) examinieren. Nach bestandener Prüfung erhielt er einen kaiserlichen Freibrief von [[wikipedia: Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]], Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben.<ref>August Jegel: „Kampf um die Fürther Judenapotheke“ in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 151 - [http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.] Löb/Löw braute auch ein Magenwasser zusammen, indem er Branntwein mit verschiedenen Wurzeln auskocht: Alant, Baldrian und Schwalbenwurz. Hiervon soll Löb/Löw ganze Eimer in Regensburg bei den Herren des Reichstages abgesetzt haben, weil sie ''in ihrem Wohlleben offenbar ein solches nötig hatten.''</ref> Außerdem wurde er vom römisch-deutschen Kaiser sowie dem [[wikipedia:Kurmainz|Kurfürsten von Mainz]] mit allerlei Privilegien ausgestattet, z. B. mit dem Recht im ganzen Heiligen Römischen Reich leibzollfrei zu reisen und seine ärztliche Kunst ausüben zu dürfen.<ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 171, Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online]</ref> | ||
Als sein Sohn Wolf Löb/Löw die Apotheke übernahm und auch dessen ärztliche Kenntnisse gerühmt wurden, machte auch diesem die Nürnberger Konkurrenz Schwierigkeiten. Wolf schlug den Weg seines Vaters ein und ließ sich vom Stadtphysikus Dr. Georg Sigmund Batz aus Neustadt/Aisch examinieren, von dem er ein vorzügliches Zeugnis erhielt.<ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172, Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online]</ref> Damit lief die Anfeindung der Nürnberger Ärzte ins Leere. | Als sein Sohn Wolf Löb/Löw die Apotheke übernahm und auch dessen ärztliche Kenntnisse gerühmt wurden, machte auch diesem die Nürnberger Konkurrenz Schwierigkeiten. Wolf schlug den Weg seines Vaters ein und ließ sich vom Stadtphysikus Dr. Georg Sigmund Batz aus Neustadt/Aisch examinieren, von dem er ein vorzügliches Zeugnis erhielt.<ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172, Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online]</ref> Damit lief die Anfeindung der Nürnberger Ärzte ins Leere. | ||
Zwischen 1670 und 1696 geriet die Apotheke der Löbs/Löws mehrfach zwischen die Fronten der während der [[Dreiherrschaft]] andauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Ansbacher]] Landesherren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "''mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg"<ref name="Urkundbuch-227">"Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ...''" , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274 - [http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN812965841&PHYSID=PHYS_0647&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin]</ref> erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst „''am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft.''"<ref>August Jegel: "''Kampf um die Fürther Judenapotheke''", Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 152 - | Zwischen 1670 und 1696 geriet die Apotheke der Löbs/Löws mehrfach zwischen die Fronten der während der [[Dreiherrschaft]] andauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Ansbacher]] Landesherren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "''mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg"<ref name="Urkundbuch-227">"Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ...''" , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274 - [http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN812965841&PHYSID=PHYS_0647&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin]</ref> erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst „''am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft.''"<ref>August Jegel: "''Kampf um die Fürther Judenapotheke''", Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 152 - [http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]</ref> | ||
Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit.<ref name="Urkundbuch-227"/> | Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit.<ref name="Urkundbuch-227"/> | ||
1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt."<ref>August Jegel: "''Kampf um die Fürther Judenapotheke''" | 1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt."<ref>August Jegel: "''Kampf um die Fürther Judenapotheke''", Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 154 - [http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.] Siegfried Hänle beschreibt Oppermann dagegen als christlichen Apotheker, dessen Apotheke aber nicht so gut lief, weshalb einer der Löw-Brüder (evtl. Moses/Moises/Moyses) überlegte, sie zu kaufen. Siehe: Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172, Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online]</ref> | ||
1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712. | 1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712. | ||
Zeile 63: | Zeile 63: | ||
* bis 1904: [[Friedrich Fleischauer|Johann Konrad Friedrich Fleischauer]], Apotheker in Fürth (1841 - 1918)<ref>Nürnberg-Fürther Industrie-Almanach, Nürnberg, 1870, S. 213 - [http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10483690-6 online-Digitalsiat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref><ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/734, Bescheid vom 7. Mai 1904</ref> | * bis 1904: [[Friedrich Fleischauer|Johann Konrad Friedrich Fleischauer]], Apotheker in Fürth (1841 - 1918)<ref>Nürnberg-Fürther Industrie-Almanach, Nürnberg, 1870, S. 213 - [http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10483690-6 online-Digitalsiat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref><ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/734, Bescheid vom 7. Mai 1904</ref> | ||
* bis 1941: [[Friedrich Jakob August Fleischauer]], Apotheker in Fürth (1869 – 1948) | * bis 1941: [[Friedrich Jakob August Fleischauer]], Apotheker in Fürth (1869 – 1948) | ||
* 1941: übernahm Kurt Schauwecker die Löwen-Apotheke von der Familie Fleischauer<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/735, Löwenapotheke, Genehmigung vom 19. Juni 1941 des Verkaufsvertrags durch den Regierungspräsidenten und Betriebsbewilligung vom 16. Januar 1942 durch das Staatsministerium des Innern</ref>, welche die historische Apotheke über fünf Generationen im Besitz hatte. Das endgültige Aus kam am [[15. Juli]] [[1974]]. Es folgte ein Leerstand für weitere vier Jahre.<ref>fn: Alte Apotheke schließt. | * 1941: übernahm Kurt Schauwecker die Löwen-Apotheke von der Familie Fleischauer<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/735, Löwenapotheke, Genehmigung vom 19. Juni 1941 des Verkaufsvertrags durch den Regierungspräsidenten und Betriebsbewilligung vom 16. Januar 1942 durch das Staatsministerium des Innern</ref>, welche die historische Apotheke über fünf Generationen im Besitz hatte. Das endgültige Aus kam am [[15. Juli]] [[1974]]. Es folgte ein Leerstand für weitere vier Jahre.<ref name="FN-1974">fn: Alte Apotheke schließt. Fürther Nachrichten vom 13./14. Juli 1974</ref> | ||
Im Rahmen der [[Flächensanierung|Altstadtsanierung]] und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die [[Fürther Nachrichten]] berichten am [[13. Juli]] [[1974]], dass "''mit schwerem Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab.''"<ref | Im Rahmen der [[Flächensanierung|Altstadtsanierung]] und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die [[Fürther Nachrichten]] berichten am [[13. Juli]] [[1974]], dass "''mit schwerem Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab.''"<ref name="FN-1974"/> | ||
Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "''langsamen Ausblutens der Altstadt''", so die Fürther Nachrichten. Aus dem ehemaligen Wohngebiet [[Gänsberg]], für das die Löwen-Apotheke früher "''erstes Haus am Platze war''", sind durch die [[Flächensanierung]] ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxen geschlossen hatten. Obwohl die damalige Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fiel das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen bzw. die Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" [[1974]] verkauft.<ref | Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "''langsamen Ausblutens der Altstadt''", so die Fürther Nachrichten. Aus dem ehemaligen Wohngebiet [[Gänsberg]], für das die Löwen-Apotheke früher "''erstes Haus am Platze war''", sind durch die [[Flächensanierung]] ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxen geschlossen hatten. Obwohl die damalige Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fiel das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen bzw. die Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" [[1974]] verkauft.<ref name="FN-1974"/> Von dem alten Gebäude blieb lediglich die Fassade übrig, die zur Verbreiterung der unteren Königstraße um ca. zwei Meter zurückversetzt wurde. Der restliche Baukörper wurde [[1978]] vollends abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. | ||
=== Frühere Adressen=== | === Frühere Adressen=== | ||
Zeile 77: | Zeile 77: | ||
[[Datei:Möbel-Auktion, Nagel Stuttgart, 23 c.jpg|250px|right|Biedermeiermobiliar aus Löwenapotheke]] | [[Datei:Möbel-Auktion, Nagel Stuttgart, 23 c.jpg|250px|right|Biedermeiermobiliar aus Löwenapotheke]] | ||
[[Datei:Möbel-Auktion, Nagel Stuttgart, 23. Septmeber 2011 b.jpg|250px|right|Biedermeiermobiliar aus Löwenapotheke]] | [[Datei:Möbel-Auktion, Nagel Stuttgart, 23. Septmeber 2011 b.jpg|250px|right|Biedermeiermobiliar aus Löwenapotheke]] | ||
Im Jahr [[2011]] tauchte im [https://nagelauktionen.de/index.php| Auktionshaus Nagel] in Stuttgart Biedermeier-Mobilar aus der ehemaligen Löwenapotheke, bzw. der Familie Fleischauer, auf. Die Möbel stammen von [[Friedrich Jakob Fleischauer]] und dürften mutmaßlich ein Geschenk seiner Eltern anlässlich der Hochzeit mit Sofie, Elisabeth, Maria, Betty, geb. Meier im Jahr [[1840]] gewesen sein. Bei dem Mobiliar handelte es sich um einen verspiegelten Vitrinenschrank von [[1839]], signiert von [[Johann Hieronymus Haas]] und 13 | Im Jahr [[2011]] tauchte im [https://nagelauktionen.de/index.php| Auktionshaus Nagel] in Stuttgart Biedermeier-Mobilar aus der ehemaligen Löwenapotheke, bzw. der Familie Fleischauer, auf. Die Möbel stammen von [[Friedrich Jakob Fleischauer]] und dürften mutmaßlich ein Geschenk seiner Eltern anlässlich der Hochzeit mit Sofie, Elisabeth, Maria, Betty, geb. Meier im Jahr [[1840]] gewesen sein. Bei dem Mobiliar handelte es sich um einen verspiegelten Vitrinenschrank von [[1839]], signiert von [[Johann Hieronymus Haas]] und 13 weitere Möbelstücke (Sekretär, Eckschrank, Tisch, sechs Ochsenkopf-Stühle, Kommode, Halbschränkchen, etc.). Das Ensemble stand bis Anfang [[2011]] im [https://www.rothenburgmuseum.de/| Reichsstadtmuseum Rothenburg] und wurde im Rahmen der Auktion bei Nagel am 5./6. Oktober 2011 für Taxen zwischen 100 € und 8000 € versteigert. | ||
Die Signatur bei dem verspiegelten Vitrinenschrank stammt von [[Johann Hieronymus Haas]]. Der Stil dieser Schreinerarbeiten lässt sich im [[wikipedia:Biedermeier#Architektur und Möbel|Spätbiedermeier]] einreihen. Vielleicht hat sich Johann Hieronymus Haas Anregungen aus dem Vorlagenwerk von [[wikipedia:Carl Alexander Heideloff|Carl A. Heideloff]] geholt, einem der wichtigsten Architekten des frühen Historismus in Süddeutschland mit dem sein Bruder [[Johann Paul Haas|Johann Paul]] häufig zusammenarbeitete. Die neugotischen Formen, die Haas zum Beispiel in die bogenförmig ausgeschnittene Tischzarge (siehe Abbildung) einfließen ließ, hat er womöglich dort gesehen. | Die Signatur bei dem verspiegelten Vitrinenschrank stammt von [[Johann Hieronymus Haas]]. Der Stil dieser Schreinerarbeiten lässt sich im [[wikipedia:Biedermeier#Architektur und Möbel|Spätbiedermeier]] einreihen. Vielleicht hat sich Johann Hieronymus Haas Anregungen aus dem Vorlagenwerk von [[wikipedia:Carl Alexander Heideloff|Carl A. Heideloff]] geholt, einem der wichtigsten Architekten des frühen Historismus in Süddeutschland mit dem sein Bruder [[Johann Paul Haas|Johann Paul]] häufig zusammenarbeitete. Die neugotischen Formen, die Haas zum Beispiel in die bogenförmig ausgeschnittene Tischzarge (siehe Abbildung) einfließen ließ, hat er womöglich dort gesehen. | ||
Zeile 83: | Zeile 83: | ||
Haas kannte die neuen Strömungen sehr wohl, denn er behielt die bekannten Möbeltypen bei. Er ergänzte sie aber, wie es Mode war, durch Schmuckformen, die die Proportionen sprengten und die einheitliche Flächenwirkung, auf die die Möbel bislang vornehmlich abzielten, so gut wie ganz aufhoben. | Haas kannte die neuen Strömungen sehr wohl, denn er behielt die bekannten Möbeltypen bei. Er ergänzte sie aber, wie es Mode war, durch Schmuckformen, die die Proportionen sprengten und die einheitliche Flächenwirkung, auf die die Möbel bislang vornehmlich abzielten, so gut wie ganz aufhoben. | ||
In dem Nachlass befanden sich noch weitere Schriftstücke und Urkunden - gewissermaßen ein "Fleischauer-Konvolut". Darunter war auch eine Nachlassregelung und ein Inventarium der Witwe des [[Nicolaus Christoph Fleischauer]] ''welches die verwittibte Gerichtsschopfin SOPHIA CHARLOTTA FLEISCHAUERIN dahier über das, mit ihrem seelig verlebten Ehegatten, dem gewesenen Bambergisch-Dompropsteilichen Herrn Gerichtsschöpfen und Apothecker NICOLAUS CHRISTOPH FLEISCHAUER hieselbst, gemeinschaftlich belesene Vermögen bey ihrer vorhabenden anderweiten Verehelichung von Bambergisch Dompropsten und Obervormundschaftlichen Amtes wegen hat errichten lassen. So geschehen Fürth Juli 1791.'' <ref>siehe "Nachlass Löwen-Apotheke in Fürth" in Sammlung B zu "Löwenapotheke, Königstraße 38"</ref> | In dem Nachlass befanden sich noch weitere Schriftstücke und Urkunden - gewissermaßen ein "Fleischauer-Konvolut". Darunter war auch eine Nachlassregelung und ein Inventarium der Witwe des [[Nicolaus Christoph Fleischauer]], ''welches die verwittibte Gerichtsschopfin SOPHIA CHARLOTTA FLEISCHAUERIN dahier über das, mit ihrem seelig verlebten Ehegatten, dem gewesenen Bambergisch-Dompropsteilichen Herrn Gerichtsschöpfen und Apothecker NICOLAUS CHRISTOPH FLEISCHAUER hieselbst, gemeinschaftlich belesene Vermögen bey ihrer vorhabenden anderweiten Verehelichung von Bambergisch Dompropsten und Obervormundschaftlichen Amtes wegen hat errichten lassen. So geschehen Fürth Juli 1791.''<ref>siehe "Nachlass Löwen-Apotheke in Fürth" in Sammlung B zu "Löwenapotheke, Königstraße 38"</ref> | ||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
Zeile 106: | Zeile 106: | ||
[[Kategorie:Unternehmen (ehemals)]] | [[Kategorie:Unternehmen (ehemals)]] | ||
[[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]] | [[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]] | ||
[[Kategorie:Fiorda]] | [[Kategorie:Fiorda]]Apotheken | ||
[[Kategorie:Apotheken]] |
Aktuelle Version vom 22. November 2024, 19:58 Uhr
Detail aus Vetterplan Fürth, 1717; A = Apotheke des Jehuda Löw Ben Benjamin und Wolf Löw |
- Gebäude
- Apotheke des Löb/Löw
- Straße / Hausnr.
- Königsplatz 2
- Objekt
- sog. "Löwen-Apotheke"
- Geokoordinate
- 49° 28' 46.92" N, 10° 59' 7.85" E, 49° 28' 47.03" N, 10° 59' 7.82" E
- Gebäude besteht
- Ja
- Denkmalstatus besteht
- Nein
Die Löwen-Apotheke war die älteste Apotheke in Fürth und befand sich über 250 Jahre lang in der späteren Königstraße 38. Im Rahmen der Gänsbergsanierung wurde das Gebäude bis auf die Fassade zur Königstraße vollständig abgerissen und nur zum Teil wieder aufgebaut.
Geschichte der Löwen-Apotheke
Die jüdische Löwenapotheke
Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen bis in Jahr 1640 zurück, als eine epidemische Krankheit im Fürther Gebiet wütete. Zweimal täglich wurde daraufhin in der Kirche St. Michael Gottesdienst gehalten und sogar ein allgemeiner Buß- und Bettag angeordnet.[1] Infolge der Krankheit ließ sich der jüdische Arzt Jehuda Löb/Löw (vermutlich „Levi") ben Benjamin in der Hofmark Fürth nieder.[2] Löb/Löw wohnte auf dem Schulhof, konnte aber auf bambergischem Hoheitsgebiet das Haus Königsplatz 2 (seit 1993 Standort des Sozialrathauses) von Salomon Fromm erwerben, der ihm damit eine Starthilfe geben wollte.[3] Dort errichtete er eine Apotheke, was die Jalousie (Eifersucht) der Ärzte in- und außerhalb Nürnbergs erweckte. Wegen dieser Streitigkeiten ließ er sich Löb/Löw 1662 vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Manageta (Mannagetta) examinieren. Nach bestandener Prüfung erhielt er einen kaiserlichen Freibrief von Kaiser Leopold I., Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben.[4] Außerdem wurde er vom römisch-deutschen Kaiser sowie dem Kurfürsten von Mainz mit allerlei Privilegien ausgestattet, z. B. mit dem Recht im ganzen Heiligen Römischen Reich leibzollfrei zu reisen und seine ärztliche Kunst ausüben zu dürfen.[5]
Als sein Sohn Wolf Löb/Löw die Apotheke übernahm und auch dessen ärztliche Kenntnisse gerühmt wurden, machte auch diesem die Nürnberger Konkurrenz Schwierigkeiten. Wolf schlug den Weg seines Vaters ein und ließ sich vom Stadtphysikus Dr. Georg Sigmund Batz aus Neustadt/Aisch examinieren, von dem er ein vorzügliches Zeugnis erhielt.[6] Damit lief die Anfeindung der Nürnberger Ärzte ins Leere.
Zwischen 1670 und 1696 geriet die Apotheke der Löbs/Löws mehrfach zwischen die Fronten der während der Dreiherrschaft andauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und Ansbacher Landesherren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg"[7] erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst „am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft."[8]
Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit.[7]
1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt."[9]
1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712.
Auf dem Vetterplan von 1717 ist bei Königsplatz 2 unter der Nummer „21 dompröpstische Neue Häuser“ vermerkt: Wolf Löwens Erben Judenapotheck. Lange dürfte sie allerdings nicht mehr bestanden haben.
Der Bruder Moses (Moises)[10] hatte die im Vetterplan von 1717 unter der Nummer „176 dompröpstische Neue Häuser“ vermerkte: Moyses Löw Juden Apotheck.[11] Diese Apotheke trug den Namen "Mohrenapotheke"[12] und wurde nach dem Tode Moyses Löw von dessen Sohn Moyses Samuel (und seinem Stiefvater Joseph Engel) weiter betrieben.
Namensherkunft
Dass Löb/Löw und seine Söhne für die Apotheke schon das Tier „Löwe“ nutzten, wie manchmal angenommen wird, ist eher unwahrscheinlich.[13] In der hebräischen Bibel ist der Löwe das Symboltier für Juda und nicht für Levi.[14] Vermutlich handelte es sich hier ursprünglich um einen Genitiv – die Apotheke des Löb/Löw - was dann im deutschen Sprachgebrauch zum Löwen und der ‘‘Löwenapotheke‘‘ mutierte mit nun gänzlich anderer Bedeutung.
- Gebäude
- Löwen-Apotheke
- Straße / Hausnr.
- Königstraße 38
- Objekt
- Löwen-Apotheke
- Baujahr
- 1640
- Geokoordinate
- 49° 28' 46.92" N, 10° 59' 7.85" E, 49° 28' 47.03" N, 10° 59' 7.82" E
- Gebäude besteht
- Nein
- Denkmalstatus besteht
- Nein
Die christliche Löwenapotheke
Die Apotheke Löbs/Löws existierte nach Wolf Löbs/Löws Übersiedlung nach Prag offensichtlich nicht mehr lange. Zwischen 1720 und 1728/29 erfolgt die „Wiederöffnung“ (bzw Neueröffnung) der Löwen-Apotheke – jetzt in der Königstraße 38. Die christliche Löwen-Apotheke war somit, abgesehen von der 1714 gegründeten Mohren-Apotheke,[15] eine der ältesten Apotheken der Stadt Fürth, die im Jahre 1814 noch ganze fünf Apotheken in ihren Mauern beherbergte. Ob allerdings schon zu Beginn der Name „Löwen-Apotheke“ bestand, oder erst im Laufe der Zeit von einer der Fleischauer-Generationen verwendet wurde, ist nicht gesichert. Zumindest wurde auf den guten Ruf der ehemaligen Apotheke Löws rekurriert.
Nach 1690 war das Haus Königstraße 38 erstmals mit Löw Salomon (1713), einem Sohn des reichen Parnoß Salomon Schneior, in jüdischem Besitz.[16] Er ließ vermutlich die Mikwe bald nach dem Hauserwerb einrichten.[17] Dieser Fund in Kombination mit einer Namensgleichheit von „Löw“ mag dafür ursächlich sein, dass hie und da die alte Judenapotheke von Löw an dieser Stelle der Königstraße vermutet wurde. 1717 gehörte das Haus Mendel Bendit,[18] daraufhin dem „Schuzverwanthe Judt Seeligmann Benedict“ [19]. Von diesem scheint Johann Hofmann das Haus erworben und seine Apotheke dort eingerichtet zu haben[20] und damit an die Erinnerung an eine gut beleumundete Einrichtung anzuknüpfen. Eine Erlaubnis für das Ausüben des Apothekerhandwerks scheint ab 1728[21] bzw. 1729[22] erfolgt zu sein.
Im Rahmen eines Gesuchs um die amtliche Feststellung eines Realrechts zum Betrieb der Löwenapotheke wird aus Visitationsprotokollen zitiert - diese "... enthalten a) im Protokoll vom 18. September 1810 den Vermerk: Löwen-Apotheke: ist der gegenwärtige Besitzer dieser Apotheke Herr Christian Georg Kühnlein, welcher ein besonderes Privilegium des damaligen Domprobsten Marquard zu Bamberg d. d. Bamberg d. 12. Januar 1729 zu Händen hat b) im Protokoll vom 9. September 1812 den Satz: Löwen-Apotheke: besitzt gegenwärtig diese Apotheke eigentümlich Johann Conr. Fleischauer 28 Jahre alt, welcher sich dermalen noch auf der Universität zu Erlangen befindet. Diese Officin ist mit einem besonderen Privilegum des Domprobsten Marquard zu Bamberg versehen und die Original-Urkunde, welche unterm 12. Januar 1729 ausgefertigt worden, befindet sich in den Händen des Eigentümers ..."[23]
- 1777: Die Hofmann-Witwe heiratete am 7. Februar 1777 den Nicolaus Christoph Fleischauer. Infolge ergab sich daraus die Apothekerdynastie der Fleischauers, die über fünf Generationen währen sollte.[24]
- 1791: Die Nicolaus-Christoph-Fleischauer-Witwe heiratet am 2. August 1791 den Provisor Christian Georg Kühnlein, der für die Apotheke 5000 fl. eingebracht haben soll[25], bis der damals 7-jährige Sohn herangewachsen war und
- 1812 die Apotheke von seinem Stiefvater Gg. Chr. Kühnlein[26] für 2000 fl. übernahm
- um 1819 Johann Conrad Fleischauer[27]
- 1828 bis mind. 1836: Joh. Conrad Fleischauers Witwe[28][29]
- 1846: Friedrich Jakob Fleischauer[30][31][32]
- bis 1867: Friedrich Jakob Fleischauer[33]
- bis 1904: Johann Konrad Friedrich Fleischauer, Apotheker in Fürth (1841 - 1918)[34][35]
- bis 1941: Friedrich Jakob August Fleischauer, Apotheker in Fürth (1869 – 1948)
- 1941: übernahm Kurt Schauwecker die Löwen-Apotheke von der Familie Fleischauer[36], welche die historische Apotheke über fünf Generationen im Besitz hatte. Das endgültige Aus kam am 15. Juli 1974. Es folgte ein Leerstand für weitere vier Jahre.[37]
Im Rahmen der Altstadtsanierung und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die Fürther Nachrichten berichten am 13. Juli 1974, dass "mit schwerem Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab."[37]
Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "langsamen Ausblutens der Altstadt", so die Fürther Nachrichten. Aus dem ehemaligen Wohngebiet Gänsberg, für das die Löwen-Apotheke früher "erstes Haus am Platze war", sind durch die Flächensanierung ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxen geschlossen hatten. Obwohl die damalige Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fiel das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen bzw. die Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" 1974 verkauft.[37] Von dem alten Gebäude blieb lediglich die Fassade übrig, die zur Verbreiterung der unteren Königstraße um ca. zwei Meter zurückversetzt wurde. Der restliche Baukörper wurde 1978 vollends abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Frühere Adressen
- 1807: "In der untern Frankfurterstrasse" Haus-Nr. 5[38]
- 1819: "In der untern Frankfurther Straße" Haus-Nr. 5[39]
- 1846: "Königsstraße" Nr. 19[40]
Mobiliar aus der Löwenapotheke
Im Jahr 2011 tauchte im Auktionshaus Nagel in Stuttgart Biedermeier-Mobilar aus der ehemaligen Löwenapotheke, bzw. der Familie Fleischauer, auf. Die Möbel stammen von Friedrich Jakob Fleischauer und dürften mutmaßlich ein Geschenk seiner Eltern anlässlich der Hochzeit mit Sofie, Elisabeth, Maria, Betty, geb. Meier im Jahr 1840 gewesen sein. Bei dem Mobiliar handelte es sich um einen verspiegelten Vitrinenschrank von 1839, signiert von Johann Hieronymus Haas und 13 weitere Möbelstücke (Sekretär, Eckschrank, Tisch, sechs Ochsenkopf-Stühle, Kommode, Halbschränkchen, etc.). Das Ensemble stand bis Anfang 2011 im Reichsstadtmuseum Rothenburg und wurde im Rahmen der Auktion bei Nagel am 5./6. Oktober 2011 für Taxen zwischen 100 € und 8000 € versteigert.
Die Signatur bei dem verspiegelten Vitrinenschrank stammt von Johann Hieronymus Haas. Der Stil dieser Schreinerarbeiten lässt sich im Spätbiedermeier einreihen. Vielleicht hat sich Johann Hieronymus Haas Anregungen aus dem Vorlagenwerk von Carl A. Heideloff geholt, einem der wichtigsten Architekten des frühen Historismus in Süddeutschland mit dem sein Bruder Johann Paul häufig zusammenarbeitete. Die neugotischen Formen, die Haas zum Beispiel in die bogenförmig ausgeschnittene Tischzarge (siehe Abbildung) einfließen ließ, hat er womöglich dort gesehen.
Haas kannte die neuen Strömungen sehr wohl, denn er behielt die bekannten Möbeltypen bei. Er ergänzte sie aber, wie es Mode war, durch Schmuckformen, die die Proportionen sprengten und die einheitliche Flächenwirkung, auf die die Möbel bislang vornehmlich abzielten, so gut wie ganz aufhoben.
In dem Nachlass befanden sich noch weitere Schriftstücke und Urkunden - gewissermaßen ein "Fleischauer-Konvolut". Darunter war auch eine Nachlassregelung und ein Inventarium der Witwe des Nicolaus Christoph Fleischauer, welches die verwittibte Gerichtsschopfin SOPHIA CHARLOTTA FLEISCHAUERIN dahier über das, mit ihrem seelig verlebten Ehegatten, dem gewesenen Bambergisch-Dompropsteilichen Herrn Gerichtsschöpfen und Apothecker NICOLAUS CHRISTOPH FLEISCHAUER hieselbst, gemeinschaftlich belesene Vermögen bey ihrer vorhabenden anderweiten Verehelichung von Bambergisch Dompropsten und Obervormundschaftlichen Amtes wegen hat errichten lassen. So geschehen Fürth Juli 1791.[41]
Siehe auch
- Dreiherrschaft
- Vetterplan (von 1717)
- Königstraße 36; Königstraße 38
- Fleischauer
- Fürther Jubiläumsmeile - Tafel Nr. 4
- Flächensanierung
- Verschwundene Dinge
- Mohren-Apotheke
- Stern-Apotheke
Einzelnachweise
- ↑ siehe Fronmüllerchronik, 1887, S. 97
- ↑ August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149 - Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.
- ↑ Barbara Ohm Geschichte der Juden in Fürth, 2014, S. 37. Ohm zitiert dabei Friedrich Marx: Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart, 1887, S. 77, sowie Claus Giersch, Robert Giersch, Eva Fritz: Königsplatz 5, Fürth – Typo-Skript 1997, S. 14
- ↑ August Jegel: „Kampf um die Fürther Judenapotheke“ in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 151 - Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M. Löb/Löw braute auch ein Magenwasser zusammen, indem er Branntwein mit verschiedenen Wurzeln auskocht: Alant, Baldrian und Schwalbenwurz. Hiervon soll Löb/Löw ganze Eimer in Regensburg bei den Herren des Reichstages abgesetzt haben, weil sie in ihrem Wohlleben offenbar ein solches nötig hatten.
- ↑ Siegfried Hänle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, 1867, S. 171, Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB) - online
- ↑ Siegfried Hänle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, 1867, S. 172, Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB) - online
- ↑ 7,0 7,1 "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274 - Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
- ↑ August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke", Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 152 - Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.
- ↑ August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke", Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 154 - Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M. Siegfried Hänle beschreibt Oppermann dagegen als christlichen Apotheker, dessen Apotheke aber nicht so gut lief, weshalb einer der Löw-Brüder (evtl. Moses/Moises/Moyses) überlegte, sie zu kaufen. Siehe: Siegfried Hänle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, 1867, S. 172, Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB) - online
- ↑ Seidel, J. B.: "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg ...", 1785, S. 232 - online-Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek
- ↑ Dieses Haus trug ab 1860 die Nummer Mohrenstraße 12 und stand in etwa an der Stelle, wo nach der Gänsbergrenovierung die Fahrbahn vor der heutigen Mohrenstraße 6 verläuft
- ↑ siehe Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940, zu Mohrenstraße 12
- ↑ Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z, 1968, S. 25 behauptet dies z. B. mit zitationsfreiem Hinweis
- ↑ siehe dazu den Jakobsegen für die zwölf Söhne (= zwölf Stämme Israels) Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Issachar, Dan, Gad, Ascher, Naftali, Josef und Benjamin. 1. Mose 49,1–27
- ↑ Angabe nach Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z, 1968, S. 26; allerdings ohne jeglichen Nachweis. Es handelt sich vermutlich dabei um die Neue Apotheke.
- ↑ Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik, 1940, zu Königstraße 38. Er war auch Schwiegersohn des Gabriel Fränkel und Mitunterzeichner der Stiftungsurkunde für die Gabrielschul. Der Grabstein seines Vaters wird durch einen Lebensbaum mit Löwen geziert (vgl. dazu Gisela Naomi Blume: Der alte jüdische Friedhof in Fürth, 1607 - 2007; 2007, Seite 98). Eventuell ist der Löwe damit auch als Familiensymbol beim Besitzerwerb der Königstraße 38 an das Haus gekommen.
- ↑ Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen, 1. Teil, in: Fürther Geschichtsblätter, 2/ 2011, S. 45 f. Im Rahmen der später dort stattfindenden Sanierungsarbeiten fanden die Architekten im Keller des Gebäudes eine Mikwe, die noch bis zuletzt mit Grundwasser befüllt war (siehe Fürther Nachrichten, ca. 1975
- ↑ siehe Vetterplan unter der Nummer „159 dompröpstische Neue Häuser“
- ↑ Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik, 1940, zu Königstraße 38
- ↑ Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik „Alt-Fürth“, 1940, zu Königstraße 38. In der ehemaligen Apotheke gab es eine Holzwandeinrichtung zum Aufbewahren der Arzneien. Über der Mitte einer Türe befanden sich die zwei Jahreszahlen "1720" und "1894". Erstere könnte auf die Errichtung der Apotheke, bzw. des Hauses hindeuten.
- ↑ Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik „Alt-Fürth“, 1940, zu Königstraße 38
- ↑ vgl. dazu die Aufstellung der Urkundenrückseite Johann Christoff Fleischhauer, bzw. Nicolaus Christoph Fleischauer.
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/733, Realrecht der Löwenapotheke, Erklärung des Rechtsanwalts Dr. Fritz Berolzheimer zum Königlichen Amtsgericht Fürth vom 15. Juli 1895 in Sachen des Apothekers Friedrich Fleischauer in Fürth, Constatierung eines Realrechts betr.
- ↑ Urkunde … und Fronmüllerchronik, 1887, S. 176
- ↑ Gottlieb Wunschel: Die Fürther Häuserchronik „Alt-Fürth“, 1940, zu Königstraße 38
- ↑ siehe auch Adressbuch von 1807
- ↑ Adressbuch von 1819
- ↑ "Adreßbuch der Kaufleute & Fabrikanten von ganz Deutschland...", 1828, S. 136 online
- ↑ Adressbuch von 1836
- ↑ Adressbuch von 1846
- ↑ Adressbuch von 1854
- ↑ genannt "der alte Fleischauer", siehe Dr. Emil Stark: "Aus den Lebenserinnerungen des ersten Fürther Stadtarztes Dr. Johann Emil Friedrich Stark", Fürther Heimatblätter 1968, 2/3, S. 25
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/734, Gesuch des Apothekers Friedrich Fleischauer um die Erlaubnis zum Betrieb der realen Apothekergerechtsame auf dem Anwesen Königsstrasse Nr. 38 (Löwenapotheke), Bescheid der Regierung von Mittelfranken, Kammer des Innern, vom 7. Mai 1904
- ↑ Nürnberg-Fürther Industrie-Almanach, Nürnberg, 1870, S. 213 - online-Digitalsiat der Bayerischen Staatsbibliothek
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/734, Bescheid vom 7. Mai 1904
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 5/735, Löwenapotheke, Genehmigung vom 19. Juni 1941 des Verkaufsvertrags durch den Regierungspräsidenten und Betriebsbewilligung vom 16. Januar 1942 durch das Staatsministerium des Innern
- ↑ 37,0 37,1 37,2 fn: Alte Apotheke schließt. Fürther Nachrichten vom 13./14. Juli 1974
- ↑ Adressbuch von 1807
- ↑ Adressbuch von 1819
- ↑ Adressbuch von 1846
- ↑ siehe "Nachlass Löwen-Apotheke in Fürth" in Sammlung B zu "Löwenapotheke, Königstraße 38"
Bilder
Die ehem. Löwenapotheke - Tafel der Fürther Jubiläumsmeile, 2007
Detail aus der Urkundenrückseite Johann Christoff Fleischhauer, bzw. Nicolaus Christoph Fleischauer
Apotheken